Diskussion:Beim Bau der Chinesischen Mauer

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Leseeindruck

Als Inhalt dieses Abschnitts stelle ich mir, wie schon der Titel sagt, Eindrücke d.h. subjektiv wertende Aussagen bzw. entsprechende Ausrisse aus Rezensionen vor, denn im Zusammenhang mit Kunstwerken gehört dergleichen mMn zu den essentiellen und damit relevanten Informationen. (Anders als bspw. bei naturwissenschaftlichen Sachverhalten, wo subjektive Meinungen i.d.R. keine Rolle spielen.)

Natürlich kann man einwenden, dass in der Praxis Analyse, Deutung, Interpretation und persönlicher Eindruck nicht scharf zu trennen sind bzw. kaum in "Reinform" auftreten, aber hier geht es ja um Informationsaufbereitung, d.h. um einen zweckbestimmten Ansatz. MMn sind die Informationen in dieser (wenn auch künstlichen) modularen Konfektionierung sowohl besser im Ganzen zu überblicken als auch im einzelnen zu erfassen, und außerdem bei Bedarf viel einfacher gegen andere (z.B. instruktivere oder sonstwie geeignetere) auszutauschen, als wenn es sich um komplexe Elaborate in der Art von Rezensionen oder gar Essays handelte. --Epipactis (Diskussion) 23:27, 2. Mär. 2016 (CET)

Mir gefällt deine Idee und ich bin gespannt, welche Bandbreite du siehst und welche Auswahl du triffst. --C.Koltzenburg (Diskussion) 06:17, 4. Mär. 2016 (CET)
Zur Auswahl steht auf diesem Feld leider noch nicht sehr viel. Wenn es das Material hergäbe, würde ich jedenfalls auch hier gern nach Gruppen differenzieren, z.B. zwischen sozusagen "unbefangenen" Lesern und solchen mit Insider-Vorwissen, und dann innerhalb der Gruppen ein paar unterschiedliche Ausprägungen vorstellen. Bislang finde ich allerdings durchweg nur intellektuell-distanzierte Impressionen, die von Interpretation bzw. Deutung kaum zu unterscheiden sind. Wiederkehrend sind dabei die schon erwähnte Empfindung von "Ironie" (die mir mittlerweile bei mindestens sechs bis sieben Kommentatoren begegnet ist) und die von Walter Benjamin aufgebrachte und später von vielen zustimmend zitierte "theatralische Geste". Anscheinend neu und noch singulär ist der von Gerhard Neumann (Germanist) sowohl beim Autor als auch bei seinen Protagonisten ausgemachte "ethnographische Blick".
Sofern es sich bei diesen drei Aspekten nicht überhaupt um ein- und dieselbe Erscheinung handelt, die (um hier endlich mal meine Privatthese zum Besten zu geben :-) nicht nur das Phänomen Kafka charakterisiert und erklärt: nämlich die Ausdrucksform einer Lebensweise bzw. eines Verhaltensspektrums, das vertikal durch den gesamten Baum der Evolution und horizontal durch die Familien und Gattungen angelegt ist und sich möglicherweise auch diffus mitten durch die Species einschließlich der des Homo sapiens zieht, von welcher es allerdings (noch) nicht akzeptiert, in gewissen Randerscheinungen als sog. Asperger-Syndrom sogar pathologisiert wird. Im Kern steckt dahinter aber weiter nichts als ein einzelgängerischer Soziotyp, der sich in ständigem Konflikt mit den Interessen bzw. Präferenzen des in Sozialverbänden organisierten Typus befindet und die leider existenznotwendigen Nahkontakte mit dieser Mehrheit nicht im erwünschten Maße meiden kann. Jede einzelne Geschichte und überhaupt fast jede überlieferte Äußerung Kafkas thematisiert m.E. diesen Konflikt, nur fehlte ihm noch der entsprechende Begriff, sodass er permanent einen Fehler bzw. eine "Schuld" bei sich selbst suchte. Was dem "Rudelmenschen" eine Lust ist, ist dem "Aspie" i.d.R. ein Greuel, und umgekehrt. Keiner dieser beiden Soziotypen kann die Empfindungen des anderen wirklich nachfühlen, jedoch findet ersterer aufgrund seiner Mehrheit und innerhalb seines Kollektivs meist ausreichend Zuwendung, während des letzteren nahezu täglich Brot Die Abweisung ist. Deshalb fühlt er sich wie ein auf dem Planet der Affen Gestrandeter oder auch als Affe unter den Menschen (Ein Bericht für eine Akademie), schlimmstenfalls als Kellerassel inmitten der eigenen Familie. Obwohl er eigentlich kein Asket ist, findet er wie Ein Hungerkünstler in der ihm wesensfremden Soziostruktur niemals die Speise, die ihm schmeckt. Der Bau mit seiner absoluten Ruhe und Abgeschiedenheit erscheint ihm als höchstes Ideal, dem Rudelmenschen dagegen als klaustrophobischer Horror. Alternativ wünscht er wenigstens ungeachtet seiner Andersartigkeit sang- und klanglos in der Masse unterzutauchen wie Josefine, die Sängerin. Günstigstenfalls arrangiert und beruhigt er sich schließlich mit dem "ethnographischen Blick" auf die scheinbar eigene aber in Wahrheit fremdartige Soziospecies (Forschungen eines Hundes) oder wird gar tatsächlich zum Ethnographen wie Adalbert von Chamisso, der die fatale Erfahrung des Ermangelns einer zwar vermeintlich unbedeutenden aber offensichtlich unentbehrlichen Eigenschaft im Peter Schlemihl, dem Mann ohne Schatten, ebenfalls eindrucksvoll geschildert hat. --Epipactis (Diskussion) 02:10, 6. Mär. 2016 (CET)
Nun scheint es mir allerdings für so einen Abschnitt wichtig zu sein, eine subjektive Perspektive, die während der eigenen Lektüre entstanden ist, in den Mittelpunkt zu stellen, und zwar unabhängig von Spekulationen darüber, wer der Autor eigentlich war oder was es zu seinen angeblichen oder vermuteten Intentionen in neutralisierter oder sonst einer Form zu sagen gäbe. Also: Frei von Spekulationen dieser Art zu sein und die Aufmerksamkeit vielmehr auf die je eigenen Empfindungen im Kontakt mit dem spezifischen Kunstwerk zu richten und dies in ebenfalls eigene Worte zu fassen als Bereicherung des Artikels. Vielleicht müsste man, so es publizierte Quellen sein sollen, mal außerhalb der deutschsprachigen Welt suchen, zum Beispiel in der französischsprachigen, wo das Äußern eigener Gefühle als ein relevanter literaturkritischer Beitrag eingeschätzt wird. --C.Koltzenburg (Diskussion) 07:51, 9. Mär. 2016 (CET)
Bei fremdsprachigen Beiträgen muss ich leider passen. Allenfalls bei englischsprachigen erkenne ich so ungefähr, wovon die Rede ist, aber das ist zu wenig, um hier damit hantieren zu können. Von den weit über vierzig deutschsprachigen Titeln, die ich bisher gefunden habe, äußert sich keiner so ausgiebig persönlich, wie wir es hier gebrauchen könnten, alle verschanzen sich hinter einer mehr oder weniger "akademischen" Perspektive, selbst die vielzitierten kafkaesken Attribute ("klaustrophobisch", "alptraumhaft", "befremdlich" usw.) scheinen eher herbeizitiert als wirklich empfunden.
Es wird also auch hier wieder auf ein paar aus ihren Zusammenhängen gerissene Zitatbrocken hinauslaufen, um damit wenigstens die populärsten "kafkaesken Attribute" und ein paar der geläufigsten "akademischen" Schlagworte (s.o.) zu belegen. Den vorhandenen Wikipedianer-Beitrag würde ich daneben so lange wie möglich bestehen lassen, inklusive des etwas politisch korrekten Schauders, das er angesichts gewisser heute als verfänglich geltender Ausdrücke empfindet, obwohl er damit sicher auf dem Holzweg ist, denn genau so und nicht anders haben sich die Leute zur damaligen Zeit eben ausgedrückt, wenn sie sich besonders prägnant und markig ausdrücken wollten, lange bevor diese Ausdrücke "nazifiziert" wurden. Von "Menschenmaterial" ist bspw. auch in Theodor Herzls zionistischem Programm "Der Judenstaat" die Rede.
Spekulationen über des Dichters Intention und Befindlichkeit würde ich durchaus nicht ausklammern, warum denn? Das können doch ohne weiteres authentische Eindrücke sein, und mMn ist der spontane Leseeindruck, den Dichter vollkommen zu verstehen oder mit ihm wenigstens auf einer Wellenlänge zu liegen, bestimmt nicht der seltenste und abwegigste. (Vielleicht bin ich ja ein ausgesprochen naiver Leser, aber mir gefallen literarische Werke am besten, wenn mir der Autor/Erzähler/Protagonist geradezu aus der Seele zu sprechen scheint - viel besser jedenfalls als wenn man mir krampfhaft irgendwas beizubiegen versucht, was ich nur mit größter Mühe kapieren und noch weniger wirklich nachfühlen kann.) --Epipactis (Diskussion) 01:26, 10. Mär. 2016 (CET)
Wenn deine liebsten Leseeindrücke erst dann entstehen, wenn du jemand anderem (in diesem Fall der Person, die es verfasst hat), eine Absicht zuschreiben kannst, müssen deshalb deine Leseeindrücke nicht weniger eindrucksvoll werden. Mir würde an einer Bandbreite liegen, damit schlechter Deutschunterricht made in Germany (East and West) im Stile von "Was will der Autor uns damit sagen?" nicht immer und überall seine Spuren hinterlässt. Auch deshalb gucke ich also demnächst mal nach Schilderungen von Leseeindrücken in den Sprachen, die ich außer Deutsch lese. Allgemein würde ich sagen, es spricht nichts dagegen, im Abschnitt Leseeindrücke (besser im Plural?) in etwa so zu verfahren wie im Abschnitt Deutungen und Kommentare: Verschiedenes in knappen Sätzen listen, von mir aus gern mit Zitaten. --C.Koltzenburg (Diskussion) 08:57, 30. Mär. 2016 (CEST)
Es wäre schön, wenn du noch etwas fändest. Mir ist nämlich, obwohl ich zwischenzeitlich noch eine ganze Menge mehr "Kafkalogie" durchforstet habe, bisher nichts Brauchbares im gedachten Sinne begegnet, d.h. die "Bandbreite" geht vorläufig gegen Null, und über allem schwebt nach wie vor die leidige Quizfrage, nur dass sie heute "Was hat den Autor bei der Niederschrift umgetrieben?" lautet. Freilich bin ich darin längst selbst befangen, sodass auch mein "Eindruck" nur noch ein weitgehend künstlich konstruierter wäre. --Epipactis (Diskussion) 23:49, 30. Mär. 2016 (CEST)
Gut, ich geh mal spazieren, wird etwas dauern. Danke schonmal für deine Verbesserungen des Artikels! -C.Koltzenburg (Diskussion) 11:32, 7. Apr. 2016 (CEST)