Der Räuberbräutigam

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Illustration von Walter Crane (1886)

Der Räuberbräutigam ist ein Märchen (ATU 955). Es steht in den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm an Stelle 40 (KHM 40).

Inhalt (ab der 2. Auflage)

Ein Müller verspricht seine Tochter einem reichen Mann. Er ist ihr aber nicht geheuer. Er besteht darauf, dass sie ihn in seinem Haus im Wald besucht. Auf ihre Ausreden erwidert er, er habe die Gäste schon eingeladen, und er werde ihr Asche auf den Weg streuen, damit sie ihn finde. Das ängstliche Mädchen folgt dem so bezeichneten Weg und streut dazu Erbsen und Linsen aus. Es erreicht das Haus abends. Drinnen ruft ihm ein Vogel zweimal zu: Kehr um, kehr um, du junge Braut, du bist in einem Mörderhaus. Im Keller ist eine alte Frau, die ihr erklärt, dass die Räuber sie zerhacken, kochen und essen wollen. Sie versteckt sie hinter einem Fass. Die Räuber kommen und bringen eine Jungfrau mit, geben ihr weißen, roten und gelben Wein, reißen ihr die Kleider ab, zerhacken sie und streuen Salz darüber. Als einer ihr einen goldenen Ring vom Finger hackt, springt dieser hinter das Fass, aber die Alte hält die Räuber mit dem Essen davon ab, dort zu suchen, und gibt ihnen einen Schlaftrunk in den Wein. Die Braut steigt vorsichtig über die Schlafenden und flieht mit der Alten. Die Asche hat der Wind weggeweht, aber die Erbsen und Linsen haben gekeimt und zeigen ihr den Weg zu ihrem Vater, dem sie alles erzählt. Auf der Hochzeit erzählt sie vor dem Bräutigam und allen Verwandten des Vaters ihre Geschichte, als wenn sie sie nur geträumt hätte, und zeigt dann den abgehackten Finger mit dem Ring. Die Gäste halten den Räuber fest. Er und die Bande werden gerichtet.

Herkunft

Illustration von Arthur Rackham, 1909

Das Märchen ist in den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm ab der 1. Auflage von 1812 enthalten. Als Quelle nennen sie in ihren Anmerkungen „zwei Erzählungen aus Niederhessen“ und erwähnen eine dritte „unvollständigere aus den Maingegenden“ (Marie Hassenpflug), wobei v. a. die Art der Wegbezeichnung variiert, weiter Karoline Stahls „die Müllerstöchter (s. unten)“, Meier Nr. 63, Pröhles „Märchen für die Jugend“ Nr. 33, dänisch Thiele „2, S. 12. 13“, ungarisch „Streit S. 45.“

Die Fassung nach Marie Hassenpflug findet sich schon in Grimms handschriftlicher Urfassung von 1810, und schon vorher hatte Clemens Brentano sich Stichworte zu einem ähnlichen Text notiert.[1]

Vergleiche

Vgl. in Giambattista Basiles Pentameron IV,6 Die drei Kronen, V,9 Die drei Zitronen. Vgl. Der goldne Rehbock und Die schöne junge Braut in Ludwig Bechsteins Deutsches Märchenbuch sowie Die hoffärtige Braut und Das goldene Ei der Ausgabe von 1845, zum Vogelvers Star und Badewännlein.

Literatur

  • Brüder Grimm: Kinder- und Hausmärchen. Mit 184 Illustrationen zeitgenössischer Künstler und einem Nachwort von Heinz Rölleke. Vollständige Ausgabe, 19. Auflage. Artemis und Winkler, Düsseldorf u. a. 2002, ISBN 3-538-06943-3, S. 239–242.
  • Brüder Grimm: Kinder- und Hausmärchen. Ausgabe letzter Hand mit den Originalanmerkungen der Brüder Grimm. Mit einem Anhang sämtlicher, nicht in allen Auflagen veröffentlichter Märchen und Herkunftsnachweisen herausgegeben von Heinz Rölleke. Band 3: Originalanmerkungen, Herkunftsnachweise, Nachwort. Durchgesehene und bibliographisch ergänzte Ausgabe. Reclam, Stuttgart 1994, ISBN 3-15-003193-1, S. 80, 459.

Adaptionen

Einzelnachweise

  1. Brüder Grimm: Kinder- und Hausmärchen. Ausgabe letzter Hand mit den Originalanmerkungen der Brüder Grimm. Mit einem Anhang sämtlicher, nicht in allen Auflagen veröffentlichter Märchen und Herkunftsnachweisen herausgegeben von Heinz Rölleke. Band 3: Originalanmerkungen, Herkunftsnachweise, Nachwort. Durchgesehene und bibliographisch ergänzte Ausgabe. Reclam, Stuttgart 1994, ISBN 3-15-003193-1, S. 459.

Weblinks

Wikisource: Der Räuberbräutigam – Quellen und Volltexte