Diskussion:Gewichtssprache
Das Mittelhochdeutsche als Gewichtssprache
Zu Sigunes Einwand, das Mhd. sei "nach allgemeiner Ansicht *keine* Gewichtssprache" (Überarbeitungskommentar vom 7. November 2005, 02:36 Uhr):
Vielleicht liegt hier nur eine Verwechslung vor? Das Mhd. ist keine Akzentsprache, aber sehr wohl eine (quantitierende) Gewichtssprache. Meine Quelle war und ist:
Theo Vennemann: Der Zusammenbruch der Quantität im Spätmittelalter und sein Einfluß auf die Metrik. In: Amsterdamer Beiträge zur Älteren Germanistik 42 (1995), 185-223.
Wenn es konkurrierende Auffassungen zu Vennemanns Ansicht gibt, dann werden sich die wohl in einem Extra-Absatz formulieren und entsprechend einarbeiten lassen. Das was dasteht, ist aber deshalb nicht falsch, sondern muß höchstens (hier bin ich nicht informiert) als eine unter mehreren möglichen Auffassungen gekennzeichnet werden. Ich habe die Literaturangabe jetzt in den Artikel eingefügt und den Überarbeiten-Vermerk vorerst wieder entfernt. Ich bitte aber Sigune selbst, wenn er/sie über die "allgemeine Auffassung" besser informiert ist als ich, diese entsprechend zu referieren und mein Vennemann-Referat meinetwegen als Heterodoxie zu kennzeichnen. (Aber bitte nicht ganz streichen!)--K.M. 09:21, 7. Nov 2005 (CET)
Ich kannte bislang nicht den Begriff "Gewichtssprache", und finde, er ist am Anfang noch etwas kompliziert erklärt (liegt aber am Satzbau), habe aber alles soweit verstanden.. Ich bin auch der Ansicht, dass das Mittelhd. eine quantitierende Sprache ist/war.. Quelle vermutlich Arndt: Deutsche Verslehre, bin mir aber nicht ganz sicher dabei.. Habe mal ein paar Überschriften eingefügt, um den Artikel etwas übersichtlicher zu gestalten, finde ihn aber ansonsten gut, so wie er ist.. JH
Danke, die Zwischenüberschriften bekommen dem Artikel wirklich sehr gut!--K.M. 21:57, 9 November 2005 (CET)
Also, da Sigune schweigt, habe ich jetzt selbst einmal recherchiert. Das Mittelhochdeutsche wird in herkömmlichen Versgeschichten sogar als Akzentsprache behandelt! Eben gegen diese Auffassung wendet sich Vennemann, wenn er das Mhd. lieber als eine Quanitätssprache verstanden wissen will, und zwar mit guten Gründen: analysiert man mhd. Metrik nach Akzentfüßen kommt es zu vielen Unregelmäßigkeiten, analysiert man sie nach Quantitätsfüßen, kommen regelmäßige Schemata raus. So oder so: nach beiden Auffassungen, der 'allgemeinen' wie der Vennemannschen "Außenseiter"-Perspektive (s. Sigunes Überarbeitungskommentar vom 7. Nov. 2005, 23:58 Uhr), wird das Mhd. als Gewichtssprache behandelt. Ich fänds ganz passend, wenn Sigune sich hier mal zu Wort meldet und entweder die Quellen für ihre 'allgemeine Auffassung' offenlegt oder aber den Überarbeitungsvermerk wieder entfernt.--K.M. 18:27, 18. Nov 2005 (CET)
Hallo, gibt es nicht Gedichte, in der deutschen Lyrik (z.B. 1750-1950) in welchen man beim rezitieren Längen und Kürzen s o w i e Betonte und unbetonte Silben artikulieren muss? Dabei gibt es doch auch Fälle, in welchen unbetonte Silben lang oder betonte Silben kurz gesprochen werden. Die Regel lang = betont und kurz=unbetont hat auch ausnahmen. Somit wäre deutsch (wenigstens in der lebendig gesprochenen, nicht geleierten Darbietung) eine Mischung aus Akzentsprache und Quantitätssprache. Dieser Aspekt fehlt völlig, ist auch bislang in der jüngsten Forschung kaum aufgetaucht. Liege ich hier ganz falsch? Oder soll ich das durch Gedichtbeispiele belegen? Freue mich über Beiträge hierzu. Egal ob Widerspruch oder Bestätigung! (Meine Quelle sind noch unveröffentlichte Schriften eines 2005 verstorbenen unbekannten Sprachforschers).
--Music3 01:27, 7. Dez 2005 (CET)
Überarbeitung begonnen und wieder aufgegeben
Ich habe mir den angegebenen Aufsatz mal vorgenommen und versucht, den Artikel auf dieser Grundlage zu präzisieren. Ich stelle aber fest - obwohl ich begriffslogisch sattelfest und außerdem durchaus querdenkerisch veranlagt bin - daß ich im Begriffsdurcheinander von V. steckenbleibe und keine Lust habe, mich da weiter durchzuschlagen. Ich fürchte, daß die generelle Zurückhaltung der Germanistik Vs Theorien gegenüber durchaus ihre Berechtigung hat. Die Ideen sind nicht schlecht, die Durchführung ist aber nachweislich in sich widersprüchlich und damit fehlerhaft.
Das für mich Entscheidende zum oben angesprochenen Problem (ist das Mhd. eine Akzentsprache oder eine quantitierende Sprache?) liegt in der im Artikel (noch) fehlenden Differenzierung zwischen den klassischen Sprachen (=silbenbasierte Quantitätssprachen) und dem Altdeutschen (= akzentbasierte Quantitätssprache nach Vennemann), einem sehr einschneidenden Unterschied. Außerdem gesteht V. ja selbst ein (S. 186): "Die Fußbildung der dt. Metrik war zu allen Zeiten auf dem Wortakzent als der herausragenden rhythmusstiftenden Prosodie der dt. Sprache aufgebaut." Und dies macht das Mhd. dem Nhd. eigentlich ähnlicher als dem Altgriechischen. Ich verstehe nicht, warum V. nicht zunächst nach dem primären musterbildenden prosodischen Kriterium (also Quantität vs. Akzent) unterscheidet, wie es die Metrologie seit jeher getan hat. Danach könnte man ja immer noch das Nhd. als rein akzentuierende Metrik, das Mhd. dagegen als quantitätssensitive akzentuierende Metrik bezeichnen. Dem hätte und hat auch nie jemand widersprochen. Gruß, --Sigune 20:25, 26. Dez 2005 (CET)
- Jetzt mal kursorisch überarbeitet, insb. mit der Klarstellung, dass Mittelhochdeutsch nicht in denselben Topf gehört wie Latein oder Griechisch, bzw. mit einer besseren Trennung zwischen Quantitätssprachen und Vennemanns quantitierenden Gewichtssprachen. -- j. 'mach' wust ☛ ☏ 13:27, 14. Dez. 2007 (CET)