Die Frau Meisterin
Werkdaten | |
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Titel: | Die Frau Meisterin |
Form: | Operette |
Originalsprache: | Deutsch |
Musik: | Franz von Suppè |
Libretto: | Karl Costa |
Uraufführung: | am 20. Januar 1868 |
Ort der Uraufführung: | Carl-Theater, Wien |
Die Frau Meisterin ist eine Operette in drei Akten von Franz von Suppè. Das Libretto stammt von Karl Costa. Das Werk wurde am 20. Januar 1868 im Carltheater in Wien uraufgeführt. Somit ist dies Suppès erste abendfüllende Operette und nicht, wie zumeist publiziert, die erst acht Jahre später uraufgeführte Fatinitza (1876). Der Librettist Costa überführte den Stoff, den er einer englischen Balladen-Oper entnommen und den auch schon Christoph Willibald Gluck vertont hatte, in die Tradition des Besserungsstückes der Alt-Wiener Zauberkomödie, was für das junge Genre Operette eigentlich einen Rückschritt bedeutete.
Handlung
Erster Akt
Pierre, ein bettelnder Savoyarden-Junge, kommt in ein Dorf im Mittelgebirge und trifft vor dem Haus des Bindermeisters Veit auf dessen Frau Columba. Er singt ein Lied seiner Heimat, worauf ihm die Frau Meisterin einen Almosen gibt. Pierre lobt sie ob ihrer Güte und fragt, wie sie denn einen Mann lieben kann, der die meiste Zeit im Wirtshaus verbringt und trinkt, der ein Spieler und Schlemmer ist und auch so manchen jungen Mädchen nachläuft. Columba nimmt ihren Mann in Schutz; ja er trinke, aber er habe halt so einen Durst, ja er schlage, aber die Bewegung täte ihm gut und spielen täte er, weil er gewinnen wolle. Auf neugierige Fragen von Columba gibt Pierre sich ihr als Zauberer zu erkennen. Von seinem Vater hat er ein Zauberhorn geerbt, mit dessen Hilfe er nun einen pflichtvergessenen Mann seinem Weibe zuzuführen gedenkt.
Der Bindermeister Veit, der nach eigener Einschätzung zwar, wenn ihm der Wein zu Kopf steigt, alle verdrischt, die ihm widersprechen, er aber ansonsten ein seelenguter Mann sei, trifft auf Pierre und beschimpft ihn als Bettler. Als Pierre ihm Vorhaltungen macht ob seines Betragens, will Veit ihn verprügeln. Pierre bläst in sein Horn und lässt Veit bis zum Kopf im Boden versinken und droht ihm noch weitere Maßnahmen an, falls er sich nicht bessere.
Baron Lemberg kommt mit einem Gefolge von Bediensteten an, die ein mit Laub bekränztes Fass auf einer Tragebahre mitbringen und beglückwünscht die Frau Meisterin zu ihrem Namenstag. Da seine Gattin mit den Amazonen auf Jagd ausgegangen ist, möchte er sich beim Anblick eines zufriedenen Paares ein wenig trösten und hat zu diesem Zwecke das beste Fass aus seinem Keller mitgebracht. Zusammen mit den Gehilfen des Bindermeisters und diesem selbst steigt nun eine große Feier, die Veit dazu benutzt, um „Haus und Hof“ zu versaufen. Auf seine Initiative stimmen alle in ein Trinklied ein. Da ertönt von der Ferne Hörnerklang. „Ein wilder Tross zieht nach dem Schloss.“ Es sind Leontine, die zänkische Frau des Baron Lemberg und ihre Amazonen, die, ihr wildes Jagdlied anstimmend, vorbeikommen. Die Feiernden fühlen sich durch deren Ankunft gestört. „Ach wie schad, der Satan naht.“ Leontine macht ihrem Ruf auch gleich alle Ehre, indem sie ihrem Gemahl den Vorwurf macht, dass er sich mit dem Pöbel amüsiere. Als Leontine Pierre bemerkt, der sie nur verächtlich anstarrt, geht sie auf ihn zu, reißt ihm die Leier aus der Hand, zerbricht sie und wirft sie ihm vor die Füße. Daraufhin spricht Pierre eine Zauberformel aus, die Leontine von ihrem Starrsinn befreien soll. Diese aber lacht darüber und verabschiedet sich, nicht ohne noch ihren Gemahl zu verhöhnen.
Zweiter Akt
Als Veit seinen Rausch ausschlafen will, wird er von Pierre geweckt, der ihm mit allerlei Zaubertricks nun eine Lektion erteilt. Er kündigt Veit schon mal an, dass sich sein Weib verändert hat, sie nun in einem anderen Tone mit ihm spricht und das solange, bis er sich ändert.
Veit spürt nun Glut im Leib, die seiner Meinung nach vom Wein herrührt und er möchte sein „wunderliebes Weib fragen“. Als er aber ihr Zimmer betritt, erhält er sofort eine Ohrfeige und wird von Leontine in der Gestalt Columbas aus dem Zimmer gejagt.
Leontine ist verwundert, wo sie sich befindet und wird von dem plötzlich auftauchenden Pierre darüber aufgeklärt, dass er sie in die Bindermeistersfrau Columba verwandelt hat. Leontine beschließt nach anfänglichem Entsetzen, dass sie, wenn sie jetzt schon das Weib des Veit ist, ihm seine Unarten austreiben will.
Veit weiß noch nicht, dass er anstatt auf seine viel zu gutmütige Columba auf Leontine in der Gestalt seiner Frau getroffen ist, und als er auf althergebrachte Weise versucht, seine vermeintliche Frau herumzukommandieren, lässt Leontine sich dies nicht gefallen und so kriegen sich beide in die Haare. Der Kampf mit vollem Körpereinsatz wird von den zuschauenden Gesellen kommentiert, die sich diebisch darüber freuen, dass ihre angebliche Meisterin den Kampf gewinnt und Veit in die Flucht schlägt.
Leontine erinnert sich an schöne Tage auf ihrem Schloss, an die wilde Jagd, wie sie danach ihrem Gatten, der sie liebend begrüßen will, enteilt, um sich dem nächsten Vergnügen, dem Trinken, hinzugeben, und wie man dann um sechs Uhr, der einzigen Stunde, in der sie es sehen wollte, ihr Kind zu ihr brachte. Plötzlich durchfährt sie eine Sehnsucht und sie verlangt von ihrer Kindsfrau Petronella ihr Kind. Diese aber, in der Annahme, die Frau Meisterin verlangt nach diesem, erklärt sie für verrückt. Leontine schwört darauf allen Rache, die ihr Kind gestohlen haben. Erst als Pierre mit dem Kind auf dem Arm kommt, beruhigt sich Leontine und singt dem Kind ein Schlummerlied.
Dritter Akt
Im Schloss erwacht nach längerem Schlaf Columba und wundert sich, in welcher feiner Umgebung sie sich befindet, und als ihr allmählich dämmert, dass sie in die Baronin verwandelt wurde, macht sie das Spiel mit. Als der Baron eintritt und seine angebliche Frau fragt, er habe gehört, sie sei heute sehr erfreut, bekommt er von Columba die Antwort, ja, bis sie ihn gesehen habe. Petronella teilt der „Baronin“ mit, dass ihr Kind schreit. Columba ist erstaunt, dass sie als Baronin ein Kind haben soll und Petronella meint, es sei kein Wunder, dass die Baronin dies vergessen habe, sie habe sie ja nie um das Kleine gekümmert. Columba freut sich darauf, ein Kind, auch wenn es ein fremdes ist, in die Arme nehmen zu können. Der Baron ist erfreut, dass sich seine „Gemahlin“ wieder um ihr Kind kümmern will und hält sie für geheilt. Ein Annäherungsversuch an sie lehnt Columba jedoch ab. Dagegen versucht sie jedoch, ihren eigenen Mann, der aufs Schloss gekommen ist, zu umarmen und dieser wähnt, die Baronin wolle ihn verführen. Verzückt von ihrer Schönheit lässt er es sich beinahe gefallen, schreckt aber in letzter Sekunde davor zurück.
Leontine kommt aufs Schloss auf der Suche nach ihrem Kind und als sie es auf den Armen einer Fremden vorfindet, entreißt sie es dieser. Als Veit vor der zornigen Frau, die er für die seine hält, fliehen will, hält Pierre ihn auf und fragt ihn, ob er sein Weib wieder zurückhaben wolle, so wie sie war. Und es geschieht. Veit und Columba (nun wieder in ihrer eigenen Gestalt) fallen sich in die Arme. Columba macht Veit schüchtern deutlich, dass sie von einem Kind geträumt habe und dieser verspricht, dass er in Zukunft jeden Abend schon vor 10 Uhr nach Hause kommt.
Das Bild wandelt sich zu einer imposanten Allegorie mit einem in einer glänzenden Glorie thronenden Zauberkönig und dem davor knienden Pierre. Alle besingen die Schönheit und die Zauberkraft der Sayovarda, welche die Leidenschaft besiegen kann. Die Schlussmoral ist, dass es kein Gut und Geld braucht, sondern nur ein Herz das treu und hell schlägt.
(Columba und Leontine sind in diesem Stück als Doppelrolle angelegt. Das bot der berühmt-berüchtigten Volksschauspielerin Josefine Gallmeyer Gelegenheit, mit ihren Darstellungskünsten bei der Premiere zu triumphieren.)[1]
Musik
Von der Musik ist heute nur noch die Ouvertüre bekannt. Die Kritiken aus der Entstehungszeit sind ambivalent. Es wird gelobt, dass Suppé diesmal nicht so sehr in den großen Opernstil verfallen sei. Hervorgehoben werden humorvolle Nummern wie ein Zankduett, ein Liebeslied, eine Ballade im Bänkelsänger Stil, ein Duett „Nur Nobel“, ein Lied „Der Wein geht ins Blut“ und das Couplet „Ich trau mich nicht“. Es wird angemerkt, dass die Melodien den Polkastil adaptierten und daher als Tanzrhythmen verwendet werden könnten. Allerdings waren Tanzrhythmen in Operetten zu dieser Zeit nichts Neues mehr. Suppé-Biograph Roser meinte: „Die Hinwendung zur großen dreiaktigen Form mit 18 musikalischen Nummern hat Suppé wieder mehr zur Oper zurückgeführt, die er mit einer neuartigen, dem Klang der zeitgenössischen Musik abgelauschten Harmonie zu verbinden weiß. Das gibt der Musik der 'Frau Meisterin' ihre besondere Qualität...“[2]
Zu den weiteren Widersprüchen gehört einerseits die Aussage, die Suppé selbst einmal gemacht haben soll und nach der die „Meisterin“ seine schwächste Partitur gewesen sei,[3] andererseits soll er selbst noch kurz vor seinem Tod mit der Neubearbeitung des Werkes unter dem Titel „Die Pariserin“ (U.A. 1898) begonnen haben[4] Zu seiner Zeit galt „Die Frau Meisterin“ als Misserfolg, der Johann Strauss (Sohn) veranlasst haben soll, von seinen eigenen Operettenplänen vorerst wieder Abstand zu nehmen.[5]
Literatur
- Hans-Dieter Roser: Franz von Suppé: Werk und Leben. Edition Steinbauer, Wien 2007, ISBN 978-3-902494-22-1.
- Carl Costa: Die Frau Meisterin Textbuch. Verlag M. Landvogel, Wien, 1868