Dietrich Dörner

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Dietrich Dörner (* 28. September 1938 in Berlin) ist ein deutscher Psychologe und emeritierter Hochschullehrer an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg.

Leistungen

Dörner beschäftigte sich unter anderem im Bereich der künstlichen Intelligenz mit der Modellierung und Simulation von Emotionen, Absichts- und Handlungsorganisation. Bekannt wurde sein „EMO-Projekt“, in dem ein emotionaler Roboter programmiert und simuliert wurde; das Nachfolgeprojekt heißt „PSI“. Dörner arbeitete auch mit einer Simulation von Populationen („Mäuse“), in der sämtliche Individuen nach seiner Theorie konzipiert waren.

Dörner entwickelte psychologische Theorien menschlichen Handelns und Fühlens, testete sie durch Umsetzung in Simulationssoftware und verglich die Ergebnisse mit dem Handeln realer Menschen. Dazu entwickelte er das „Tanaland“-Experiment, mit dessen Hilfe menschlicher Einfluss in komplexen Systemen untersucht werden kann. Es ging hierbei um eine fiktive afrikanische Region, deren Einflussgrößen durch Entwicklungshilfe verändert wurden. Dies hatte folgende Konsequenzen:

  1. Die spätere Umsetzung in Software zwingt zur Entwicklung klarer Theorien, denn nur eine eindeutig formulierte Theorie kann in Software umgesetzt werden.
  2. Die psychologische Theorie kann fundiert getestet und damit evaluiert werden. Dadurch werden fehlerhafte oder unvollständige Ansätze schnell entlarvt und ein Prozess der schrittweisen Verbesserung der Theorie angestoßen.

Auf Basis seiner Forschung zum Lösen komplexes Problem|komplexer Probleme stellte er die These auf, dass Leistungen in etablierten Intelligenztests nicht ausreichend seien, um komplexe Problemsituationen erfolgreich zu bewerkstelligen, sondern vielmehr eine „operative Intelligenz“ notwendig sei.[1][2] Damit löste er vor allem in der differentiellen Psychologie einen langjährigen Diskurs aus, ob es eine eigenständige Fähigkeit zum Lösen komplexer Probleme gibt.[3] Vor allem die Arbeiten von Heinz-Martin Süß haben dabei starke Evidenz gegen das Konzept der „operativen Intelligenz“ geliefert.[4]

Auszeichnungen und Mitgliedschaften

Schriften (Auswahl)

  • Problemlösen als Informationsverarbeitung, Kohlhammer 1976, 3. Aufl. 1986, ISBN 978-3-17-001353-7
  • Lohhausen. Vom Umgang mit Unbestimmtheit und Komplexität. Hrsg. Dietrich Dörner, Heinz W. Kreuzig, Franz Reither und Thea Stäudel. Verlag Hans Huber, Lehrstuhl Psychologie II d. Universität Bamberg 1981, ISBN 3-456-82531-5.
  • Die Logik des Mißlingens – Strategisches Denken in komplexen Situationen. Rowohlt, Reinbek 1989, ISBN 3-499-61578-9. (12. Auflage: 2003) Darin u. a. Beschreibung des „Tanaland-Experimentes“.
  • Bauplan für eine Seele. Rowohlt, Reinbek 2001, ISBN 3-499-61193-7.
  • Die Mechanik des Seelenwagens. Huber, Bern 2002, ISBN 3-456-83814-X.

Weblinks

Quellenangaben

  1. Dörner, D. (1989). Die Logik des Mißlingens: Strategisches Denken in komplexen Situationen. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt.
  2. Dörner, D. (1986). Diagnostik der operativen Intelligenz. Diagnostica, 32, 290–208.
  3. Funke, J., Buchner, A., Dörner, D., Süß, H.-M., & Vollmeyer, R. (1999). Diskussionsrunde zum Themenheft „Komplexes Problemlösen“. Psychologische Rundschau, 50(4), 229–233. doi:10.1026//0033-3042.50.4.229
  4. Süß, H.-M. (1996). Intelligenz, Wissen und Problemlösen: Kognitive Voraussetzungen für erfolgreiches Handeln bei computersimulierten Problemen [Intelligence, knowledge and problem solving: Cognitive prerequisites for successful behavior in computer-simulated problems]. Göttingen: Hogrefe. ISBN 978-3-8017-1089-7
  5. Mitgliederverzeichnis: Dietrich Dörner. Academia Europaea, abgerufen am 23. Juni 2017 (englisch).
  6. Mitgliedseintrag von Dietrich Dörner bei der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina, abgerufen am 24. Mai 2016.