Mainzer Kreis

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Der von 1801 bis etwa 1830 bestehende Mainzer Kreis war eine im Sprachjargon des Kulturkampfes als „ultramontan“ bezeichnete Gruppe. Nicht zuletzt durch ihr Sprachrohr Der Katholik und die spätere Bekleidung einflussreicher Ämter durch seine ehemaligen Mitglieder blieb die Strömung darüber hinaus bis weit in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts wirksam und mündete schließlich in den politischen Katholizismus ein.

Geschichte

Der Mainzer Kreis bildete sich in Mainz aus der Elsässer Gruppe um Bischof Joseph Ludwig Colmar, Andreas Räß, dem späteren Bischof von Straßburg, den Regens des Mainzer Priesterseminars, Bruno Franz Leopold Liebermann, und deren Freunde Nikolaus von Weis, später Bischof von Speyer, sowie Johannes von Geissel, den nachmaligen Kardinal-Erzbischof von Köln.

Der Zirkel der sogenannten „Liebermannianer“ war zu seiner Zeit einer der wenigen, die dezidiert katholische Anschauungen vertraten. Er verstand sich als anti-aufklärerisch, betont kirchen- und papsttreu und bekämpfte heftigst das Staatskirchentum in dem Sinne, dass der Staat quasi letztinstanzlich und aus eigenem Recht heraus selbst in die innersten Angelegenheiten der Kirche hinein – bis in den Unterricht an den Priesterseminaren und die Besetzung der Kirchenämter – Zensur ausübte bzw. eingriff.

Der Mainzer Kreis gründete als sein Sprachrohr die theologisch konservative Monatszeitschrift Der Katholik.[1] Vehement begrüßte der Mainzer Kreis die Umwälzungen des Jahres 1848 und führende seiner Vertreter gehörten zum Umfeld des Paulskirchenparlaments. Aus seinen Reihen kam auch die Anregung zu den Piusvereinen, welche, nach dem damaligen Papst Pius IX. benannt, die neu gewährten Rechte untersuchten, sie zum Nutzen der Kirche umsetzten und über deren Einhaltung wachten. Auch hierzu war Der Katholik eine der Hauptpublikationen im gesamten deutschen Sprachraum, andere, von ihm beeinflusste, folgten nach, wie etwa unter Bischof Nikolaus von Weis, 1848, Der Pilger, die älteste noch existierende katholische Zeitung Deutschlands.

Der Mainzer Kreis gewann außerhalb der intellektuellen Kreise Einfluss auf die breite Masse der Katholiken, deren Wirkung lange anhielt. Er gilt als Vorstufe zum politischen Katholizismus.

Personenkreis

Neben den schon genannten Personen gehörten zum Mainzer Kreis unter anderem:

Joseph Görres wirkte, als das Blatt 1823–1827 vor der Zensur nach Straßburg ausgewichen war, als Schriftleiter. Später, von 1827 bis 1844, verlegte Der Katholik seine Redaktion in das damals bayerische Speyer.

Literatur

  • Gustav Krüger: Der Mainzer Kreis und die katholische Bewegung. In: Preußische Jahrbücher. 148, 1912, ISSN 0934-0688, S. 395–414.
  • Georg May: Seelsorge an Mischehen in der Diözese Mainz unter Bischof Ludwig Colmar. Ein Beitrag zum Kirchenrecht und Staatskirchenrecht im Rheinland unter französischer Herrschaft. Grüner, Amsterdam 1974, ISBN 90-6032-019-0 (Kanonistische Studien und Texte 27).
  • Heidi Ortmann: Der Aufstieg des Ultramontanismus bis zum ersten vatikanischen Konzil. Grin-Verlag, München 2003, ISBN 3-638-16779-8, doi:10.3239/9783638167796.
  • Klaus Schlupp: Schule, Kirche und Staat im 19. Jahrhundert. Die katholische Volksschule im Bistum Mainz und Großherzogtum Hessen-Darmstadt 1830–1877. Osnabrück 2000 (Osnabrück, Univ., Diss.), darin ein ausführliches Kapitel über den Mainzer Kreis und die Schule.

Anmerkungen

Weblinks