Dilbert

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Dilbert ist ein Comicstrip von Scott Adams.

Der Strip spielt hauptsächlich in einem fiktiven Unternehmen, das technische Produkte herstellt, deren genaue Art nie explizit genannt wird, die aber vollkommen untauglich sind („Unser Produkt kommt in unseren eigenen Benchmark-Tests am schlechtesten weg“[1]). Da Dilbert und zumindest seine Kollegen Alice und Asok exzellente Ingenieure sind, die technische Probleme im Handumdrehen lösen, lässt sich der Misserfolg des Unternehmens nur auf unfähiges Management zurückführen. Inhalt des Strips sind die Konflikte, Reibereien und Missverständnisse des Arbeitsalltages.

Inhalt

Hauptfiguren

Dilbert
Angestellter Programmierer, Software-Entwickler und Ingenieur mittleren Alters, dessen hohe fachliche Fähigkeiten jedoch von den Strukturen des Unternehmens erdrückt werden. Privat ist er unfreiwillig alleinstehend; jeder Versuch einer Kontaktaufnahme mit Frauen scheitert an seinem Mangel an Romantik.[2] Sein Erkennungsmerkmal ist die wellenförmige, hautfarbene Schädeldecke. Bis Oktober 2014 trug er außerdem eine stets nach oben gebogene rot-schwarze Krawatte über einem weißen Kurzarmhemd. Seit der neue Dresscode business dorky angeordnet wurde, trägt Dilbert ein rotes Polohemd und einen Lanyard mit Ausweis um den Hals.[3] Im Gegensatz zu anderen Figuren hat sein Gesicht im Comic fast nie einen Mund.
Alice
Eine fachlich hervorragende, aber stets überarbeitete und jähzornige Ingenieurin, die ihren Standpunkt mit Einschüchterungen, Sarkasmen, Beschimpfungen oder auch roher Gewalt durchsetzt – ihre „Todesfaust“ schlägt Löcher in die Körper anderer Figuren. Ihr Kennzeichen ist eine dreieckige brünette Lockenfrisur.
Wally
Ein älterer, bis auf drei Haare hinter jeder Ohrmuschel glatzköpfiger bebrillter Angestellter, der große Mengen Kaffee trinkt und sich ansonsten ganz offen vor jeglicher Arbeit oder Verantwortung drückt. Er findet raffinierte Erklärungen dafür, dass seine Projekte niemals Fortschritte machen, und bringt seine respektlosen Einstellungen gegenüber dem Unternehmen und der Geschäftsleitung mit viel Zynismus zum Ausdruck.
Asok
Der indische Praktikant, dargestellt mit dunklerem Teint, verfügt über höchste Intelligenz, überragende fachliche Kompetenzen und auch einige magische Fähigkeiten wie Telekinese.[4] Seine guten Ideen sowie seine Versuche, sich anzupassen, scheitern aber stets an seiner niedrigen Position als Praktikant, seinem Mangel an Selbstbewusstsein sowie an der Unfähigkeit seines Vorgesetzten, Talent zu erkennen.
Der Chef
der Hauptfiguren hat im Comic keinen Namen. Die Leserschaft hat ihm aufgrund seines aus jedem Blickwinkel tropfenförmig hochstehenden Haarkranzes den englischen Übernamen Pointy Haired Boss („Spitzhaariger Chef“) gegeben, kurz PHB. Es mangelt ihm nicht nur vollkommen an technischem Verständnis, er zeigt auch keinerlei echte Führungsqualitäten. Mitarbeiterführung besteht für ihn darin, willkürlich sinnlose, aber angeblich den modernsten Managementtrends folgende Maßnahmen anzuordnen oder unerfüllbare Forderungen an sein Team zu stellen, ohne dessen Arbeit auch nur im mindesten zu verstehen. Technische Gadgets begeistern ihn, er ist aber mit ihrer Handhabung überfordert.

Weitere Figuren

  • Carol, die Sekretärin des PHB, hasst ihren Vorgesetzten sowie alle anderen Mitarbeiter und erschwert ihnen das Leben, wo sie nur kann. Obwohl sie einen Master in Business Administration (MBA) hat, hat ihr der PHB klargemacht, dass sie nie über den Rang einer Sekretärin hinaus befördert werden wird.
  • Die Technische Redakteurin Tina fühlt sich stets persönlich angegriffen, wenn man sie auf ihre Arbeit oder einzuhaltende Termine anspricht.
  • Der Angestellte Ted dient als universell einsetzbarer Lückenfüller, wenn für einen Strip eine weitere Person benötigt wird.
  • Leitende Personen oberhalb des PHB werden meist mit extrem in die Höhe gezogenen Glatzköpfen dargestellt. Sie interessieren sich nur für Geschäftsergebnisse und haben fachlich keine Ahnung von ihrem Betrieb.

Einige Figuren erscheinen nur sporadisch, doch wiederholt:

  • Medical Mel, der alle in seiner Umgebung mit den laut vorgetragenen Details seiner zahlreichen Krankheiten belästigt
  • Topper, der einem inneren Zwang unterliegt, im Gespräch jede Aussage eines anderen sofort überbieten (englisch „toppen“) zu müssen, was zu absurdesten Übertreibungen führt.
  • Dilberts Mutter Dilmom
  • der hyperintelligente Müllmann/Hausmeister
  • der Dämon Phil („The Prince Of Insufficient Light“, Prinz des Ungenügenden Lichts) trägt einen roten Overall mit Schwanz und zwei Hörnern. Nach eigener Aussage „für Teufelsarbeit nicht zugelassen“, bestraft er belanglose Fehler mit belanglosen Strafen. Statt eines Dreizacks hält er einen großen Löffel in einer Hand, mit dem er selten etwas anfangen kann.

Im Comic gibt es sprechende Tiere, die teilweise in die menschliche Arbeitswelt integriert sind.

  • Die Personalabteilung von Dilberts Firma wird von Catbert geleitet, einer Katze, deren geheimes Ziel allein darin besteht, die Beschäftigten zu knechten und zu unterdrücken.
  • Dogbert, Dilberts Hund, verachtet wie Catbert alle Menschen, aber ganz besonders Dilbert. Sein Ziel ist die Weltherrschaft und die Versklavung aller Menschen, woraus er auch kein Geheimnis macht. Daher tritt er oft als externer Berater für die Firma auf, berechnet dafür riesige Honorare und demütigt seine Kursteilnehmer.
  • Die Ratte Ratbert ist das gutmütigste der Tiere. Ratbert ist ein naiver Optimist, der die Anerkennung von jedermann sucht und immer wieder als Versuchstier missbraucht wird.
  • Der grüne Dinosaurier Bob

Dass Hund und Katze die selbsterklärten Feinde der Menschen sind, während die Ratte das liebenswerte Tier ist, steht im Gegensatz zu den gesellschaftlich üblichen Tierrollen.

Elbonien

Elbonien ist ein fiktives osteuropäisches „Vierte-Welt-Land“ im Dilbert-Universum. Es ist von Männern mit schwarzen Vollbärten und hohen, augenbedeckenden Fellmützen bevölkert, man steht dort immer bauchtief im Schlamm und die wirtschaftliche Inflation ist gewaltig.[5] Gelegentlich spielen ganze Strips in Elbonien, häufiger wird Elbonien nur erwähnt, oder einzelne Elbonier gelangen in Dilberts Lebenswelt.

Die Zusammenarbeit zwischen Dilberts Firma und Elbonien parodiert den Trend zum Outsourcing in günstige Länder mit Billigarbeitern.[6][7] Produktwirtschaftlich hat die Zusammenarbeit mit Elbonien nicht den geringsten Sinn.[8] Aus Besonderheiten der elbonischen Kultur ergeben sich große, mitunter lebensgefährliche Konflikte.[9]

Entstehung und Veröffentlichungsgeschichte

1989 entwickelte Adams die Figur Dilbert, und 1993 erschien Dilbert erstmals in einer US-amerikanischen Lokalzeitung. Die Comic-Strips wurden zuerst von United Feature Syndicate, seit 2011 von Universal Uclick vertrieben und erscheinen in etwa 2000 Tageszeitungen weltweit. Dilbert war 1995 der erste von einem Syndikat herausgebrachte Internet-Comic. Ein E-Mail-Newsletter sowie ein kostenloses Plugin für Mozilla Firefox für den täglichen Dilbert-Comicstrip sind verfügbar. Die deutschsprachigen Syndikationsrechte liegen bei Bulls Press.

An jedem Wochentag erscheint auf der Website ein neuer Strip mit drei Panels, dessen Handlung isoliert stehen oder sich als Fortsetzung über mehrere Tage erstrecken kann. Sonntags erscheint ein größerer Strip von acht Panels in zwei Zeilen mit abgeschlossener Handlung, die nicht an die umgebenden Wochentags-Strips anknüpft.

2001 beauftragte Scott Adams die Designfirma IDEO, den perfekten Cubicle für Dilbert zu entwickeln.[10][11]

Im April 2008 wurde die Website auf Flash umgestellt. Nach heftigen Protesten seitens der Leserschaft[12] wurde eine zusätzliche Flash-freie Version eingerichtet.[13][14]

Ende Februar 2016 erläuterte Scott Adams, warum die täglich veröffentlichten Zeichnungen für sechs Wochen einen anderen Zeichenstil erhielten: Da seine Hand Ruhe und Rehabilitation brauche, arbeite die nächsten sechs Wochen ein Ersatzzeichner für ihn.[15]

Seit Beginn der Coronazeit 2020 greifen die Comicstrips von Dilbert die derzeitige Situation zum Beispiel durch das Tragen einer Maske auf und thematisieren das auch stark.[16]

Fernsehserie

Adams produzierte in Zusammenarbeit mit Larry Charles eine Dilbert-Fernseh-Zeichentrickserie. Die Serie umfasst 30 Folgen, die in zwei Staffeln ausgestrahlt wurden (US-Erstausstrahlung 1999 bis 2000).[17] Sie ist in den USA auf DVD erhältlich und wurde in Deutschland beim Pay-TV-Sender Premiere und dem Kabelsender Tele 5 ausgestrahlt. Seit Ende Mai 2016 ist die Serie in einer DVD-Komplettbox in deutscher Sprache auf dem Markt.[18]

Veröffentlichung im deutschsprachigen Raum

In Deutschland erscheinen Dilbert-Comics u. a. in der Online-Ausgabe der VDI nachrichten,[19] dem Mitgliedsblatt des Vereins Deutscher Ingenieure. Früher erschienen die Comics in der Financial Times Deutschland. Auf der Internetseite der Süddeutschen Zeitung[20] wurden die Comics eingestellt.

Bücher (Auswahl)

  • Scott Adams: Das Dilbert-Prinzip. Verlag moderne Industrie mi, Landsberg 1997, ISBN 3-478-35630-X.
  • Scott Adams: Dogbert’s Top-Secret Management Handbuch. mi, Landsberg 1998, ISBN 3-478-34140-X (deutsch).
  • Scott Adams: Dilbert Future. mi, Landsberg 1998, ISBN 3-478-36010-2.
  • Scott Adams: Dilbert und die Stunde des Wiesels. Redline / mi, München 2003, ISBN 3-478-37051-5.
  • Scott Adams: Dilbert, Sexmaniac. Achterbahn, Kiel 2003, ISBN 3-89982-209-9.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Scott Adams: Dilbert-Strip vom 30. Juni 2010. Abgerufen am 6. Mai 2020 (englisch).
  2. Dilbert-Strip vom 12. Oktober 1990
  3. Dilbert-Strip vom 13. Oktober 2014
  4. Dilbert-Strip vom 13. Dezember 2006
  5. Dilbert-Strip vom 15. September 2008
  6. Dilbert-Strip vom 17. Oktober 2010
  7. Dilbert-Strip vom 28. August 2010
  8. In einer Serie im März 2006 wurde die Entwicklung eines MP3-Players aus Kostengründen den Elboniern übertragen. Der unförmige Prototyp war so groß wie ein Traktor und spielte nur elbonische Polkas. Das Problem der Unverkäuflichkeit wurde ans Marketing weitergereicht.
  9. Dilbert-Strip vom 16. Juli 2018 und folgende
  10. Porter Anderson: Fred Dust: Designing for Dilbert, CNN Career. 28. August 2001. Abgerufen am 10. März 2007. 
  11. Porter Anderson: Scott Adams: Dilbert’s Ultimate Cubicle, CNN Career. 28. August 2001. Abgerufen am 10. März 2007. 
  12. timothy: Dilbert Goes Flash, Readers Revolt. In: Slashdot. 19. April 2008, abgerufen am 6. Mai 2020 (englisch).
  13. Torsten Kleinz: Dilbert: Zurück aus Elbonien. In: heise online. 25. April 2008, abgerufen am 6. Mai 2020.
  14. Scott Adams: Dilbert.com Redesign. In: Scott Adams' Blog. 25. April 2008, abgerufen am 6. Mai 2020 (englisch, Original).
  15. Scott Adams: Dilbert’s Changed Look Explained. In: Scott Adams' Blog. 29. Februar 2016, abgerufen am 6. Mai 2020 (englisch).
  16. www.sueddeutsche.de/I, www.sueddeutsche.de/II, www.sueddeutsche.de/III, www.sueddeutsche.de/IV, www.sueddeutsche.de/V: Beispiele von Comicstrips mit Corona, abgerufen am 4. Juni.
  17. Dilbert. In: Internet Movie Database. Abgerufen am 6. Mai 2020 (englisch).
  18. Dilbert - Die komplette Serie (DVD). In: Weltbild.de. Abgerufen am 6. Mai 2020.
  19. Aktuelle Dilbert Comics auf ingenieur.de. In: ingenieur.de. VDI Verlag, 6. Mai 2020, abgerufen am 6. Mai 2020.
  20. Dilbert, Peanuts & Co. In: sueddeutsche.de. Süddeutsche Zeitung, abgerufen am 7. November 2021.