Darwin-Nandu

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Darwin-Nandu

Darwin-Nandu

Systematik
Klasse: Vögel (Aves)
Unterklasse: Urkiefervögel (Palaeognathae)
Ordnung: Rheiformes
Familie: Nandus (Rheidae)
Gattung: Nandus (Rhea)
Art: Darwin-Nandu
Wissenschaftlicher Name
Rhea pennata
d’Orbigny, 1834

Der Darwin-Nandu oder Kleine Nandu (Rhea pennata, Syn.: Pterocnemia pennata, Rhea darwinii Gould, 1837[1]) ist ein Laufvogel aus der Gattung der Nandus (Rhea). Er ist kleiner, seltener und weniger bekannt als der Große Nandu.

Entdeckung

Charles Darwin erfuhr im Zuge der Reise mit der HMS Beagle von Gauchos in Patagonien von der Existenz eines Laufvogels, der von den dortigen Bewohnern „Avestruz petise“ genannt wird. In Port Desire, dem heutigen Puerto Deseado, schoss und kochte die Mannschaft um Darwin ein Exemplar des Vogels, den dieser nicht als den gesuchten Nandu identifiziert hatte. Darwin fiel später der Bericht der Gauchos ein, rettete einige Teile des gekochten Vogels und schickte sie an den Ornithologen John Gould. Gould hielt den Laufvogel für eine unbekannte Art und benannte ihn nach seinem Entdecker Rhea darwinii, zu deutsch Darwin-Nandu. George Robert Gray stellte 1871 die Gattung Pterocnemia auf und ordnete dieser den Darwin-Nandu als einzige Art ein.[2] Später stellte sich heraus, dass der Zoologe Alcide Dessalines d’Orbigny den Laufvogel bereits 1834 beschrieben hatte und somit das Artepitheton des wissenschaftlichen Namens entsprechend der Erstbeschreibung in pennata geändert werden musste.[3] 2008 stellte schließlich das South American Check-list Committee (SACC) der American Ornithologists’ Union den Darwin-Nandu wieder in die Gattung Rhea.[4]

Merkmale

Der Darwin-Nandu hat ein graues oder grau-braunes Gefieder und ist mit etwa 90 cm Rückenhöhe des Männchens kleiner als der Große Nandu (Rhea americana). Sein Gewicht beträgt etwa 15 bis 25 kg. Vom Großen Nandu ist der Darwin-Nandu durch die weiße Fleckung des Rückengefieders unterschieden. Diese ist beim Hahn ausgeprägter als bei der Henne, bei Jungvögeln fehlt sie ganz.

Verbreitung und Lebensraum

Verbreitungsgebiet
R. pennata garleppi (hellgrün)
R. pennata pennata (dunkelgrün)
R. pennata tarapacensis (gelb)

Es gibt zwei geographisch voneinander getrennte Verbreitungsgebiete: Das größere umfasst den Süden Argentiniens und Chiles, also die Landschaft Patagonien und die südlichen Anden. Ein weiteres Vorkommen des Darwin-Nandus gibt es weiter nördlich in den Hochanden im Grenzgebiet von Bolivien und Chile.

Obwohl sich das Verbreitungsgebiet des Darwin-Nandus mit dem des Großen Nandus überschneidet, bevorzugen beide Arten in der Regel unterschiedliche Habitate. Der Darwin-Nandu toleriert Strauch- und Buschland, in dem die große Art nicht vorkommt. Er lebt auch auf den Hochebenen der Anden in Höhen von 3500 bis 4500 m. In Patagonien kommt er bis in die kalt-gemäßigten Zonen an der Südspitze vor. Auch auf Feuerland kommt er vor, wurde hier allerdings 1936 durch den Menschen eingeführt.

Lebensweise

Ei des Darwin-Nandus, Sammlung Museum Wiesbaden

In vielerlei Hinsicht unterscheidet sich der Darwin-Nandu wenig vom großen Nandu. Die Lebensweise beider Arten ist daher ausführlich im Artikel Nandus beschrieben. In Anpassung an strauchbestandene Habitate läuft der Darwin-Nandu mit horizontal vorgestrecktem Hals und angelegten Flügeln, um nicht durch die Vegetation behindert zu werden.

Unterarten

Neben der Nominatform (Rhea pennata pennata)[5] gibt es geographisch von dieser getrennt zwei weitere Unterarten in den mittleren Anden der Grenzregionen Perus, Boliviens, Argentiniens und Chiles:

  • Rhea pennata tarapacensis (Chubb, C, 1913)[6]
  • Rhea pennata garleppi (Chubb, C, 1913)[6]

Diese beiden Unterarten bilden nach Ansicht mancher Fachleute eine eigene Art, die als Puna-Nandu (Rhea tarapacensis) bezeichnet wird. Sie sind mehr grau als braun gefärbt und haben eine weniger ausgeprägte Beschuppung der Läufe als die Nominatform.

Literatur

  • Charles Chubb: Mr. Charles Chubb exhibited and described examples of two new forms of Rhea from Tarapaca and Bolivia and remarked. In: Bulletin of the British Ornithologists' Club. Band 33, Nr. 193, 1913, S. 79–81 (biodiversitylibrary.org).
  • Edward Clive Dickinson: A study of d’Orbigny’s “Voyage dans l’Amerique Meridionale” I. The contents of the parts of the volumes on natural history. In: Zoological Bibliography. Band 5, Nr. 1, 31. Januar 2017, S. 403–404 (avespress.com [PDF; 4,5 MB]).
  • Edward Clive Dickinson: Conflicting options for the first available use of the name Rhea pennata dʹOrbigny and the date to be used. In: Zoological Bibliography. Band 5, Nr. 9, 8. März 2019, S. 403–404 (avespress.com [PDF; 557 kB]).
  • John Gould: On a New Rhea (Rhea Darwinii) from Mr. Darwin's Collection. In: Proceedings of the Zoological Society of London. Band 5, 1837, S. 35–36 (biodiversitylibrary.org).
  • Josep del Hoyo et al.: Handbook of the Birds of the World. (= Ostrich to Ducks. Band 1). Lynx Edicions, Bellaterra (Barcelona) 1992, ISBN 84-87334-10-5.
  • Alcide Dessalines d’Orbigny: Voyage dans l'Amérique méridionale (le Brésil, la république orientale de l'Uruguay, la République argentine, la Patagonie, la république du Chili, la république de Bolivia, la république du Pérou), exécuté pendant les années 1826, 1827, 1828, 1829, 1830, 1831, 1832, et 1833 (= Partie Historique. Band 2). Chez P. Bertrand, Éditeur, Chez V.e Levrault, Paris, Straßburg 1837 (biodiversitylibrary.org – 1837–1843).

Weblinks

Commons: Darwin-Nandu – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. John Gould, S. 35.
  2. George Robert Gray, British Museum (Natural History). Department of Geology. [Birds]. - British Museum (Natural History). Department of Zoology. [Birds]: Hand-list of genera and species of birds : distinguishing those contained in the British Museum. Band 3: Struthiones, Grallae, and Anseres with indices of generic and specific names. Order of the Trustees, London 1871, S. 2 (Digitalisat).
  3. Jürgen Neffe: Darwin – Das Abenteuer des Lebens. 2008, S. 125.
  4. Proposal (#348) to South American Classification Committee Incluir Pterocnemia dentro de Rhea (Memento vom 20. September 2008 im Internet Archive)
  5. Alcide Dessalines d’Orbigny, S. 67.
  6. a b Charles Chubb, S. 79.