Döllersheim

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Döllersheim (Einzelsiedlung)
Ortschaft
Katastralgemeinde Döllersheim
Döllersheim (Österreich)
Basisdaten
Pol. Bezirk, Bundesland Zwettl (ZT), Niederösterreich
Gerichtsbezirk Zwettl
Pol. Gemeinde Pölla
Koordinaten 48° 37′ 13″ N, 15° 18′ 33″ OKoordinaten: 48° 37′ 13″ N, 15° 18′ 33″ Of1
f3f0
Einwohner der Ortschaft 0 (1. Jän. 2022)
Gebäudestand 2 (2001)
Fläche d. KG 5,48 km²
Statistische Kennzeichnung
Ortschaftskennziffer 01311
Katastralgemeinde-Nummer 24010
Zählsprengel/ -bezirk Döllersheim (32520 005)
Bild
Ansicht von Döllersheim, spätestens 1911
Quelle: STAT: Ortsverzeichnis; BEV: GEONAM; NÖGIS
0

Ruine der Volksschule von Döllersheim

Döllersheim ist seit dem 1. Jänner 1964 eine Katastralgemeinde von Pölla in Niederösterreich[1] mit einer Grundfläche von 548,06 Hektar.[2] Um den Truppenübungsplatz Döllersheim anlegen zu können, wurden ab 1938 die Bewohner ausgesiedelt.

Geschichte

Die haufendorfähnliche Straßensiedlung Döllersheim lag in einem Kessel am Fuße des Donabergs und bildete den Kreuzungspunkt zahlreicher Straßen.[3]

Indirekt wird Döllersheim erstmals um 1143 erwähnt, als ein Chunradus de Tolersheim auf einer Urkunde von Herzog Heinrich von Bayern als Zeuge aufscheint. Als weiterer Zeuge tritt 1272 ein Rapoto de Tolrshaim, dessen Burg vermutlich auf dem Berg neben der Pfarrkirche von Döllersheim stand, in Erscheinung. Wann Döllersheim zum Markt erhoben wurde, ist nicht bekannt.

1427 wurde Döllersheim von den Hussiten erobert und zerstört. 1620 wurde der Markt neuerlich niedergebrannt.[4]

Da die eigentliche Grabstätte von der in Strones wohnhaften Anna Maria Schicklgruber, der Großmutter Adolf Hitlers, auf dem Friedhof von Döllersheim nicht mehr eruierbar war, errichtete die Gemeinde ein viel besuchtes Ehrengrab. Der Hauptplatz von Döllersheim wurde nach dem Vater von Adolf Hitler als Alois-Hitler-Platz benannt. Im Juli 1939 wurde Adolf Hitler zum Ehrenbürger des Marktes ernannt.

Die von der Pfarre Döllersheim seit 1632 geführten Kirchenbücher für Geburten und seit 1634 für Trauungen und Todesfälle wurden nach der Aufhebung der Pfarre jener von Rastenfeld zur Aufbewahrung übergeben.[3]

Laut Adressbuch von Österreich waren im Jahr 1938 in der Marktgemeinde Döllersheim ein Arzt, ein Tierarzt, ein Taxiunternehmer, zwei Bäcker, zwei Elektrotechniker, zwei Fleischer, ein Friseur, vier Gastwirte, sechs Gemischtwarenhändler, zwei Hafner, eine Hebamme, zwei Landesproduktehändler, zwei Marktfahrer, ein Maurermeister, ein Mehlhändler, zwei Sattler, zwei Schlosser, drei Schmiede, zwei Schneider und drei Schneiderinnen, vier Schuster, drei Schweinehändler, ein Sodawassererzeuger, zwei Tischler, ein Uhrmacher, ein Viehhändler, zwei Wagner, ein Zahntechniker und mehrere Landwirte ansässig.[5] Um den Truppenübungsplatz Döllersheim errichten zu können, war die Aussiedlung der Bevölkerung bis zum 1. April 1940 vorgesehen; dieser Termin wurde jedoch zweimal verschoben bis zum 31. Oktober 1941.[1] Als letzte von drei deutsch-kroatischen Divisionen wurde 1943 die 392. Infanterie-Division in Döllersheim aufgestellt.[6] Die ehemaligen Bewohner wurden mit ab Mitte 1938 Grundstücken oder Höfen außerhalb des Truppenübungspaltzes enstchädigt. Wer bei der Aussiedlung ein geringerwertiges Grundstück übernimmt, bekommt den Differenzbetrag auf ein Sperrkonto gutgeschrieben. Die Auszahlung des Entschädigungsbetrages blieb oft über das Ende des Krieges hinaus offen.[7]

Österreich war nach dem Zweiten Weltkrieg von 1945 bis 1955 von Streitkräften der Alliierten besetzt und der in der Sowjetischen Zone liegende Truppenübungsplatz wurde einige Jahre lang von der Roten Armee benutzt. Daher konnte Rückstellungsanträgen an das Kreisgericht Krems nicht stattgegeben werden. Erst in den 1990er-Jahren wurden die letzten Ausgesiedelten den Differenzbetrag, um den der Wert ihrer neuen Höfe den der alten unterboten hat, ausbezahlt.

Seit 1981 befinden sich die ehemalige Pfarrkirche von Döllersheim, der Friedhof und das Spital nicht mehr im militärischen Sperrgebiet und können besucht werden.[8] Die Kirche erhielt am 13. September 1986 durch Bischof Franz Žak die einfache kirchliche Weihe. Sie steht wieder unter dem Patrozinium der Apostel Petrus und Paulus, erhielt jedoch den Namen Friedenskirche.[1]

Bauwerke

Friedenskirche Döllersheim

Als bemerkenswerte Bauwerke des früher eigenständigen Marktes Döllersheim werden von der Österreichischen Kunsttopographie die Pfarrkirche zu den heiligen Petrus und Paulus, das Bürgerspital und der 1903 abgebrochene und als Schotter für den Straßenbau verwendete Galgen genannt. Ebenfalls erwähnt wird ein kapellenartiger Bildstock am westlichen Ortseingang mit einer polychromierten Statue Johannes Nepomuks. Die Gemeinde hatte sich 1735 zur Errichtung und Erhaltung dieser Darstellung des Heiligen im Bezirk Zwettl verpflichtet.[4]

Literatur

  • Paul Buberl: Die Denkmale des politischen Bezirkes Zwettl in Niederösterreich (ohne Stift Zwettl). Teil 1: Gerichtsbezirk Allentsteig (= Österreichische Kunsttopographie. Bd. 8, 1). In Kommission bei Anton Schroll & Co, Wien 1911.
  • Johannes Müllner: Die entweihte Heimat. 2. Auflage. Verein Information Waldviertel, Allentsteig 1998, ISBN 3-9500294-0-0.
  • Margot Schindler: Wegmüssen. Die Entsiedlung des Raumes Döllersheim (Niederösterreich) 1938–1942. Volkskundliche Aspekte (= Veröffentlichungen des Österreichischen Museums für Volkskunde 23). Österreichisches Museum für Volkskunde, Wien 1988, ISBN 3-900359-38-5.
  • Ernst Werner Techow: Die alte Heimat. Beschreibung des Waldviertels um Döllersheim. Herausgegeben von der Deutschen Ansiedlungsgesellschaft Berlin. Sudetendeutsche Verlags- und Druckerei-G.m.b.H., Eger 1942.

Weblinks

Commons: Döllersheim – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c Müllner: Die entweihte Heimat.
  2. Statistik Austria: Ortsverzeichnis Niederösterreich 2001.
  3. a b Techow: Die alte Heimat.
  4. a b Buberl: Österreichische Kunsttopographie.
  5. Adressbuch von Österreich für Industrie, Handel, Gewerbe und Landwirtschaft, Herold Vereinigte Anzeigen-Gesellschaft, 12. Ausgabe, Wien 1938 PDF, Seite 224
  6. Peter Broucek (Hrsg.): Ein General im Zwielicht. Die Erinnerungen Edmund Glaises von Horstenau. Bd. 3: Deutscher Bevollmächtigter General in Kroatien und Zeuge des Untergangs des „Tausendjährigen Reiches“ (= Veröffentlichungen der Kommission für Neuere Geschichte Österreichs. Bd. 76). Böhlau, Wien u. a. 1988, ISBN 3-205-08749-6, S. 235, 348–349.
  7. Der Ort, den Hitler verschwinden ließ. Abgerufen am 31. August 2022 (österreichisches Deutsch).
  8. Friedenskirche in Döllersheim.