Das Wunder des Schneeschuhs

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Film
Originaltitel Das Wunder des Schneeschuhs
Produktionsland Deutschland
Originalsprache Deutsch
Erscheinungsjahr 1920
Länge 66 Minuten
Stab
Regie Arnold Fanck
Deodatus Tauern
Drehbuch Arnold Fanck
Deodatus Tauern
Produktion Paul Davidson
Kamera Sepp Allgeier
Arnold Fanck
Schnitt Arnold Fanck
Besetzung
Mit Hannes Schneider, Ernst Baader, Sepp Allgeier, Bernhard Villinger und Arnold Fanck als Skikäufer

Das Wunder des Schneeschuhs ist ein deutscher Dokumentar-Stummfilm von Arnold Fanck, der hiermit im Winter 1919/20 sein Regiedebüt gab. Er kann als weltweit erster Dokumentarfilm im Spielfilmlänge gelten[1].

Handlung

Dieser für den Dokumentar-, Natur- und Bergfilm wegweisende Streifen besitzt keine Handlung im üblichen Sinne. Gezeigt werden im Rahmen einer Reihe von Skiabfahrten die Schönheit der mitteleuropäischen Gletscherwelt bis hin zu Gipfeln von nahezu 4200 Metern Höhe. Im Zentrum des Geschehens stehen die sportlichen, bisweilen regelrecht artistischen Leistungen der erfahrenen Skifahrer, die sich bei ihren Abfahrten und Sprüngen über Gletscherspalten zum Teil auch als Kameraleute betätigen. Einige wenige von ihnen blieben auch anschließend der (Berg-)Filmarbeit treu.

Produktionsnotizen

Das Wunder des Schneeschuhs wurde im Winter 1919/20 hergestellt, Drehorte waren der Feldberg, Kreuzeck bei Garmisch-Partenkirchen, im Berner Oberland (Jungfrau) und in Tirol. Die Uraufführung war im Oktober 1920 in Fancks Heimatstadt Freiburg im Breisgau. Nach dem Passieren der Filmzensur am 6. Dezember 1920 hatte Das Wunder des Schneeschuhs am 11. März 1921 seinen Massenstart in Dresden. Der fünfaktige Streifen mit einer Länge von 1822 Metern war für die Jugend freigegeben.

Rezeption und Kritiken

„Gestern Abend war ich als Vertreterin der Fachpresse von der "Berg- und Sport-Film-Gesellschaft" G.m.b.H., zu einer Uraufführung geladen worden. Ja, tatsächlich, eine Film-Ur-Aufführung in Freiburg! Entschieden ein Ereignis. – Als sich der Saal verdunkelte, und sich der erste Teil des fünfaktigen Films "Das Wunder des Schneeschuhs" auf der Leinwand abzurollen begann, offenbarte sich die Kinematographie als das, was in ihren äußersten Möglichkeiten von einigen stets unbefriedigten Mäklern und theoretischen Verbesserern von ihr verlangt wird – als eine Brücke in ferne Gefilde – als Raumverkürzerin und Ewigkeitssucherin. (…) Und ich freue mich, sagen zu können, daß mir die gestrige Uraufführung vollen Genuß, Befriedigung und Ausblick in ganz neue Gebiete erschloß. – Die dramatische Handlung? .... Gar keine. Wenn man das Drama im Menschen sucht, die in Tod und Not ausartenden seelischen Konflikte. Und doch ein Drama – ein Drama der Natur. Eine gesteigerte Bildhaftigkeit, ins Monumentale gesteigert von Akt zu Akt. Und als Staffage Menschen, deren Kühnheit und Geschicklichkeit, deren Trotz im Kampf gegen Schnee und Gletscher fieberhafte Spannung im Zuschauer erweckt. In monatelanger Arbeit, ohne Anstrengungen und Gefahren, ohne Kälte und Sonnenbrand zu scheuen, wurde dieser interessante Film geschaffen. Der technische Leiter dieser jungen, wagehalsigen Firma, Dr. Tauern … und der künstlerische Führer, der Geologe Herr Fanck, haben in ihrem Glauben an das Verständnis des Publikums ihr ganzes Vermögen in ihr "Experiment" gesteckt. Der gestrige Abend hat ihnen bewiesen, daß sie als mutige Pioniere auf die volle Anerkennung der Filmbranche rechnen dürfen. – Mit dem "Wunder des Schneeschuhs" hat Fanck die deutsche Kinematographie um einen neuen Film bereichert, nein nicht um einen neuen Film – um eine neue Filmgattung!“

Autorin Vera Bern, nach der Premiere im Oktober 1920

„In dem vor kurzem eröffneten Frankfurter Volkstheater für volksbildende Lichtspielkunst … wird zur Zeit ein Film gezeigt, der kaum seinesgleichen haben dürfte. In Bildern von seltener Schönheit enthüllt er dem Beschauer die Wunder des winterlichen Hochgebirges, die nur dem geübten Alpinisten und Skiläufer unmittelbar zugänglich sind. Doch ehe wir die kühnen Bergfahrer – es sind die besten Skiläufer Deutschlands – auf ihrer gefährlichen Wanderung begleiten, machen wir einen regelrechten Skikurs mit, in dem die dem Laien ein wenig unheimlichen Künste des Telemark- und Christianiaschwungs und vor allem des Skisprungs methodisch eingeübt werden. Man beobachtet Sprünge von 20 bis etwa 50 Metern, rasende Abfahrten, mühsame Anstiege, elegante Wendungen, und auch an Stürzen und seltsamen Beinverrenkungen fehlt es naturgemäß nicht. (…) Der Filmoperateur hält den Sonnenuntergang über wallendem Wolkenmeer fest. Nebel schieben sich unaufhörlich zwischen winterlich glänzenden Bergspitzen vor und zerteilen sich wieder … steile Firne heben sich in funkelnder Pracht vom stumpfen Himmel ab. Die Bergfahrer bahnen sich mühsam ihren Weg über den Gletscher an todbringenden Spalten vorbei und entledigen sich zuletzt noch ihrer Skier, um zu Fuß das sonst nicht anders zu erklimmende Wegstück zum Gipfel zu bewältigen.“

Siegfried Kracauer in der Frankfurter Zeitung, Nr. 438, vom 16. Juni 1921

„Der Kulturfilm führte bisher ein Schattendasein im Vorprogramm. Arnold Fanck bewies aber mit „Wunder des Schneeschuhs“ (1920), dass sogar ein Massenpublikum einen abendfüllenden Kulturfilm akzeptiert. Eine meisterlich geführte Kamera erschloß damals die Wunderwelt unnahbarer Gipfelriesen und gewann gleichzeitig durch hinreißende Bilder des scheinbar so schwerelosen Gleitens dem Skisport zahllose Anhänger.“

Heinrich Fraenkel: Unsterblicher Film. Die große Chronik von der Laterna Magica bis zum Tonfilm, S. 292, München 1956

„Gerade bei Fancks ersten beiden Skifilmen, DAS WUNDER DES SCHNEESCHUHS und seinem zweiten Teil, FUCHSJAGD AUF SKIERN DURCHS ENGADIN, ist die Rolle des Kameramanns Sepp Allgeier besonders wichtig. Allgeier war der einzig Filmerfahrene in einem Team von Amateuren – der Autodidakt Fanck kam ja von der Fotografie. Diese Filme sind am ehesten dem abstrakten Film verwandt: diagonale Teilung der Leinwand. Spuren, Kurven und Zeichen im Schnee. Jugendstil-Ornamente, kreisförmige Bildausschnitte, kleine Punkte, die am Horizont auftauchen, rasch auf die Kamera zuschießen und riesig aus dem Bild verschwinden.“

Thomas Brandlmeier in CineGraph: Arnold Fanck, Lieferung 4 vom Juli 1985

„Fancks frühe Arbeiten, die er meist in eigener Produktion herstellte, waren primär optisch faszinierende, semidokumentarische Bilderreigen, in denen der Handlungsstrang eher sekundäre Bedeutung besaß.“

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Matthis Kepser: Der Bergfilm. Typologie und didaktische Anmerkungen zu einem produktiven Filmsujet. In: Informationen zur Deutschdidaktik (ide). Nr. 1. StudienVerlag, Innsbruck, Wien, München, Bozen 2014, S. 46–60. Hier S. 47, Anm. 2.