Diskussion:Ende gut, alles gut

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Interpretation

Es ist zum Verständnis des Stücks sehr nützlich, die gewohnte Pespektive zu wechseln, in der Helena quasi eine Märtyererin der Liebe und Graf Bertram so hartherzig, kalt und arrogant erscheint, dass man sich fragt, warum dieses Rührstück als 'Problemstück' gilt.

Sehen wir die Geschichte aus der Perspektive des jungen Grafen, so sieht sie völlig anders aus und widerspricht auf überraschende Weise dem Klischee.

Helena hat sich in ihren älteren Zieh-Bruder verliebt. Sie wünscht sich eine Liebesheirat. Das ist ein bürgerlicher Wunsch, vor 400 Jahren wohl noch ziemlich neuartig. Geradezu revolutionär ist jedoch, dass sie ihren Bräutigam gar nicht erst fragt, ob er einverstanden ist. Sie 'kauft' ihn sich einfach, bzw. sie nimmt ihn zur Belohnung wie man einen Beutel Gold oder einen kleinen Adelstitel zur Belohnung nehmen würde.

Der junge Graf verhält sich gleichfalls revolutionär. Für junge Männer und Frauen des Hochadels ist die politische oder aus sonstigen Gründen arrangierte Ehe seit Menschengedenken eine Selbstverständlichkeit. Er aber widersetzt sich diesem Zwang und sagt, dass er sie nicht liebt und daher nicht heiraten will. Damit fordert er weniger als Helena, denn sie will aus Liebe heiraten, und er will nur davon verschont bleiben, trotz fehlender Liebe heiraten zu müssen.

Es bleibt ihm aber nichts anderes übrig, denn der König besteht auf Gehorsam. In diesem Augenblick muss sie erkannt haben, dass sie nichts anderes versucht, als den Grafen mithilfe des Königs zu vergewaltigen. Sie wendet zwar sinngemäß ein "Ach, lassen wir das...", doch das entscheidende und rettende Wort, dass sie Bertram nun auch selbst nicht mehr heiraten wolle - und nur das hätte den König aus seinem Dilemma erlöst - kommt nicht. Der König droht Bertram, ihn zu zerquetschen wie eine Laus, falls er sich nicht fügt. Und Bertram fügt sich. Er heiratet, schwört sich aber, die sexuelle Nötigung nicht zuzulassen und nicht mit ihr zu schlafen, setzt sich nach Italien ab und schreibt seiner Mutter einen Brief mit der Unterschrift: "Dein unglücklicher Sohn."

Wechseln wir doch einfach mal die Vorzeichen und fragen wir uns, wie wir das Geschehen beurteilen würden, wenn eine junge Frau gegen ihren nachdrücklich erklärten Willen einem Mann ins Bett gelegt würde - als Prämie.


Wie steht es um Helenas Liebe, wenn sie ein solches Geschäft betreibt? Und war es wirklich ein äußerster Beweis von Liebe, ihm nachzureisen und sich im Dunkeln zu ihm ins Bett zu legen, so dass er in der Meinung mit ihr schlief, sie sei eine andere? Stellen wir uns doch einmal eine Frau vor, die feststellt, dass sie auf diese Weise hereingelegt wurde.


Der König hält dem jungen Grafen eine Standpauke, dass er sich auf seinen Adel nichts einbilden und die bürgerliche Braut nicht gering schätzen darf. Das sind hohle Worte, da Helena von vornherein versprochen hatte, keinen Bräutigam aus der königlichen Familie zu wählen. Wäre der liberale König auch damit einverstanden gewesen. Natürlich nicht. Er weiß auch genau, dass diese Mesalliance ein Unding ist (damals zweifellos war!) und verspricht deshalb, Helena zu erhöhen und reich zu machen. Auch das beeindruckt Bertram jedoch nicht.

Es ist keine Nebensächlichkeit, dass der Hofmann Lafeu Helena als eine Wundertäterin beschreibt, auf die Karl der Große Gedichte schreiben würde. Jeder lacht schon deshalb bei dieser Vorstellung, weil Karl der Große kein Literat, sondern Analphabet war (er hätte Helena einfach in sein Bett befohlen, falls ihm danach war). Helena hätte mit Karl dem Großen also zu hoch gegriffen - und dasselbe gilt für Bertram, den man sich in derselben Linie vorstellen soll.

Im Übrigen: würde sie Bertram wohl ebenso begehren, wenn er der Schornsteinfeger wäre?

Bertram benimmt sich in Italien wie ein Hallodri. Er hat sich in die Tochter einer Wirtin verliebt, so heftig, dass er ihr sogar seinen Familienring anvertraut. Natürlich will er mit ihr ins Bett. Aber mal ehrlich: wer wollte das denn nicht? Schließlich glaubt er, sie herumgekriegt zu haben mit Versprechen, das Mädchen zu heiraten, wenn seine Frau erst tot ist. Später wird ihm diese gemeine List vorgeworfen. Aber wie könnte die Tochter der italienischen Wirtin je ernstlich darauf spekuliert haben, in 10, 20 oder 40 Jahren nach dem Tod der jungen Noch-Gräfin nach Frankreich gerufen zu werden, um den Grafen zu heiraten? Auf was sie sich da (vermeintlich) einließ und ihre 'Jungfräulichkeit opferte', war also offensichtlich nur Liebesgestammel und sonst nichts.

Helena hat ihre Ehe mit List vollzogen und wartet ihrem jungen Ehemann nach dessen Rückkehr nach Frankreich mit einem Kind auf. Alle Verwicklungen lösen sich auf. Ende gut, alles gut.

Und der junge Graf sagt zu seiner Frau, der Mutter seines ersten Kindes, die schönen und rührenden Worte: "If she, my liege, can make me know this clearly/ I'll love her dearly, ever, ever dearly."

(Wenn sie mir klar beweisen kann, dass das Kind von mir ist, werde ich sie ewig lieben.)

Ja - wenn! Wenn sie ihn jetzt noch nicht überzeugt hat, wie soll sie ihm denn je den Beweis erbringen, dass das Kind aus der einen einzigen Nacht mit ihm stammt, und nicht von einem anderen? Vaterschaftstests gab es ja bekanntlich noch nicht. Tatsächlich hat sie keine Chance, diese Voraussetzung zu erfüllen, und muss sich darauf einrichten, auch in Zukunft nicht geliebt zu werden.

Die fehlende Liebe des jungen Grafen erscheint angesichts von Helenas Tugenden sehr ungerecht. Die Frage, die das Stück aufwirft, ist: Kann man sich Liebe erzwingen oder verdienen? Das wird wohl verneint.

--Arte 18:51, 20. Feb. 2010 (CET)

Interpretation - das Vorspiel in der Realität

Diese Geschichte hatte wohl ein Vorspiel in der Realität.

Der 21-jährige Graf von Oxford, der seine Vorfahren-Liste bis zurück zu Karl dem Großen führte (und zweifellos von normannisch-französischen Gefolgsleuten Wilhelms des Eroberers abstammte) wurde mit dem 15 Jahre alten bürgerlichen Mädchen Anne Cecil verlobt, seiner Zieh-Schwester. Der Vater William Cecil wurde gerade rechtzeitig zur Eheschließung zum Baron gemacht, und es fiel viel Geld bei der Ehe ab.

Die Hochzeit wurde 1571 mit großem Tamtam und in Anwesenheit der Königin gefeiert.

Der junge Graf beließ die Braut zunächst bei hren Eltern. Die Ehe war 3 Jahre lang kinderlos.

Es drängte ihn nach Italien, und endlich durfte er reisen, benahm sich wie ein Hallodri, vergeudete vielleicht nicht den Familienring (das weiß man nicht), wohl aber viel Familienbesitz, Ländereien, die verkauft werden mussten.

Als er zurückkam, erwartete Anne ihn mit einer Tochter im Arm. Er verkündete allen, das Kind sei nicht von ihm (es könnte aber von ihm gewesen sein) und trennte sich von ihr.

Erst etliche Jahre später, nachdem er wegen der Zeugung eines nichtehelichen Kindes im Tower gesessen und unter Hausarrest gestanden hatte, kam sich das Paar näher, nahm die Ehe auf und setzte noch 2 Töchter und einen früh verstorbenen Sohn in die Welt.

Ende gut, alles gut?

Als 'All's well that ends well' geschrieben wurde, war Anne längst gestorben, im Alter von 32 Jahren.


Wegen seiner deutlich erkennbaren Anspielungen wäre eine öffentliche Aufführung wohl eine sehr heikle Sache gewesen. Es gibt aber keine Hinweise darauf, dass es zu Shakespeares Lebzeiten gespielt und gedruckt wurde.

Sprichwort?

Sollte es keine Erwähnung finden, dass die Worte "Ende gut, alles gut" Eingang in die Alltagssprache als Sprichwort gefunden haben? --Andi D (Diskussion) 22:37, 25. Dez. 2013 (CET)