Dankeskirche (Bad Nauheim)

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Dankeskirche von Nordwesten, März 2014
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Dankeskirche von Südosten, März 2014
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Dankeskirche von Südwesten, März 2014

Die Dankeskirche ist die zentrale evangelische Kirche in Bad Nauheim.

Geschichte

Für das aufstrebende Kurbad Bad Nauheim war in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts die damals genutzte barocke Wilhelmskirche des ehemaligen Dorfes Nauheim zu klein geworden. Als Ersatz wurde ab 1893 eine neue Kirche geplant, deren Errichtung ab 1897 von einem Kirchbauverein unterstützt wurde. Die Kirche sollte – nach einer längeren Diskussion über den Standort – auch nicht mehr im alten Ortskern, sondern im Kurpark errichtet werden. Sie nahm den Standort des ersten Bad Nauheimer Badehauses ein. Der Name bezieht sich auf den Dank der Bad Nauheimer für die Heilquellen. Die Einweihung erfolgte am 21. Juni 1906 unter Anwesenheit von Großherzog Ernst Ludwig von Hessen und bei Rhein und der gesamten Regierung des Großherzogtums.

Gebäude

Errichtet wurde 1903–1906 eine neugotische Hallenkirche nach einem Entwurf von Ludwig Hofmann aus dunklem Lungstein aus Basaltbrüchen in Londorf.

Der Grundriss auf einem Lateinischen Kreuz wird nach Osten von einem Chor mit Fünfachtelschluss abgeschlossen. Zwei kleinere Chorseitentürme und vor allem der dem nördlichen Querschiff vorgelagerte, mit einem spitzen Turmhelm bekrönte 70 Meter hohe Hauptturm (Vorbild könnten die Türme der Elisabethkirche in Marburg gewesen sein[1]), bestimmen das äußere Bild. Das Sockelgeschoss des Turmes ist zugleich die Überdachung einer Vorfahrt für Kutschen.

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Mittelschiff und Gewölbe
Altarraum

Der Innenraum des Kirchenschiffs wird durch ein Gewölbe geprägt, das durch Rippen gegliedert ist, und durch an drei Seiten umlaufende Emporen. Bauskulpturen, Altar und Kanzel – alle dem Historismus verpflichtet – stammen von Ludwig Gievers, der Taufstein im Chor von Constantin Starck. Die originalen Buntglasfenster sind erhalten:

Unter den drei Chorfenstern wurde ein modernes, abstraktes Kunstwerk von Tobias Kammerer aus drei Tafeln installiert, das die Themen der Chorfenster aufnimmt und sie verstärken soll.[2]

Unter der Südempore steht ein Taufstein aus dem 12. Jahrhundert, der aus der Vorgängerkirche der Gemeinde, der Wilhelmskirche hierher transloziert wurde.

Die vier Glocken stammen von der Glocken- und Kunstgießerei Rincker aus Sinn. Sie wurden 1955 in den Tönen b0, c1, d1 und f1 gegossen und sind zusammen 10.108 kg schwer.

Orgel

Die Orgel geht zurück auf ein Instrument, das 1906 von der Orgelbauwerkstatt Eberhard Friedrich Walcker erbaut wurde. Das Instrument wurde in den Jahren 1964–1965 umgebaut, nach dem Vorbild einer Callinet-Orgel in Masevaux.[3] Das Instrument hat heute 52 Register auf 3 Manualen, einem Kornett-Werk und Pedal. Die Register des schwellbaren Kornett-Werkes sind einzeln an jedes einzelne Manualwerk und an das Pedalwerk schaltbar. Vom 3. Manual aus lässt sich auch das Chorpositiv anspielen. Am 15. Oktober 2011 wurde die Rekonstruktion des historischen Fernwerks mit einem Orgelkonzert gefeiert.[4][5]

Wegen des schlechten Erhaltungszustandes des Instruments sind zurzeit (Stand: 2018) zahlreiche Register nicht spielbar. Es ist deshalb ein Orgelneubau geplant, dessen Gesamtkosten auf mehr als eine Million Euro geschätzt werden.[6]

I Hauptwerk C–g3

1. Pommer 16′
2. Prinzipal 8′
3. Rohrflöte 8′
4. Oktave 4′
5. Nachthorn 4′
6. Quinte 223
7. It. Prinzipal 2′
8. Mixtur IV–VI 113
9. Scharffzimbel III/IV 12
10. Trompete 8′
II Oberwerk C–g3
11. Prinzipal 8′
12. Gedeckt 8′
13. Quintade 8′
14. Prestant 4′
15. Gemshorn 4′
16. Oktave 2′
17. Quinte 113
18. Terz 45
19. Scharff IV 1′
20. Rankett 16′
21. Vox humana 8′
Tremulant
III Schwellwerk C–g3
22. Prinzipal 8′
23. Spitzgamba 8′
24. Schwebung (ab c0) 8′
25. Oktave 4′
26. Koppelflöte 4′
27. Nasard 223
28. Flöte 2′
29. Terz 135
30. Septime 117
31. Oktave 1′
32. None 89
33. Mixtur VII 2′
34. Bombarde 16′
35. Trompete 8′
36. Clairon 4′
Tremulant
III Chorpositiv C–g3
I. Gedeckt 8′
II. Rohrflöte 4′
III. Flageolet 2′
IV. Quinte 113
VI. Zimbel III 14

Kornett-Werk C–g4
(schwellbar)
37. Flute harm. 8′
38. Traversflöte 4′
39. Kornett III–V 8′
Pedal C–f1
40. Prinzipalbass 16′
41. Subbass 16′
42. Quintbass 1023
43. Oktavbass 8′
44. Spitzgedeckt 8′
45. Rohrgedeckt 4′
46. Nachthorn 2′
47. Basszink IV 513
48. Mixtur VI 4′
49. Kontraposaune 32′
50. Posaune 16′
51. Trompete 8′
52. Rohrschalmey 4′
  • Koppeln:
    • Normalkoppeln: II/I, III/I, III/II, I/P, II/P, III/P
    • Superoktavkoppeln: II/I, III/I, III/III, I/P, III/P
    • Suboktavkoppeln: II/I, III/I, III/III
  • Spielhilfen: vier freie, vier feste Kombinationen, 8120-fache Setzeranlage, An/Absteller Chororgel, Absteller Schwellwerk

Literatur

  • Folkhard Cremer, Tobias Michael Wolf (Bearb.): Dehio-Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Hessen II, Regierungsbezirk Darmstadt. 3. Auflage, Deutscher Kunstverlag, München 2008, S. 43.
  • Klaus Fedler: 100 Jahre Dankeskirche. Ein mühsamer Weg bis zum Werden des „Doms der Wetterau“. In: Festschrift 100 Jahre Dankeskirche in Bad Nauheim 1906–2006. Bad Nauheim 2006.

Weblinks

Commons: Dankeskirche – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, S. 46; Fedler, S. 14.
  2. Barbara Wilhelmi: Informationen zu den Bildern im Chorraum und zu dem Künstler Tobias Kammerer. Vervielfältigtes Informationsblatt. Bad Nauheim, o. J.
  3. Frank Scheffler: Die Orgel. In: Festschrift 100 Jahre Dankeskirche in Bad Nauheim 1906–2006. Bad Nauheim 2006.
  4. Nähere Informationen zur heutigen Disposition (Memento vom 9. Dezember 2003 im Internet Archive)
  5. Geheimnisvolle Klänge aus der Kirchenkuppel. In: FAZ vom 15. Oktober 2011, S. 57.
  6. Wolfram Ahlers: Mitten im Lied setzt der Ton aus. In: FAZ. 3. Februar 2018 (online).

Koordinaten: 50° 21′ 53,3″ N, 8° 44′ 29,6″ O