Diskussion:Deutsche Gesellschaft für Experimentelle und Klinische Pharmakologie und Toxikologie
Eröffnungsansprachen bei der 14. Tagung der Deutschen Pharmakologischen Gesellschaft vom 24. bis 28. April 1938 in Berlin
Auszüge aus den Ansprachen Ferdinand Flurys und Wolfgang Heubners, gedruckt in Naunyn-Schmiedebergs Archiv für experimentelle Pathologie und Pharmakologie 1938; 190,17-29.
Ferdinand Flury schloss: "So will ... die deutsche Pharmakologie beitragen, das deutsche Volk gesund, stark und arbeitsfähig zu erhalten.
So reiht sie sich, ihrer Verpflichtung bewußt, auch als politischer Faktor ein in den Dienst unserer großen Gemeinschaft, in das Aufbauwerk des Führers. Dabei soll uns niemand übertreffen in ehrlichem Wollen, an Arbeitsfreudigkeit, an Lauterkeit der Gesinnung.
Ehe wir nun zur Arbeit schreiten, gilt unsere Huldigung dem ersten Arbeiter unseres Volkes, dem Schirmherrn der deutschen Wissenschaft, dem Schöpfer des neuen Großdeutschen Reiches. Wir grüßen in dankbarer Verehrung und treuer Eergebenheit unseren Führer
Adolf Hitler mit einem dreifachen
Sieg Heil!"
Wolfgang Heubner sagte unter anderem:
"Als ältestem Berliner Vertreter des Faches, dem diese Tagung gewidmet ist, obliegt es mir, Sie alle im Namen der ortsansässigen Pharmakologen, sowie des pharmakologischen Universitätsinstituts zu begrüßen. In diesem Institut sollen ja von morgen mittag ab unsere Verhandlungen stattfinden. Ich hoffe, Sie werden mit der Aufnahme hier wie dort und auch bei unseren sonstigen Zusammenkünften zufrieden sein, um so mehr, als es sich die verantwortlichen Ministerien haben angelegen sein lassen, unsere Tagung in jeder Weise zu fördern. ... Fast muß ich nun freilich fürchten, daß der äußere Habitus unseres Instituts bestechender wirkt als der innere; denn im Reiche der Wissenschaft wie des Geistes überhaupt lassen sich ja die Mängel nicht so leicht durch einen neuen Anstrich freundlich überdecken."
Heubner stellt dann dem praktisch Arzt den theoretischen Mediziner gegenüber und fragt: "Was aber veranlaßt bestimmte Menschen, die den so eminent praktischen Beruf des Arztes erwählt haben, sich dann doch einem theoretischen Fach zuzuwenden? Es kann wohl kein Zweifel sein, daß dies nur Menschen tun, denen das Erkennen wichtiger ist als das Handeln. ...
Ich weiß nicht, wie hoch hoch der Prozentsatz solcher Menschen ist, aber es bleibt unbestreitbar, daß es Menschen gibt, denen die Aufhellung unerkannter Zusammenhänge unter strenger Beweisführung ein hohes Glücksgefühl bereitet, gleichgültig, ob sie selbst oder andere die Beweise erbringen. Solche Menschen sind ebenso erstaunt darüber, wenn andere solches Glück nicht mitempfinden, wie diese umgekehrt erstaunt darüber sind, daß eine nüchterne Verstandesangelegenheit beglücken kann.
Ein Gefühl der Beglückung aber erzeugt Dankbarkeit. Diese Dankbarkeit ist wohl die eigentliche Wurzel der weltumspannenden Verbundenheit der Gelehrten, in der die Frage nach Herkunft oder Abkunft gleichgültig ist gegenüber der Frage nach dem Beitrag des einzelnen zu der Beglückung des Geistes. Und mit zwingender Notwendigkeit fügt es ein psychologisches Gesetz, daß jenes Dankgefühl bis zu persönlicher Anteilnahme geht. So werden viele Seelen davon berührt, wenn Unglück hereinbricht über einen hervorragenden Entdecker weitreichender Zusammenhänge.
Die verschiedene Empfänglichkeit für das Glück der verstandesmäßigen Erkenntnis führt natürlich auch zu Differenzen in der Bewertung des Verstandes selbst. Ich gestehe freimütig, daß ich ihn über alle Maßen schätze und daß ich gern Intellektualist genannt sein wollte, wenn ich noch etwas mehr von dieser köstlichen Gabe besäße. Mir scheint, daß unser irrationales Leben nicht allzuweit abweicht von dem der Tiger, Affen oder Büffel, daß aber die Ratio, und nur die Ratio, von Jahrhundert zu Jahrhundert unsere Einsicht verbessert hat. Und aus dieser Einsicht empfangen wir Weisheit, wohl das edelste Kennzeichen menschlicher Würde.
Vor kurzem kam mir ein Dichterwort vor Augen: 'Nur Verstand und Redlichkeit helfen; es führen die beiden Schlüssel zu jeglichem Schatz, welchen die Erde verwahrt.' Hier, meine ich, irrt Goethe nicht! Auch darin nicht, daß er Verstand und Redlichkeit verbindet. In Wahrheit sind ja diese beiden Eigenschaften des Menschen viel häufiger vereint, als es nach Propagandareden und –schriften zuweilen scheinen möchte. ...
Wir Pharmakologen fühlen uns auf mehreren Gebieten, von denen ich nur die Arzneitherapie und die gewerblichen Vergiftungen herausgreifen möchte, aufs stärkste verflochten in das Getriebe zwischen dem Irrationalen und dem Rationalen. ... So finden wir, daß die Bemühungen, denen unser Herz gehört, uns auch innerhalb der Volksgemeinschaft zu berufenen Sachwaltern für Aufgaben machen, die niemand sonst in gleicher Weise erfüllen kann: vor allem zu wachen, zu warnen und die Gewissen zu schärfen.“
Coranton 12:40, 10. Nov. 2010 (CET)
Detail: Groß oder Klein ?
soll man "experimentelle" und klinische groß oder klein schreiben? - das ist uneinheitlich , entweder im Text ändern auf groß, oder das Lemma verschieben. Cholo Aleman 09:23, 3. Dez. 2010 (CET)
Danke. Geändert wo relevant. Es liegt an der Gesellschaft. In der offiziellen Satzung großgeschrieben, im Logo klein.
Coranton 11:18, 3. Dez. 2010 (CET)
Danke! - ansonsten: Danke für Deine tollen Beiträge. Da stecken offenbar diverse Regalmeter Unterlagen drin. Cholo Aleman 19:55, 3. Dez. 2010 (CET)