Diskussion:Ferdinand Kutsch

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1. Du schreibst immer gute, lange Artikel.

2. Die Bewertung: „Zusammenfassend kann über diese Zeit festgestellt werden, dass Ferdinand Kutsch „...damals weder Mühen noch Gefahren scheute, um die Vor- und Frühgeschichtsforschung vor politischer Bevormundung zu bewahren.“[4]“ halte ich für extrem gewagt. Kutsch fährt einen Slalom zwischen Reinerth und SS und NSDAP. Bei solchen Verbündeten zu behaupten, er habe die Vor- und Frühgeschichtsforschung vor politischer Bevormundung bewahrt, klingt doch sehr nach Schönfärberei eines wechselnd braunen Farbtons.

3. Könntest Du nicht die Zitate im Text jeweils per Fußnote mit einer Quelle belegen?

4. Ein Desiderat seit längerer Zeit: Hanauer Geschichsverein - hättest Du dazu nicht mal Lust? -- Reinhard Dietrich 17:11, 4. Sep. 2008 (CEST)

Zunächst mal danke für das Lob. Punkt 2 ist ein wörtlich übernommenes Zitat aus einem Nachruf und gekennzeichnet. Kutsch selbst fährt keinen Slalom. eher wird mit ihm Slalom gefahren. Zunächst widersetzt er sich der Gleichschaltung, dann erhält er Unterstützung vom "Ahnenerbe". Die Anzeige bei der Gestapo geschah anscheinend auf eigene Initiative und nicht auf Anraten Langsdorffs oder Apffelstaedts. Man darf nicht vergessen, dass im SW-Deutschen Verband auch viele Provinzialrömer vertreten waren, denen die germanisch-"völkische" Ausrichtung des Amtes Rosenberg zuwider war. Und welche andere Möglichkeit hatte er, um sich zu schützen, als die Nähe von Leuten zu suchen, denen Reinerth nichts anhaben konnte? Vielleicht konnte man 1935 auch noch nicht ahnen, zu was sich die SS entwickeln würde? Punkt3: Die nicht belegten Zitate sind wohl aus Briefen und persönlichen Aufzeichnungen Kutschs, die B.Pinsker widergegeben hat. Muss mal sehen, wie ich das kenntlich mache, so wie jetzt gefällt es mir auch noch nicht 100%. Punkt4: M. Hoppe hat sich bereit erklärt, einen Text zu schreiben, doch wird das wohl noch dauern. Ich denke auch darüber nach, das mal selbst anzufangen.--Haselburg-müller 18:58, 4. Sep. 2008 (CEST)
Nachtrag zur Verdeutlichung: Das verrückte ist ja gerade, dass "Ahnenerbe" zunächst keinen Einfluss auf die Forschung genommen hat (ich vermute mal aufgrund der pseudowissenschaftlichen Ausrichtung war man im Grunde ahnungslos und hat sich das erstmal angehört). Im Laufe der Zeit geriet das Ahnenerbe selbst in Konflikt mit dem Amt Rosenberg und Reinerth, wovon Kutsch profitierte. Nur die Rückendeckung durch Himmler hat ihn davor bewahrt, nach der Widersetzung gegen die Gleichschaltung und Reinerths Vorwürfen einer "Verbrüderung mit Judentum und politischem Katholizismus" selbst in ernsthafte Schwierigkeiten zu kommen. Es gab im 3. Reich weitaus geringere Anlässe für Verhaftungen...--Haselburg-müller 19:47, 4. Sep. 2008 (CEST)
Sicher, die Bewertung von Kutsch ist als Zitat von Böhner aus dem Jahr 1972 kenntlich gemacht. Aber indem Du sie an das Ende des Abschnitts Tätigkeit während der NS-Herrschaft stellst, wirkt es wie eine abschließende Wertung, die Du Dir zu Eigen machst.
Sich zwischen Himmler und Reinerth als Protektor der Vor- und Frühgeschichte zu entscheiden, ließ selbstverständlich keinen „sauberen“ Ausweg zu. Ob es den überhaupt gegeben hätte, weiß ich nicht, vermutlich nicht. Aber die Aussage, weder Mühen noch Gefahren scheute, um die Vor- und Frühgeschichtsforschung vor politischer Bevormundung zu bewahren, ist einfach falsch. Denn er hat die die Vor- und Frühgeschichtsforschung nicht vor politischer Bevormundung bewahrt, sondern nur die Bevormundung ausgewählt, die er aus damaliger Situation für das „kleinere Übel“ hielt. (Himmler war im Vergleich zu Reinerth aber der um Längen der größere Verbrecher).
Hier kommen wir zu einer zweiten Ebene: Wenn Böhner das 1972 so formuliert und meint, damit eine Ehrenrettung zu erreichen, wirft das ein ziemlich schräges Licht auf Böhner. Nach 1968 begann überhaupt erst eine ernsthafte Beschäftigung mit der Geschichte der Naziherrschaft. Da war 1972 noch nicht viel geschehen. Insofern frage ich mich, ob bei Böhner nicht so etwas wie ein „Fall Globke„ vorliegt. Ich kenne Böhner allerdings nicht, kann ihn auch nicht bewerten. Es war allerdings nicht unüblich, dass Leute, die im „Dritten Reich“ reüssiert hatten, das auch in der Nachkriegsära taten.
Keine Ahnung, was man 1935 zur SS wissen oder sagen konnte. Immerhin ist das das Jahr der Nürnberger Gesetze. Nach 1945 konnte man dann eine ganze Menge zur SS sagen und darüber wissen. Da wirkt die Wertung, Kutsch habe die Vor- und Frühgeschichtsforschung vor politischer Bevormundung bewahrt, indem er sie unter das Protektorat dieser Verbrecher stellte, nur peinlich.
Meine Empfehlung: Nimm das Zitat raus. Der mündige Leser oder die mündige Leserin machen sich ihr Bild schon selbst. -- Reinhard Dietrich 09:45, 6. Sep. 2008 (CEST)
Ich habe es jetzt mal so formuliert, dass es weniger nach "zu Eigen machen" klingt. Faktisch hat das "Ahnenerbe" keinen Einfluss auf die Ausrichtung der Forschung genommen und aufgrund des Kriegsausbruches ist es auch später nicht mehr dazu gekommen. Was hätte sein können, ist spekulativ und hier irrelevant. Die Feststellung, dass es sich um Verbrecherorganisationen gehandelt hat, bleibt davon unberührt. Kutsch hat sich ihre Ideologie definitiv nicht zu Eigen gemacht. Soweit ich weiß, war er selbst z.B. auch kein NSDAP-Mitglied. Eine Ehrenrettung war deshalb gar nicht notwendig.--Haselburg-müller 14:26, 7. Sep. 2008 (CEST)

Nachtrag: Noch eine Textstelle gefunden,welche den Kern der Diskussion behandelt: (über die Tagung in Fulda, Bollmus S. 186)

Die Kühnheit mit der die Vereinigung die Anmaßung des Amtes Rosenberg zurückwies, hatte einen geheimen Grund: die Anwesenheit Prof. Langsdorffs, der als „offizieller Vertreter des Reichsführers SS“ erschienen war. Langsdorff hatte auf der Tagung allerdings nicht gegen das Amt Rosenberg Stellung genommen und war anscheinend auch persönlich nicht hervorgetreten, aber seine bloße Anwesenheit beseitigte die Furcht vor möglichen Gefahren für die persönliche Sicherheit, die die Tagungsteilnehmer angesichts der Drohungen mit der Autorität des Reichsleiters Rosenberg unter anderen Umständen vielleicht zum Nachgeben veranlasst hätte. Die Teilnahme Langsdorffs war für den Augenblick der wertvollste Schutz, der denkbar war; ohne ihn wäre die Katastrophe für den Verband kaum aufzuhalten gewesen.
Wenn Langsdorff sich von jeder direkten Aktion gegen die Dienststelle des Beauftragten des Führers zurückhielt, so kennzeichnete dies zugleich den weiteren Verlauf der Ereignisse, wie er auch in der Himmler-Rosenberg Unterredung zum Ausdruck kam: Der Reichsführer SS wollte dem Parteitheoretiker offensichtlich keinen nachprüfbaren Grund zur Beschwerde geben. Deshalb nahm er auch auf das weitere Vorgehen der Dienststelle Rosenberg gegen die westdeutschen Forscher keinen direkten Einfluss, verhielt sich passiv, unternahm auch nichts, um die bedrohten Verbände etwa dem Ahnenerbe anzuschließen, verminderte durch seine Zurückhaltung auch den Druck, wobei die Wissenschaftler nie sicher sein konnten, wie lange dieser Zustand andauern würde und inwieweit er überhaupt noch gegeben war. Deshalb war es Reinerth auch weiterhin möglich, die Gleichschaltung zu fordern.

Kann man ja evtl. auch noch zitieren, damit es deutlicher wird.--Haselburg-müller 19:48, 7. Sep. 2008 (CEST)