Der Jäger (Tschechow)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Anton Tschechow, 1900

Der Jäger, auch Der Leibjäger sowie Ein Adonis (russisch Егерь, Jeger) ist eine Kurzgeschichte des russischen Schriftstellers Anton Tschechow, die am 18. Juli 1885 in der Tageszeitung Peterburgskaja Gaseta erschien. Zu Lebzeiten des 1904 gestorbenen Autors wurde der Text ins Ungarische, Deutsche, Polnische, Serbokroatische und Tschechische übertragen.[1]

Inhalt

Die um die 30-jährige Viehmagd Pelageja überrascht im Hochsommer den um die 40-jährigen Jäger Jegor Wlassytsch im drückend schwülen Wald. Pelageja beklagt das Fernbleiben Jegors, dieses hochgewachsenen, schmalschultrigen Mannes mit der leuchtend weißen Schirmmütze. In der Osterwoche sei er das letzte Mal kurz vorbeigekommen, habe sie geschlagen und sei wieder fortgegangen. Pelageja, die Jegor siezt, versteht das nicht. Vergeblich hat sie wochenlang auf den Hausherrn gewartet. Jegor, der Pelageja duzt und „dummes Frauenzimmer“ schimpft, gibt widerwillig knappe Antwort auf ihre Fragen. Er, der ehemalige Bauer und mittlerweile der beste Schütze im Landkreis, jage zurzeit für den gnädigen Herrn Dmitri Iwanytsch. Der Geist der Freiheit habe sich nun einmal in ihm festgesetzt und den könne sie ihm nicht austreiben.

Pelageja wirft ein, sie habe ihn vor zwölf Jahren geheiratet und warte noch immer auf die Liebe. Zu einem schmutzigen Arbeitstier in Bastschuhen ziehe es ihn nicht hin, weist er das Begehren zurück. Graf Sergej Pawlytsch habe ihn zudem seinerzeit im Suff gegen seinen Willen verehelicht. Jegor gibt seiner Frau Schuld an der Duldung des gräflichen Willküraktes. Da sie keine Leibeigene[A 1] sei, hätte sie sich gegen die Ehe mit einem Betrunkenen widersetzen können. Trotz alledem erkundigt sich Jegor nach Pelagejas Überlebensmühen in schwerer Winterzeit. Mit der Antwort kann er zufrieden sein. Der Jäger gibt seiner tüchtigen Frau einen Rubel und lässt sie stehen. Pelageja, die nicht auf einen Besuch ihres stattlichen Mannes in nächster Zeit hoffen darf, schaut ihm voller Zärtlichkeit sehnsuchtsvoll nach, bis seine leuchtend weiße Schirmmütze hinterm Gebüsch verschwunden ist.

Verfilmung

Rezeption

Dmitri Grigorowitsch bescheinigte dem 26-jährigen Nachwuchsautor in einem Brief vom 25. März 1886 „echtes Talent“. Neuere Rezensenten hingegen wollten eine gewisse Nähe zu Turgenjews 1852 erschienener Sammlung Aufzeichnungen eines Jägers bemerken.[5]

Verwendete Ausgabe

  • Gerhard Dick (Hrsg.), Wolf Düwel (Hrsg.): Anton Tschechow: Gesammelte Werke in Einzelbänden: Der Jäger. S. 342–348 in: Gerhard Dick (Hrsg.): Anton Tschechow: Vom Regen in die Traufe. Kurzgeschichten. Aus dem Russischen übersetzt von Ada Knipper und Gerhard Dick. Mit einem Vorwort von Wolf Düwel. 630 Seiten. Rütten & Loening, Berlin 1964 (1. Aufl.)[6]

Weblinks

Anmerkung

  1. Die Leibeigenschaft wurde in Russland im Spätwinter 1861 abgeschafft.

Einzelnachweise

  1. russ. Anmerkungen bei Lib.ru
  2. russ. Der Jäger
  3. russ. Michail Iwanowitsch Kononow
  4. russ. Natalja Sergejewna Bondartschuk (Tochter von Sergei Bondartschuk)
  5. russ. Kommentare bei anton-chehov.info
  6. Eintrag im WorldCat