Diskussion:Heinrich Harrer/Archiv/2004

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Andere Meinung

DIE SS TRAT AN NIEMANDEN HERAN, WIE DER TEXT DES AHNUNGSLOSEN HIER SUGGERIERT. MAN MUSSTE SICH UM AUFNAHME BEWERBEN. Harrers SS-Antrag und sein gesamter Akt liegen mir vor. Quelle: National Archives der USA in Washington DC bzw. Bundesarchiv Berlin.

Seit 1934 war Heinrich Harrer - nach Angaben in seinem handschriftlichen Lebenslauf bei Antragstellung um Aufnahme in die SS (der mir in Kopie vorliegt und 80 Seiten stark ist) - bei Hitlers SA. Diese operierte in Österreich damals noch illegal und arbeitete an der Zerstörung der Ersten Republik Österreich.

Doch das Bergsteigen übte weiterhin eine starke Faszination auf Harrer aus. Am selben Tag, an dem Harrer sein letztes Staatsexamen an der Universität abgelegt hatte, am 9. Juli 1938, fuhr er nach Grindelwald in die Schweiz, um die Nordwand des Eiger im Berner Oberland, an der zuvor schon viele erfahrene Alpinisten gescheitert waren, zu bezwingen. Vom 21. bis 24. Juli 1938 durchkletterte er zusammen mit Anderl Heckmair, Fritz Kasparek und Ludwig Vörg als erster die Eiger-Nordwand. Harrer war als einziger der Viererseilschaft zu diesem Zeitpunkt schon längere Zeit aktives Mitglied bei SS und SA.

Seine Sicht der Dinge: Nach dem Anschluss wurde Harrer - nach eigenen Angaben - "lediglich Sportinstruktor auf Drängen der SS", wie Harrer behauptete - eine Tätigkeit, die er aber nach eigenen Darstellungen nie ausgübt haben soll. In der SS bekleidete er den Rang eines Oberscharführers. Der NSDAP trat Harrer laut seinem SS-Akt (Quelle: National Archives in Washington DC aus erbeuteten Beständen der SS in Berlin) nach der Erstdurchsteigung der Eigerwand bei. Im gleichen Jahr heiratete er auf direkte Anregung von SS-Reichsführer Heinrich Himmler Lotte Wegener, die Tochter des 1930 im Grönlandeis verstorbenen deutschen Polarforschers Alfred Wegener. Dessen zweite Tochter heiratete der hochrangige steirische Gauleiter Uiberreiter, der später an der Ausrottung steirischer und burgenländischer Sinti und Roma entscheidend mit beteiligt war. Harrer war damit der Schwager des steirischen Gauleiters. Auf Anfrage dementierte Harrer im Jahr 1997, dass er mit Uiberreiter engstens befreundet gewesen sei.

Im Sommer 1939 nahm Harrer unter Patronanz von SS-Reichsführer Heinrich Himmler an einer deutschen Erkundungsexpedition zum Nanga Parbat teil. Diese fand jedoch schon im Herbst 1939 ein Ende, als er im britischen Internierungslager in Dehra Dun in Indien interniert wurde. Im Dezember wurde Harrers einziger Sohn Peter geboren. 1944 gelang Harrer zusammen mit Peter Aufschnaiter die Flucht aus dem Gefangegenlager, und 1946 erreichten sie schließlich die tibetische Hauptstadt Lhasa. In seinem Buch "Sieben Jahre in Tibet" schrieb Harrer kein Wort über die politischen Verwicklungen seiner Karriere. Er merkte an, dass er usprünglich eine Flucht aus Indien nach China zu den Linien der japanischen Armee geplant habe - offenbar, um als SS-Mann und NSDAP-Anhänger über Japan ins nationalsozialistische Deutschland zurückkehren zu können.

Es kam dann anders. In Lhasa wurde er der Lehrer des jungen Dalai Lama, mit dem ihn bis ins hohe Alter eine tiefe Freundschaft verband. Beim Dalai Lama traf Harrer bis in die neunziger Jahre auch noch alte Bekannte, die den tibetischen Gottkönig ebenfalls seit den dreißiger Jahren verehrten - zum Beispiel: Bruno Beger, rechtskräftig verurteilter Kriegsverbrecher und "Anthropologe" der SS. Dieser war wegen Mitwisserschaft bei Morden an 150 sowjetischen Kriegsgefangenen im Konzentrationslager Auschwitz sowie verbrecherischen "Rassenforschungen" während des Dritten Reiches von einem Gericht der BRD verurteilt worden.

Die Reisetätigkeit habe ich anhand der Biografie in der Webseite des Harrer-Museums Hüttenberg zusammengestellt. -- wg 21:57, 16. Apr 2004 (CEST)

Persönlich find ich es nur noch peinlich Personen wie Heinrich Harrer, deren Leben ganz überwiegend mehr mit dem Dalai Lama (auch und gerade in der Zeit des Nationalsozialismus) als mit dem dritten Reich verbunden ist unter Suchbegriffen wie "NSDAP Mitglied" oder "SS - Mitglied" zu führen, während gleichzeitig Verknüpfungen zum Dalai Lama fehlen.

Vielleicht sollten die Dauergutmenschen die solche Artikel verbrechen mal überlegen, daß Wikipedia als Online Enzyklopädie konzipiert ist. Weltanschauliche Privatmeinungen sind hier völlig fehl am Platz. Eigentlich sollte man die Ersteller derartiger Beiträge von der Mitgestaltungsmöglichkeit an Wikipedia ausschließen. Bedauerlicherweise ist es gerade umgekehrt; so läßt sich der "Beitrag" über Heinrich Harrer von Normalusern eben leider nicht ändern.

Bernd Kordick;
Diplom - Verwaltungswirt;
kordick@bnro.de

Also dieser Artikel ist alles andere als neutral, er stellt Harrer als NS-Größe dar. Ich habe mir deshalb die Freiheit genommen, die betreffenden Passagen zu löschen und neutraler zu formulieren! Außerdem wäre es fein, wenn jeman die „Stationen” in den Artikel einbaut ... -- schmechi 15:27, 5. Okt 2004 (CEST)

Na ja, wenn es stimmt, daß Harrer Mitglied der SS war, so ist es sicher nicht neutraler, wenn man diese Information löscht. Meines Wissens war er SS-Mitglied, und wenn er es auch nur aus Opportunismus gewesen sein sollte, so ist das doch immerhin einen Hinweis wert. Auch war es keineswegs so, daß er von der Propaganda nur vereinnahmt worden war, weshalb die nun aktuelle Version mindestens genauso tendenziös ist wie die alte. Matthias, 19.02.05


In der Biographie schlage ich folgende kleine Änderungen vor, die - glaube ich - der Sache gerecht werden. Statt:

Er wurde Sportinstruktor der SS (im Rang eines Oberscharführers), eine Tätigkeit, die er nach eigenem Bekunden nie ausübte.

wäre wohl der tatsächliche Rang Harrers in der SS zweckmäßiger bereits im Artikel selbst aufzulösen, etwa durch die Formulierung:

Er wurde Sportinstruktor der SS im Rang eines Oberscharführers (das entsprach dem Wehrmachtdienstgrad „Feldwebel“), eine Tätigkeit, die er jedoch nach eigenem Bekunden nie ausübte.

Die abschließende Aussage über Harrers NS-Vergangenheit, derzeit:

Wegen seiner Beziehungen zum Regime des Nationalsozialismus ist Harrers Vergangenheit umstritten. Unter anderem war er NSDAP- und SS-Mitglied und ließ sich von der NS-Propaganda vereinnahmen.

fände ich passender wie folgt formuliert:

Harrers Vergangenheit ist wegen seiner Beziehungen zum Nationalsozialismus (Mitgliedschaft bei der NSDAP und der SS) umstritten, insbesondere wurde ihm der Vorwurf gemacht, er hätte sich als Bergsteiger von der NS-Propaganda vereinnahmen lassen.

Ich glaube, das ist sowohl klarer als auch neutraler formuliert. --Christianus 11:46, 9. Jan 2006 (CET)

Ich habe es mal eingebaut --Reinhard 17:44, 9. Jan 2006 (CET)
Danke für den Einbau! Noch eine Bitte hinsichtlich der Weblinks: was im Artikel der "jungen welt" zusammengeschrieben wird, ist einfach abenteuerlich und mit dem Beigeschmack von Inquisition versehen. Jeder, der das Buch "Sieben Jahre Tibet" gelesen hat, weiß, daß Harrer darin eben gerade nicht so tut, als wäre er ständig als Vertrauter am Hof des Dalai Lama beschäftigt gewesen, sondern in extenso seinen schwierigen Weg nach Lhasa beschreibt. Daß ein Tag mit dem Dalai Lama aber mehr Erwähnung findet, als ein Tag mit Grippe im Bett, ist wohl auch verständlich ...
Wenn in der Verwendung von Formulierungen wie "hellere Haut als der Durchschnittstibeter" oder "neugierig wie die Zigeuner" bereits "Rassismus" gewittert wird, dann frage ich mich, ob wir nicht pauschal die gesamte Literatur vor Anbrechen der Political Correctness wegwerfen sollten - zB Meyers Enzyklopädisches Lexikon, das noch in den 80er Jahren unverfroren zum Stichwort "Washington D.C." vom Bevölkerungsanteil der "Neger" (es stockt einem die Tastatur, wenn man dieses Wort schreibt!) zu berichten weiß. Ein lupenrein neonazistisches Werk, zweifellos ... ;-)
Nicht viel objektiver ist der Artikel »SS-Oberscharführer Harrer: "Ich habe ein reines Gewissen!"« in den OÖ-Nachrichten. Das vieldeutige - und in seiner Vieldeutigkeit umso problematischere Messner-Zitat, daß Harrer "bis zum Schluss einen Wertekatalog hatte, den ich nicht teile", würde in jedem anderen Fall (wenn es zB um einen sowjetischen Bergsteiger aus der Zeit Stalins ginge) schlicht und einfach als infam bezeichnet werden.
Es gibt nun fürwahr genug Literatur über Harrer - warum muß man also hier zwei Links einstellen, denen die billige Antifa-Masche allzudeutlich anzumerken ist?
Daß es anders geht, beweist der verlinkte "taz"-Artikel (und die "taz" ist ja nicht gerade als neonazistisches Schmuddelblättchen bekannt). Da sollten sich aus renomierteren Zeitungen als den beiden oben zitierten (zB DiePresse [1], NZZ [2], FAZ [3]) doch genug Artikel finden, die einer Wikipedia würdiger wären --Christianus 18:47, 9. Jan 2006 (CET)