Deutscher Nationalrajon Asowo

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Rajon
Deutscher Nationalrajon Asowo
Азовский немецкий национальный район
Flagge Wappen
Föderationskreis Sibirien
Oblast Omsk
Verwaltungszentrum Asowo
(Dorf)
Fläche 1.399,79 km²
Bevölkerung 22.925 Einwohner
(Stand: 14. Okt. 2010)[1]
Bevölkerungsdichte 16 Einwohner/km²
Stadtgemeinden 0
Städte / SsT 0 / 0
Landgemeinden / Dörfer 8 / 28
Oberhaupt des Rajons Viktor Sabelfeld
Rajon gegründet 1992
Zeitzone UTC+6
Telefonvorwahl (+7) 38141
Postleitzahlen 646880–646899
Kfz-Kennzeichen 55
OKATO 52 201
OKTMO 52 601
Geographische Lage des Verwaltungszentrums
Koordinaten 54° 42′ N, 73° 2′ OKoordinaten: 54° 42′ N, 73° 2′ O
Deutscher Nationalrajon Asowo: Lage in der Oblast Omsk
Lage innerhalb Russlands
Oblast Omsk innerhalb Russlands

Der Deutsche Nationalrajon Asowo (russisch Азовский немецкий национальный район,

Asowski nemezki nazionalny rajon

; deutsch auch Deutscher Nationalrayon Asowo oder Deutscher Nationalkreis Asowo) ist ein Rajon der westsibirischen Oblast Omsk in Russland, der unter anderem von gut 4500 Deutschen bewohnt wird.

Geographie

Das Verwaltungszentrum des Rajons, Asowo, liegt gut 40 Kilometer südwestlich von Omsk. Die Einwohnerzahl betrug am 14. Oktober 2010 22.925,[1] davon 61,5 % Russen, 19,8 % Deutsche, 7,9 % Kasachen und 5,1 % Ukrainer.[2]

Der Rajon ist mit 1400 km² etwa so groß wie die Insel Rügen. Die Bevölkerungsdichte beträgt somit etwa 16 Einwohner/km².

Der Rajon umfasst 28 Dörfer (davon eins ohne ständige Einwohner), die zu acht Landgemeinden (selskoje posselenije) zusammengefasst sind. Die größten Orte neben dem Rajonverwaltungszentrum Asowo sind Berjosowka, Zwetnopolje, Sosnowka, Alexandrowka, Swonarew Kut und Gauf.

Geschichte und Gegenwart

Ab 1893 gründeten russlanddeutsche Umsiedler aus dem europäischen Teil des Russischen Kaiserreichs in dieser Gegend mehrere Dörfer, in denen die deutsche Sprache und Kultur bis in die 1990er Jahre weitergegeben wurden und dadurch erhalten blieben.

Am 13. Oktober 1991 wurde in den Dörfern, die heute den Nationalrajon bilden, ein Referendum zu dessen Gründung abgehalten (Deutsche stellten in dieser Zeit in 16 der Dörfer die Bevölkerungsmehrheit). Bei einer Beteiligung von 71 % stimmten 82,7 % für die Gründung, die daraufhin am 18. Dezember 1991 vom Rat der Volksdeputierten (entsprechend Parlament) der Oblast Omsk beschlossen wurde. Als eigentliches Gründungsdatum gilt der 17. Februar 1992, als der Vorsitzende des Obersten Sowjets der Russischen Föderation Ruslan Chasbulatow diesen Beschluss ratifizierte. Infolge des Zerfalls der Sowjetunion siedelten zunächst auch Deutschstämmige aus den ehemaligen Sowjetrepubliken Kasachstan (Kasachstandeutsche), Kirgisistan (Kirgisistandeutsche) und Tadschikistan, aber auch aus anderen Teilen Sibiriens in dieses Gebiet um.

Um den Deutschen in Russland eine Perspektive zu geben, unterstützte die deutsche Bundesregierung den Nationalrajon Asowo auf vielfältige Weise. Lehrer halfen beim Deutschunterricht in den Schulen; Jungjournalisten schrieben für die Rajonzeitung Ihre Zeitung, Straßen wurden asphaltiert, Betriebe gebaut oder modernisiert. Nicht alle Mittel jedoch kamen auch wirklich der einfachen einheimischen Bevölkerung zugute, wie z. B. das neue „Villenviertel“ am Rande von Asowo. Mit der Verschlechterung der wirtschaftlichen Gesamtlage Russlands in den 1990er Jahren wuchs daher die Ausreisebereitschaft der Deutschstämmigen rapide an. Viele der Deutschen haben den Nationalrajon inzwischen in Richtung Deutschland verlassen, sodass sich der Anteil der Deutschen an der Bevölkerung mittlerweile etwa halbiert hat.

Viele der Verbliebenen sprechen kein Deutsch mehr als Hauptsprache, die meisten stammen aus ethnisch gemischten Familien oder leben in solchen Familien. Die Administration des Rajons legt jedoch viel Wert auf die Aufrechterhaltung deutscher Kultur.

Leiter der Rajonverwaltung (vergleichbar mit einem Landrat in Deutschland) ist seit 2010 Wiktor Sabelfeld. Von der Gründung des Rajons 1992 bis 2010 war es Bruno Reiter, der 1996, 2000 und 2005 wiedergewählt wurde.

Orte im Nationalrajon Asowo

Landgemeinden
und zugehörige Orte[A 1]
Kyrillische Schreibweise Deutsche Namen
(inoffiziell/umgangssprachlich)
Status
(Typ)[A 2]
Einwohner
(2010)[1]
Lage
Alexandrowskoje
Александровское
    2177  
Alexandrowka*
Александровка
Koschkel S 1284  
Barsukowka
Барсуковка
  D 64  
Ruslanowka
Руслановка
  D 129  
Trubezkoje
Трубецкое
  D 700  
Asowskoje
Азовское
    8158  
Asowo*
Азово
  S 5997  
Berdjanka
Бердянка
  D 259  
Jagodnoje
Ягодное
  D 254  
Juschnoje
Южное
  D 247  
Pachomowka
Пахомовка
  D 538  
Priwalnoje
Привальное
Warenburg S 863  
Berjosowskoje
Берёзовское
    2550  
Berjosowka*
Берёзовка
  S 2200  
Segisbai
Сегизбай
  A 350  
Gaufskoje
Гауфское
    1212  
Gauf*
Гауф
Hauwakudr D 1212  
Prischibskoje
Пришибское
    1755  
Kuduk-Tschilik
Кудук-Чилик
  D 354  
Kutumbet
Кутумбет
  A 23  
Prischib*
Пришиб
  S 729  
Serebropolje
Сереброполье
Silberfeld[A 3] D 649  
Sosnowskoje
Сосновское
    2859  
Mirnaja Dolina
Мирная долина
  D 305  
Nowinka
Новинка
  D 167  
Popowka
Поповка
Jost D 532
Sosnowka*
Сосновка
Schilling S 1778  
Tulumbai
Тулумбай
  A 77  
Swonarewokutskoje
Звонаревокутское
    1923  
Koschkarjowo
Кошкарёво
Hofental, Hovental, Rosa[A 4] D 330  
Krutsch
Круч
Krutsch, Krutschkudr D 320
Swonarew Kut*
Звонарев Кут
Scharmantai S 1273  
Zwetnopolskoje
Цветнопольское
    2291  
Bakse
Бакзе
  A  
Rosa-Dolina
Роза-Долина
Rosental, Rosenthal[A 3] D 415  
Zwetnopolje*
Цветнополье
Blumenfeld[A 3] S 1876  

Anmerkungen

  1. Namen der Landgemeinden (selskoje posselenije; vergleichbar mit (kreisangehörigen) Gemeinden in Deutschland) in fetter Schrift; darunter die jeweils zugehörigen Orte; Hauptort/Verwaltungszentrum jeder Landgemeinde mit *gekennzeichnet
  2. S – selo, (eher großes) Dorf; D – derewnja, (eher kleines) Dorf; A – Aul
  3. a b c russische Bezeichnung ist die wörtliche Übersetzung des deutschen Namens
  4. Rosa bezieht sich auf den Namen des Kolchos Rosa Luxemburg

Siehe auch

Literatur

  • Ann-Christin Doms, Cornelia Riedel: Asowo – Erinnerungen an goldene Zeiten. In: Eurasisches Magazin vom 30. Juni 2007

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c Itogi Vserossijskoj perepisi naselenija 2010 goda. Tom 1. Čislennostʹ i razmeščenie naselenija (Ergebnisse der allrussischen Volkszählung 2010. Band 1. Anzahl und Verteilung der Bevölkerung). Tabellen 5, S. 12–209; 11, S. 312–979 (Download von der Website des Föderalen Dienstes für staatliche Statistik der Russischen Föderation)
  2. Ergebnisse der Volkszählung 2010 für die Oblast Omsk auf der Website von Omskstat, Band 4, Tabelle 4