Deutscher Buchpreis

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Mit dem Deutschen Buchpreis (dbp) zeichnet der Börsenverein des Deutschen Buchhandels seit 2005 zum Auftakt der Frankfurter Buchmesse den besten deutschsprachigen Roman des Jahres aus. Partner ist neben der Frankfurter Buchmesse die Deutsche Bank Stiftung. Bis 2007 wurde der Deutsche Buchpreis vom Spiegel-Verlag sowie von Florian und Gabriele Langenscheidt unterstützt. Die Deutsche Welle und der Deutschlandfunk kooperieren mit dem Börsenverein. Der Autor des Siegertitels erhält 25.000 Euro, die fünf anderen Finalisten bekommen je 2500 Euro.

Idee

Die Auszeichnung verwirklicht für den deutschsprachigen Raum einen hochrangigen Literaturpreis, vergleichbar mit dem Prix Goncourt oder dem Booker Prize. Anders als beim Deutschen Bücherpreis und dessen Nachfolger, dem Preis der Leipziger Buchmesse, werden neben dem Hauptpreisträger fünf weitere Romane als Finalisten in besonderer Weise hervorgehoben. Entsprechend ausgestattet ist die Dotierung.

Das Auswahlverfahren zieht sich, begleitet von ausführlichen Medienberichten, über mehrere Monate hin. So wird für die rund 20 Titel eine erhöhte Publizität erreicht.

Auswahlverfahren

Verlage aus Deutschland, Österreich und der Schweiz bewerben sich mit jeweils maximal zwei Titeln aus ihrer Produktion, die im Zeitraum von Oktober des Vorjahres bis September des Vergabejahres erschienen sein müssen. Die Akademie Deutscher Buchpreis, der neben dem Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien neun bis zehn Vertreter der Buch- und Medienbranche angehören, wählt die jährlich wechselnde Jury. Diese besteht in der Regel aus Schriftstellern, Journalisten und literarischen Buchhändlern.

Die Jury sichtet alle Einsendungen und stellt eine 20 Titel umfassende Longlist zusammen, die im August des Preisvergabejahres veröffentlicht wird. Aus dieser Auswahl ermitteln die Juroren sechs Finalisten, die sie im September veröffentlichen, die sogenannte Shortlist. Am Montag vor der Frankfurter Buchmesse im Oktober wird der preisgekrönte Roman im Kaisersaal des Frankfurter Römers bekannt gegeben.

Preisträger

Am häufigsten ausgezeichnet wurden Romane von Autoren mit deutscher Staatsangehörigkeit (zwölf Siege), gefolgt von ihren Kollegen aus Österreich (zwei Erfolge) und der Schweiz (ein Sieg). Bisher konnte kein Schriftsteller den Deutschen Buchpreis mehr als einmal gewinnen.

Der Verlag mit den meisten Preisträgern ist Suhrkamp (vier Siege), gefolgt von S. Fischer, Jung und Jung, Luchterhand, Matthes & Seitz Berlin und Rowohlt (je zwei Siege).

Jahr Preisträger/-in Titel Verlag
2005 Arno Geiger Es geht uns gut Carl Hanser
2006 Katharina Hacker Die Habenichtse Suhrkamp
2007 Julia Franck Die Mittagsfrau S. Fischer
2008 Uwe Tellkamp Der Turm Suhrkamp
2009 Kathrin Schmidt Du stirbst nicht Kiepenheuer & Witsch
2010 Melinda Nadj Abonji Tauben fliegen auf Jung und Jung
2011 Eugen Ruge In Zeiten des abnehmenden Lichts Rowohlt
2012 Ursula Krechel Landgericht Jung und Jung
2013 Terézia Mora Das Ungeheuer Luchterhand
2014 Lutz Seiler Kruso Suhrkamp
2015 Frank Witzel Die Erfindung der Roten Armee Fraktion durch einen manisch-depressiven Teenager im Sommer 1969 Matthes & Seitz Berlin
2016 Bodo Kirchhoff Widerfahrnis Frankfurter Verlagsanstalt
2017 Robert Menasse Die Hauptstadt Suhrkamp
2018 Inger-Maria Mahlke Archipel Rowohlt
2019 Saša Stanišić Herkunft Luchterhand
2020 Anne Weber Annette, ein Heldinnenepos Matthes & Seitz Berlin
2021 Antje Rávik Strubel Blaue Frau S. Fischer

Kritik

2008 entwickelte sich eine Debatte über den Sinn des Preises und dessen Modalitäten.[1] Mehrere Schriftsteller kritisierten eine willkürliche Auswahl nach „außerliterarischen“ Kriterien[2] sowie die Anwesenheitspflicht der Nominierten. Dem entgegengehalten wurde eine Notwendigkeit zur Popularisierung von qualitativ anspruchsvoller Literatur.

Der Journalist Wolfram Schütte sprach dagegen in Übereinstimmung mit Monika Maron dem Preis ab, ein Buchpreis zu sein. Vielmehr handele es sich um einen Marketingpreis, der „vor allem den bestsellersüchtigen Buchhandelsketten“ nütze. Dabei verlöre man die weltweit einmalige Qualität des deutschsprachigen Verlagswesens aus dem Blick, da hier die meiste Weltliteratur übersetzt worden sei.[3]

Publikation zur zehnten Verleihung

Im Oktober 2014 erschien, pünktlich zur Verleihung des zehnten Deutschen Buchpreises, ein Sachbuch, dessen Autoren sich mit dem Ritual der Preisverleihung, der fortwährenden Kritik an den Regularien und ebenso den Gewinnerromanen auseinandersetzen. Darüber hinaus enthält das Buch Spiel, Satz und Sieg. 10 Jahre Deutscher Buchpreis (Hg. Ingo Irsigler & Gerrit Lembke), das von Kieler Studierenden geschrieben wurde, Exklusivinterviews mit Uwe Tellkamp, dem Buchpreis-Organisator Philippe Genet und Mirko Bonné.

Siehe auch

Literatur

  • Anna Auguscik: Lost in Translation. Literaturpreise im nationalen Literaturbetrieb. In: Philipp Theisohn, Christine Weder (Hrsg.): Literaturbetrieb. Zur Poetik einer Produktionsgemeinschaft. Fink, Paderborn 2013, S. 97–112. ISBN 978-3-7705-5296-2.
  • Dennis Borghardt, Sarah Maaß: Der Deutsche Buchpreis und die deutschen Buchpreise. Zwischen literarischer Valorisierung und kreativökonomischer Kommerzialisierung. In: literaturkritik.de. 8. Oktober 2018.
  • Petra Hartlieb: Ganze Tage und halbe Nächte. In: Die Presse. 5. Oktober 2019, S. Beilage „Spectrum“, S. III (Bericht einer Wiener Buchhändlerin über ihre Tätigkeit als Jurymitglied des Deutschen Buchpreises 2019).
  • Ingo Irsigler u. Gerrit Lembke (Hg.): Spiel, Satz & Sieg. 10 Jahre Deutscher Buchpreis. Berlin University Press: Berlin, 2014. ISBN 978-3-86280-074-2.

Weblinks

Commons: Deutscher Buchpreis – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise