David Lodge

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David Lodge (* 28. Januar 1935 in London) ist ein britischer Schriftsteller und Literaturwissenschaftler. Er gilt als Meister des Universitätsromans (campus novel), hat sich aber auch durch humoristische und satirische Werke über andere Sujets sowie durch literaturwissenschaftliche Sachbücher einen Namen gemacht.

Lodge war von 1960 bis 1987 Universitätsdozent für Englisch an der Universität Birmingham und lebt in dieser Stadt seither als freier Schriftsteller. Für sein Werk Changing Places erhielt Lodge im Jahr 1975 den Hawthornden-Preis.

1997 wurde er vom Französischen Kulturministerium zum Ritter des Ordre des Arts et des Lettres ernannt. Im Jahr 1998 folgte seine Ernennung zum Commander des Order of the British Empire.[1]

Werk

Seine Bücher spielen teilweise an erfundenen Orten wie „Rummidge“, das Züge von Birmingham trägt, oder in „Euphoria“, einem fiktiven Bundesstaat an der US-amerikanischen Westküste zwischen Nord- und Südkalifornien. Die „Staatsuniversität von Euphoria“ in Esseph (sprich: „S.F. “) lehnt sich an die San Francisco State University an.

Paradise News enthält eine augenzwinkernde Zivilisationskritik (am Beispiel des Lebens auf Hawaii) und eine Auseinandersetzung mit der modernen Theologie. Das Buch Thinks... kombiniert eine raffinierte Beziehungsgeschichte mit einem Überblick über den aktuellen Stand der Neurobiologie.

Mehrere von Lodges Werken handeln von der Situation von Katholiken in England, besonders nach den Änderungen durch das Zweite Vatikanische Konzil. In How Far Can You Go? geht es im doppelten Sinn darum, wie weit man gehen kann: in der körperlichen Annäherung an eine Person des anderen Geschlechts vor der Ehe, aber auch bei der Infragestellung von religiösen Sicherheiten.

The British Museum Is Falling Down (1965), sein dritter Roman, kombiniert die Geschichte eines jungen katholischen Ehepaares, das wegen des Verhütungsverbotes der katholischen Kirche in dauernder Angst vor der nächsten Schwangerschaft lebt, mit Parodien auf bekannte Schriftsteller wie James Joyce, Joseph Conrad oder Ernest Hemingway. Das Abschlusskapitel ist eine Parodie auf den Schlussmonolog von Molly Bloom (Leopold Blooms Ehefrau) im Roman Ulysses von Joyce.

Out of the Shelter handelt zu großen Teilen von einem Ferienaufenthalt, den der jugendliche Autor einst im Heidelberg der Nachkriegszeit verbrachte. Das Buch trägt autobiografische Züge, die in einem Nachwort präzisiert werden. In Therapy (1995) verarbeitet Lodge seine Erlebnisse auf dem nordspanischen Jakobsweg, die er mit seinen Leseerfahrungen im Werk von Søren Kierkegaard in eine Beziehung bringt.

Der Campusroman Thinks... (2001) erzählt die Ehebruchgeschichte eines charismatischen und hochintelligenten, im zwischenmenschlichen Bereich aber mit wenig Intuition begabten Kognitionswissenschaftlers, der – obwohl er Frau und Kinder hat – eine kurze Affäre mit einer Schriftstellerin beginnt. Sein Momentum bezieht der Roman aus dem intellektuellen Schlagabtausch zwischen den beiden Hauptfiguren und aus dem fundamentalen Gegensatz zwischen den geistigen Schulen, die sie repräsentieren. Wer sagt uns die Wahrheit: die Wissenschaft oder die Kunst?[2]

A Man of Parts (2011) stellt das Leben des englischen Autors H. G. Wells in Romanform dar. Zwei seiner Bücher (Small World, Nice Work) wurden, teilweise von ihm selbst, für das Fernsehen adaptiert. Außerdem schrieb Lodge das Drehbuch für eine sechsteilige Fernsehfassung von Charles Dickens' Martin Chuzzlewit.

Werke

Romane

  • 1960 The Picturegoers
  • 1962 Ginger, You're Barmy
  • 1965 The British Museum Is Falling Down
  • 1970 Out of the Shelter
    • Ins Freie, dt. von Renate Orth-Guttmann, Zürich: Haffmans 1993. ISBN 3-251-00229-5
  • 1975 Changing Places
    • Ortswechsel, dt. von Renate Orth-Guttmann, München: List 1986. ISBN 3-471-78037-8
  • 1980 How Far Can You Go? - US-Titel Souls and Bodies
    • Finger weg, dt. von Renate Orth-Guttmann, München: List 2003. ISBN 3-548-60365-3
  • 1984 Small World: An Academic Romance
    • Kleine Welt: eine akademische Romanze, dt. von Renate Orth-Guttmann, Zürich: Haffmans 1996. ISBN 3-251-00312-7
    • Schnitzeljagd, dt. von Renate Orth-Guttmann, München: List 1985. ISBN 3-471-78032-7
  • 1988 Nice Work
    • Saubere Arbeit, dt. von Renate Orth-Guttmann, Zürich: Haffmans 1992. ISBN 3-251-00184-1
  • 1991 Paradise News
    • Neueste Paradies-Nachrichten, dt. von Renate Orth-Guttmann, Zürich: Haffmans 1992. ISBN 3-251-00207-4
  • 1995 Therapy
    • Therapie, dt. von Renate Orth-Guttmann, Zürich: Haffmans 1995. ISBN 3-251-00297-X
  • 2001 Thinks ...
    • Denkt, dt. von Martin Ruf, Zürich: Haffmans 2001. ISBN 3-251-00495-6
  • 2004 Author, Author
    • Autor, Autor, dt. von Renate Orth-Guttmann, Frankfurt am Main: Haffmans bei Zweitausendeins 2006. ISBN 3-86150-567-3
  • 2008 Deaf Sentence
    • Wie bitte?, dt. von Renate Orth-Guttmann, München: Blessing 2009. ISBN 978-3-89667-396-1
  • 2011 A Man of Parts
    • Ein ganzer Mann, dt. von Martin Richter und Yamin von Rauch, Berlin: Haffmans & Tolkemitt 2012. ISBN 978-3-942989-22-0

Andere literarische Werke

  • 1990The Writing Game
    • Literatenspiele oder das kreative Wochenendseminar für kommende Schriftsteller, Komödie, dt. von Inge Greiffenhagen und Daniel Karasek, Zürich: Haffmans 1992. ISBN 3-251-01181-2
  • 1996 Sommergeschichten – Wintermärchen, Erzählungen, dt. von Renate Orth-Guttmann, Zürich: Haffmans 1996. ISBN 3-251-00338-0
  • 1998 The Man Who Wouldn't Get Up, and other Stories, Erzählungen
  • 1998 Home Truths
    • Wunde Punkte, Theaterstück, dt. von Bernd Eilert, Zürich: Haffmans 1999. ISBN 3-251-00429-8
  • 1999 Home Truths
    • Bittere Wahrheiten, Novelle, dt. von Bernd Eilert, Zürich: Haffmans 2000. ISBN 3-251-00465-4

Sachbücher

  • 1966 Language of Fiction: Essays in Criticism and Verbal Analysis of the English Novel
  • 1971 The Novelist at the Crossroads: And Other Essays on Fiction and Criticism
  • 1977 The Modes of Modern Writing: Metaphor, Metonymy, and the Typology of Modern Literature,
  • 1981 Working with Structuralism: Essay and Reviews on Nineteenth- and Twentieth-Century Literature
  • 1986 Write On: Occasional Essays '65-'85
  • 1990 After Bakhtin: Essays on Fiction and Criticism,
  • 1992 The Art of Fiction
    • Die Kunst des Erzählens, dt. von Daniel Ammann, Zürich: Haffmans 1993. ISBN 3-251-00237-6; München u. Zürich: Diana (Heyne), 1998. ISBN 3-453-15017-1
  • 1997 The Practice of Writing
    • Das Handwerk des Schreibens, dt. von Martin Ruf, Zürich: Haffmans 2001. ISBN 3-251-40031-2
  • 2003 Consciousness and the Novel
  • 2006 The Year of Henry James - The Story of a Novel

Literatur

  • Daniel Ammann: [1]David Lodge and the Art-and-Reality Novel. Universitätsverlag C. Winter, Heidelberg 1991. Anglistische Forschungen 216. ISBN 978-3-8253-4404-7
  • Bernard Bergonzi: David Lodge. Aus der Reihe Writers and their work. Northcote House, Plymouth 1995 ISBN 0-7463-0755-1
  • Bruce K. Martin: David Lodge. Twayne, New York 1999 ISBN 0-8057-1671-8
  • Ingrid Pfandl-Buchegger: David Lodge als Literaturkritiker, Theoretiker und Romanautor. Winter, Heidelberg 1993 ISBN 3-8253-0158-3 (zugleich Dissertation der Universität Graz, 1990/1991)
  • Norbert Schürer: David Lodge. An annotated primary and secondary bibliography. Lang, Frankfurt am Main u. a. 1995 ISBN 3-631-47849-6 (Bibliographie)

Weblinks

Einzelnachweise

  1. The Society of Authors: David Lodge. Abgerufen am 9. November 2021 (englisch).
  2. Adam Mars-Jones: It was cognition at first sight. In: The Guardian. 18. Februar 2001, abgerufen am 30. Mai 2018.