Diskussion:Adolph von Richter
Zum Tod
Auf meiner Diskussionsseite hatte Benutzer:Roland Geiger folgenden Beitrag geschrieben, den ich gern hierher kopiere:
von Richters Suizid betreffen
Guten Morgen,
meine Quelle für von Richters Suizid stammt aus einem noch unveröffentlichten Manuskript der Lebenserinnerungen von Hermann Sommer (1882-1945) [1]
„Von Trier fuhr ich nach Magdeburg, der Stadt, wo mein Vater als Leutnant, mein Großvater als Oberregierungsrat und Leiter der Schulabteilung der Regierung gelebt hatten. In dem altehrwürdigen Gebäude des Oberpräsidiums, das ich sofort aufsuchte, liegen die Korridore und Vorzimmer merkwürdig still und leer da, Ein freundlicher gütiger Greis ist der Oberpräsident v. Hegel, der Enkel des Philosophen; ein freundlicher alter Bürokrat sein Oberpräsidialrat Breyer. Ich hatte sofort den Eindruck, daß das Oberpräsidium der preußischen Kernprovinz Sachsen in einer Art Halbschlaf lag, daß Hegel nicht etwa eine führende Feldherrnstellung einnahm auf dem für das deutsche Vaterland schon seit geraumer Zeit so wichtig gewordenen inner- und wirtschaftspolitischen Kriegsschauplatz in der Heimat. Herr von Hegel beglückwünschte mich herzlich dazu, daß ich "Nachfolger" des schwer an den Nerven erkrankten Landrats Adolph von Richter in Weißenfels werde. Überrascht horchte ich auf“
„Darum werde ich jetzt vorübergehend mit der Führung der Geschäfte beauftragt, bis Bartels aus dem Felde zurückkehre. Landrat v. Richter lebe schwer nervenkrank im Sanatorium und werde nicht wieder in den Dienst zurückkehren. Weissenfels sei durch reiche Landwirtschaft und Industrie einer der wichtigsten Kreise der Provinz Sachsen. Die landrätlichen Geschäfte habe recht und schlecht seit geraumer Zeit der zweite Kreisdeputierte Gutsbesitzer Thimey-Storkau geführt Es sei dringend an der Zeit, daß das Landratsamt in festere Hand übergehe.“
„Die Stadt Weißenfels hatte 33000 Einwohner. Wie Pirmasens in der Pfalz war es eine Schusterstadt, Hunderte kleiner Schuhfabriken arbeiteten in ihr. Die Stadt liegt langgestreckt am rechten Ufer der Saale, im Norden im Halbkreis umkränzt von grünen Anhöhen, überragt vom alten Stadtschloß, in dem eine Unteroffiziersschule untergebracht war. Auch das Landratsamt liegt auf dieser Anhöhe, ein sehr stattliches Gebäude in großem Garten. Die sehr herrschaftliche Landratsdienstwohnung des Junggesellen v. Richter war verschlossen, nur ein wundervolles Landrats-Arbeitszimmer wartete auf mich und in ihm ein unheimlich hoch mit Akten bedeckter Arbeitstisch. Unverbesserlich, wie ich nun einmal war, machte ich mich schon am Ankunftsabend energisch an die Arbeit, und von diesem Augenblick an konnte ich sechs Monate lang nur sehr wenig stille Stunden für meine Familie und meine Privatinteressen freimachen.“
„Vom November 1916 an - bis Mai 1924! - habe ich gearbeitet, gesorgt, gekämpft, was Körper, Geist und Nerven irgend hergaben Oft ging es hart an die Grenzen meiner Kraft, mitunter darüber hinaus. Seit 1906 war ich chronisch nierenkrank, vor kurzem erst in Saarbrücken bei erneuter auf mein Betreiben erfolgter militärärztlicher Untersuchung der Niere wegen als dauernd dienstuntauglich bezeichnet worden. Daß diese dauernden Überanstrengungen, siebeneinhalb Jahre von jetzt an anhaltend, meine Nerven ziemlich mitnahmen, ist unter diesen Umständen nicht allzu verwunderlich. Meine Frau und die Kinder haben diese meine Nerven leider kennen gelernt; ich selbst bedaure ihre Reizbarkeit am meisten, letzten Endes sind sie aber zum Teil eine Art in Ehren erworbene Kriegsbeschädigung! Noch Schwächere wie ich sind in großer Zahl dabei ganz zu Grunde gegangen, wie z.B. der arme Herr v. Richter, an dessen Schreibtisch ich jetzt saß, und der sich fünf Monate später eine Kugel in den Kopf schoß.“
Ich bin nicht sicher, ob diese Informationen erst dann eine Quelle sind, wenn sie veröffentlicht sind.
Mit freundlichen Grüßen Roland Geiger