Deutsche Fußballnationalmannschaft/Olympische Spiele
Der Artikel beinhaltet eine ausführliche Darstellung der Vertretungen des Deutschen Fußball-Bundes beim Fußballturnier der Olympischen Spiele:
Die A-Nationalmannschaft bei Olympischen Spielen
Übersicht
Die ersten großen Fußballturniere fanden bei den Olympischen Spielen statt, zunächst 1900 und 1904 als Demonstrationssportart mit Vereinsmannschaften, 1908 als offizielle olympische Sportart. Deutsche Mannschaften nahmen aber in diesen Jahren noch nicht teil. Insgesamt war man nur bei drei von sieben Turnieren für A-Nationalmannschaften dabei.
Jahr | Austragungsort | Teilnahme bis… | Gegner | Ergebnis | Bemerkungen und Besonderheiten |
---|---|---|---|---|---|
1908 | London | keine Teilnahme | --- | --- | |
1912 | Stockholm | Achtelfinale | Österreich | 11. | Höchster Sieg der deutschen Länderspielgeschichte (16:0 gegen Russland) |
1920 | Antwerpen | keine Teilnahme | --- | --- | Deutschland war von den Spielen ausgeschlossen. |
1924 | Paris | keine Teilnahme | --- | --- | Deutschland nahm an den Spielen erneut nicht teil. |
1928 | Amsterdam | Zwischenrunde | Uruguay | 8. | --- |
1936 | Berlin | Viertelfinale | Norwegen | 6. | --- |
1948 | London | keine Teilnahme | --- | --- | Deutschland war von den Spielen ausgeschlossen. |
Quelle:[1]
1912
Bei den Spielen von 1912 in Stockholm trat Deutschland gegen Österreich, Russland und Ungarn an. Während gegen Russland in der Trostrunde mit 16:0 der höchste Sieg der Länderspielgeschichte gelang, Gottfried Fuchs schoss allein zehn Tore, gab es gegen die beiden k.-u.-k.-Länder Niederlagen. Mit 1:5 wurde das Spiel gegen den Nachbarn Österreich im Achtelfinale und mit 1:3 das Spiel gegen Ungarn im Halbfinale der Trostrunde verloren.
1928
1916 fanden kriegsbedingt keine Olympischen Spiele statt. Nach dem Ersten Weltkrieg war Deutschland erst wieder 1928 zugelassen. In Amsterdam konnte zunächst der Nachbar aus der Schweiz mit 4:0 besiegt werden, ehe gegen den späteren Olympiasieger aus Uruguay mit einem 1:4 für die deutsche Mannschaft die Spiele beendet waren. Es war das erste Länderspiel gegen eine außereuropäische Mannschaft und mit Hans Kalb und Richard Hofmann wurden die ersten deutschen Nationalspieler in einem Länderspiel vom Platz gestellt.
1936
Nachdem Fußball 1932 nicht im Programm stand, startete der WM-Dritte 1936 mit einem 9:0 gegen Luxemburg in das Turnier, musste dann aber nach einem 0:2 gegen Norwegen die Hoffnungen auf den Olympiasieg begraben. Nach diesem Spiel wurde Reichstrainer Otto Nerz von Sepp Herberger abgelöst.
Amateurmannschaften bei Olympischen Spielen
Jahr | Austragungsort | Teilnahme bis… | Gegner | Ergebnis | Bemerkungen und Besonderheiten |
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1948 | London | keine Teilnahme | --- | --- | Deutschland war von den Spielen ausgeschlossen. |
1952 | Helsinki | Spiel um Platz 3 | Schweden | 4. | |
1956 | Melbourne | Achtelfinale | UdSSR | 9. | |
1960 | Rom | nicht qualifiziert | --- | --- | |
1964 | Tokio | nicht qualifiziert | --- | --- | In der Qualifikation an der DDR-Olympiaauswahl gescheitert, die in Tokio Dritter wurde. |
1968 | Mexiko | nicht qualifiziert | --- | --- | |
1972 | München | Zwischenrunde | DDR, Mexiko, Ungarn | 6. | Deutschland als Gastgeber automatisch qualifiziert. |
1976 | Montreal | nicht qualifiziert | --- | --- | |
1980 | Moskau | nicht qualifiziert | --- | --- |
1948 war Deutschland zunächst nicht zugelassen und ab 1952 nahmen nicht mehr die A-Nationalmannschaften der westlichen Länder teil, sondern die Nationalmannschaft der Amateure.
1952
Deutschland gewann zunächst im Achtelfinale gegen Ägypten (3:1) und im Viertelfinale gegen Brasilien (4:2, einziger Sieg gegen Brasilien bei einem bedeutenden Turnier bis 2014), verlor dann im Halbfinale gegen Jugoslawien (1:3) und auch das Spiel um Platz 3 gegen Schweden (0:2). Trainer der Amateurnationalmannschaft war der Bundestrainer Sepp Herberger.
1956
Die deutsche Amateur-Nationalmannschaft verliert in Melbourne am 24. November im Achtelfinale gegen den späteren Olympiasieger UdSSR mit 1:2.
1960
In zwei 1959 durchgeführten Spielen (2:0 und 2:1) vor leeren Rängen gegen die Auswahl der DDR qualifiziert sich die deutsche Amateur-Nationalmannschaft für die Qualifikationsspiele gegen Finnland (2:1 am 11. November 1969; in Siegen und 2:3 am 18. Mai 1960; in Helsinki) und Polen (0:3 am 24. November 1959; in Essen und 1:3 am 18. April 1960; in Warschau), scheidet aber gegen diese aus.
1964
Durch eine 0:3-Niederlage am 15. September 1963 in Karl-Marx-Stadt und einem 2:1-Sieg am 22. September 1963 in Hannover gegen die DDR-Olympiaauswahl verpasst die deutsche Amateur-Nationalmannschaft die Qualifikation für die Spiele in Tokio. Dort erreicht die DDR-Olympiaauswahl den 3. Platz.
1968
Durch eine 0:2-Niederlage (am 25. Oktober 1967; in Augsburg) und einem 1:0-Sieg (am 8. November 1967; in Herdon) gegen die Auswahl des Vereinigten Königreiches verpasst die deutsche Mannschaft die Qualifikation für die Endrunde in Mexiko.
1972
Für die Spiele in München ist die deutsche Mannschaft als Veranstalter automatisch qualifiziert. Neben der 2 Jahre später stattfindenden WM in Deutschland ist es das einzige Turnier, an dem zwei deutsche Mannschaften teilnehmen. Mit einer mit jungen Bundesligaspielern besetzten Mannschaft, in der der spätere Weltmeister Uli Hoeneß und der spätere Erfolgstrainer Ottmar Hitzfeld standen, gewinnt die Amateur-Nationalmannschaft zunächst durch Siege gegen Malaysia und Marokko (jeweils 3:0) und die USA (7:0) die Gruppenphase. In der Zwischenrunde gelingt aber nur ein 1:1 gegen Mexiko. Nach einem 1:4 gegen Ungarn und einem 2:3 gegen die DDR scheidet die deutsche Mannschaft aus. Die DDR-Auswahl belegt gemeinsam mit der UdSSR nach einem 2:2 n. V. den 3. Platz. Trainiert wurde die Mannschaft von Jupp Derwall, dem Assistenten des Bundestrainers.
1976
Die deutsche Mannschaft traf in der Qualifikation auf Spanien und verlor nach einem 0:0 im Heimspiel das Rückspiel mit 2:3, wodurch die Qualifikation verpasst wurde.
1980
Die deutsche Mannschaft traf in der Qualifikation auf Norwegen (0:2 und 0:1) und Finnland (2:0 und 0:0) und belegte den zweiten Platz in der Gruppe hinter Norwegen, wodurch die Qualifikation verpasst wurde. Da Deutschland nach dem Einmarsch der UdSSR in Afghanistan die Spiele boykottierte, hätte die Mannschaft auch bei erfolgreicher Qualifikation nicht teilgenommen.
Auswahlmannschaften bei Olympischen Spielen
Jahr | Austragungsort | Teilnahme bis… | Gegner | Ergebnis | Bemerkungen und Besonderheiten |
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1984 | Los Angeles | Viertelfinale | Jugoslawien | 5. | |
1988 | Seoul | Spiel um Platz 3 | Italien | 3. | |
1992 | Barcelona | nicht qualifiziert | --- | --- | |
1996 | Atlanta | nicht qualifiziert | --- | --- | |
2000 | Sydney | nicht qualifiziert | --- | --- | |
2004 | Athen | nicht qualifiziert | --- | --- | |
2008 | Peking | nicht qualifiziert | --- | --- | |
2012 | London | nicht qualifiziert | --- | --- | |
2016 | Rio de Janeiro | Finale | Brasilien | 2. | Erste Finalteilnahme |
2021 | Tokio | Gruppenphase | Brasilien, Saudi-Arabien, Elfenbeinküste | 9. |
1984
Nach dem Boykott der Ostblockländer wurde die zunächst nicht qualifizierte deutsche Olympiamannschaft, bei der es sich um eine mit Profispielern besetzte Mannschaft handelt, nachnominiert und erreichte nach Siegen gegen Marokko (2:0) und Saudi-Arabien (6:0), sowie einer Niederlage gegen Brasilien (0:1) das Viertelfinale, das mit 2:5 gegen Jugoslawien verloren wird. In der Mannschaft standen unter anderem die späteren Weltmeister Andreas Brehme und Guido Buchwald. Trainer der Mannschaft war Erich Ribbeck, der von 1998 bis 2000 auch Bundestrainer war. Spieler, die vor den Olympischen Spielen bereits an Weltmeisterschaften teilgenommen hatten, durften nicht am olympischen Turnier teilnehmen.
1988
1988 nahm eine deutsche Herrenmannschaft an den Olympischen Spielen teil und erreicht die bis dahin beste Platzierung für den DFB. Die von Hannes Löhr trainierte Mannschaft, in der unter anderem die späteren Weltmeister Jürgen Klinsmann und Thomas Häßler mitwirkten, gewann zunächst mit 3:0 gegen China und 4:1 gegen Tunesien und verlor dann mit 1:2 gegen Schweden. Im Viertelfinale gelang ein 4:0 gegen Sambia, im Halbfinale verlor Deutschland nach einem 1:1 n. V. mit 2:3 das Elfmeterschießen gegen Brasilien, konnte aber das Spiel um den 3. Platz mit 3:0 gegen Italien gewinnen. Dies war bis zum Sieg im Viertelfinale der EM 2016 der einzige Sieg gegen eine italienische Mannschaft bei einem bedeutenden Turnier.
2016
Durch Erreichen des Halbfinales bei der U-21-Fußball-Europameisterschaft 2015 qualifizierte sich erstmals seit 28 Jahren wieder eine deutsche Herrenmannschaft für ein olympisches Fußballturnier und erreichte erstmals das Finale. Für den Kader durften Spieler nominiert werden, die nach dem 31. Dezember 1993 geboren wurden, wobei drei Spieler dieses Alterskriterium nicht erfüllen mussten.[2] Bei den Spielen in Brasilien erreichte die Mannschaft das Finale gegen Gastgeber Brasilien, verlor dies aber im Elfmeterschießen, weil Nils Petersen verschoss. Durch diese Niederlage ist Deutschland nun der einzige Fußballweltmeister, der noch nicht Olympiasieger wurde. Zuvor waren es Brasilien und Deutschland. Nils Petersen, Serge Gnabry (je 6 Tore) und Max Meyer (4 Tore) waren die besten Torschützen des Turniers.
2021
Auch vier Jahre später, bei der U21-EM 2019 erreichte die nun von Stefan Kuntz trainierte U21-Mannschaft das Halbfinale und qualifizierte sich damit für die zunächst für 2020 angesetzten Olympischen Spiele in Tokio, die dann wegen der COVID-19-Pandemie um ein Jahr verschoben wurden. Es durften aber dennoch Spieler des Jahrgangs 1998 nominiert werden, um den Bezug zur Qualifikation zu wahren.
Bei der Auslosung am 21. April 2021 wurden Brasilien und Deutschland in eine Gruppe gelost, womit erstmals die Finalisten der vorherigen Olympischen Spiele in der Vorrunde aufeinander treffen werden. Beide bestreiten das erste Gruppenspiel im International Stadium Yokohama, in dem Brasilien bei der WM 2002 im Finale mit 2:0 gegen Deutschland gewann, was André Jardine, der Trainer Brasiliens, als „gutes Omen“ auffasste.[3]
- Spiele
- Deutschland – Brasilien am 22. Juli 2021, 10:30 Uhr MESZ in Yokohama
- Deutschland – Saudi-Arabien am 25. Juli 2021, 13:30 Uhr MESZ in Yokohama
- Deutschland – Elfenbeinküste am 28. Juli 2021, 10:00 Uhr MESZ in Rifu
Die besten Torschützen
- 1. Gottfried Fuchs 10 Tore (1912)
- 2. Serge Gnabry 6 Tore (2016)
- 2. Nils Petersen 6 Tore (2016)
- 4. Fritz Förderer 5 Tore (1912)
- 4. Ottmar Hitzfeld 5 Tore (1972)
- 4. Bernd Nickel 5 Tore (1972)
- 7. Richard Hofmann 4 Tore (1928)
- 7. Jürgen Klinsmann 4 Tore (1988)
- 7. Max Meyer 4 Tore (2016)
- 7. Frank Mill 4 Tore (1984 und 1988)
- 7. Willi Schröder 4 Tore (1952)
Die meisten Spiele
- 1. Frank Mill 9 (1984 und 1988)
- 2. Christian Schreier 7 (1984 und 1988)
- 3. mehrere Spieler mit 6 Spielen 1972, 1988 und 2016
Trainer
- Otto Nerz: 1928 und 1936
- Sepp Herberger: 1952 und 1956
- Jupp Derwall: 1972
- Erich Ribbeck: 1984
- Hannes Löhr: 1988
- Horst Hrubesch: 2016
Siehe auch
- Deutsche Fußballnationalmannschaft der Frauen bei Olympischen Spielen
- Deutsche Fußballnationalmannschaft bei Weltmeisterschaften
- Deutsche Fußballnationalmannschaft bei Europameisterschaften
- DDR-Olympiaauswahl