Diskussion:Begas

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Begas, vier in der Kunst unsrer Zeit bedeutende Söhne des um die Begründung der jetzigen Berliner Malerschule hochverdienten Carl Joseph Begas (manchmal auch Karl Begas) (gest. 1854).


Der älteste, 1) Oskar Begas, geb. 31. Juli 1828 zu Berlin, widmete sich der Malerei unter der Leitung seines Vaters und der Akademie und ging, als er während eines einjährigen Aufenthalts (1849—50) in Dresden das Reisestipendium für Italien erhielt, nach Rom, wo er bis 1854 blieb und außer einem kleinen Genrebild: Plauderstunde (1853, Nationalgallene), für die Michaeliskirche in Berlin das Altarbild der Kreuzabnahme malte, welches indessen mehr das Resultat eines geschickten Eklekticismus als der innern Begeisterung war. Nach seiner Rückkehr begann er die Porträtmalerei und war hierin eine Zeitlang einer der gefeiertsten Meister. Nltter seinen Historienbildern und deu meist nach dem Aufschwung der Berliner Vauthätigkeit 1866 entstandenen monumentalen Malereien nennen wir: die Farbenskizze der Hermannsschlacht im Teu-toburger Walde, den weniger gelungenen Empfang der Salzburger Protestanten in Potsdam, den meisterhaften Friedrich d. Gr. nach Beendigung des Siebenjährigen Kriegs in der Schloßkapelle zu Charlottenburg, die Kompositionen aus dem Mythus von Amor und Psyche (1866), die in den Gegenständen nicht sehr glücklichen Malereien nn Festsaal des Berliner Rathauses und die im Kaisersaal der Passage. Nach 1870 machte er auch einige gelungene Versuche in der Landschaftsmalerei, z. B.: Wald-schnepfenjagd auf Rügeu (1872) und auf der Treibjagd im Wald (1876).


2) Der zweite Bruder, Reinhold Begas, geb. 15. Juli 1831 zu Berlin, hat sich durch die realistische, fast ausMalerifche grenzende Auffassungsweise seiner plastischen Werke einen bedeutenden Namen gemacht. Er erlernte seine Kunst 1846-51 auf der Akademie in Berlin, trat dann in das Atelier von Ludw. Wilh. Wichmanu und später von Rauch, uuter dessen Leitung er bereits mit einer Gruppe: Hagar und Ismael, auftrat, die wegen ihres Naturgefühls als Erstlingsarbeit Aufmerksamkeit erregte. 1856 ging er, um das Modell einer Gruppe der Psyche mit der Lampe über dem schlafenden Amor in Marmor auszuführen, nach Rom (bis 1859), wo das Studium der gewaltigen, stark bewegten Werke Michelangelos und der Verkehr mit dem genialen Böcklin einen großen Einfluß auf seine spätere naturalistische Richtung ausübten. Dort entstand zunächst die berühmte, preisgekrönte Gruppe: Amor tröstet die verlassene Psyche, auf die bald nachher die von manchen ebenso sehr bewunderte Faunfamilie folgte. Nachdem er 1860—62 als Professor an der Kunstschule zu Weimar gewirkt hatte, ging er abermals nach Rom, kehrte aber, veranlaßt durch die Konkurrenz für das Schillerdenkmal in Berlin, bald zurück, um sein viel besprochenes Modell, das den ersten Preis erlangt hatte, auszuführen. Am 10. Nov. 1871 enthüllt, zeigt es die aus einem Vrunnenbassin hervorgehende Gestalt des Dichters in einer fast saloppen Haltung, an den Ecken des Unterbaus die allegorischen Figuren der Lyrik, der Tragödie, der Geschichte und der Philosophie. Wie in diesem Werk, so fprachen sich auch in seiner preisgekrönten Skizze zum Friedrich-Wilhelms-Denkmal für Köln ein entschiedener Naturalismus und eine dramatische Energie der Komposition aus. Großenteils nach diesen Arbeiten entstanden als seine bedeutendem Schöpfungen: eine Venus, die den Amor tröstet, eine sehr ans Malerische streifende Susanna im Bad, ein meisterhafter Pan, der einen jungen Faun im Flötenspiel unterrichtet, ein Merkur, der die Psyche entführt (1878, Nationalgallerie), mehrere Tiergruppen für das Schlachthaus in Pest, die Kolossalgruppe des Raubes der Sabinerinnen, die Statue des Reichtums für den Festsaal der Reichsbank, der berühmte Moltke-Kopf (Berliner Ausstellung 1879) und andre Porträtbüsten. Die Denkmäler Wilh. und Alexander v. Humboldts für den Vorgarten der Berliner Universität wurden chm und seinem Schüler Otto übertragen. Seine neueste, noch im Entstehen begriffene Arbeit ist eine Statue der Bellona für die Ruhmeshalle des Zeughauses in Berlin. Mit Ehrenbezeigungen und Auszeichnungen überhäuft, übernahm er 1876 die Leitung der Bildhauerschule der Akademie.


3) Der dritte Bruder, Adalbert Franz Eugen Begas, geb. 5. März 1836 zu Berlin, widmete sich, wie Oskar, der Historie und dem Porträt. Nachdem er einen Zeichenkursus auf der Akademie absolviert hatte, begann er mit der Kupferstecherkunst und ging deshalb 1860 nach Paris, wo er aber dieser Kunst entsagte und seiner Neigung zur Malerei folgte. Um sich darin auszubilden, ging er 1862 nach Weimar und arbeitete in Böcklins Atelier, aber ohne von dessen genial-zerfahrener Weise etwas anzunehmen. Von dort kehrte er nach Berlin zurück und eröffnete seine Thätigkeit mit einigen Porträten und einer wohlgelungenen Kopie des heil. An-tonius vonMunllo. Die letztere verschaffte ihm Aufträge ähnlicher Art, die ihn veranlaßten, nach Rom zu gehen, wo er 1863 Tizians himmlische und irdische Liebe und Pordmones Tochter der Herodias, ebenso nach Bologna 1866, wo er Raffaels heil. Cäcilia kopierte. In Rom entstanden damals auch mehrere mythologische Gegenstände und das in die Nationalgallerie zu Berlin gekommene Genrebild: Mutter mit ihrem Kinde, das stilistisch fast den Eindruck eines ältern Bildes der venetia-nischen Schule macht (1864). Nachdem er 1867 noch eine seiner künstlerischen Richtung weniger entsprechende Auferstehung Christi für die Kircbe zu Nimptsch i. Schi. gemalt hatte, erzielte er im Anfang der 70er Jahre seine Haupterfolge mit dem Bild: Amor findet die Psyche und noch mehr mit einer Gallerie weiblicher Halbfiguren allegorischen Inhalts, die ihn sehr populär machten, aber, wie es scheint, seine produktive Kraft, hoffentlich nur für eine Zeitlang, erschöpften. Seit mehreren Jahren ist sein Hauptfach das Porträt, namentlich das weibliche, das freilich häufig an einer gewissen Koketterie und an einer unwahren Behandlung des Fleisches leidet. Ebensowenig sind seine neuesten Genrebilder, z. B.: der letzte Freund, der kleine Anfang, von großer Bedeutung. Seit 1877 ist Begas mit der Architekturmalerin Luise Parmentier (s. unten) verheiratet.


4) Der jüngste Bruder, Karl Begas, geb. 11. April 1849, widmete sich, wie sein Bruder Reinhold, der Bildhauerei, lebte mehrere Jahre in Rom und erregte dort durch Porträtbüsten die schönsten Hoffnungen, die er nach seiner Rückkehr durch seine reizende Gruppe der Geschwister (1878) und durch das Modell einer Victoria für die Ruhmeshalle des Berliner Zeughauses rechtfertigte.


5) Luise Begas-Parmentter (spr. -parmangtieh), Architekturmalerin, geboren zu Wien, begann ihre Studien im elterlichen Haus unter Anleitung des Landschaftsmalers Schindler und des Radierers Will. Nnger, machte dann Reisen nach Kon-stantmopel, mehrmals nach Italien, insbesondere Venedig, Rom und Taormina auf Sicilien. Seit ihrer Verheiratung (1877) mit dem Maler Adalbert Begas lebt sie in Berlin. Ihre Hauptwerke sind: venetianische Architekturen, Kücheninterieur aus Sicilien und Begräbnisplatz in Skutari.