Diskussion:Edgar Feuchtinger
Weswegen verurteilt?
Im Artikel steht, dass Feuchtinger wegen Kriegsverrats zum Tode verurteilt wurde. Ich habe allerdings gelesen, dass er wegen Wehrkraftzersetzung zum Tode verurteil wurde, was etwas anderes ist. Kann man das klären?
Diese Frage ist keineswegs spitzfindig, wie man meinen könnte, denn unter Hinweis auf seine angebliche Verurteilung als Kriegsverräter wurde eine pauschale Aufhebung aller NS-Urteile wegen Kriegsverrates von der Unionsfraktion bis vor Kurzem blockiert.217.9.41.134 10:16, 10. Sep. 2009 (CEST)
- Feuchtinger wurden auch alle Orden der Nazis aberkannt.--Falkmart 01:28, 4. Feb. 2010 (CET)
- Laut dem Buch "Weltgeschichte der Spionage" wurde er wegen "korrupter Verbrechen und Plünderungen, auch in die eigene Tasche" (offenbar ein Zitat aus dem Urteil) verurteilt. Dieser Wortlaut spricht meiner Meinung nach auch gegen Kriegsverrat, zumal hierzu auch ein Landesverrat begangen werden musste. Wehrkraftzersetzung als Grundlage des Urteils ist also anzunehmen. --HolgerB (Diskussion) 19:52, 19. Apr. 2013 (CEST)
Helmut Kramer schreibt, daß "Feuchtinger wegen Wehrkraftzersetzung, also nicht wegen Kriegsverrat, verurteilt worden ist. Das hätte Müller übrigens schon dem nicht nur Militärhistorikern wohlbekannten Buch von Otto Peter Schweling: »Die deutsche Militärjustiz in der Zeit des Nationalsozialismus« (herausgegeben von Erich Schwinge) entnehmen können. Übrigens ist Feuchtinger bereits aufgrund des Unrechtsbeseitigungsgesetzes von 1998 rehabilitiert worden". --85.180.45.214 11:14, 18. Jul. 2014 (CEST)
Hans von Luck (Hans–Ulrich Freiherr von Luck und Witten) war Oberst in der 21. Panzer-Division. Sowohl in Nordafrika mit Rommel, als auch nach der Neuaufstellung der 21. Pz-Division unter Feuchtinger. Seine Memoiren kenne ich in der Englischen Fassung: "Panzer Commander - The Memoirs of Colonel Hans von Luck" (Random House, Inc, ISBN 978-0-8041-5197-9).
Er geht hier eingehend auch auf die Gründe ein, warum Feuchtinger verurteilt wurde. Feuchtinger hatte eine südamerikanische Geliebte in Paris und verbrachte deshalb viel Zeit fernab der Divisions-Stabes. Ein der Division unterstellter Major Alfred Becker von der Sturmgeschütz-Abteilung 200 der 21. PzD war im Zivilberuf Ingenieur. Becker hatte mit seinem Improvisationstalent massiv zur Erstausrüstung der 21. PzD beigetragen und Panzer und Sturmgeschütze aus Beute-Material "gebastelt". Dazu nutze er halt die Renault-Werke in der Nähe von Paris und Feuchtinger "musste" halt (angeblich) dort öfter "nach dem Rechten sehen".
Mit seinem Fernbleiben vom Kommando ist er halt mehrmals übelst aufgefallen, weil er just zu den falschen Zeitpunkten am falschen Ort war. Bei der Landung der Alliierten in der Normandie war die 21. PzD sofort als "Feuerwehrmann" gefordert. Doch Feuchtinger war nicht vor Ort und war auch in Paris nicht "ans Rohr" zu bekommen. Außer dem abwesenden General Feuchtinger wusste bei der 21. PzD keiner, dass die Division ständigen Befehl hatte, bei einer alliierten Luftlandung sofort zum Angriff auszurücken, um diese noch im Frühstadium zu zerschlagen. Seine Abwesenheit von der Division und die fehlende Instruierung seiner Untergebenen sowie die unklare Befehlsstrukturen, die er hinterlassen hatte, verzögerten den Einsatz der Division erheblich. Hans von Luck ist der Überzeugung gewesen, dass er die Luftlandung an der Orne hätte zerschlagen können und der Ausbruch der Alliierten aus dem Brückenkopf wäre durch rechtzeitigen Einsatz der Division enorm erschwert worden. Ob die Einschätzung angesichts der alliierten Luftüberlegenheit richtig ist, mag natürlich zu Recht bezweifelt werden.
Auch im weiteren Verlauf der Kämpfe in Frankreich glänzte Feuchtinger laut Hans von Luck sehr oft mit Abwesenheit. Selbst wenn er beim Divisions-Stab war, so befand sich dieser oft weitab vom Einsatzort der Bataillone. Das gereichte der Division allerdings dann eher zum Vorteil, denn die Bataillonskommandeure hatten sich mittlerweile dran gewöhnt und nutzen es zu ihrem Vorteil. Dabei schreckten sie auch nicht davor zurück, die 21. PzD komplett umzustrukturieren. Aus einer mustergültigen Panzerdivision mit strikter Trennung zwischen Panzer-, Sturmgeschütz-, Aufklärungs- und Panzergrenadier-Abteilungen mischten sie recht bunt Bataillone mit kombinierter Waffen zusammen, die dann getrennt oder gemeinsam operierten.
Soweit ich das "zwischen den Zeilen" in von Lucks Memoiren lese, war das der Preis dafür, dass sie Feuchtingers Abwesenheit deckten und es hat die Effektivität der 21. PzD wohl enorm gestärkt. Feuchtinger war zudem Artillerist und hatte keine wirkliche Kampferfahrung - nur Beziehungen nach Oben. Seine Bataillonskommandeure dagegen waren durch die Bank weg sehr erfahrene Leute und sie dürften weitgehend froh gewesen sein, Feuchtinger "von hinten" zu sehen.
Im weiteren Verlauf der alliierten "Operation Goodwood" kämpfte die 21. PzD ein ständiges Rückzuggefecht. Auch dort war Feuchtinger öfter in Paris und im Saarland als "an der Front". Das fiel dann auch anderen Generälen wie Sepp Dietrich und Manteuffel auf. Während Feuchtingers seltener Zeit an der Front kam es zum "Debakel von Epinal", dass zu größeren Verlusten führte. Kurz darauf bei Baccarat "kompensierte" Feuchtinger das durch falsche Erfolgsmeldungen und sehr übertriebene Abschusszahlen von Feindpanzern. Von Lucks persönlicher Tiefpunkt mit Feuchtinger war, als er komplett abgeschnitten und in schwerste Kämpfe verwickelt und bat Feuchtinger um Verstärkung. Stattdessen schickte er ihm aus warmen und trockenen Quartier fernab der Front die Empfehlung, ihm "so viele von meinen Männern zurückzubringen, wie irgendwie möglich."
Weihnachten '44 stand die 21. PzD in schwersten Kämpfen in der Nähe von Saarlautern, als im Divisionsstab der Befehl einging, dass General Feuchtinger sich umgehend in Berlin vor einem Kriegsgericht zu verantworten hätte, um seine Abwesenheit von der Division während der Landung der Alliierten am 5.-6. Juni '44 zu erklären. Allerdings war Feuchtinger auch an dem Tag, als dieser Befehl einging nicht bei der Division, sondern hatte im Saarland in einem requiierten Haus mit seiner südamerikanischen Geliebten Weihnachten gefeiert. Da die Dame Ansprüche hatte und ein feudales Leben gewöhnt war, hatte Feuchtinger seinen Adjutanten und mehre Soldaten des Divisions-Stabes zur Bewirtung abgestellt, bzw. von anderen Einheiten als Gefälligkeit "zur besonderen Verwendung" abkommandieren lassen. Anscheinend nicht nur für diese Gelegenheit, sondern als ständiges "Hofgesindel" der Dame.
Als man Feuchtinger dann im Saarland habhaft werden konnte, flog das auf. Und zu seiner Untersuchung wegen Fernbleiben von der Front kam dann noch "Wehrkraftzersetzung" dazu, weil er halt Soldaten, Offiziere und Unteroffiziere für sein "persönliches Gefolge" (bzw. der Dame) abgestellt hatte und damit "der Front entzog". Diese "Dolce Vita", die sich Feuchtinger da gegönnt hatte, kam zu der Zeit halt nicht sonderlich gut an. Auch Hans von Luck lässt daher auch kaum ein gutes Haar an ihm, wenn er auch die Verfehlungen Feuchtingers nicht in allen Details schildert und sich bewusst war, dass die Einheit ohne ihn besser dran war. Im Archiv von Spiegel Online findet sich dazu ein bisschen was im Detail:
In diesen Artikeln wird Feuchtinger zudem vorgeworfen, militärische Geheimnisse an seine brasilianische Geliebte verraten zu haben und (nach dem Krieg) als Agent der Sowjets ehemalige Kameraden ausgehorcht zu haben, die bei der Bundeswehr gelandet waren.
Als Linkspartei und Grünen pauschal alle Kriegsgerichts-Urteile der NS-Zeit aufheben wollten, diente gerade die "Causa Feuchtinger" als Beispiel, warum das möglicherweise eine schlechte Idee sei. Andere haben beim Begehen von "Kriegsverrat" oder "Wehrkraftzersetzung" unter hohem persönlichen Einsatz Kopf und Kragen aus moralischen, ethischen und humanitären Gründen riskiert. Feuchtinger dagegen tat das, um seinen Hintern aus der Schusslinie zu bekommen und seiner Dame gefällig zu sein. Halt aus niederen persönlichen Motiven und zur persönlichen Bereicherung - sowohl materiell als auch in Liebesdingen.
Westdeutschen Veteranen des 2. Weltkrieges reagierten generell etwas empfindlich gegenüber ehemalige Kameraden, die mit den Soviets gemeinsame Sache machten oder gemacht hatten. Hans "Assi" Hahn schrieb nach seiner Kriegsgefangenschaft das Buch "Ich sage die Wahrheit", in dem er "Kollaborateure" beim Namen nannte und keiner der so gegeisselten kam dann noch für die Bundeswehr in Frage. Auch die Politik der Bundesrepublik trug diesen Befindlichkeiten Rechnung und vermied anscheinend Gesetze, welche diese Gruppe der Ehemaligen begünstigen würde.
Im übrigen ist von Lucks Buch wirklich sehr lesenswert. Mit dem Florett und ohne böse Worte liefert von Luck darin auch die mithin beste (und schwerste) Kritik an Erwin Rommel, die ich bislang irgendwo gelesen habe. Und die beiden verstanden sich wirklich gut und hatten eine ausgeprägte Wertschätzung voneinander, wie sie zwischen Mentor und seinem besten Schüler oft der Fall ist. Von Luck war jedoch nicht blind, was Ambitionen und Ehrgeiz von Rommel anging und dass dieser bereit war, dabei über die Leichen und Karrieren seiner Untergebenen zu gehen, nur um "mal wieder glänzen zu können". Sein Fazit über das "System Rommel" ist alleine schon das Lesen dieses enorm kurzweiligen Buches wert. (nicht signierter Beitrag von Solarspeed (Diskussion | Beiträge) 07:02, 5. Apr. 2015 (CEST))
Unlogische Zeitlinie
Im aktuellen Artikel steht als Datum für die Verurteilung 19. März 1945 und für die Rücknahme des Urteils 02. März 1945, also Revidierung vor Ausspruch? Quellen sind mit grad nicht zugänglich, eine Verwechslung mit April als Monats der Revidierung scheint wahrscheinlich. Bitte prüfen, MfG ~~----
Belege für die Spionage
Also der Fragliche Abschnitt ist hier eingefügt worden und wohl wahrscheinlich die Infos den beiden Bücher Weltgeschichte der Spionage oder dem Lexikon der Geheimdienste im 20. Jahrhundert. entnommen worden.--Sanandros (Diskussion) 09:18, 1. Mai 2018 (CEST)