Die unsichtbare Sammlung

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Die unsichtbare Sammlung ist eine Novelle von Stefan Zweig aus dem Jahr 1925. Die Erzählung erschien erstmals 1925 in der Wiener Zeitung Neue Freien Presse, 1927 als „Widmungsdruck“ des Berliner Bibliophilen Abends und wurde 1929 als Teil einer Novellensammlung vom Insel-Verlag als Insel-Buch Kleine Chronik: 4 Erzählungen publiziert.

Handlung

Der renommierte Berliner Kunstantiquar R. sucht aus rein beruflicher Neugierde „in einer der unmöglichsten Provinzstädte, die es in Sachsen gibt“, einen alten Kunden auf. Der Veteran mit Vornamen Herwarth, ein Forst- und Ökonomierat a. D., Leutnant a. D. und Träger des Eisernen Kreuzes erster Klasse, hatte seine regelmäßigen Käufe der „herrlichsten Blätter Rembrandts neben Stichen Dürers und Mantegnas“ seit Kriegsbeginn eingestellt. Ein Verkauf der 27 Mappen umfassenden Sammlung war dem Antiquar nicht aufgefallen. Also sucht R. erwartungsvoll den „größten Sammler Deutschlands“ auf. Ohne Probleme dringt er zu Herwarth vor. Der alte Mann ist erblindet. Alle 27 Mappen sind vorhanden. Herwarth präsentiert die Blätter stolz, doch alle sind leer. Frau und Tochter Annemarie haben die Kostbarkeiten während der wirtschaftlich schwierigen 1920er Jahre Stück für Stück verschleudert und somit die kinderreiche Familie mit Mühe und Not über Wasser gehalten. Antiquar R., kurz vor der „Präsentation“ von den verunsicherten beiden Frauen über ihren Betrug ins Bild gesetzt, spielt mit. Auf generöses Anerbieten Herwarths verspricht R. zudem, dessen ausgeraubte Mappen nach dem Ableben des großen Sammlers zu verwalten.

Rembrandt (1659): Jupiter und Antiope

Form

Der Kunstantiquar gibt die Geschichte dem Erzähler auf einer Bahnfahrt „zwei Stationen hinter Dresden“ zum Besten.

Der Text erreicht seinen Gipfel, als der Blinde während der „Präsentation“ ein einziges Mal unsicher wird: „...dabei war sein nervös hellsichtiger Finger, liebevoll nachzeichnend, die Linie des Eindruckes nachgefahren, ohne daß aber die geschärften Tastnerven jene Vertiefung auf dem fremden Blatte fanden. Da ging plötzlich ein Schatten über seine Stirne hin... das ist doch die »Antiope«?...“[1] Aber die verlegen Zuschauenden überspielen den kritischen Moment gewandt.

Verfilmungen

Literatur

Ausgaben (Auswahl)
  • Stefan Zweig: Die unsichtbare Sammlung. Eine kleine Episode aus der deutschen Inflation, in: Neue Freie Presse, Wien, 31. Mai 1925, S. 2-7.
  • Stefan Zweig: Die unsichtbare Sammlung. Eine Episode aus der deutschen Inflation. Berlin 8. Februar 1927. Den Mitgliedern und Freunden des Berliner Bibliophilen-Abends zum Stiftungsfest am 8. Februar 1927 von Reinhold und Erich Scholem gewidmet. (Widmungspublikation).[2]
  • Stefan Zweig. Kleine Chronik: 4 Erzählungen. Insel-Verl. Leipzig [1929]. (Insel-Bücherei. 408.)
  • Stefan Zweig: Die unsichtbare Sammlung. Eine Episode aus der deutschen Inflation. In: Novellen. Bd. 1, S. 67–86. 3. Aufl. Aufbau-Verlag, Berlin 1986.
  • Stefan Zweig: Buchmendel & Die unsichtbare Sammlung. Mit Illustrationen von Florian L. Arnold und Joachim Brandenberg. Topalian & Milani 2017. ISBN 978-3-94642305-8
Sekundärliteratur
  • Donald Prater, Volker Michels (Hrsg.): Stefan Zweig. Leben und Werk im Bild. Kiepenheuer. Leipzig 1984.
  • Arnold Bauer: Stefan Zweig. Morgenbuch Verlag Volker Spiess, Berlin 1996 (Bd. 21 der Reihe „Köpfe des 20. Jahrhunderts“), ISBN 3-371-00401-5

Einzelnachweise

  1. Verwendete Ausgabe, S. 82, 14. Z.v.o.
  2. Alle Publikationen des BBA von 1905 bis heute als Zusammenstellung Berliner Bibliophilen Abend, 2018, abgerufen am 8. August 2022