Diskussion:Biblizismus

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Ich wundere mich über die Formulierung "Er bezeichnet eine rigoristische Bibelauslegung, die alle oder nahezu alle Texte der Bibel im Wortsinn versteht.". Ich kenne keine einzige theologische Richtung, die "nahezu alle Texte der Bibel im Wortsinn versteht". Ein konkretes Beispiel: Psalm 61,5 "Ich möchte weilen in deinem Zelt in Ewigkeit, mich bergen im Schutz deiner Flügel.". Die hier unterstellte "biblizistische" Haltung müsste ja daraus folgern, dass Gott ein überdimensionales Huhn wäre.

In bibeltreuen, konservativen Gemeinden besteht Einigkeit darüber, dass Symbolik (z.B. in den prophetischen Texten der Bibel) als Symbolik zu verstehen ist. Es wird dort aber Wert darauf gelegt, diese Symbolik bibeltreu auszulegen.

Der oft karikierte biblizistische Standpunkt zeichnet daher nur ein Zerrbild von konservativem Christentum, um dann dieses Zerrbild zu zerreißen. Im Grunde handelt es sich dabei um ein Strohmann-Argument. Ninety Mile Beach 20:47, 24. Feb. 2007 (CET)

Der Artikel ist im obigen Sinne klarer zu fassen. Zum Beispiel, ob ein Bericht innerhalb der Bibel als historisch verstanden wird, ist sicherlich zu diskutieren. Gibt es dann Einigkeit darüber, dann wäre Biblizismus diesen Bericht auch als historisch zu verstehen. Biblizismus wäre, die Texte der Bibel so zu verstehen, wie sie verstanden werden wollen, auch wenn sie anderen Meinungen/Erkenntnissen widersprechen. SebastianP --194.76.29.70 17:36, 17. Jan. 2015 (CET)

Sola scriptura

Begründung meines Änderungsvorschlags: Meines Erachtens ist die bisherige Fassung falsch.

Denn der Biblizismus gründet historisch im reformatorischen Sola-Scriptura-Prinzip. Diese historische Wurzel bedeutet auch einen sachlichen Zusammenhang: Biblizismus ist eine radikalisierte Form des Sola-Scriptura-Prinzips. Genauer noch: der eher reformierten, calvinistischen Fassung des Prinzips, dass christliche Lehre nämlich nur sein kann, was die Bibel auch lehrt (im Unterschied zur weiter gefassten, eher lutherischen Auffassung, dass gültige christliche Lehre darüber hinaus auch das ist, was vernünftig ist und der Schrift nicht widerspricht).

Kennzeichen des Biblizismus ist, dass er über diese reformatorische, reformierte Theologie weit hinausgeht und die Schrift für alle Fragen und alle (persönlichen) Lebenslagen in Beschlag nimmt.

Damit schließt er andere wissenschaftliche Zugänge oder ethische Antworten aus. Es ist daher - neben dem Kreationismus - ein ziemlich typisches Bild, dass biblizistische Prediger mit der Bibel in der Hand auf alle Lebenslagen ein direktes biblisches Rezept verkündigen (siehe viele Prediger auf Gods Channel im Satelliten-TV ...).

Gruß --217.248.195.38 14:33, 26. Mai 2008 (CEST)

Sola Scriptura, allein die Schrift ist ein Prinzip. Tradition oder kirchliche Lehren, die sich nicht aus der Schrift ableiten lassen, werden damit verworfen. Wieso Wissenschaft jetzt nicht von "allein die Schrift" betroffen sein soll, müsste im Artikel erklärt werden. SebastianP --194.76.29.70 17:52, 17. Jan. 2015 (CET)

andere Definition

Abgesehen davon, dass der Ausdruck als unscharf und unbrauchbar angesehen wird, wird "Biblizismus" auch definiert als "die extreme Bindung an die Bibel als der einzigen Quelle und Norm von Wissen und Erkenntnis" (Jozef Niewiadomski: Biblizismus. In: Walter Kasper (Hrsg.): Lexikon für Theologie und Kirche. 3. Auflage. Band 2. Herder, Freiburg im Breisgau 1994, Sp. 435.) und (aus katholischer Perspektive) behauptet, Biblizismus im engeren Sinn sei der Fall, wenn man "den Bibeltext radikal der Kirche vorordnet, seine in jeder Hinsicht geltende, unbedingte Wahrheit eindeutig festschreibt, keine alternative Auslegung zuläßt und nur noch nach einer "eindeutigen Auslegung" sucht" (LThK, ebd.).

Karl-Hagemann (Diskussion) 17:38, 28. Feb. 2016 (CET)