Der Kaufmann mit dem Papagei
Der Kaufmann mit dem Papagei ist ein Märchen aus Tausendundeine Nacht. Es steht in Claudia Otts Übersetzung als Der Kaufmann mit dem Papagei (Nacht 14), bei Max Henning als Der Eifersüchtige und der Papagei, bei Gustav Weil als Geschichte des Ehemanns und des Papageien.
Inhalt
Der Kaufmann verreist, da lässt er einen Papagei daheim aufpassen, was seine Frau tut. So hört er von ihrer Liebschaft und straft sie. Als sie erfährt, dass es der Vogel war, der sie verriet, muss eine Dienerin eine Nacht unter dem Käfig mahlen, eine weitere von oben Wasser spritzen, eine einen Spiegel drehen. Morgens erzählt der Vogel von Gewitter und Regen. Da glaubt ihm der Mann nicht mehr und tötet ihn. Später erzählen Nachbarn ihm die Wahrheit.
Einordnung
Das Märchen erzählt der König dem Wesir in König Yunan und der Arzt Duban, seinerseits eingebettet in Der Fischer und der Dschinni.
Papageien haben im Erzählgut oft erotischen Bezug. Als Reittier des indischen Liebesgotts Kamadeva verrät er in Liebesgeschichten Geheimnisse. Im Papageienbuch hält er die Frau vom Ehebruch ab. In europäischen Märchen ist er naturgemäß selten. Doch auch bei Étienne de Bourbon entlarvt er einen flirtenden Knecht, und in einem anderen Exempel lässt die untreue Frau ihn töten.[1] Hedwig von Beit nennt den Papagei – nach C. G. Jung – ein Bild der Rätselhaftigkeit des aus dem Unbewussten redenden Geists.[2]
Nossrat Peseschkians Buchtitel Der Kaufmann und der Papagei meint nicht diese Geschichte.
Literatur
- Claudia Ott (Hrsg.): Tausendundeine Nacht. Wie alles begann. Nach der ältesten arabischen Handschrift in der Ausgabe von Muhsin Mahdi erstmals ins Deutsche übertragen und mit einem Anhang versehen von Claudia Ott. Titel der arabischen Originalausgabe: The Thousand And One Nights (Alf Layla wa-Layla). dtv, München 2017, ISBN 978-3-423-14611-1, S. 63–65 (zuerst C.H. Beck, München 2006).