DB Station&Service

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DB Station&Service AG

Rechtsform Aktiengesellschaft
Gründung 1. Januar 1999
Sitz Berlin, Deutschland Deutschland
Leitung Bernd Koch (Vorsitzender), Heike Fölster, Jeannette Winter, Ralf Thieme[1]
Mitarbeiterzahl 6.525
Umsatz 1,258 Mrd. €
Branche Verkehrsinfrastruktur
Website www.bahnhof.de
Stand: 31. Dezember 2020

Die DB Station&Service AG ist die Betreibergesellschaft der Verkehrsstationen am Streckennetz der DB Netz AG. Sie ist eine Tochterfirma der Deutschen Bahn und bildet als solche das Geschäftsfeld Personenbahnhöfe innerhalb des Vorstandsressorts Infrastruktur und Dienstleistungen. Geschäftszweck der DB Station&Service ist der Betrieb und die Wartung der Bahnhöfe und Haltepunkte. Das Unternehmen verwaltet die rund 5400 Verkehrsstationen im Bereich der Deutschen Bahn.[2]

Geschichte

DB Pluspunkt in Millingen (b Rees)
DB ServiceStore in Gröbenzell

Die DB Station&Service AG ging zum 1. Januar 1999 im Rahmen der zweiten Stufe der Bahnreform aus dem Unternehmensbereich Personenbahnhöfe der Deutschen Bahn AG hervor.[3]

In den letzten Jahren wurden zahlreiche Stationen modernisiert. Dies betraf besonders die großen Bahnhöfe; sie wurden mit umfangreichen Einkaufsmöglichkeiten ausgestattet. Seit einigen Jahren investiert die DB Station&Service AG – nach eigenen Angaben – auch verstärkt in die über 4000 kleineren und mittleren Bahnhöfe und Haltepunkte. Das tatsächliche Engagement für kleinere Bahnhöfe wird in der Öffentlichkeit sowie von zahlreichen Kommunalpolitikern stark kritisiert. Einen ersten Versuch stellte das genormte Konzept der DB Pluspunkte dar, nach dem je nach Verkehrsumfang die Station mit zusätzlichen Baukastenkomponenten ausgestattet werden konnte. Wegen des hohen Kostenaufwandes der Herstellung des Baukastensystems, der geringen Kundenakzeptanz und der vielfach schon bestehenden Infrastruktur wurde dies wieder aufgegeben. 2001 hat die DB Station&Service AG einheitliche Qualitätsstandards für Stationen definiert und ein Programm zu deren Umsetzung im Bestand gestartet. Die Bahnhöfe und Haltepunkte sind in sieben Bahnhofskategorien eingeteilt.

2003 startete die DB Station&Service AG zusammen mit der DB Fernverkehr AG das Programm RIS (Reisendeninformationssystem) zur Verbesserung der Unterrichtung unterwegs. Dabei soll über den normalen Betrieb umfassend informiert und insbesondere schnell auf Betriebsstörungen und Ausweichmöglichkeiten hingewiesen werden. Zur Verbesserung von Service, Sicherheit und Sauberkeit führte die DB Station&Service AG die 3-S-Zentralen ein: Eine ständig besetzte Stelle, die sich um die Koordination dieser Aufgaben kümmert.

Die Gesamtlänge der 3125 Bahnsteigüberdachungen liegt bei 239,3 km.[4]

Bis Ende 2008 waren nach Angaben des Unternehmens zwei Drittel der Bahnhöfe barrierefrei und 1830 mit Blindenleitstreifen ausgestattet worden.[5] Im Rahmen des Konjunkturpaketes der Bundesregierung sollte die Deutsche Bahn 300 Millionen Euro erhalten, um bis 2011 damit 2 050 kleine und mittlere Bahnhöfe zu modernisieren. 1 747 sollen in diesem Zusammenhang Fahrgastinformationssysteme erhalten, 575 eine „generelle Ertüchtigung“ (Erhöhung von Bahnsteigen, Sanierung von Bodenbelägen, „Beseitigung entbehrlicher Anlagen“). 217 erhalten einen geeigneteren Wetterschutz, 312 bessere Beleuchtung sowie 83 optimierte Zuwegungen. In 30 Städten werden darüber hinaus die Empfangsgebäude grundsaniert.[6]

Die DB Station&Service AG verbraucht jährlich etwa 380 GWh elektrischer Energie, wovon etwa 60 % für die Beleuchtung und 40 % bei den Bahnsteigen genutzt wird.[7]

Große Bahnhofsprojekte sind in Stuttgart und München vorgesehen.[8] Im Rahmen einer Stationsoffensive sollen neue Stationen in Bayern, Baden-Württemberg, Brandenburg, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen entstehen.[8] Mit dem im Dezember 2015 vorgestellten Programm Zukunft Bahn plant der DB-Konzern, bis 2025 350 derartige Stationen zu bauen.[9]

Im Januar 2014 eröffnete die DB Station&Service mit Berlin Südkreuz ihre erste Fernbushaltestelle.[10] Im September 2015 wurde in Göttingen die sechste Fernbushaltestelle des Unternehmens in Betrieb genommen.[11]

Die Deutsche Bahn kündigte Ende 2015 im Rahmen des Programms Zukunft Bahn an, dass ihre Stationen künftig ein Aushängeschild des Unternehmens sein würden. Große Bahnhöfe sollen sich bei Angebot und Komfort mit großen Flughäfen messen lassen können. Ein Teil der Bahnhöfe habe einen erheblichen Investitionsrückstand. Unter anderem sollen so genannte Basisleistungen und die Qualität in den 50 wichtigsten Fernbahnhöfen verbessert sowie wichtige S-Bahn-Tunnelbahnhöfe modernisiert werden. Ferner solle die Bahnanbindung in der Fläche im Rahmen einer Stationsoffensive verbessert werden. Die Zuverlässigkeit von Aufzügen und Fahrtreppen solle von 85 bzw. 89 % in Ballungszentren auf über 97 % in Ballungszentren gesteigert werden.[12]

Geschäftsentwicklung

Im Geschäftsjahr 2014 erwirtschaftete das Unternehmen ein Ergebnis von 188 Millionen Euro, bei einem Umsatz von 1,155 Milliarden Euro.[13] Nach Unternehmensangaben entfallen 30 % des Umsatzes auf die Vermietung von Ladenflächen, 70 % auf Stationshalte; beim Ergebnis ist das Verhältnis umgekehrt.[8]

An den 5383 Bahnhöfen wurden 145,4 Millionen Stationshalte gezählt. Das Unternehmen beschäftigte zum Jahresende 4855 Mitarbeiter.[13] Rund 17.000 Mieter haben 1,1 Millionen Quadratmeter Verkaufsflächen in Bahnhöfen der Deutschen Bahn gemietet (Stand: September 2011).[14] Die am stärksten vertretene Branche ist dabei der Bahnhofsbuchhandel.[15]

Laut Unternehmensangaben fahren an 20 % der Bahnhöfe 80 % der Fahrgäste. 40 % der Bahnhöfe in Ostdeutschland werden von weniger als 100 Reisenden am Tag genutzt.[8]

Verkauf von Empfangsgebäuden

An etwa 3000 Bahnhöfe und Haltepunkte sind Empfangsgebäude angeschlossen; davon wurden zwischen 2000 und 2008 rund 1400 an Kommunen, private Investoren und Kapitalinvestoren verkauft.[2] Ende 2004 war vorgesehen, alle bis auf „betriebsnotwendige“ Empfangsgebäude – an mittleren und großen Stationen – zu verkaufen.[16] Zwischen 2000 und Anfang 2013 waren rund 1800 Empfangsgebäude verkauft worden. Die Deutsche Bahn betrieb im Jahr 2010 noch 1600 Empfangsgebäude selbst.[17]

Rund 500 Gebäude wurden im Jahr 2000 verkauft.[2] Mitte 2001 verkaufte das Unternehmen ein Paket von 1 000 Bahnhofsgebäuden (überwiegend in den neuen Bundesländern) an die Wiesbadener Immobiliengesellschaft Bar.[18] Ende 2007 erwarb ein Konsortium der Unternehmen Procom Invest (Hamburg) und Patron Capital Ltd (London) ein Paket von 493 Empfangsgebäuden.[17][2] Bei diesem Paket hatte sich die Käuferin verpflichtet, binnen 5 Jahren insgesamt 15 Millionen Euro zu investieren.[17]

Etwa 600 bis 800 Empfangsgebäude sollen als so genanntes Kernportfolio im Eigentum der Bahn bleiben; der Rest soll ebenfalls verkauft werden (Stand 2008).[2] Das Unternehmen sucht (Stand: März 2011) einen Investor für rund 900 Stationsgebäude.[19] Nach eigenen Angaben von Mitte 2014 sollen rund 2436 Bahnhofsgebäude, deren Betrieb sich für die Deutsche Bahn nicht mehr rechnet, in den kommenden Jahren verkauft werden.[20]

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Impressum. DB Station & Service, abgerufen am 22. Oktober 2021.
  2. a b c d e Neue Chancen für alte Empfangsgebäude. In: DB Welt. Ausgabe März 2008, S. 11.
  3. Meldung Zweite Stufe der Bahnreform. In: Eisenbahn-Revue International. Ausgabe 1/2, 1998, ISSN 1421-2811, S. 2.
  4. Meldung Zahl des Monats. In: DB Welt. Ausgabe März 2008, S. 10.
  5. Meldung Service für Gehörlöse in Düsseldorf. In: mobil. November 2008, S. 65.
  6. Chance statt Krise. In: mobil. Juni 2009, S. 42–46.
  7. Wussten Sie schon? (PDF; 2,13 MB) (Nicht mehr online verfügbar.) In: StationsAnzeiger, Ausgabe 14. DB Station&Service AG, August 2015, S. 5, archiviert vom Original am 31. Januar 2016; abgerufen am 31. Januar 2016.
  8. a b c d Kerstin Schwenn: Unser Bahnhof soll schöner werden. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 15. Juni 2015, S. 19 (faz.net).
  9. Für mehr Qualität, Kunden und Erfolg. In: DB Welt. Nr. 1, 2016, S. 1.
  10. Südkreuz – seit Januar 2014 mit Fernbushaltestelle. S-Bahn Berlin GmbH, 15. Juli 2014, abgerufen am 4. Februar 2016.
  11. RB Nord: Neue Fernbusstation in Göttingen eingeweiht. (PDF) (Nicht mehr online verfügbar.) In: StationsAnzeiger, Ausgabe 15. Dezember 2015, S. 7, archiviert vom Original am 4. Februar 2016; abgerufen am 4. Februar 2016.
  12. DB AG (Hrsg.): Zukunft Bahn – Gemeinsam für mehr Qualität, mehr Kunden, mehr Erfolg. Berlin 2015, S. 30, 31 (deutschebahn.com (Memento vom 1. Januar 2016 im Internet Archive) [PDF] Herbst). Zukunft Bahn – Gemeinsam für mehr Qualität, mehr Kunden, mehr Erfolg (Memento vom 1. Januar 2016 im Internet Archive)
  13. a b DB Station&Service AG (Hrsg.): DB Station & Service AG Geschäftsbericht 2014. Berlin 2015, S. (Mantelinnenseite) (deutschebahn.com (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive) [PDF]). DB Station & Service AG Geschäftsbericht 2014 (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive)
  14. Das macht die Deutsche Bahn für Sie – jeden Tag!. In: mobil. September 2011, S. 38 f.
  15. Zukunft bewegen – Menschen verbinden. (PDF; 10,5 MB) Deutsche Bahn AG, 1. Oktober 2010, S. 89, archiviert vom Original am 24. Dezember 2013; abgerufen am 27. November 2015.
  16. Klaus Ott: Bahn schiebt und streicht 141 Projekte. In: Süddeutsche Zeitung. Nr. 296, 20. Dezember 2004, S. 24.
  17. a b c Deutscher Bundestag (Hrsg.): Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der Abgeordneten Martin Burkert, Sören Bartol, Gerold Reichenbach, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD – Drucksache 17/12912 – Verkauf, Zustand und Instandhaltung der Bahnhofsgebäude der Deutschen Bahn AG (PDF; 114 kB). Drucksache 17/13008 vom 9. April 2013, S. 1 f.
  18. Kurznachrichten. In: Eisenbahn-Kurier. Nr. 345, Juni 2001, ISSN 0170-5288, S. 9.
  19. Deutsche-Bahn-Chef Rüdiger Grube forciert den Verkauf von Bahnhöfen.. In: Wirtschaftswoche, 18. März 2011.
  20. „Drei, Zwei, Eins – Meins“. In: DB Welt. Nr. 6, 2014, S. 5.