Betriebswirt

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von Diplom-Betriebswirt)

Der Betriebswirt hat eine höhere kaufmännische Ausbildung und erfüllt kaufmännische oder betriebswirtschaftliche Fach- und Führungsaufgaben in Unternehmensbereichen wie Marketing, Controlling, Personal-, Rechnungs- und Steuerwesen.

Allgemeines Berufsbild und Kompetenzen

In der Ausbildung stehen meist die folgenden Fachkompetenzen im Vordergrund:

Der Betriebswirt in Deutschland

Die Bezeichnung Betriebswirt wird in Deutschland für eine Vielzahl von Aus- und Weiterbildungen verwendet, die entweder zu einem akademischen Grad (beispielsweise Diplom, Bachelor, Master) oder zu einem staatlichen Abschluss (beispielsweise Staatlich geprüfter Betriebswirt) oder zu einem öffentlich-rechtlich anerkannten Berufsabschluss (beispielsweise Geprüfter Betriebswirt der IHK und HWK) oder zu einem internen Abschluss eines privaten Weiterbildungsanbieters führen, welche keine Berufsabschlüsse im eigentlichen Sinne sind (beispielsweise Betriebswirt (ILS) oder Wirtschaftsdiplom der VWA (außerhalb von Bayern erworben)).

Studium

Alternativ zur Berufsausbildung und der beruflichen Weiterbildung ist es auch möglich, Betriebswirtschaftslehre an einer Universität, Fachhochschule oder Dualen Hochschule oder Berufsakademie zu studieren.

An Fachhochschulen dauerte das Diplom-Studium der Betriebswirtschaftslehre sieben bis acht Semester und schloss oft mit dem akademischen Grad Diplom-Betriebswirt (FH) ab. An der Universität betrug die Studiendauer acht bis zehn Semester, und der Abschluss lautete meist Diplom-Kaufmann.

Im Rahmen des Bologna-Prozesses wurden die Diplom-Studiengänge durch Bachelor- und Master-Studiengänge ersetzt. Akademische Betriebswirte sind auf Grund der zahlreichen neuen Bachelor-Studiengänge zunehmend spezialisiert ausgebildet. Beispielhaft genannt seien die Spezialisierungen im funktionellen Bereich wie Marketing, Produktion, Personal, Rechnungswesen, Controlling oder Steuern oder die Spezialisierungen im institutionellen Bereich wie Bankwesen, Gesundheitswesen, öffentlicher Dienst oder Industrie.

Daneben existiert das weiterbildende MBA-Studium, das nicht auf den Inhalten eines vorangehenden wirtschaftswissenschaftlichen Studiums aufbaut und sich an Absolventen anderer Fachrichtungen wie Ingenieure, Natur- und Geisteswissenschaftler, Juristen und Mediziner richtet, die sich auf Managementpositionen vorbereiten wollen und eine Alternative zu einem betriebswirtschaftlichen Aufbaustudium suchen. Es können sich je nach Programm auch Wirtschaftswissenschaftler durch ein MBA-Studium spezialisieren.

Berufliche Ausbildung

Diplom-Betriebswirt (BA)/(DH)

Der Diplom-Betriebswirt (BA) wurde von Berufsakademien nach dem Abschluss eines sechssemestrigen Ausbildungsganges[1] der Betriebswirtschaftslehre als staatlicher Abschluss vergeben. Er war in einigen Bundesländern (Baden-Württemberg, Sachsen, Berlin) ein Ausbildungsabschluss im tertiären Bildungsbereich.[2] Mittlerweile sind alle Berufsakademien akkreditiert und dürfen Bachelorabschlüsse vergeben; diese Bachelor-Ausbildungsgänge sind hochschulrechtlich Bachelorabschlüssen von Hochschulen gleichgestellt.[3]

Die Duale Hochschule Baden-Württemberg (DH) ist die Nachfolgeinstitution der vorherigen Berufsakademien in Baden-Württemberg. Absolventen der früheren BA können sich an der DH ihren staatlichen Abschluss Diplom-Betriebswirt (Berufsakademie), welcher kein akademischer Grad ist, auf Antrag in den akademischen Grad Diplom-Betriebswirt (Duale Hochschule) nachgraduieren lassen.

Das Studium an einer Berufsakademie soll sich durch einen soliden Praxisbezug ausweisen, da es zusammen mit einer betrieblichen Ausbildung absolviert wird. Im Unterschied zu einem Studium an einer Hochschule ist das Fächerspektrum auf ein bestimmtes Fachgebiet/Berufsfeld wie Steuern und Prüfungswesen oder Dienstleistungsmarketing ausgelegt.

Der Betriebswirt (BA) ist dem DQR-Level 6 zugeordnet und somit dem Bachelorabschluss der Hochschulen gleichgestellt.[4]

Berufliche Fortbildung

Unterschiede ergeben sich im Wesentlichen bezüglich des zeitlichen Umfanges und der Art des Lehrganges (Vollzeit oder berufsbegleitend), der Zugangsvoraussetzungen sowie der Art des Abschlusses (als Staatsexamen oder Kammerprüfung). Im Vergleich zu Hochschulabschlüssen bauen diese Bildungsgänge auf einer Berufsausbildung und entsprechender Berufserfahrung auf und sind stärker praxisbezogen konzipiert.

Staatlich geprüfter Betriebswirt

Der Staatlich geprüfte Betriebswirt (engl. State examined Business Manager) ist ein Abschluss, der durch einen zweijährigen Fachschulbesuch in Vollzeit (optional drei bis vier Jahre Teilzeit) an Fachakademien oder Fachschulen für Wirtschaft nach mindestens 2400 Stunden Lehrumfang über eine mit Erfolg abgelegte staatliche Prüfung an der Fachschule/Fachakademie erworben werden kann.[5] Die Prüfungsaufgaben werden an Fachschulen von den Lehrkräften erstellt und bedürfen der Genehmigung durch die zuständige staatliche Stelle,[6] um einen Mindeststandard sicherzustellen.[7] An den bayerischen Fachakademien hingegen werden die Prüfungen zentral über das bayerische Kultusministerium erstellt.

Zugangsvoraussetzung ist im Regelfall eine abgeschlossene kaufmännische Berufsausbildung und danach mindestens 12 Monate Berufserfahrung.

Der Staatlich geprüfte Betriebswirt ist dem DQR-Level 6 zugeordnet und somit dem Bachelorabschluss der Hochschulen gleichgestellt.[4]

Geprüfter Betriebswirt

Der Geprüfte Betriebswirt (ehemals Betriebswirt IHK) ist eine kaufmännische Aufstiegsfortbildung, die mit einer öffentlich-rechtlich anerkannten Prüfung vor einem Ausschuss der Industrie- und Handelskammer abschließt. Der Geprüfte Betriebswirt stellt gemeinsam mit dem Geprüften Technischen Betriebswirt und dem Geprüften Berufspädagogen die oberste Stufe des IHK-Aufstiegsfortbildungssystems dar.

Der DIHK-Rahmenplan sieht eine Stundenzahl von 745 Unterrichtsstunden vor. Zulassungsvoraussetzung für die bundeseinheitliche Prüfung ist im Regelfall eine erfolgreich abgelegte IHK-Aufstiegsfortbildung zum Fachkaufmann oder zum Fachwirt.

Der Geprüfte Betriebswirt ist von der Deutschen Kultusministerkonferenz am 17. März 2016 dem DQR-Level 7 zugeordnet worden[8], er steht somit auf gleichem Niveau wie Masterabschlüsse der Hochschulen.

Geprüfter Technischer Betriebswirt

Der Geprüfte Technische Betriebswirt ist eine Aufstiegsfortbildung nach dem Berufsbildungsgesetz (BBiG), die darauf vorbereiten soll, in Unternehmen unterschiedlicher Wirtschaftsbereiche an der Schnittstelle zwischen Technik, Produktion und Betriebswirtschaft tätig zu werden.

Der DIHK-Rahmenplan sieht eine Stundenzahl von 680 Unterrichtsstunden vor. Zulassungsvoraussetzung für die bundeseinheitliche Prüfung ist im Regelfall eine erfolgreich abgelegte IHK-Aufstiegsfortbildung zum Industriemeister, zum Techniker, zum Geprüften Technischen Fachwirt, oder ein abgeschlossenes Ingenieursstudium (ohne betriebswirtschaftlichen Teil).

Der Geprüfte Technische Betriebswirt ist von der Deutschen Kultusministerkonferenz am 17. März 2016 dem DQR-Level 7 zugeordnet worden[8], er steht somit auf gleichem Niveau wie Masterabschlüsse der Hochschulen.

Geprüfter Betriebswirt nach der Handwerksordnung

Der Geprüfte Betriebswirt nach der Handwerksordnung (Geprüfter Betriebswirt (HwO)), ehemals Betriebswirt (HWK) und davor Betriebswirt (dH), ist eine Aufstiegsfortbildung und die höchste Ausbildung im Handwerk, welche mit einer deutschlandweit anerkannten öffentlich-rechtlichen Fortbildungsprüfung vor einem Ausschuss der Handwerkskammer endet.

Der Zeitrichtwert für den Präsenzunterricht beträgt laut Rahmenlehrplan 700 Stunden. Zulassungsvoraussetzung für die bundeseinheitliche Prüfung ist im Regelfall der Meisterbrief in einem Handwerksberuf.

Auch der Geprüfte Betriebswirt (HwO) ist laut der Deutschen Kultusministerkonferenz am 17. März 2016 dem DQR-Level 7 zugeordnet worden[8], er steht somit auf gleichem Niveau wie Masterabschlüsse der Hochschulen.

Nach der Prüfungsordnung vom 28. Juli 2016 (§ 14) führen erfolgreiche Absolventen der Landesakademie des Handwerks Baden-Württemberg e. V. die Berufsbezeichnung Staatlich anerkannte(r) Betriebswirt/-in des Handwerks.[9]

Andere bekannte Betriebswirte

Der Betriebswirt in der Schweiz

Der Diplomierte Betriebswirtschafter HF[10] oder Betriebsökonom FH[11] ist eine in der Schweiz eidgenössisch anerkannte Berufsbezeichnung. Das Diplom wird nach einem erfolgreich abgeschlossenen dreijährigen, berufsbegleitenden, praxisorientierten Studium an einer Höheren Fachschule vergeben.

Siehe auch

Weblinks

Wiktionary: Betriebswirt – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Deutschland:

Schweiz:

Einzelnachweise

  1. Beschluss der Kultusministerkonferenz vom 15. Oktober 2004
  2. Kultusministerkonferenz vom 29. September 1995
  3. KMK-Beschluss vom 25. Oktober 2004
  4. a b DQR: Staatlich geprüfter Betriebswirt dem Bachelor gleichgestellt – DAA Wirtschaftsakademie. In: DAA Wirtschaftsakademie. 29. März 2012 (daa-wirtschaftsakademie.de [abgerufen am 16. Februar 2017]).
  5. Beschluss der Kultusministerkonferenz vom 7. November 2002
  6. z. B. Hessen, Verordnung über die Ausbildung und Prüfung an Ein- und Zweijährigen Fachschulen in diesem Fall vom 7. Mai 2007, § 21
  7. Horst Philipp Bauer: Die Entwicklung der öffentlichen Fachschulen für Wirtschaft, Fachrichtung Betriebswirtschaft, in Hessen und deren Bewertung durch ihre Studierenden. Dissertation, Technische Universität Darmstadt, 2001 (tu-darmstadt.de [PDF; 43,0 MB]).
  8. a b c Deutscher Qualifikationsrahmen – Qualifikationen der beruflichen Aufstiegsfortbildung DQR-Niveau 7 zugeordnet. Abgerufen am 16. Februar 2017.
  9. Prüfungsordnung für die Handwerkskammern Freiburg, Karlsruhe, Mannheim und Stuttgart „Staatlich anerkannte(r) Betriebswirt/-in des Handwerks“. (PDF; 181 kB) Handelskammern Baden-Württemberg, Landesakademie, Juli 2016, abgerufen am 19. Oktober 2018.
  10. dipl. Betriebswirtschafterin HF / dipl. Betriebswirtschafter HF. In: SBFI Berufsverzeichnis. Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation, 8. Oktober 2018, abgerufen am 20. Oktober 2018.
  11. Merkblatt: Der neue Bachelor-Titel. FH Schweiz, 22. Mai 2008 (PDF; 87 kB).