Das Sängerpaar
Das Sängerpaar (Marianne von Werefkin) |
Das Sängerpaar |
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Marianne von Werefkin, um 1908 |
Gouache |
66 × 50 cm |
Privatbesitz |
Das Sängerpaar ist der Titel einer Papierarbeit, die die russische Künstlerin Marianne von Werefkin malte. Das Werk gehört zum Bestand einer Privatsammlung.[1]
Technik, Maße und Datierung
Bei der Darstellung handelt es sich um eine Gouache auf Malpapier, 66 × 50 cm im Hochformat. Die vorausgegangene weißgehöhte Tuschzeichnung befindet sich in der Fondazione Marianne Werefkin in Ascona in dem Skizzenbuch g/16. Sie ist beschriftet von fremder Hand: „Ich bin der Musensohn.“
Ikonografie
Als Karikatur stellte Werefkin eine Situation in einem privaten Musiksalon dar. Im Vordergrund agieren Jawlensky und eine unbekannte, in die Jahre gekommene Frau, als Sängerpaar. Im Hintergrund an der apsisförmigen Rückwand des Raumes sind à la Walhalla bei Donaustauf Büsten von Sängern oder Komponisten angebracht. Jawlensky ist als Sänger, mit Halbglatze, fast geschlossenen Augen und Schnurrbart dargestellt. Den Mund hat er weit geöffnet, so dass seine Zunge zu erkennen ist. Bekleidet ist er mit einem dunkelblauen, gestreiften Cutaway, weißem Hemd, Vatermörder und obligater Fliege.[2] Begleitet wird Jawlensky von einer unbekannten Sängerin. Sie hat relativ kurze, hochgesteckte blonde Haare. Ihre Augen hat sie ebenfalls niedergeschlagen. Sie singt mit schiefem Mund. Unter der Oberlippe sind ihre Zähne zu sehen. Die Sängerin trägt ein dekolltiertes hellgelbes Kleid. In den Händen hält sie ein aufgeschlagenes Liederheft, in das beide Sänger die vermeintlich geschlossenen Augen richten. Beide Personen sind perspektivisch so dargestellt, dass der Bildbetrachter gezwungen ist, in deren Nasenlöcher zu sehen.
Japaneinfluss
Rechts von dem Sängerpaar sitzt eine Frau an einem Flügel. Sie hat kurz geschnittenes rötliches Haar und trägt ein hellblaues Kleid mit kurzen Puffärmeln. Von dem Flügel ist nur die rechte Wange vor der Klaviatur zu sehen. Beide, die Pianistin und das Musikinstrument, werden vom rechten Bildrand überschnitten. Hierbei handelt es sich um einen deutlichen Hinweis auf Werefkins profunde Kenntnis der japanischen Kunst.[3]
Literatur
- Clemens Weiler: Marianne von Werefkin. Ausst. Kat.: Marianne Werefkin 1860–1938. Städtisches Museum Wiesbaden 1958, o. S., [S. 10, s./w Abb. S. 22]
- Bernd Fäthke: Marianne Werefkin. München 2001, ISBN 3-7774-9040-7
- Brigitte Roßbeck: Marianne von Werefkin, Die Russin aus dem Kreis des Blauen Reiters. München 2010.
- Bernd Fäthke: Marianne Werefkin: Clemens Weiler’s Legacy. In: Marianne Werefkin and the Women Artists in her Circle. (Tanja Malycheva und Isabel Wünsche Hrsg.), Leiden/Boston 2016 (englisch), S. 8–19, ISBN 978-9-0043-2897-6
Einzelnachweise
- ↑ Bernd Fäthke: Marianne Werefkin und ihr Einfluß auf den Blauen Reiter. In: Ausst. Kat.: Marianne Werefkin, Gemälde und Skizzen. Museum Wiesbaden 1980, S. 100, s/w-Abb. S. 72
- ↑ Claire Goll: Ich verzeihe keinem. Eine literarische Chronique scandaleuse unserer Zeit. München 1976, S. 54 f.
- ↑ Bernd Fäthke: Von Werefkins und Jawlenskys Faible für die japanische Kunst. In: Ausst. Kat.: „...die zärtlichen, geistvollen Phantasien...“, Die Maler des „Blauen Reiter“ und Japan. Schloßmuseum Murnau 2011, S. 108, Abb. 9.