Dieter Pfaff

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dieter Pfaff, 2010

Dieter Pfaff (* 2. Oktober 1947 in Dortmund; † 5. März 2013 in Hamburg) war ein deutscher Schauspieler und Regisseur. Bekannt wurde er durch Hauptrollen in Serien wie Der Fahnder, Sperling, Bruder Esel, Bloch und Der Dicke.

Privatleben

Pfaff wurde als Sohn eines Polizisten geboren. Als Kind liebte er die Schlager der 1950er-Jahre und lernte sie auswendig, woraufhin ihn seine Großmutter zum Friseur und zum Krämer mitnahm und ihn dort vor Publikum singen ließ.[1] Er besuchte das Aufbau- und Ernst-Barlach-Gymnasium in Unna[2] und machte dort 1968 das Abitur;[3] einer seiner Klassenkameraden war der Schriftsteller Heinrich Peuckmann.[4] In der Schule entdeckte er seine Neigung zum Schauspiel.[5] 1969 heiratete er seine Frau Eva, die er seit der Schulzeit kannte.[6] Er verließ sein Elternhaus früh und näherte sich seinem Vater erst wieder nach der Geburt seiner Kinder. Pfaff bedauerte den frühen Tod seines strengen Vaters im Alter von 58 Jahren, zu dem er ein intensives und schwieriges Verhältnis hatte.[1]

Sein Schwergewicht führte Pfaff nicht auf seinen Appetit, sondern auf seine Sensibilität zurück. Das Gewicht halte ihn von Höhenflügen ab. „Das Dicksein ist etwas, was mich erdet und mich am Boden festmacht.“[7][8]

In seiner Freizeit und auf dem Filmset sang er und begleitete sich dabei auf einer Gitarre.[1] 2009 interpretierte er in Bloch: Tod eines Freundes Johnny Cashs Country-Lied Ring of Fire. In der Late-Night-Show Inas Nacht sang er 2010 ebenfalls dieses Lied sowie Bob Dylans All Along the Watchtower. Zusammen mit Vadim Glowna sang er in Bloch: Der Fremde den Titel You don't let it show im Duett.

Dieter Pfaff war seit 1969 mit der Produzentin Eva Maria Emminger verheiratet; sie hatten eine Tochter und einen Sohn (Zwillinge, * 1979; Johanna und Maximilian). Ab 1995 lebte Pfaff mit seiner Familie in Hamburg.[9] Seine Tochter, heute Drehbuchautorin und Regisseurin, ist verheiratet mit dem Regisseur Max Zähle.[10] Er engagierte sich mehrere Jahre als UNICEF-Sonderbotschafter gegen den weltweiten Einsatz von Kindersoldaten und übernahm mit seiner Frau die Patenschaft für mehrere Kinder.[11]

Pfaff hatte eine Rot-Grün-Sehschwäche.[12] Am 20. September 2012 gab seine Agentur bekannt, dass er an Lungenkrebs erkrankt sei.[13] Am 5. März 2013 erlag Pfaff im Kreise seiner Familie seinem Leiden.[14]

Karriere

Ausbildung und Theaterengagements

Zunächst begann Pfaff ein Lehramtsstudium in Germanistik und Geschichte.[11] Mit 22 Jahren brach er sein Studium ab und nahm sein erstes Engagement als Regieassistent am Theater Dortmund an.[15] Bis zu seinem 35. Lebensjahr war Pfaff Theaterdramaturg, später auch Autor und Regisseur in den Theatern von Paderborn, Dortmund, am Landestheater Tübingen, Nürnberg, München, am Theater am Turm (TAT) in Frankfurt am Main und in Landshut. Er zählte sich zu den politisch aktiven 68ern, die sich jedoch auf der Suche nach neuen Lebensmodellen gänzlich überforderten. Pfaff hielt die Geschichte seiner 68er-Generation für noch unaufgearbeitet – entgegen den Abrechnungen und Idealisierungen seiner Zeitgenossen.[5] 1983 erhielt er eine Professur für Schauspiel an der Universität für Musik und darstellende Kunst Graz und übte sie sieben Jahre aus.

Film und Fernsehen

1984 wurde er beim Fernsehspiel Rita, Rita vom Norddeutschen Rundfunk zum ersten Mal als Fernsehregisseur tätig. Mit etwa 35 Jahren erkannte er, dass er lieber Schauspieler als Regisseur war. Durch Nebenrollen in Fernsehfilmen und -serien, insbesondere ab 1984 als Polizist Otto Schatzschneider in der Krimiserie Der Fahnder, wurde er zum Charakterdarsteller.[11] Auch seinen ersten Adolf-Grimme-Preis erhielt er 1996 als Nebendarsteller in der RTL-Serie Balko (zusammen mit Jochen Horst und Ludger Pistor).[16]

Als 50-Jähriger stieg er mit selbst mitentwickelten Rollen zum Fernseh-Hauptdarsteller auf. In der RTL-Serie Bruder Esel spielte er 1996 einen Mönch, der sich verliebt und das Kloster verlässt. Zusammen mit Rolf Basedow und Dominik Graf schuf er für sich die Figur des Kommissars Hans Sperling in der gleichnamigen Krimireihe. Beide Serien erhielten 1997 den Adolf-Grimme-Preis. In der ARD-Reihe Bloch spielte er ab 2002 in rund 24 Filmen den unkonventionellen Psychotherapeuten Dr. Maximilian Bloch an der Seite von Ulrike Krumbiegel und Jonathan Dümcke. Mit dieser Rolle erfüllte sich Pfaff einen früheren Berufswunsch.[17] In der Fernsehserie Der Dicke verkörperte er seit 2005 einen Rechtsanwalt in Hamburg, der seine Wirtschaftskanzlei verlässt und sich für die Probleme der kleinen Leute einsetzt. 2005 spielte er in Sigi Rothemunds Fernsehkrimi Erinnere dich, wenn du kannst! den erfolgreichen deutschen Schauspieler Max Walde, der als Fernsehkommissar einer Krimiserie bekannt wurde.

Neben seiner Tochter Johanna, seinem Sohn Maximilian und mehreren Familienmitgliedern spielte er in einem 9-minütigen Film.[18]

Filmografie

Filme

Serien

Dokumentation und Talkshows

Auszeichnungen

Jahr Auszeichnung Kategorie Film Ergebnis
1996 Adolf-Grimme-Preis Serien und Mehrteiler Balko Gewonnen
1997 Adolf-Grimme-Preis Serien und Mehrteiler Bruder Esel Gewonnen
1997 Telestar Bester Darsteller in einer Serie Bruder Esel Gewonnen
1997 Goldener Löwe Bester Serien-Schauspieler Bruder Esel Nominiert
1999 Bayerischer Fernsehpreis Bester Schauspieler – Serien und Reihen Sperling und der brennende Arm Gewonnen
1999 Kulturpreis Friedrich S. vom KulturNetz Mannheim-Ludwigshafen e.V. [19] biografische Kehrtwende Gewonnen
2001 Goldene Kamera Bester Schauspieler TV-Film Verhängnisvolles Glück und Krieger und Liebhaber Gewonnen
2008 Steiger Award Film Gewonnen

Literatur

Weblinks

Commons: Dieter Pfaff – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Interviews

Einzelnachweise

  1. a b c Heike Gätjen: „Der Dicke“ mit der dünnen Haut In: Hamburger Abendblatt, 20. November 2009.
  2. Marcus Esser: Krimiautoren in der Kirchenkanzel (Memento vom 11. November 2015 im Internet Archive) In: WAZ, 2. Juni 2009.
  3. Peuckmann lässt das Morden nicht (Memento vom 11. November 2015 im Internet Archive) In: WAZ, 5. November 2007.
  4. Mit Bahr und Bülow in der PEN-Vereinigung (Memento vom 10. November 2015 im Internet Archive) In: WAZ, 26. Mai 2008.
  5. a b Der Selbsterfinder – Dieter Pfaff. Ein Porträt des Schauspielers. In: WDR, 2005.
  6. Dieter Pfaff. (Memento vom 19. Dezember 2011 im Internet Archive) In: Beckmann, 10. Dezember 2007.
  7. Gewicht hält von Höhenflügen ab. In: Bunte 14. Oktober 2009
  8. Dick durch Gefühlsbetontheit. Rheinische Post, 14. Oktober 2009, abgerufen am 7. Oktober 2019.
  9. Schauspieler Dieter Pfaff wird 60; (Memento vom 8. Oktober 2007 im Internet Archive), MDR, 2. Oktober 2007
  10. Günter Fink: „Die Elbphilharmonie – ein Schildbürgerstreich“ In: Die Welt, 2. April 2012 (Interview).
  11. a b c Claudia Pless: Dieter Pfaff wird 60 – Portrait eines Schauspielers. Bauernblatt, 12. März 2010, archiviert vom Original am 10. Februar 2013; abgerufen am 11. September 2019.
  12. Kölner Treff, Mai 2009
  13. Dieter Pfaff an Krebs erkrankt – Dreharbeiten verschoben. In: Hamburger Abendblatt, 20. September 2012.
  14. Schauspieler Dieter Pfaff ist tot. In: Spiegel Online, 6. März 2013.
  15. Heike Gätjen: Das ist Dieter Pfaff. In: Hamburger Abendblatt, 20. November 2009.
  16. Dieter Pfaff im Munzinger-Archiv, abgerufen am 7. März 2013 (Artikelanfang frei abrufbar)
  17. Eric Leimann: Dieter Pfaff – Die Therapie beginnt nach dem Film. (Memento vom 24. August 2009 im Internet Archive) In: monstersandcritics.de, 22. August 2009 (Interview).
  18. Inas Nacht #Episode 30 – Dieter Pfaff, Jan Delay, Alin Coen, Mista Wicked (28.10.2010). Abgerufen am 31. Oktober 2019.
  19. Kulturpreis Friedrich S. (Memento vom 1. Januar 2007 im Internet Archive) vom KulturNetz Mannheim Rhein-Neckar e.V.

Anmerkungen