Deutsches Theater-Institut
Das Deutsche Theater-Institut Weimar Schloß Belvedere (DTI) war eine Schauspielschule und Theaterhochschule, die von 1947 bis 1953 in Weimar bestand.
Geschichte
Der Befehl der Sowjetischen Militäradministration in Deutschland, die Schauspielschule als eigenständige Institution aus der Musikhochschule Weimar herauszulösen, erging am 28. Oktober 1947. Als Ausbildungsstätte mit angeschlossenem Internat wurde der neuen Schauspielschule das Schloss Belvedere zugewiesen, wo der Lehrbetrieb unter dem neuen Namen zum Beginn des Wintersemesters im November 1947 aufgenommen wurde. Das Institut stellte so in der Nachkriegszeit die erste selbständige Schauspielschule mit Hochschulcharakter nicht nur in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ), sondern auf deutschem Boden überhaupt dar; mit der Benennung als „Deutsches Theater-Institut“ unterstrichen die Gründer ihren Anspruch auf deutschlandweite Geltung.
Zum Direktor des Instituts wurde Maxim Vallentin berufen, der bereits seit der Wiederaufnahme des Lehrbetriebs im Winter 1945/46 die noch der Musikhochschule angegliederte Schauspielschule geleitet hatte. Als weitere Lehrer wurden Ottofritz Gaillard und Otto Lang gewonnen. In den ersten beiden Jahren führte das DTI noch den Beititel „Institut zur methodischen Erneuerung des deutschen Theaters.“ Mit dieser „methodischen Erneuerung“ war insbesondere die Orientierung am realistischen Programm Stanislawskis gemeint, die – analog zur Vorgabe des Sozialistischen Realismus in den bildenden Künsten – in der Sowjetunion als theaterpolitische Linie galt und nun auch in der SBZ durchgesetzt werden sollte. Ziel der Gründer war nicht nur die praktische Ausbildung von Ensembleschauspielern, sondern auch eine theoretische Weiterführung der Stanislawskischen Theorie, wozu eigens eine Theaterwissenschaftliche Abteilung (TWA) gegründet wurde, die im Mai 1949 den Betrieb aufnahm. Im Dezember 1950 wurde eine institutseigene Studiobühne eingeweiht.
Mit der dogmatischen Orientierung an Stanislawski setzte sich das DTI in Konkurrenz zum epischen Theater Bertolt Brechts, das mit der Gründung des Helene-Weigel-Ensembles in Berlin 1949 eine dem DTI vollkommen konträre Theaterauffassung auf die Bühnen der SBZ brachte; so wurde den Studenten des DTI Besuchsverbot für Brechts Inszenierung der Mutter Courage erteilt, die 1949–50 als Gastspiel in mehreren Städten der SBZ/DDR, so auch in Weimar, zu sehen war.
1953 wurde das Institut mit der Theaterschule Leipzig zur Theaterhochschule Leipzig (ab 1967 Theaterhochschule „Hans Otto“) zusammengeschlossen, die im November des Jahres den Lehrbetrieb aufnahm.[1]
Dozent für Sprecherziehung am Deutschen Theater-Institut war der Altphilologe Oskar Werner (1885–unbekannt).
Inszenierungen des Ensembles des DTI
Die Premieren des Institutsensembles („Das Junge Ensemble“) fanden zunächst im kleinen Saal der Weimarhalle statt; Gastspiele gab es auf verschiedenen Thüringer Bühnen sowie in den neuen „Kulturhäusern“ von Industriebetrieben wie der Buna-Werke oder der Maxhütte Unterwellenborn.
- Carlo Goldoni: Mirandolina, Premiere 14. Juli 1948, Regie O. Lang
- Molière: Der eingebildete Kranke, 27. August 1948, Regie O. Lang
- Brodwin (d. i. Slatan Dudow): Der Feigling, 3. Februar 1949, Regie M. Vallentin und Willy Semmelrogge
- Julius Hay: Kamerad Mimi, 5. Juli 1949, Regie O. Lang
- Alfred de Musset: Man spielt nicht mit der Liebe, 28. Oktober 1949, Regie O. Gaillard
Nach Fertigstellung der institutseigenen Studiobühne in einer Remise des Schlosses Belvedere fanden die Premieren hier statt:
- Meister Pathelin, 20. Dezember 1950
Literatur
- Reinhard Schau: Das Weimarer Belvedere. Eine Bildungsstätte zwischen Goethezeit und Gegenwart. Böhlau Verlag, Köln/Weimar 2006, ISBN 3-412-31205-3.