Diskussion:Delhi (Haixi)

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Warum Delhi für Delingha ?

Woher stammt denn die offizielle Umschrift Delhi für Delingha? Ich bin in Qinghai keinerlei Grundlage für diese Umschrift begegnet, und auch in meinem Pinyin-Atlas, der sonst all die (von vielen Wikipedianern) ungeliebten autoritativen Umschriften hat (wie Dêgê, Xigazê, A'nyêmaqên Shan), steht ausschließlich Delingha und nirgendwo Delhi. Die Umschrift Delhi würde auch in keiner Weise dem tibetischen Terlingkha entsprechen, was sehr ungewohnt wäre, denn normalerweise dient das angepasste Pinyin dazu, die Minderheitensprachen phonetisch (nach den angepassten Regeln) der örtlichen Aussprache gemäß wiederzugeben.

--Andreas Gruschke 11:02, 25. Sep. 2010 (CEST)

Das ist sicherlich irgendein Mißverständnis. Einfach nach Delingha (tib. gter len kha / Terlenkha/Terlingkha) zurückverschieben, das ist meines Wissens die offizielle Bezeichnung. --Reiner Stoppok 22:43, 25. Sep. 2010 (CEST) PS: Dieses ganze Hin- und Hergeschiebe in der letzten Zeit hat einen auch manchmal ziemlich konfus gemacht. (Natürlich ist man vor irgendwelchen Umbenennungen nie ganz sicher.)
Tja, liebe Freunde, Ihr irrt aber trotzdem. Natürlich hat sich die neue offizielle Schreibung des Ortsnamens Delhi in China noch nicht überall durchgesetzt. Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass es ewig gedauert hat bis die offizielle (philologisch falsche) Schreibweise Hohhot durchgesetzt und allgemeingebräuchlich war. Bei einem erheblich weniger wichtigen Ort wird es wohl zwangsläufig noch länger dauern. Es tut mir auch leid, dass ich manchmal für Monate aus der Wikipedia verschwinde, aber dann habe ich einfach keine Zeit bzw. daraus resultierend keinen Nerv. Also nur ganz kurz:
  • Es handelt sich nicht um einen tibetischen, sondern einen mongolischen Ortsnamen. Das ist auch nicht verwunderlich, da Delhi die Hauptstadt von Haixi ist und das ist ein „Autonomer Bezirk der Mongolen und Tibeter“. Die Reihenfolge ist nicht zufällig (wie sie das bei der Regionalautonomie in China nie ist), d.h. die Mongolen sind die erste, die Tibeter „nur“ die zweite Nationalität mit Autonomierechten innerhalb des Bezirks. Tatsächlich befindet sich fast das ganze Siedlungsgebiet der Qinghai-Mongolen innerhalb Haixis, Ausnahme ist nur Henan.
  • Natürlich habe ich das Lemma nicht grundlos oder in einem Anfall von Geolegastenie verschoben. Mein Beleg für Delhi ist: Cui, Naifu 崔乃夫 [Hg.]: 中华人民共和国地名大词典, 第三卷 Zhonghua renmin gongheguo diming da cidian, di san juan (Großes Lexikon der Ortsnamen der Volksrepublik China, Bd. 3). 商务印书馆 Shangwu yinshuguan (Handels-Verlagshaus). 北京 Beijing 2000. ISBN 710002708X. Seite 5698-5699. Das fünfbändige Werk, zu dem dieser Band gehört, ist das neueste, das die z.T. revidierten und reformierten offiziellen Lateinschrift-Schreibweisen chinesischer Ortsnamen enthält, z.B. auch Bose, das in der englischen und französischen Wikipedia und sogar auf der eigenen Website der Stadt immer noch falsch als Baise geführt wird. Und tatsächlich stand Delhi noch im Zhonghua renmin gongheguo diming lu 中华人民共和国地名录 (Katalog der Ortsnamen der Volksrepublik China), 中国社会出版社 Zhongguo shehui chubanshe (Sozialverlag Verlag Chinas), 北京 Beijing 1994, ISBN 7800883957, Seite 155, als Delingha.
  • Nun stellt sich die Frage, wie die Ortsnamenkommission beim Staatsrat der VR China auf diese „ulkige“ Schreibweise kommt, die ja dummerweise irgendwie an die Hauptstadt Indiens erinnert. Die Lösung ist ganz einfach. Das mongolische Wort, das zugrunde liegt, wird in der (für die VR China offiziellen Umschrift des Mongolischen) delehei transkribiert. Nach meinem alten Wörterbuch (Meng Han cidian 蒙汉辞典 Mongolisch-Chinesisches Wörterbuch, 内蒙古人民出版社 Nei Menggu renmin chubanshe, Volksverlag der Inneren Mongolei, 呼和浩特 Hohhot 1976, Seite 1157) bedeutet es 世界, 世间, 人间, 天下, aber auch 大地 und sogar 国际. Ob wir es hier in Gedanken als „Welt“ oder als „Mutter Erde“ übersetzen wollen, lasse ich mal offen. Die einheimischen Mongolen scheinen es gern mit altan (Gold, golden) zu kombinieren, dann kommt also so etwas wie „eine goldene Welt“, „ein goldenes Land“ heraus. Wie Ihr ja wisst, wird Mongolisch meistens ganz anders ausgesprochen als es geschrieben wird. Wenn ich Zweifel an der korrekten Aussprache habe, schaue ich immer ganz schnell in den Lessing (Lessing, Ferdinand D. [Ed.]: Mongolian-English Dictionary, University of California Press: Berkeley, Los Angeles 1960, p. 248) und finde an angegebener Stelle die Bedeutungen „earth, world, universe, cosmos; surface of the earth“ und bei den Wortkombinationen (3. Zeile von unten) sogar altan delekei mit der Bedeutung „the ‚golden‘ earth (poetical)“. Neben der mongolischen Vokabel und Lessings spezieller Latinisierung steht dann der Begriff glücklicherweise immer noch in der kyrillischen Ersatzschrift für das Mongolische, und hier steht дзлхий!!! Wenn mich meine beschränkten Kenntnisse des Kyrillischen nicht schwer täuschen, dann ist das mit Delhi (wobei das „h“ natürlich ungefähr wie ein „ch“ in „ach“ gesprochen wird) ziemlich gut getroffen, oder? Es bleibt also festzuhalten: Der Staatsrat der VR China hat für einen mongolischen Ortsnamen eine exakte Umschrift des Mongolischen als Ortsnamen in Lateinschrift festgelegt. Das finde ich gut und daran sollten wir uns halten. Und wenn Ihr mal „Delhi“ zusammen mit „Qinghai“ oder zusammen mit „Haixi“ googelt, werdet Ihr feststellen, dass bereits zahlreiche Websites innerhalb und außerhalb Chinas die korrekte Schreibweise verwenden. Am Ende ist Delhi – wie Hohhot – einfach eingebürgert und es hat gegenüber Hohhot noch den Vorteil, dass es wenigstens philologisch korrekt transkribiert ist.

Ich mache jetzt aber noch keine Rückverschiebung und warte erstmal Eure Meinung dazu ab. Außerdem muss ich mal kurz für ein paar Wochen weg.

Herzlicher Gruß, -- Ingochina 19:40, 15. Okt. 2010 (CEST)

Ich bin völlig baff, quasi wie hypnotisiert. --Reiner Stoppok 03:00, 24. Okt. 2010 (CEST) PS: Trotzdem schreiben mein gutes altes Hanyu pinyin Zhongguo diming shouce (Beijing 1982) und Karten, wie z.B. ISBN 155341570-1 (wenn auch nicht in diesem Ausschnitt) "Delingha" (die Karte freilich mit "Delhi Noichang" (alias Delingha Nongchang) als nächste Station in Richtung Westen mit der Delingha-Moschee (Yihewani) dabei). - Tja, die guten alten Zeiten ... (den "Cui, Naifu" hatte ich hier mal beantragt, dann aber nur das bewilligt bekommen ... ;) )
Ich kann das auch alles gut nachvollziehen. Das Problem, das ich hatte, war, dass ich bislang keine offizielle Pinyin-Karten aus China besaß, in der Delingha als Delhi geschrieben wurde, benutze ich doch seit Jahren bei eigenen Reisen quasi nur Karten auf Chinesisch. Nun habe ich mir eine neue Kartenausgabe gekauft und muss zugeben: da steht jetzt tatsächlich nicht mehr Delingha, sondern Delhi. Und jetzt, wo ich speziell danach gesucht habe, bin ich tatsächlich auch mehrfach fündig geworden (Kartenbeispiel 1 2 3 4, wenngleich die andere Schreibweise noch immer häufig vorkommt). Uups. Man sollte sich wirklich nie sicher sein bei dem, was man sicher zu wissen meint...
Ein Prinzip für Ortsnamen mit der offiziellen Schreibweise sollte ja wohl u.a. sein, dass die Orte auf einer Karte identifizierbar sind. Da solche Karten ja tatsächlich schon rausgekommen sind, sollte man dem auch folgen. Entsprechend werden nämlich auch im Ausland Karten nachgedruckt werden. Danke, Ingo! Bin jetzt ganz klein und "schäme" mich dafür, dass ich die Diskussion losgetreten habe....
Bin daher, auch wenn's mir schwerfällt (wenn ich in Qinghai einem Fahrer sagen würde, er solle mich nach Delhi fahren, würde er mich für verrückt erklären...), zu Delhi bekehrt. Aber wieder verschieben muss es ein Anderer....
Liebe Grüße --Andreas Gruschke 14:41, 24. Okt. 2010 (CEST)
Wo Du gerade hier bist: Kannst Du nicht mal eine Liste von solchen hübschen Online-Karten zusammenstellen? --Reiner Stoppok 14:50, 24. Okt. 2010 (CEST) PS: Muss ja auch nicht gleich schön aussehen (ich schäme mich deshalb mit).
Sorry, aber ich hab einfach zu viel um die Ohren, Komme kaum dazu, meine eigentlichen Arbeiten zu erledigen... --Andreas Gruschke 15:35, 25. Okt. 2010 (CEST)
Wird höchste Zeit, dass Du Professor wirst ... --Reiner Stoppok 12:05, 27. Okt. 2010 (CEST) PS: Damit Du Dich etwas ausruhen kannst ... ;)
Danke der Ehre, aber den Bürokratie-Jonb streb ich gar nicht an... Was mich so sehr beschäftigt ist eher die Feldforschung, deren (endlose, aber spannende) Auswertung und die vielen Kontakte, die ich dadurch habe, zu pflegen. --Andreas Gruschke 10:34, 2. Nov. 2010 (CET)
Ein bißchen 'Sinisierung' könnte dem philologisch angestaubten Fach nicht schaden ... ;) --Reiner Stoppok 10:47, 4. Nov. 2010 (CET) PS: Ein frischer (Ost)Wind ...

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