Daniel Ernst Jablonski

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Daniel Ernst Jablonski. Stich von Johann Jacob Haid nach Friedrich Wilhelm Weidemann
Daniel Ernst Jablonski. Kupferstich von Johann Georg Wolffgang (1662–1744) nach Friedrich Wilhelm Weidemann

Daniel Ernst Jablonski (* 20. November 1660 in Nassenhuben bei Danzig; † 25. Mai 1741 in Berlin) war ein böhmisch-polnisch-deutscher Theologe, Hofprediger in Berlin, Senior (Bischof) des polnischen Zweiges der Brüder-Unität sowie Mitbegründer der späteren Preußischen Akademie der Wissenschaften, die auf Gottfried Wilhelm Leibniz zurückgeht.

Herkunft

Sein Vater war Peter Figulus-Jablonský (1617–1670). Er war Protestant und musste Böhmen nach einem Edikt von Ferdinand II. im Jahr 1627 verlassen. Er kam nach Lissa und wurde 1654 Prediger der Gräfin Dorothea Sibylla von Dönhoff. Seine Mutter war Elisabeth Comenius (nach 1628 – nach 1670) eine Tochter des Johann Amos Comenius. Sein Bruder Johann Theodor Jablonski (1654–1731) war bis 1725 ständiger Sekretär der Preußischen Akademie der Wissenschaften und Herausgeber des Allgemeinen Lexikons der Künste und Wissenschaften.

Leben und Werk

Jablonski besuchte das Gymnasium in Polnisch-Lissa und studierte 1677–1678 Theologie in Frankfurt (Oder). 1679 war er vorübergehend Lehrer an einer Schule des Fürsten Radziwiłł im litauischen Birsen. Zwischen 1680 und 1683 studierte er in Oxford und wurde im Anschluss Feldprediger. 1686 wurde er Rektor am Gymnasium in Polnisch-Lissa. 1688 heiratete er in Polnisch-Lissa Barbara Fergushill, mit der er 16 Kinder haben sollte. 1691 wechselte er als Hofprediger nach Königsberg. 1693 wurde er nach Berlin gerufen, um die Nachfolge des Hofpredigers Georg Conrad Bergius anzutreten. In Berlin widmete er sich vor allem der Gründung und Hege der Brandenburgischen Societät der Wissenschaften, Betreuung der Reformierten in Südost- und Osteuropa sowie dem Unionsversuch der beiden protestantischen Glaubensbekenntnisse. Am 11. Juni 1713 wurde Jablonski zum Fellow of the Royal Society gewählt. 1718 wurde er ins lutherische Konsistorium berufen. 1728 wurde er Kirchenrat im Reformierten Kirchendirektorium. Jablonski galt als vorbildlicher Prediger und stand mit zahlreichen Persönlichkeiten in Korrespondenz. Darunter Gottfried Wilhelm Leibniz, August Hermann Francke, John Sharp (1643–1714, von 1691 bis 1714 Erzbischof von York) und Ezechiel Spanheim.

Zusammen mit Gottfried Wilhelm Leibniz gründete er 1700 die Brandenburgische Societät der Wissenschaften und war zeitweilig Vizepräsident sowie von 1733 bis 1741 Präsident der Societät.[1]

Familie

Er heiratete 1688 in Lissa Barbara Fergushill (1671–1723), Tochter des Alexander Fergushill († 1699), ein wegen seines Glaubens aus Schottland ausgewanderter Kaufmann. Das Paar hatte 13 Kinder, darunter:

  • Paul Ernst (1693–1757), Professor der Theologie und Philologie sowie reformierter Prediger in Frankfurt an der Oder ∞ Sophie Charlotte Bergius
  • Daniel Gottlob (* 1696), königlicher Kammerdiener
  • Friedrich Wilhelm (1706–1760), Hofprediger an der Dreifaltigkeitskirche in Berlin
  • Marie ∞ Wilhelm von Irwing, Kammergerichts-, Oberkonsistorial- und Schulrat in Berlin (Eltern von Karl Franz von Irwing)
  • Charlotte ∞ Christian Scholtz (1697–1777), Pfarrer in Züllichau, dann Hofprediger in Berlin, Sprachforscher

Ehrung

In Berlin – im heutigen Ortsteil Prenzlauer Berg – wurde 1906 die Jablonskistraße nach ihm benannt.[2]

Literatur

  • Joachim Bahlcke, Bogusław Dybaś, Hartmut Rudolph (Hrsg.): Brückenschläge. Daniel Ernst Jablonski im Europa der Frühaufklärung. Janos Stekovics, Dößel 2010, ISBN 978-3-89923-259-2. Polnische Ausgabe u.d.T.: Budowanie mostów. Daniel Ernest Jabłoński w Europie wczesnego oświecenia. Leszno 2010, ISBN 978-83-928439-5-5. Tschechische Ausgabe u.d.T.: Daniel Arnošt Jablonský. Život a dílo vnuka J. A. Komenského. Praha 2011, ISBN 978-80-86935-16-4.
  • Joachim Bahlcke, Werner Korthaase (Hrsg.): Daniel Ernst Jablonski. Religion, Wissenschaft und Poliktik um 1700 (Jabloniana. Quellen und Forschungen zur europäischen Kulturgeschichte der Frühen Neuzeit, 1). XIII. Harrassowitz, Wiesbaden 2008, ISBN 978-3-447-05793-6.
  • Joachim Bahlcke, Karl W. Schwarz (Hrsg.): Zwischen Dorpat, Pressburg und Wien. Ján Kvačala und die Anfänge der Jablonski-Forschung in Ostmitteleuropa um 1900 (Jabloniana. Quellen und Forschungen zur europäischen Kulturgeschichte der Frühen Neuzeit, 9). Harrassowitz, Wiesbaden 2018, ISBN 978-3-447-11044-0.
  • Joachim Bahlcke: Geschichtsschreibung und Minderheitenschutz. Die Unitas Fratrum im kirchengeschichtlichen Werk des polnischen Brüderseniors und preußischen Hofpredigers Daniel Ernst Jablonski (1660–1741). In: Joachim Bahlcke, Jiří Just, Martin Rothkegel (Hrsg.): Konfessionelle Geschichtsschreibung im Umfeld der Böhmischen Brüder (1500–1800). Traditionen – Akteure – Praktiken. Harrassowitz, Wiesbaden 2022 (Jabloniana; 11), ISBN 978-3-447-11709-8, S. 535–588.
  • Joachim Heubach: Jablonski, Daniel Ernst. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 2, Bautz, Hamm 1990, ISBN 3-88309-032-8, Sp. 1395–1396.
  • Hans Hohlwein: Jablonski, Daniel Ernst. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 10, Duncker & Humblot, Berlin 1974, ISBN 3-428-00191-5, S. 212 (Digitalisat).
  • Rudolf SchwarzeJablonski, Daniel Ernst. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 13, Duncker & Humblot, Leipzig 1881, S. 523–526.

Weblinks

Commons: Daniel Ernst Jablonski – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Leonhard Stroux: Die Gründung der Brandenburgischen Sozietät der Wissenschaften durch Gottfried Wilhelm Leibniz und Daniel Ernst Jablonski. In: Joachim Bahlcke, Werner Korthaase (Hrsg.): Daniel Ernst Jablonski: Religion, Wissenschaft und Politik um 1700. Harrassowitz Verlag, Berlin 2008, ISBN 978-3-447-05793-6.
  2. Jablonskistraße. In: Straßennamenlexikon des Luisenstädtischen Bildungsvereins (beim Kaupert)