Diapensienartiger Steinbrech

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Diapensienartiger Steinbrech
Systematik
Eudikotyledonen
Kerneudikotyledonen
Ordnung: Steinbrechartige (Saxifragales)
Familie: Steinbrechgewächse (Saxifragaceae)
Gattung: Steinbrech (Saxifraga)
Art: Diapensienartiger Steinbrech
Wissenschaftlicher Name
Saxifraga diapensioides
Bellardi

Der Diapensienartige Steinbrech oder Diapensien-Steinbrech (Saxifraga diapensioides) ist eine Pflanzenart aus der Gattung Steinbrech (Saxifraga) in der Familie der Steinbrechgewächse (Saxifragaceae). Er ist ein Endemit der Westalpen und wächst in Kalkfelsen.

Beschreibung

Vegetative Merkmale

Der Diapensienartige Steinbrech ist eine ausdauernde Pflanze, die Wuchshöhen von 3 bis 8 Zentimetern erreicht. Er wächst in dichten, harten Polstern aus säulenförmigen, dachziegelartig beblätterten Stängeln. Die Blätter, am Stängel schief aufrecht bis anliegend angewachsen, sind hell-graugrün, länglich-eiförmig, stumpf, 4 bis 6 Millimeter lang und 1 bis 2 Millimeter breit. Am Grund sind sie schwach gekielt, die Oberseite weist 5 bis 7 kalkabscheidende Gruben auf und die Unterseite ist schwach gekielt. Sie sind schmal hautrandig. Außer wenigen Haaren nahe der Basis sind sie kahl.

Die linealischen Stängelblätter der blütentragenden Triebe sitzen locker, sie sind dicht langdrüsig behaart.[1][2]

Generative Merkmale

Die Blütezeit reicht von Juni bis August. Der dicht langdrüsig behaarte Blütenstandsschaft trägt zwei (drei) bis fünf (sechs) Blüten. Die zwittrigen Blüten sind radiärsymmetrisch. Die Kronblätter sind etwa zwei- bis dreimal so lang wie die drüsigen Kelchblätter. Die weißen Kronblätter mit roten Nerven sind bei einer Länge von ca. 8 Millimetern sowie einer Breite von ca. 5 Millimetern länglich-eiförmig und vielnervig.[1][2]

Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 26.[3]

Saxifraga diapensioides ist dem Tombea-Steinbrech (Saxifraga tombeanensis) sehr ähnlich. Die Arten unterscheiden sich hauptsächlich in der Ausbildung der Laubblätter. Diese sind bei dieser Art weniger graugrün, dünner und etwas kürzer, mit einer einwärts gekrümmten Stachelspitze.[2] Auch Saxifraga caesia ist ähnlich.

Vorkommen

Der Diapensienartige Steinbrech ist ein Endemit der Westalpen, er kommt in Italien, Frankreich und der Schweiz, von den Seealpen bis ins Unterwallis vor. Er ist subalpin bis alpin in der Schweiz in Höhen von 1350 bis 2450 m, in Italien von 900–2800 m, verbreitet.[1]

Er wächst in Spalten von Kalk- und Dolomitfelsen, selten in Kalkschutt. In der alpinen Stufe kommt er oft isoliert, ohne begleitende Pflanzenarten, vor. In der subalpinen Stufe wächst er beispielsweise im Val de Rhêmes auch auf kleinsten felsigen Absätzen innerhalb von Trockenrasen.[1]

Die ökologischen Zeigerwerte nach Landolt et al. 2010 sind in der Schweiz: Feuchtezahl F = 1 (sehr trocken), Lichtzahl L = 5 (sehr hell), Reaktionszahl R = 5 (basisch), Temperaturzahl T = 1+ (unter-alpin, supra-subalpin und ober-subalpin), Nährstoffzahl N = 1 (sehr nährstoffarm), Kontinentalitätszahl K = 4 (subkontinental).[4]

Die Art wird von Liebhabern im Alpinum als Zierpflanze verwendet.[5]

Taxonomie

Die Art wurde von Carlo Antonio Lodovico Bellardi in seinem Werk Appendix Ludovici Bellardi ad Floram Pedemontanam 1792 erstbeschrieben. Der Name bezieht sich auf die Ähnlichkeit im Habitus zur (arktischen) Diapensia lapponica L., er bedeutet soviel wie „diapensia-artig“. Innerhalb der Gattung Saxifraga wird die Art der Sektion Porphyrion, Subsektion Kabschia zugeordnet; diese Einstufung ist durch genetische Untersuchung bestätigt worden.[6]

Gefährdung und Artenschutz

Die Art gilt in der Schweiz als selten, aber nicht gefährdet. Sie gilt in der Schweiz als „teilendemisch“[7], mit einem Anteil am Gesamtareal von etwa 10 Prozent.[8]

Einzelnachweise

  1. a b c d Christoph Käsermann: Saxifraga diapensioides Bellardi – Diapensienartiger Steinbrech – Saxifragaceae. Merkblätter Artenschutz, Blütenpflanzen und Farne (Stand Oktober 1999). PDF bei infoflora.ch.
  2. a b c D. A. Webb: Saxifragaceae. In T. G. Tutin, V. H. Heywood, N. A. Burges, D. H. Valentine, S. M. Walters, D. A. Webb (Hrsg.): Flora Europaea Volume 1: Lycopodiaceae to Platanaceae. Cambridge University Press, 1964, ISBN 0-521-06661-1, S. 364.
  3. J. Damboldt und D. Podlech (1963): Chromosomenzahlen einiger alpiner Steinbreche (Zur Zytotaxonomie der Gattung Saxifraga L, I.). Berichte der Bayerischen Botanischen Gesellschaft 36: 29–32.
  4. Saxifraga diapensioides Bellardi In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 29. Mai 2022.
  5. Saxifraga diapensioides. in SaxBase : The online database of Saxifrages. The Saxifrage Society.
  6. Natalia Tkach, Martin Röser, Georg Miehe, Alexandra N. Muellner-Riehl, Jana Ebersbach, Adrien Favre, Matthias H. Hoffmann (2015): Molecular phylogenetics, morphology and a revised classification of the complex genus Saxifraga (Saxifragaceae). Taxon 64 (6): 1159–1187.
  7. Tschudin P., Eggenberg S., Fivaz S., Jutzi M., Sanchez A., Schnyder N., Senn-Irlet B., Gonseth Y. (2017): Endemiten der Schweiz – Methode und Liste 2017. Schlussbericht im Auftrag des Bundesamts für Umwelt (BAFU), Bern: 37 S. Anhang 1.2: Für die Schweiz teilendemisch (IEP).
  8. Stefan Eggenberg und Elias Landolt (2006): Für welche Pflanzenarten hat die Schweiz eine internationale Verantwortung? Botanica Helvetica 116: 119 – 133. doi:10.1007/s00035-006-0763-x

Weblinks