Diskussion:Hans Posse

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Kritik an Löhrs Buch von 2005

  • Hanns Christian Löhr: Das Braune Haus der Kunst: Hitler und der Sonderauftrag Linz, Visionen, Verbrechen, Verluste. Akademie Verlag, Berlin 2005, ISBN 978-3-05004156-8

Es wäre wahrscheinlich richtig, wegen der Beachtung, die das Buch findet, hier darauf einzugehen. Dann könnte und sollte m. E. auch die Kritik von Birgit Schwarz an Löhrs Argumentation im Buch widergegeben werden. Sie hält Löhrs Einschätzung des Inventars im Führerbau, in dem nur sehr wenige Beschlagnahmungen und viele Ankäufe eingegangen waren, für falsch, da nach ihren eigenen Untersuchungen (vgl. Literatur) der Anteil der Beschlagnahmungen von Werken insbesondere aus Österreich wesentlich höher gewesen sei. Bei den von Löhr ausgewerteten Unterlagen handelt es sich um circa 3900 Karteikarten über Gemälde, Zeichnungen und Skulpturen, die vor dem 8. Mai 1945 im Münchener "Führerbau" lagerten. Zu diesen Karteikarten gehören ebenfalls 3900 originale Positiv-Abzüge von Fotografien der Kunstgegenstände, die für Hitler erworben wurden. Auch hält sie Löhrs Annahmen über die Bewertung der Bilder sowohl auf finanzieller Basis wie der getroffenen Themenauswahl für falsch. Kurz hier nach FR-Artikel bei perlentaucher.de --Benutzer:Asdfj, 22:08, 12. Feb. 2012

Die Kritik von Schwarz erscheint auf der Grundlage der zweiten Auflage des Buches von Löhr jedoch als einseitig und in Teilen nicht nachvollziehbar. Dieses wird besonders durch den Vergleich mit der wissenschaftlichen Rezension von Anneliese Schallmeier deutlich.[1] Schon die Rezension von Schwarz in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung [2] enthielt drei Tatsachenbehauptungen bezüglich des Werkes von Löhr und wird vermutlich heute deswegen von der Zeitung in der vollständigen Version nicht mehr im Netz vertrieben. So warf sie beispielsweise Löhr vor, Kunst aus den Depots in Kremsmünster und Hohenfurth nicht berücksichtigt zu haben. [3] Tatsächlich erwähnte Löhr diese Depots aber ausdrücklich. [4] Der Journalist Stefan Koldehoff erneuerte 2006 die von Schwarz vorgetragene Kritik in einer Rezension für die Süddeutsche Zeitung. Dabei unterliefen ihm ebenfalls in einem solchen Maße Fehler, dass sich die Redaktion des Blattes ein halbes Jahr später genötigt sah, eine Korrektur zu veröffentlichen.[5] Später vertrat Schwarz in ihrem Buch „Auf Befehl des Führers“ die Ansicht, dass auch die Beschlagnahmungen in Polen und sämtliche vom Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg geraubten Kunstwerke aufgrund des so genannten „Führervorbehaltes“ zum Bestand des Sonderauftrag Linz hinzugezählt werden müssten.[6]

Löhr aktualisierte in der zweiten Auflage des Buches seine statistische Untersuchung und bezog nun alle vom Sonderauftrag ausgewählten Werke aus beschlagnahmtem jüdischem Besitz sowie die gesamte grafische Sammlung in seine Berechnungen mit ein. Den Bestand der Sammlung des Sonderauftrags gibt er nun mit über 6.000 Werken an. Seine Anzahl der aus österreichischen Beschlagnahmungen stammenden Werken entspricht den Objekten, die auf einer entsprechenden österreichischen Internet-Seite präsentiert werden. [7] Auf der Grundlage dieser erweiterten Berechnungen kam er wieder zu dem Schluss, dass die meisten Gemälde im Sonderauftrag Linz von Kunsthändlern eingeliefert wurden. Bei den kunsthandwerklichen Objekten, grafischen Blättern, Münzen und Waffen hätte es dagegen ein deutliches Übergewicht an Beschlagnahmungen aus jüdischem Besitz gegeben.[8] Zudem wies er nach, dass Hitler im Januar 1944 Rosenberg die vollkommene Verfügungsgewalt für Objekte, die dieser aus Beschlagnahmungen gesammelt hatte, „bis nach dem Kriege“ erteilte. Darüber hinaus hätte sich Hans Frank als Generalgouverneur des besetzten Polen bereits 1940 die volle Kontrolle über die in seinem Bereich beschlagnahmten Kunstwerke gesichert.[9] Erst Ende 1942 wurde der sogenannte "Führervorbehalt" auf Polen ausgedehnt. Die Kritik von Schwarz, nach der Löhr in seinen Forschungen bezüglich des Sonderaufrags nicht alle Beschlagnahmungen ausgewertet hätte, ist damit substanzlos. Richtig ist jedoch, dass Posse im weit größeren Maß als es die Sammlungen des Sonderauftrags widerspiegeln, mit Beschlagnahmungen in Berührung kam und für die Verwaltung derselben zuständig war. --Benutzer:Jennyxxxx, 14.06.2019

Kategorien

Meines Erachtens fehlen zur Erschließung im Themenbereich NS-Raubgut, Nazigold hier die Kategorien [[Kategorie:Kunstraub]] und [[Kategorie:Restitution von NS-Raubgut]], auch wenn es sich um die Personenartikel der zugehörigen NS-Täter handelt. Ich kann nicht nachvollziehen, warum bei dieser Schlüsselperson des systematischen Bilderraubs darauf verzichtet wird. --Benutzer:Asdfj, 22:14, 12. Feb. 2012

  1. Anneliese Schallmeier in: Österreichische Zeitschrift für Kunst und Denkmalpflege, 49. Jhrg. 2005, Heft 3/4, S. 381 ff.
  2. Auf diesem beruht die Rezension von Perlentaucher.
  3. Kampf der Zentauren daheim, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 17. Juli 2005, Nr. 24, S. 40.
  4. Das braune Haus der Kunst, 1. Auflg., Berlin 2005, S. 58.
  5. Sonderauftrag Linz, Wie wurde für Hitler Kunst gesammelt?, Süddeutsche Zeitung, 18. April 2006, Nr. 89, S. 14 und Kunstraub, Süddeutsche Zeitung, 9. Oktober 1006, Nr. 232, S. 16. (nur in Papierform vorhanden)
  6. Birgit Schwarz, Auf Befehl des Führers, Hitler und der NS-Kunstraub, Darmstadt 2014, S. 115, 128, 132 und 251.
  7. Diese sind unter dem Stichwort "KM Linz" (= Kunstmuseum Linz) unter https://www.zdk-online.org abfragbar
  8. Das braune Haus der Kunst, 2. Auflg., Berlin 2016, S. 101 und 161.
  9. Das braune Haus der Kunst, 2. Auflg., Berlin 2016, S. 33 und 53.