Depotfunde von Dobritz und Laubegast

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Der Depotfund von 1948; Staatliches Museum für Archäologie Chemnitz

Die Depotfunde von Dobritz und Laubegast repräsentieren eine ganze Reihe bronzezeitlicher Depotfunde im Bereich der ehemaligen Sandgrube Knobloch an der Gemarkungsgrenze der Dresdner Stadtteile Dobritz und Laubegast. Diese Grenzlage führte in der Literatur zu teilweise widersprüchlichen Ortsangaben. Innerhalb eines besiedelten Areals wurden die meisten Deponierungen in nur relativ geringen zeitlichen Abständen innerhalb der jüngeren Bronzezeit vorgenommen.[1] Teile der Depotfunde von Dobritz und Laubegast sind im Staatlichen Museum für Archäologie Chemnitz ausgestellt. Die Fundstelle lag auf einem Sandrücken in der Niederung, umflossen von einem Altarm der Elbe. Heute ist die Sandgrube wieder verfüllt und nicht mehr zugänglich.

  • Der bedeutendste Fund wurde am 9. Juli 1948 entdeckt („Depot von Dobritz“). Es handelt sich um einen Geschirrsatz aus Bronze, bestehend aus einem Eimer, einem Sieb und 14 Tassen sowie zwei Schöpfgefäßen mit abgebrochenen Henkeln, welcher in einem Keramikgefäß niedergelegt wurde.[2] Er datiert in die späte Bronzezeit, etwa 1200 bis 1050 v. Chr. (Ha A nach Reinecke) und gilt als der bisher umfangreichste bronzezeitliche Metallgefäßfund Deutschlands.[3]
  • Am 5. September 1945 fand man in einem großen eiförmigen Topf beschädigte und zerbrochene Lappenbeile, Sicheln und Gussbrocken.[4] Dieser Hortfund datiert ebenfalls in die späte Bronzezeit, 1050 bis 950 v. Chr. (Ha B1) und lag wohl schon in der Gemarkung Laubegast.[3]
  • Am 4. Mai desselben Jahres fanden sich in einer Grube ein Keramikgefäß mit acht Sicheln, vier Lappenbeilen, einem Armring, einem Fibelbügel einem Gussbrocken und vielen Bruchstücken von alledem[4] Auch dies aus der späten Bronzezeit, 1050 bis 950 v. Chr. (Ha B1) und in der Gemarkung Laubegast.[3]
  • 1938 wurde ein weiteres Depot, bestehend aus einer bronzenen Lanzenspitze, zwei Lappenbeilen, einer Sichel und einem verzierten Fußring, entdeckt.[5] Die Datierung hier: 1100 bis 950 v. Chr. (Ha A2/B1), ebenfalls noch späte Bronzezeit.[3]
  • Bereits 1897, vor Bestehen der Sandgrube, wurden 31 Bronzen in einem Keramikgefäß beim Pflügen gefunden. Es handelte sich um einen sogenannten Brucherzfund bestehend aus Lappenbeilen, Sicheln und Bruchstücken.[6] Datierung: späte Bronzezeit, 1050 bis 950 v. Chr. (Ha B1).[3]
  • Ein frühbronzezeitlicher Hortfund wurde 1938 entdeckt. Er besteht aus einem zungenförmigen Barren, einem rundstabigen Ring, zwei Bruchstücken (von Ösenhalsringen?), zwei Armspiralen und einer Dolchklinge mit vier ausgebrochenen Nietlöchern. Die Datierung zwischen 1800 und 1600 v. Chr. weist den Fund der Aunjetitzer Kultur zu.[7]

Literatur

  • Wilhelm Albert von Brunn: Mitteldeutsche Hortfunde der jüngeren Bronzezeit. De Gruyter, Berlin 1968 (2 Bde.).
  • Werner Coblenz: Reiche Bronzefunde von der Lausitzer Siedlung Dresden-Dobritz/Laubegast. In: Heinz-Joachim Vogt (Hrsg.): Archäologische Feldforschungen in Sachsen. Fünfzig Jahre Landesmuseum für Vorgeschichte Dresden. Deutscher Verlag für Wissenschaft, Berlin 1988, ISBN 3-326-00337-4.
  • Friederike Koch (Hrsg.): Bronzezeit. Die Lausitz vor 3000 Jahren. Museum der Westlausitz, Kamenz 2007, ISBN 978-3-910018-44-0.

Weblink

Einzelnachweise

  1. Roland Heynowski: Jüngere Bronzezeit. Lausitzer Kultur – Stufe der scharfkantigen, gerillten Ware, Stufe der waagerecht gerieften Ware. In: Roland Heynowsky, Robert Reiß (Red.): Atlas zur Geschichte und Landeskunde von Sachsen (Beiheft zur Karte B I 1.1–1.5 Ur- und Frühgeschichte Sachsens). Leipzig und Dresden 2010, S. 96, ISBN 978-3-89679-923-4.
  2. Werner Coblenz: Der Bronzegefäßfund von Dresden-Dobritz. In: Arbeits- und Forschungsberichte zur sächsischen Bodendenkmalpflege, Bd. 2 (1951/52), S. 135–161, ISSN 0402-7817.
  3. a b c d e Jasmin Kaiser: Verzeichnis ostsächsischer Metallhorte. In: Friederike Koch (Hrsg.): Bronzezeit. Die Lausitz vor 3000 Jahren. Museum der Westlausitz, Kamenz 2007, S. 96–106, ISBN 978-3-910018-44-0 (Katalog der gleichnamigen Ausstellung, Museum der Westlausitz, 18. Januar bis 2. September 2007).
  4. a b Werner Coblenz: Zwei neue reiche Bronzefunde von Dresden-Laubegast. In: Arbeits- und Forschungsberichte zur sächsischen Bodendenkmalpflege, Bd. 3 (1953), S. 102–118, ISSN 0402-7817.
  5. Walter Grünberg: Zwei bronzezeitliche Hortfunde auf Dresdner Flur. In: Sachsens Vorzeit. Jahrbuch für heimatliche Vor- und Frühgeschichte, Bd. 2 (1938/39), S. 133–139, ISSN 0259-7853
  6. Wilhelm A. von Brunn: Mitteldeutsche Hortfunde der jüngeren Bronzezeit, Bd. 1 (Römisch-Germanische Forschungen; Bd. 29). De Gruyter, Berlin 1968, S. 315.
  7. Wilhelm A. von Brunn: Bronzezeitliche Hortfunde, Bd. 1: Die Hortfunde der frühen Bronzezeit aus Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen. Akademie-Verlag, Berlin 1957.