Diskussion:Biblische Hermeneutik
ich habe nun noch einmal folgende abschließende passage gelöscht:
- Diese im ersten Moment merkwürdig anmutende Zubilligung einer Eigenexistenz des Textes unabhängig vom Autor kommt durch den besonderen Chrarakter des Schreib-Lese-Vorganges zu stande. Im Gegensatz zum mündlichen Gespräch ist die Lektüre eines Textes immer nur ein indirektes Gespräch. Typisch ist die sog. "zerdehnte Situation": Zwischen das direkte Gespräch zwischen Autor und Leser "schiebt sich" gleichsam der Text. Er stellt die verbindung über Zeit und Raum her. Verschäfrend kommt natürlich hinzu, dass mit einem historischen Autor ohnehin kein wirkliches Gespräch mehr möglich ist. Die Lektüre wird so zum Gespräch mit dem Text. Wie der (moderne) Leser den Text versteht, darauf hat der (antike) Autor keinen Einfluss mehr. Der Leser geht mit seinen (modernen) Vorstellungen (Gadamer: "Vor-Urteilen") und Erfahrungen an den Text heran. Insofern wird der Leser jeden Text immer graduell anders verstehen, als er vom Autor gemeint ist, da dessen persönliche Erfahrungen unwiederholbar sind. Das Geheimnis jedes Textes ist, dass er mehr Sinn, mehr Wahrheit hat, als dem Autor bewusst ist. Wichtig dabei ist, ob der Leser wirklich den Text ernst nimmt, oder die faktische Machtlosigkeit des Autors mißbrauchet, um den Text zu vergewaltigen. Wer nicht im Gespräch mit dem Text ist, sondern nur seine Meinung bestätigt sehen möchte, bricht den Dialog mit Text und Autor ab. Formal gesehen ist das Fundamentalismus.
gründe: die passage hat nichts mit dem thema bibel-hermeneutik zu tun. sie vertritt eine extremposition. wer will im fall der bibel denn mit "dem autor" sprechen? welcher "antike autor" sollte das sein? wer will im kontext von bibel-hermeneutik - aber auch insgesamt im kontext von hermeneutik - von "missbrauchen" und "vergewaltigen" sprechen? kein hermeneutiker würde heute noch unumwunden von den "geheimnissen" sprechen, die der der text birgt: das ist ein viel zu oberflächliches verständnis von hermeneutik. in dem artikel sollte man doch besser auf bibel-hermeneutische probleme eingehen. der absatz strotzt vor rechtschreibfehlern. ninahotzenplotz 13:26, 21. Jul 2003 (CEST)
- Herzlichen Dank für die gelegentliche Korrektur von Tippfehlern. Ich freue mich, wenn Textteile nicht ohne Diskussionsangebot gelöscht werden. Letztlich ist es doch genau das, wovon die Hermeneutik (und insbesonders dieser gelöschte Abschnitt handelt). >:-) Ich als Autor schreibe einen Beitrag. Der ist letztlich ein Informationsangebot. Dadurch, dass ich den Beitrag ins Internet stelle, entlasse ich ihn sehr deutlich und augenscheinlich aus meiner Autorschaft. Jede und jeder ist nun frei, damit zu machen, was sie/er will. Zum Beispiel anders verstehen - und ggf. dieses andere Verständnis in den Text eintragen. (Den Text modifizieren, kommentieren, straffen, erweitern etc.) Oder ohne Diskussion löschen. Dann wird eine Diskussion darüber abgewürgt. - ZUR SACHE: Unter "antiken Autoren" verstehe ich die meist anonymen gelegentlich auch bekannten Autoren /Redakteure der Biblischen Schriften: z. B. Paulus. Diese Menschen hatten ein Mitteilungsbedürfnis - sie haben für sie extrem wichtige Sachen festgehalten: Sei es für die nachkommende Generation, sei es für Zeitgenossen. Wer hat kein Interesse an ihnen? Die ganzen Artikel in Wikipedia über "Biblische Autoren" sind voller legendärer Traditionen, die nur zu gerne als Füllstoff für nun einmal leider fehlendes Wissen dienen müssen. Kurzum: Wer in der Antike schon Sachen aufgeschrieben hat, hat das möglicherweise nicht nur aus "gaga" gemacht. - Diese Texte sind heute Interpretationen unterworfen. Und bei einer Interpretation muss man unterscheiden zwischen "Interpretation als Suche nach der intentio auctoris, Interpretation als der Suche nach der intentio operis und Interpretation als Aufzwingen der intentio lectoris". Nun spricht Umberto Eco hier (Grenzen der Interpretation, pag. 35) nicht von "vergewaltigen" und er ist auch lediglich nur "Semiotiker"... der Tatbestand fragwürdiger Interpretationen von (Bibel)Texten ist doch aber nicht zu leugnen? Ist zusätzlich das Analysieren pluralistischer Leseweisen eines (Bibel)Textes nicht relevant? Verstehen etwa alle Leser heute die Bibel gleich? - Ich habe nicht von "Geheimnissen, die ein Text birgt" geschrieben, sondern, von der Tatsache, daß ein Text mehr Sinn birgt, als der Autor sich bewußt war. - Um in die Tiefe zu gehen und die "bibel-hermeneutischen Probleme" hier zu diskutieren denke ich, dass es sinnvoller ist, von einer Seite wie dieser Einzel-Links zu legen, was ja jeder und jedem offen steht.
Ich bin dabei, die Seite auf deutsch zu schreiben (alternativ könnte man auch einen Artikel über die richtige Methode des Verstehens dieses Artikels verfassen ;-)) ). Zweifellos ist er für Theologen interessant, aber für eine allgemeine Enzyklopedie sind manche Absätze doch etwas abgehoben. --Irmgard 22:14, 21. Jul 2003 (CEST)
Hierher verschoben weil entweder zu allgemein (eher für den Hermeneutik-Artikel) oder nicht allgemeinverständlich. Möglicherweise passt etwas davon in die allgemeine Hermeneutik.
- Sie muss Modelle zum Verstehen reflektieren, ausarbeiten und immer wieder reformieren.
- Insofert verantwortet auch die Systematische Theologie hermeneutische Prozesse der Vergegenwärtigung des "Wortes Gottes".
- Die hermeneutische Situation entsteht bei Texten dadurch, dass Wahrheit "eingeschrieben" (verfestigt, festgehalten, literalisiert) wird. Das klassische Beispiel der Problemstellung dazu beschreibt G. W. F. Hegel in der "Phänomenologie des Geistes": Frage ich mich "Was ist jetzt?" und sehe aus dem Fenster, sehe ich: Es ist Nacht. Also schreibe ich es auf. Es ist Nacht. So kann ich die Wahrheit bewahren. Dann gehe ich schlafen, wache am nächsten Morgen auf, sehe mir die bewahrte Wahrheit an und stelle, nach einem erneuten Blick aus dem Fenster, enttäuscht fest: die Wahrheit ist fade geworden und trifft mich nicht mehr.
- Die entscheidende Frage ist nun: Wohnt dem Text vielleicht dennoch eine Wahrheit inne? Kann ich diese Wahrheit, um beim Beispiel zu bleiben, etwa guten Gewissens in der nächsten Nacht, bei der nächsten Dunkelheit oder sogar immer, wenn es mir "finster" geht zu mir sprechen lassen? Hier setzt die Hermeneutik ein, indem sie Autor, Text und Leser zueinander ins Verhältnis setzt. (Vgl. z. phil. Grundl. Gadamer, Ricoeur, auch Eco)
- Dieses "hermeneutische Dreieck" und die Beziehungen zwischen Autor - Text - Leser steht im Zentrum der hermeneutischen Überlegungen. Dabei kann der Schwerpunkt jeweils verschieden gelegt werden.
- Die Hermeneutik kann versuchen, den Autor und seine Gedankenwelt zu erhellen, um den Text aus dem historischen Kontext besser zu verstehen.
Sie kann versuchen, die Erwartungen, Vorkenntnisse (Gadamer: "Vor-Urteile") und Bedürfnisse des Lesers zu klären. Ein Hintergrund wäre etwa, auszuschließen, dass der Text den Rezipienten überfordert. Drittens kann dem Text besondere Aufmerksamkeit zuteil werden: linguistische oder strukturalistische Analysen lassen den Text für sich sprechen. (Jeder Autor entläßt den Text in die geistige Obhut des Lesers. Ricoeur spricht sogar sinngemäß vom "Tod des Autors" in dem Moment wo der Text sich verselbständigt.) Mit der Sprachphilosophie des späten Heidegger kann man dann auch im Text ein Sprachereignis sehen, das eine andere Wirklichkeit für den Leser ins Spiel bringt. --Irmgard 22:14, 21. Jul 2003 (CEST)
- danke für die viele aber schöne arbeit. der artikel in dieser form gefällt mir nun wirklich gut :-) nun werden die speziell bibel-hermeneutischen probleme aufgezeigt, einer grundsätzlichen darstellung der hermeneutik insgesamt sollte eine eigene seite gewidmet werden - dort könnte man hermeneutik dann auch dezidiert abgrenzen gegen andere methoden, wie strukturalismus, dekonstruktion etc. ninahotzenplotz 22:27, 21. Jul 2003 (CEST)
- Es gibt bereits einen nichtreligiösen Hermeneutik Artikel, der durchaus noch erweitert werden kann. Nur ist das was für Leute, die von der allgemeinen Hermeneutik mehr verstehen als ich. --Irmgard 00:16, 22. Jul 2003 (CEST)
"Vorhersagbare Resultate" als Anliegen der Hermeneutik (wie erst Recht als Anliegen der Exegese) ist unsinnig.
Zur Änderung der Links. Der oben zu lesene, ursprüngliche, etwas trockene und theoretische Text, der hierher "entsorgt" wurde, ist sicherlich zu Recht etwas allgemeinverständlicher verfasst worden. Aber nun bitte nicht das Kind mit dem Bade ausschütten. Zwischen Exegese und Hermeneutik besteht ein Unterschied. (Ist ja im Artikel jetzt auch klar benannt) Und deswegen bitte jetzt nicht alles verwirren. Es kann also gegebenenfalls zwei Artikel geben: z. B. "fundamentalistische Hermeneutik" (Warum, wozu Bibelverständnis? Gründe, Ziele) und über "fundamentalistische Exegese" (Wie, Methoden!). Die einen Links zum Schriftverständnis gehen von hier aus, die zur exegetischen Methode gehen von der Biblischen Exegese aus. Dabei wäre für eine Einordnung hier der Ansatz des "entsorgten" Beitrages bei der Unterscheidung zwischen Autor - Text - Leser schon ganz vielversprechend: Dann würde nähmlich deutlich, dass die fundamentalistische Exegese eine textzentrierte Hermeneutik, die sozialgeschichtliche Hermeneutik eine autorenorientierte Hermeneutik ist. Usw.Und die tiefenpsychologische Hermeneutik ist leserorientiert. Insofern fehlt hier ein wenig der theoretische Unterbau im Artikel zur Biblischen Hermeneutik. Das würde dann der Verwirrung vorbeugen, die sich schnell einstellt. - Manfred.
Lesenswerter Artikel
Ich finde den Artikel gut. Er beschreibt kurz, aber doch nicht verkürzend, worum es geht. Außerdem halte ich ihn für verständlich geschrieben. Deshalb würde ich ihn als lesenswerten Artikel vorschlagen. Was haltet Ihr davon? -- nicht signierter Beitrag von 82.193.245.115 (Diskussion) 08:33, 28. Sep. 2007 (CEST)
Frage
Welcher von den beiden Theologen Wolfgang Fenske ist der Autor ?
--Über-Blick (Diskussion) 06:05, 13. Okt. 2020 (CEST)