Diskussion:Bridge (Musik)

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Terminologischer Klärungsbedarf

In Punkto Begrifflichkeiten in der Formenlehre der Popmusik scheint es mir gehörigen Klärungsbedarf zu geben. Besonders deutlich wird dies im Blick auf die englischsprachige Seite zum Begriff "Bridge" (Stand: 20.11.2011) - es ist grotesk, dass Bezug auf Wagner genommen wird, um diesen Begriff zu erklären, wo doch eindeutig gegeben ist, dass der Terminus "Bridge" der Popularmusik (Jazz, Rock/Pop) entstammt.

Meines Erachtens müsste terminologisch Folgendes geklärt werden: Ist mit "Bridge" eher ein überbrückend-vermittelndes oder ein kontrastives Element in der Formenlehre der Popmusik gemeint? Ist das Vorhandensein von "Bridges" optional oder essentiell in einem Pop-/Jazzsong?

Man mag einwenden, dass sich das nicht gegenseitig ausschließt, doch ergeben sich, je nach Deutung, m. A. n. sehr unterschiedliche begriffliche Tendenzen: Als B-Teil eines Popsongs (wie etwa bei "The girl from Ipanema") wird das kontrastive Element betont, als Pre-Chorus eher das überbrückend-vermittelnde. Wird Bridge = B-Teil eines Jazzstandards gesetzt, so wird der Bridge eine sehr essentielle Funktion zugeschrieben, vergleichbar mit der eines Chorus in der Popmusik. Als Beispiel sei hier der Jazz-Standard "Moonglow" angeführt. Optional ist der Begriff, wenn damit lediglich eine überleitende, zumal instrumentale Passage eines Songs gemeint ist (Beispiel: Die zum Gitarrensolo überleitende Orgel-Passage im Beatles-Song "Let it Be", die später als Outro fungiert).

These: Die Bridge kann erst dann definiert werden, wenn Konsens darüber herrscht, welches die wirklich konstitutiven Elemente eines Songs sind. Dabei würde ich Popsongs und Jazz-Standards differenzieren: Die konstitutiven Elemente eines Popsongs sind Strophe und Refrain; die konstitutiven Elemente eines Jazz-Standards seien arbeitstechnisch A- und B-Teil genannt. Das funktionale Gewicht liegt in der Popmusik beim Refrain, im Jazz liegt sie beim A-Teil.

Erst wenn diese Unterscheidung geklärt ist, ist eine Annäherung an den Begriff "Bridge" möglich. Wird beim Jazz-Standard B-Teil = Bridge gesetzt, so ist eindeutig das kontrastive Element betont, das überleitend-vermittelnde tritt zurück. Ich hätte meine Probleme mit dieser Einschätzung, da sie terminologisch unpräzise ist, doch möglicherweise entspricht das ja dem aktuellen Sprachgebrauch. In der Popmusik wäre zwischen einer weiten und engen Deutung des Begriffs "Bridge" zu unterscheiden. Die weiteste mögliche wäre, alle Teile "Bridge" zu nennen, die nicht Strophe und Refrain sind, da sie zwischen diesen konstitutiven Elementen in der einen oder anderen Art und Weise vermitteln. Für Intro und Outro (bzw. Repeat und Fade) ergibt das allerdings keinen Sinn, da vorher bzw. nachher nichts folgt, was zu vermitteln wäre. Dieser Deutung nach wären Pre-Chorusse, Soli und sonstige Kontrastteile allesamt Bridges.

Schwierig ist der Fall in Popsongs, die kein ausgeprägtes Strophen-Refrain-Gefälle haben bzw. in denen das wiederkehrende Element in die Strophen integriert sind. Beispiele hierfür sind die Beatles-Songs "Things We Said Today" oder "Something". In "Something" sind die Textzeilen "I don't want to leave her now; You know I believe and how" streng genommen der Refrain, weil sie am Ende der Strophen immer wiederkehren. Doch aufgrund ihrer Kürze und der fehlenden Abgrenzung zur Strophe sollte besser von einer wiederkehrenden Schlussfloskel als von einem eigenen Formteil gesprochen werden. Zumal das wiederkehrende "Some" in den Strophenanfängen ein Gegengewicht bildet und eindeutig titelprägend ist. Den wuchtig-visionären B-Teil hingegen als "Bridge" zu bezeichnen, erscheint als groteske Verniedlichung. Überleitend-vermittelnd ist eher das Gitarren-Solo, welches zur Strophe zurückführt, m. E. die eigentliche "Bridge". (nicht signierter Beitrag von 77.6.188.108 (Diskussion) 11:56, 20. Nov. 2011 (CET))

toller Artikel...

hab' ich zu meinen Themen, in der letzten Zeit, leider zu wenige gelesen.

--Watz (Diskussion) 14:38, 14. Nov. 2012 (CET)