Dieter W. Feuerstein

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Feuerstein (3. von rechts) auf dem UZ-Pressefest 2003

Wolf-Dieter Walter Feuerstein[1] (* 25. April 1955[2] in Neu-Ulm) ist ein ehemaliger DDR-Spion für die Hauptverwaltung Aufklärung (HVA) der Staatssicherheit in der Bundesrepublik Deutschland. 1992 wurde er wegen schweren Landesverrats zu einer Freiheitsstrafe von acht Jahren verurteilt.

Leben

Feuersteins Eltern zogen mit ihm nach Hessen, wo er an einer Gesamtschule das Abitur machte. Zu Beginn der 1970er Jahre sympathisierte er mit der Außerparlamentarischen Opposition. 1972 wollte er in die Deutsche Kommunistische Partei eintreten. Sein Vater redete ihm dieses Vorhaben jedoch aus, da er selbst Agent der HVA war, was er seinem Sohn jetzt offenbarte. Eine Mitgliedschaft in der DKP hätte ihn in Gefahr gebracht.[3]

Im Jahre 1974 wurde er von der HVA des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) als hauptamtlicher inoffizieller Mitarbeiter angeworben. Sein Deckname war Petermann. Im Auftrag des MfS wurde er Mitglied der Jungen Union Hessen, 1976 – während seines Wehrdienstes – stellvertretender Sprecher des Wehrpolitischen Arbeitskreises der CDU Nordhessens. Dies diente vor allem dem Zweck, ihm eine entsprechende Legende zu beschaffen, so dass er später in der Rüstungsindustrie beschäftigt werden konnte.[4]

Feuerstein studierte Luft- und Raumfahrttechnik in West-Berlin und arbeitete dann als Diplomingenieur bei Messerschmitt-Bölkow-Blohm in Ottobrunn, wo Baugruppen für die Kampfflugzeuge wie der Tornados und Eurofighter für NATO-Staaten gebaut und die Endmontage von Kampfflugzeugen für die Luftwaffe und die Deutsche Marine durchgeführt wurden. Zuletzt war er verantwortlich für den Geheimschutz.

Nach der Deutschen Wiedervereinigung und seiner Enttarnung im Oktober 1990 wurde Feuerstein vom Bayerischen Obersten Landesgericht 1992 zu acht Jahren Freiheitsentzug verurteilt. Nach der Hälfte der Haftzeit wurde er 1994 auf Bewährung entlassen und betätigt sich als Patentberichterstatter.

Er wurde zunächst Mitglied der PDS, später der DKP. Außerdem trat er dem Deutschen Freidenker-Verband und der Initiativgruppe Kundschafter des Friedens fordern Recht bei. Darüber hinaus hält er regelmäßig Vorträge zu seiner Spionagetätigkeit und publiziert in verschiedenen linken Medien, u. a. für die junge Welt und Unsere Zeit.

Sein Vater Gerhard Feuerstein (1926–1973) und seine damalige Ehefrau waren ebenfalls DDR-Spione in der Bundesrepublik.[5]

Ehrungen

Schriften

Literatur

  • Helmut Roewer, Stefan Schäfer, Matthias Uhl: Lexikon der Geheimdienste im 20. Jahrhundert. Herbig, München 2003, ISBN 978-3-7766-2317-8, S. 140.

Weblinks

  • Dirk Walter: "Die Stasi in Bayern: Wie Agenten aus dem Freistaat Ost-Berlin mit Informationen fütterten", Artikel des Münchner "Merkur" über Dieter Feuerstein vom 28. Oktober 2019 (online)
  • Veronika Frenzel: "Der Kommunismus wird wiederkommen", Artikel aus dem Berliner "Tagesspiegel" über Dieter Feuerstein vom 19. Oktober 2010 (online)

Einzelnachweise

  1. Vorname gemäß Vereinsregistereintrag des Amtsgerichts Bonn vom 19. Januar 2001, VR 7921
  2. Geburtsdatum gemäß Vereinsregistereintrag des Amtsgerichts Bonn vom 19. Januar 2001, VR 7921
  3. Aus Überzeugung Kundschafter für den Frieden
  4. Klaus Eichner / Gotthold Schramm u. a.: Hauptverwaltung Aufklärung - Band 1, S. 778, Berlin 2014
  5. "Ausspioniert", Artikel aus dem Berliner "Tagesspiegel" von Veronika Frenzel über Dieter Feuerstein vom 19. Oktober 2010
  6. Karl Wilhelm Fricke:Geschichtsrevisionismus aus MfS-Perspektive (Memento vom 27. Juni 2013 im Internet Archive) (PDF; 132 kB)