Diskussion:Alexander Alexandrowitsch Bestuschew
Ergänzung nach Meyers-Lexikon
Bestushew, Alexander, russ. Novellist, geb. 1795, Sohn des Staatsrats Alexander B. (gest. 1825), der als gouvermentaler Publizist unter Alexander I. thätig war, war als Gardeoffizier mit seinem Freunde, dem Dichter Rylejew, in die Militärverschwörung von 1825 (zu gunsten der Nachfolge Konstantins) verwickelt und sollte enthauptet werden; diese Strafe wurde jedoch zu 20jähriger Zwangsarbeit gemildert. 1829 erhielt er in Jakutsk die Erlaubnis, in die kaukasische Armee als Gemeiner einzutreten, wo er sich zum Offizier empordiente und im Juni 1837 bei Erstürmung der tscherkessischen Feste Ardler den Heldentod starb.
Bekannter unter dem Pseudonym Marlinskij, unter welchem seine literarischen Werke erschienen, gehört B. zu dem Kreis der bedeutenden Schriftsteller der Epoche Puschkins. Er gab mit Rylejew den ersten russischen Almanach: "Der Polarstern" ("Poljàrnaja Oswesdà", Petersb. 1823), heraus, an welchem sich außer Karamsin alle hervorragenden literarischen Kräfte jener Zeit, Puschkin, Shukowskij, Fürst Wjasemskij, Delwig, Gneditsch etc., beteiligten, so daß das Buch mehrere Auflagen erlebte.
Viel Aufsehen machte in diesem Almanach der an der Spitze desselben stehende Aufsatz von B.: Ein Blick auf die alte und neue Litteratur in Rußland , worin namentlich die neuere Litteratur ziemlich treffend beleuchtet wird. Wichtiger noch ist Bestushews Geschichte der russischen Literatur, die mehrfach aufgelegt und übersetzt wurde, und deren patriotische Wärme und geistreiche Kritik wohlthuend berührte.
Ein Zusammentreffen des Berliner Reisenden Georg Adolf Erman mit B. in Jakutsk veranlaßte letztern zu einer an Erman gerichteten, von Geist und Witz sprudelnden Epistel, die in französischer Sprache geschrieben war und von B. selbst später ins Russische übertragen wurde.
B. lieferte in rascher Folge eine große Anzahl novellistischer Arbeiten, die unter dem Titel: Kaukasus gesammelt erschienen und überall trotz der manchmal etwas ungeschlachten Form einen Dichter von nicht geringer Begabung verraten. Als sein Hauptwerk ist der Roman Amaleth-Beg hervorzuheben, der den Verrat eines Tscherkessenhäuptlings gegen Rußland schildert und sich besonders durch tiefpoetische Naturschilderungen und interessante Charakteristiken auszeichnet.
Mehrere Produkte von B. übersetzte A. v. Seebach unter dem Titel: Russische Novellen und Skizzen (Leipzig 1837). Eine Gesamtausgabe seiner Werke im Russischen erschien zu Petersburg 1840 (deutsch von Löbenstein, Leipzig. 1845, 4 Bde.) und ward seitdem mehrfach aufgelegt. Im J. 1860 erschien noch seine anziehende Privatkorrespondenz, von Semewskij herausgegeben. -
Von seinen drei Brüdern, die wie ihn 1825 das Los der Zwangsarbeit traf, erlebte nur der zweite, Michael, damals Kapitän beim Garderegiment Moskau, die Amnestie vom 7. Sept. 1856; der ältere, Nikolaus, war kurz zuvor (1855) in Selenginsk, der dritte, Peter, schon vor längern Jahren im Wahnsinn gestorben.