Der Pavillon auf den Dünen

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Gordon Browne[1] (1913): Frontispiz der Londoner Ausgabe bei Chatto & Windus[A 1]

Der Pavillon auf den Dünen (engl. The Pavilion on the Links) ist eine Erzählung des schottischen Schriftstellers Robert Louis Stevenson, die 1879/1880 entstand und im Herbst 1880 im Cornhill Magazine[2] erschien.[3]

Ein „zivilisationsmüder Tramp[4] findet unterwegs sein Glück.

Inhalt

Der 30-jährige Schotte Frank Cassilis führt ein Vagabundenleben. Er wandert und reitet durch seine Heimat. Geldsorgen kennt der einzelgängerische Akademiker nicht.

Frank erzählt die Vorgeschichte seiner Ehe mit Clara. Das junge Mädchen begleitet ihren Vater Bernard Huddlestone. Dieser bankrotte Bankier findet im Pavillon, wie R. Northmours einsames Landhaus auf den Dünen im schottischen Graden Easter[A 2] am Nordsee-Ufer genannt wird, Unterschlupf. Hinter Mr. Huddlestone sind die Gläubiger her – Carbonari aus dem Trentino und aus Parma. Der verkrachte Bankier hat die Gelder der Herrschaften veruntreut.

Northmour, der neun Jahre vor Handlungsbeginn Franks Kommilitone gewesen war, will dem alten Huddlestone das Leben retten, verlangt jedoch als Lohn Claras Hand.

Frank, der mit Sack und Pack daherkommt, rastet in der Nähe des Pavillons. Er lernt Clara kennen und lieben. Die Liebe wird von Anfang an erwidert.

Stevenson überrascht den Leser mit einem Kunstkniff. Während des Erzählens greift Frank wenige Male vor. So spricht er bald von seiner geliebten Frau Clara, obwohl er sie erst nach dem Ende der erzählten Zeit heiratet. Die berichteten Ereignisse müssen zum Erzählzeitpunkt weit zurückliegen, denn Frank erwähnt sogar an einer Stelle mitten im Text Claras Tod. Der Leser erfährt aber nicht, wie Clara zu Tode gekommen ist.

Die beiden Huddlestones, Frank und Northmour verbarrikadieren sich im Pavillon. Nachdem die Eingeschlossenen den ersten Angriff überstanden haben, zünden die „italienischen Freiheitskämpfer“[5] den Pavillon an. Der alte Huddlestone verlässt als Erster die Festung, wird in Strandnähe erschossen und versinkt spurlos im Schwemmsand. Frank und Northmour retten Clara. Northmour überlässt dem ehemaligen gleichaltrigem Freunde und jetzigen Rivalen die Frau kampflos. Jahre später fällt Northmour unter Garibaldi in Tirol.

Rezeption

  • Arthur Conan Doyle schreibt 1907: „Noch heute halte ich den Pavillon in den Dünen für eine der bedeutendsten Kurzgeschichten der Weltliteratur.“[6]
  • Poschmann hebt den strengen novellistischen Bau der „packenden, kunstvoll gebauten Handlung“ hervor und schreibt, indem Frank Cassilis in die bewaffneten Auseinandersetzungen verwickelt werde, müsse er die selbstgewählte soziale Isolierung aufgeben, weil er seine humanistische Haltung bewahren wolle.[7]
  • Dölvers macht auf die ziemlich unwahrscheinliche Fabel (zum Beispiel Huddlestones spurloses Verschwinden im Schwemmsand) aufmerksam und bemerkt so etwas wie Klamauk (zum Beispiel das Agieren der italienischen Revolutionäre in den schottischen Dünen), lobt aber Stevensons erzählerisches Talent. Mit sicherer Hand male der Autor das „Bild einer unsicheren, angsteinflößenden Welt“[8]. Zudem entstehe im Text eine gewisse Ordnung durch die Dominanz des Psychischen.[9]
  • Wolfgang Hilbig, in den Fußstapfen Arthur Conan Doyles, hat die Erzählung geschätzt (siehe Der Brief).

Verfilmungen

in englischer Sprache

Deutschsprachige Literatur

Ausgaben

Sekundärliteratur

  • Horst Dölvers: Der Erzähler Robert Louis Stevenson. Interpretationen. Francke Verlag, Bern 1969, ohne ISBN, 200 Seiten
  • Michael Reinbold: Robert Louis Stevenson. Rowohlt, Reinbek 1995, ISBN 3-499-50488-X.

Weblinks

in englischer Sprache

Commons: The Pavilion on the Links – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikisource: The Pavilion on the Links – Quellen und Volltexte (englisch)

Anmerkungen

  1. Frank Cassilis (rechts auf der Illustration) sagt zu Northmour (links): „Das Mädchen da, wie du sie nennst, ist meine Frau.“ (Verwendete Ausgabe, S. 348, 14. Z.v.u.)
  2. Nach Wirzberger (Nachwort in der verwendeten Ausgabe, S. 387 oben) liegt der Ort der Handlung Graden Easter (außerdem sind noch folgende Topoi genannt: Graden Floe, Graden Wester, Cauldhaven und die Caulder Hills mit dem Berg Graystiel) in der Nähe von North Berwick.
  3. Verwendete Ausgabe.

Einzelnachweise

  1. engl. Gordon Browne
  2. engl. Cornhill Magazine
  3. Wirzberger, S. 386, 2. Z.v.o. sowie Reinbold S. 69–71
  4. Dölvers, S. 129, 3. Z.v.o.
  5. Dölvers, S. 117, 3. Z.v.u.
  6. Arthur Conan Doyle in Through the Magic Door zitiert bei Reinbold, S. 147, zweiter Eintrag
  7. Poschmann im Nachwort der Berliner Ausgabe anno 1965, S. 189 oben
  8. Dölvers, S. 121, 21. Z.v.o. und S. 129, 9. Z.v.o.
  9. Dölvers, S. 129, 7. Z.v.o.
  10. engl. Harry Northrup
  11. engl. The White Circle in der IMDb
  12. engl. Daniel Riordan