Diskussion:Hermann Haack (Schauspieler)

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Ehefrau von Hermann Haack

Juliane Johanna Wendt war eine Schwester der einzigen Berlinerin die auf der Titanic war. Es handelt sich um Antoinette Flegenheim(er).Antoinette Flegenheim

Zum Artikel über Antoinette Flegenheim:

Mich hat die deutsche 1.-Klasse-Passagierin der Titanic Antoinette Flegenheim (nachfolgend immer AF genannt) fasziniert, da so wenig von ihr bekannt war.

Einmal war sie in der amerikanischen Titanic-Literatur als Dame der Gesellschaft in Philadelphia, als Witwe eines Diamantenkönigs und dann wieder als Witwe eines amerikanischen Bankiers bezeichnet worden.

Bekannt war, dass sie über ein dutzend Mal auf Schiffen zwischen New York und Europa hin und her fuhr.


Hier nun die ermittelten Fakten:

Berta Antonia Wendt wurde am 11.5.1863 um 8 Uhr früh in Himmelpfort bei Fürstenberg an der Havel als Kind des preußisch-königlichen Forst-Hilfsaufsehers Wilhelm Karl Ferdinand Wendt und seiner Frau Pauline Anna Dorothee, geb. Wagner geboren und am 7.6.1863 durch Pfarrer Brühl getauft. (1)


Der Vater kam aus einer Försterfamilie, und er stieg bald auf. So war es auch möglich, dass er als Zeuge beim Amtseid eines Oberförsters unterschreiben durfte. Ein Forscher über die preußischen Forstämter teilte mir mit, dass er wahrscheinlich in Himmelpfort ein Praktikum machte, um als königlicher Förster verbeamtet zu werden. Als Förster wurde er oft versetzt – das erklärt die verschiedenen Geburtsorte der Kinder.

AF hatte noch sieben Geschwister, deren Daten mir von einer Nachfahrin der Familie – Frau von Lojewski - übermittelt wurden: (2)

1. Georg Leo Friedrich Wendt, geboren 1853 in Potsdam – (er wurde Schankwirt in der „Alten Försterei“ in Berlin-Adlershof – das wird Fußballfreunde interessieren, da der Berliner Fußballverein „1. FC Union Berlin“ im Stadion „Zur Alten Försterei“ spielt und das frühere Forsthaus jetzt das Vereinshaus ist)

2. Margarethe Martha Hedwig Wendt, geb. 1853 im Forsthaus Dreilinden bei Berlin – (sie heiratete den Fabrikanten und Lokalpolitiker Carl Eduard Liebe – von deren Sohn Carl Eduard Curt Liebe wird später noch berichtet)

3. Auguste Ottilie Therese Wendt, geb. 1861 in Himmelpfort – (sie ertrank als Kind durch einen Unfall)

4. Juliane Johanna Wendt, geb. 1866 in Himmelpfort – (sie heiratete den Schauspieler und Regisseur Johann Friedrich August Hermann Dieckhoff und nannte sich Henny Dieckhoff– sie war nach dem Titanic-Untergang von einem Reporter des „Berliner Lokalanzeigers“ interviewt worden und fälschlicherweise mit ihrer Schwester AF verwechselt worden – aus dieser Zeitung stammt das einzig bekannte Foto von AF)

5. Alexander Otto Wendt, geb. 1867 in Himmelpfort – (jung verstorben in einem Berliner Krankenhaus – dazu noch später ein Hinweis)

6. Otto Gotthold Wendt, geb. 2869 in Heydemühle, Ostpreußen

7. Anna Elisabeth Hermine Wendt, geb. 1871 in Berlin – (sie heiratete nach Frankfurt/Main – zwei Ehemänner: Wüst und Schürger – sie verstarb 1943 in Frankfurt – sie spielte später im Leben von AF eine wichtige Rolle)

Nun zu unserer Passagierin AF.

In Berlin hatte sie ihren späteren Mann Alfred Flegenheimer kennen gelernt. Dieser stammte aus einer jüdischen Familie aus Frankfurt am Main. Seine Mutter Bertha Flegenheimer zog mit ihren Söhnen nach Berlin und wohnte in einer ehemaligen Villengegend am Tiergarten in der Regentenstraße 2. Diese existiert durch die Bombardierungen im 2. Weltkrieg nicht mehr und das Haus befand sich in der Nähe des heutigen Kunstgewerbemuseums in der Tiergartenstraße. (3) Ein Bruder von Alfred – Helmut - war einer der Filmpioniere Deutschlands. Eine Ausstellung im „Centrum Judaicum Berlin“ wurde u. a. auf ihn hingewiesen. Er hatte seinen Namen auf Flegheim und dann später auf Fellner geändert – wahrscheinlich um ihn weniger jüdisch erscheinen zu lassen. (4)

Es scheint, dass AF durch den Mann ihrer Schwester Johanna/Hanny Zugang zu Künstlerkreisen fand und da wohl auch ihren späteren Mann kennenlernte, der in die USA emigrierte. (5)

Bei der Einwanderungsbehörde New Yorks wird sie als Toni Wendt, Berlin, Prussia erwähnt, die auf der Suevia am 20.10.1890 einreiste (Abfahrt ab Hamburg am 5.10.1890). Ihr späterer Mann Alfred Flegenheimer war schon am 4.8.1890 – ebenfalls auf der Suevia - in New York angekommen. Bereits am 1.11.1890 erfolgte die Eheschließung in Manhattan. Als Beruf hatte er Verleger angegeben. Später wohnte er in einer luxuriösen Wohnanlage, dem „The Dorilton“ 171 West 71st St., Manhattan und gab als Beruf Vizepräsident an. 1907 war dann die Wohnanschrift das Hotel „St. Regis“, 2 E 55th in Manhattan vermerkt. Beide Gebäude existieren noch. (6)


Am 27.2.1902 wird Alfred Flegenheimer in einem Pressemitteilung erwähnt, da er zusammen mit einigen Hundert erfolgreicher deutschstämmiger Geschäftsleute (der „Deutsch-Amerikanischen Gesellschaft“) zu einem Empfang des kaiserlichen deutschen Prinzen Heinrich in den „Arion Club“ nach Manhattan eingeladen worden war. Mehrere Tausend Bürger hatten dem Prinzen auf der Straße zugejubelt. (7)

Am 13.9.1904 wurde Alfred F. dann amerikanischer Staatsbürger und seine Frau war damit auch eingebürgert. Da findet sich wieder eine Berufsbezeichnung, nämlich Vizepräsident der Fa. Frank V. Strauss Co. Diese Firma war ein Verlagsunternehmen und gab u. a. Theaterprospekte heraus. (8)

AF, die sich mittlerweile Tony Flegenheimer nannte, war einige Male nach Europa gereist. Am 3.10.1905 ist ihre Ankunft in New York auf dem Dampfer Kaiser Wilhelm II. von Cherbourg kommend und am 24.3.1906 auf der La Savoie von Le Havre kommend und weiter am 24.10.1906 auf dem Kronprinz Wilhelm von Cherbourg kommend, erwähnt.

Alfred F. starb jung – am 23.11.1907 und hinterließ eine sehr reiche Witwe. Die Adresse war laut Todesanzeige Manhattan 241 E 23rd St. Sie ließ seinen Leichnam einbalsamieren und bis zur Überführung auf den Jüdischen Friedhof in Frankfurt am Main am 21.1.1908 auf dem „Salem Fields Cemetery“ aufbewahren. (9)



AF nannte sich seit einiger Zeit Antoinette Flegenheim und wohnte in Manhattan nur mehr in luxuriösen Apartments oder Hotels, z. B. dem erwähnten Hotel „St. Regis“. 1910 ist eine Anschrift am Broadway 3458 bekannt.

Zugleich unterhielt sie in Charlottenburg (damals noch eine eigenständige Stadt bei Berlin) eine Wohnung im zweiten Stock der Windscheidstraße 41. (10)


In den Berliner Adressbüchern von 1912 ist sie als Antoinette Flegenheim unter dieser Adresse zu finden. Die Schwiegermutter Bertha Flegenheimer ist noch bis 1915 im Adressbuch unter Regentenstraße 2 aufgeführt.


Es ist wahrscheinlich, dass sie während ihrer Berlin-Besuche die Schiffspassagen in dem Reisebüro im früheren Hotel „Bristol“ (Unter den Linden 5-6 – dort findet sich jetzt die „Botschaft der Russischen Föderation“) buchte, dort verkaufte man auch die Schiffspassagen der White Star Line.



Ihr Titanic-Passagierschein 1. Klasse (Nummer 17598) hatte 31 britische Pfund, 13s, 8d gekostet. Das war damals etwa der Jahreslohn einer britischen Industriearbeiterin bei einer Wochenarbeitszeit von 50 Stunden. Sie war in Cherbourg an Bord gegangen und bezeichnete später das Zubringerboot Nomadic als „funny small tender“. Aufgefallen sei ihr dabei ein junges Mädchen – wahrscheinlich Frl. Fröhlicher – die da bereits seekrank gewesen sei.

An Bord bewohnte sie die Kabine 8 auf Deck D. Sie beschrieb, dass ihre Freunde, Fr. Blanche Greenfield und deren Sohn William die Kabinen D 10 und D 12 bewohnten und diese lagen gegenüber ihrer Kabine. Da in D 6 Clyde Long untergebracht war, kann sie nur in D 8 gewohnt haben.

Während der Überfahrt klagte sie, dass in ihrer Kabine die Elektrizität nicht funktionierte und damit auch die Heizung ausgefallen sei. Ähnliche Klagen sind von anderen Passagieren bekannt. Die Pannen konnten aber behoben werden.

Sie hatte später gegenüber Freunden angegeben, dass sie am letzten Abend vor dem Untergang um 22 Uhr zu Bett gegangen sei. Es habe keine Partys oder gar Tanz gegeben. Der Sonntag wurde auf britischen Schiffen ohnehin sehr puritanisch-still begangen (Gottesdienste und keine Unterhaltungsangebote). Auch von alkoholisierten Passagieren oder gar Mannschaftsangehörigen – die angeblich von anderen Mitreisenden bemerkt worden seien – hätte sie nichts bemerkt. Etwa gegen ¾ 12 Uhr sei sie durch einen lauten Schlag mit anschließendem Schleifgeräusch aufgewacht. Sie habe noch etwa 10 Minuten gelegen und als ihr auffiel, dass die Maschinen gestoppt hatten, hätte sie ein warmes Nachtgewand und Hausschuhe angezogen. Sie hätte nach dem Steward geklingelt, der kam aber nicht. Im Gang hätte sie zwei Stewardessen gesehen und die hätten die Passagiere gebeten, die Kajütfenster zu schließen. Sie suchte dann Blanche Greenfield in deren Kabine auf und sah, dass diese voll angezogen war und sich eine Rettungsweste umlegte. Sie hätte von ihrem Sohn erfahren, dass das Schiff Eisberührung gehabt hätte. Er sei davon Zeuge geworden, als er mit Bekannten im Rauchersalon Karten gespielt hatte.

Interessant ist, dass sie angab, dass William Greenfield mit einem anderen jungen Mann aus Köln erschienen sei. Dabei handelte es sich um Alfred Nourney, Williams Partner beim Kartenspiel. Beide hätten sie dringend gebeten, dass sie sich ankleide und an Deck komme. Das tat sie dann auch und steckte noch einiges Geld ein. Sie wollte dann beim Purser ihre Wertgegenstände abholen, doch der Schalter sei geschlossen gewesen. Da sie keine Schwimmweste angelegt hatte, gab ihr ein anderer Passagier eine und der hinzugekommene Henry Blank redete ihr zu, dass sie sie auch anlegte. Sie würde zumindest bei der eisigen Kälte an Bord Schutz bieten. Sie wollte dann noch einmal umkehren um sich noch wärmere Sachen anzuziehen. Doch ein Offizier hätte sie gestoppt und sie in das erste Boot, welches das Schiff verließ – zusammen mit anderen weiblichen und männlichen Passagieren, die sich in der Nähe befanden – geschickt. Das Deck sei zu diesem Zeitpunkt fast leer und alles ruhig gewesen.

In einem weiteren – späteren - Interview hatte sie dann noch angegeben, dass nach der Kollision ein Steward gerufen hätte, dass alle Damen nach Backbord gehen sollten. Da aber eine Tür nach Steuerbord aufging, seien alle auf diese Seite des Decks gegangen und der dort anwesende Offizier – es kann sich nur um Murdoch gehandelt haben – hätte dort die ersten Rettungsboote startklar gemacht.

Sie erwähnte den Lärm der Schiffssirenen und dass sie beinahe ihren Hut verloren hätte, den ihr Murdoch sehr höflich zurückgab. Man sei dann ohne Eile in das Boot gestiegen – es war das Rettungsboot 7. Insgesamt waren es etwa 30 Männer und Frauen – man sei auch mit Decken versehen worden. Im Rettungsboot sei aber kein Proviant – und noch schlimmer – kein Trinkwasser gewesen.

Die Besatzungsmitglieder im Boot waren ihrer Meinung nach wenig geschult und hatten Schwierigkeiten die Seile zu lösen, als sie auf der ruhigen See aufsetzten. Erst zu diesem Zeitpunkt sei ihnen die Gefährlichkeit der Situation klar geworden, als sie sehen mussten, dass das hell erleuchtete Schiff nach vorne absackte. Es sei ein surreales Schauspiel gewesen.

Nach dem Untergang seien die Schreie der Opfer herzerweichend und unerträglich gewesen. Blanche Greenfield hätte sich die Ohren zuhalten müssen. Der Junge Kölner habe die „verrückte Idee“ gehabt, einen Revolver zu ziehen und leer zu feuern („Gott weiß warum!“).

Nach mehr als vier Stunden sei dann die Carpathia erschienen und sie seien mit Schlingensitzen an Bord gezogen worden. Die Besatzung habe sich hervorragend um die Schiffsbrüchigen gekümmert.

Sie habe durch die Kälte sehr gelitten, doch die „Narben, die am meisten schmerzten, seien solche, die man nicht sehen oder behandeln könne und die sehr viel tiefer gingen“.

Nach der Landung der Carpathia am 18.4.1912, sei sie nach den acht Stunden (so gab sie später an) auf offener See sehr erschöpft gewesen und sei erst einmal bei Freunden (einem New Yorker Ehepaar namens Frank) geblieben und nicht bei den befreundeten Walkers, die sie abgeholt hatten. Da sie alle Kleider verloren hatte, musste sie erst neue Sachen kaufen. (11)

Der „New York Herald“ berichtete, dass in dem Rettungsboot 7 angeblich ein Zettel herumgereicht worden sei, in dem die Überlebenden gebeten worden seien, keine Angaben über den Untergang zu machen. AF meinte, dass sie sich anfänglich an diese Vereinbarung gebunden fühlte. Erst später gab sie die erwähnten Interviews. (12)

Im „Berliner Lokalanzeiger“ vom 19.4.1912 erschien dann eine kurze Notiz, wonach eine Antoinette Flegenheim dem Reporter erzählt habe, dass ihre Schwester Dingckhoff-Haack auf der Titanic gewesen sei, jetzt aber durch ein Telegramm ihr Überleben signalisiert habe. Sie sei mit den befreundeten Grünfelds durch Europa (London, Paris) gereist und habe sich auch einige Wochen in Berlin aufgehalten. Offenbar hat hier der Reporter die Namen verwechselt. Tatsache ist, dass damals in der Windscheidstraße 12, 3. Stock (AF hatte ja eine Wohnung in der Windscheidstraße 41) die Schwester Johanna lebte. Im gleichen Blatt ist dann das Foto von AF – diesmal mit richtigem Namen – erschienen.



Im Text ist zu lesen: „Frau Flegenheim, eine Berlinerin, die als Gemahlin eines jetzt verstorbenen amerikanischen Bankiers lange in Amerika gelebt hat, befindet sich unter den geretteten Passagieren der „Titanic“.

Das Leben von AF ging weiter. Sie heiratete bereits am 20.6.1912 in Buffalo, NY Paul Elliot White-Hurst.


J. Lowe, die englische Großnichte von P. E. Whitehurst, berichtete, dass dieser mit der Minnetonka am 29.5.1912 als Tourist in New York ankam. Als Zielort hatte er Toronto angegeben. Er muss AF mit Sicherheit schon vorher gekannt haben.

P. E. Whitehurst gab in dem Hochzeitsdokument als Beruf Direktor und als Wohnort Toronto, Kanada an.


Folgerichtig erschien dann im Adressbuch 1913 von Charlottenburg/Berlin unter Witzlebenstraße 41 der Eintrag „P. E. White-Hurst, Privatier“.


Über ihren zweiten Ehemann gibt es zu berichten, dass die Eltern in der englischen Gemeinde Stoke-on-Trent/Wolstanton geheiratet hatten. Bei der Volkszählung 1881 von Harrisahead and Stafford werden sie und ihr Sohn Paul Elliot erwähnt. Die Nachfahrin J. Lowe berichtete, dass in dieser Bergwerksregion der Name Whitehurst sehr häufig vorkomme. Die Eltern waren strenge Methodisten. Die vorherrschende Konfession der Gegend waren die Wesleyaner. Der Vater hat sich von einem Bergwerksangestellten in eine leitende Stellung bei einer Versicherung hochgearbeitet. Das ermöglichte das Studium des Sohnes in England und im Ausland.


Es existiert ein Militärvermerk über Leutnant P. E. Whitehurst aus dem 1. Weltkrieg. Er gab dort an, dass seine Frau Antoinette Whitehurst in Harriseahead, Staffordshire lebte (die Anschrift seiner Eltern). Er war beim britischen Kriegsministerium (beim Geheimdienst) als Übersetzer beschäftigt. Ein erhaltenes Personaldokument bescheingt ihm, dass nichts Nachteiliges über ihn bekannt sei, nur dass er eine deutsche Ehefrau habe! Diese lebe aber seit Oktober 1914 in Den Haag, Niederlande und habe dort Verbindung zu Verdächtigen, z. B. sei sie mit einem Grafen Bylandt befreundet. Es waren Kriegszeiten! Ansonsten wird dem Leutnant ein guter Charakter bescheinigt. Seine damalige Adresse wird in einem nicht mehr existierenden Club in London – „Picadilly 211“ – angegeben. Das lag nahe an seiner Arbeitsstelle.

P. E. heiratete 1932 mit 55 Jahren in England ein zweites Mal. Die Scheidungspapiere von AF sind nicht bekannt. Er hat nach Angaben der Angehörigen auch verheimlicht, dass er schon einmal verheiratet war.

Am 24.12.1912 reichte AF unter ihrer Berlin-Charlottenburger Adresse beim „U. S. District Court for the Southern District of New York“ eine Forderung ein. Sie wurde dabei als „Antoinette White-Hurst formerly Mrs Antoinette Flegenheim“ aktenkundig. Als Verlust durch den Untergang gab sie für Ausstattung 3.682,00 US-$, für Schmuck (Diamanten) und Bargeld die Summe von 14.707,00 US-$ an. (13)

Von einem niederländischen Forscher erfuhr ich, dass er herausgefunden habe, wo AF während des Ersten Weltkriegs wohnte – in Den Haag. Die Niederlande waren ja neutral und AF war durch ihre zweite Heirat britische Staatsangehörige geworden und konnte deshalb nicht ohne Weiteres nach Deutschland ziehen. Sie wohnte zuerst in dem wohlhabenden Stadtteil Statenkwartier in der Anthonij Duijckstraat 88 und später in der bescheideneren Weimarstraat 33. Sie war dann ohne Abmeldung – wahrscheinlich 1920/21 – abgereist.


AF war nach München verzogen. Sie hatte sich am 24.3.1923 in der Nibelungenstraße 30 (heute durch Neubebauung nach den Kriegszerstörungen Arnulfstraße 300) angemeldet, zog dann am 20.9.1938 in die Menzinger Straße 17 (heute durch Kriegszerstörungen Nr. 71 und verzog dann am 10.6.1939 in die Kaulbachstraße 22. (14)


Im Münchener Adressbuch von 1938 wurde sie dann als „Antoinette White-Hurst, Brit. Maj.-ehefrau“ geführt. Hier wohnte jetzt auch ihre Schwester Johanna Dieckhoff.


Ursprünglich hatte ich angenommen, dass AF durch die Kriegserklärung Großbritanniens an das Deutsche Reich (nach dem Überfall der nationalsozialistischen deutschen Diktatur auf Polen) als britische Staatsangehörige wieder einmal das Land gewechselt hatte. Irgendwo hatte ich gelesen – weiß die Quelle aber nicht mehr – dass jemand mitten im 2. Weltkrieg in Berlin eine Frau getroffen habe, die von sich behauptete auf der Titanic gewesen zu sein.

Doch dann meldete sich Frau v. Lojewski eine Verwandte der Familie und von ihr stammen die näheren Angaben über die Familie Wendt. Sie wusste von AF nur ihren Geburtsnamen und hatte im Internett meinen ersten Artikel über AF gefunden. Wir konnten also unser Wissen austauschen und tun es immer noch.

AF hatte bei ihnen früheren Besuchen in Europa immer auch ihre Verwandten besucht. Besonders verbunden war sie wohl mit ihrem Neffen Karl Eduard Kurt Liebe. Er war der Sohn ihrer Schwester Margarethe Martha Hedwig, Ihn hatte sie 1897 als 8-Jährigen auf der Fürst Bismarck mit nach New York genommen. Offenbar wohnte auch seine Schwester Elsie Liebe einige Zeit bei den Flegenheims. Kurt Liebe litt an einer genuinen Epilepsie – ein Erbe in der Familie. Der Großvater Wilhelm Carl Ferdinand Wendt verstarb an Epilespie (die damals noch nicht richtig behandelt werden konnte) in einer Nervenheilanstalt – der späteren „Karl-Bonhoeffer-Nervenklinik“ in Berlin. Auch sein Großvater mütterlicherseits Johann Friedrich Wagner war dort verstorben. Und sein Onkel Alexander Otto Wendt starb ebenfalls jung an dieser Krankheit. Kurt Liebe wurde seit 1927 in der Nervenklinik München-Haar behandelt. Wahrscheinlich ist das der Grund, warum AF und ihre Schwester in München wohnten. Nachdem die Nationalsozialisten ihr Unheil über Deutschland und die Welt bringen konnten, wurde er im Rahmen des Euthanasie-Programms am 24.10.1940 in die niederösterreichische Tötungsanstalt Hartheim verbracht und ermordet. AF zog dann in die Nähe ihrer Schwester Anna Elisabeth Hermine nach Frankfurt am Main in die Guiolettstraße 34.


Schließlich noch Folgendes und damit kann auch ein Schlussstrich zum Leben dieser einst als Salonkönigin und Ehefrau eines Diamantenkönigs bezeichneten illustren Frau gezogen werden, die aber immer Kontakt zu ihrer Familie und besonders zu ihrem kranken Neffen hielt: Sie hatte die Asche ihres ermordeten Neffen erhalten – wobei unklar ist, ob es sich wirklich um dessen Überreste handelte, denn das wurde ja von den Tötungsanstalten recht willkürlich geregelt – genauso wie die Todesart.

Antoinette White-Hurst verstarb am 8.4.1943 in Frankfurt am Main. Im Frankfurter Hauptfriedhof, Grabstätte IV, Mausoleum N 9 befanden sich die Urnen von AF und Kurt Liebe. Die Schwester Juliane Johanna (Hanny) hatte die Beisetzung am 17.4.1943 veranlasst. Später nach Ablauf der Liegezeit wurden die Urnen in ein Sammelgrab VI 23 c umgebettet – und das wurde mittlerweile auch eingeebnet. Doch die in der Nähe liegenden Urnen-Sammelgräber VI 23 a und b existierten 2016 noch. (15)




Gerhard Schmidt-Grillmeier

Anmerkungen: 1. Durch Vermittlung des Pastors i. R. (verstorben 2016) Erich Köhler, Fürstenberg-Bredereiche. 2. Die Schreibweise der Namen variieren in den Unterlagen – das gilt auch für die amerikanischen oder englischen. Z. B. wurde aus dem englischen Whitehurst das amerikanische White-Hurst oder Namen wurden einfach geändert, von Antonia zu Antoinette oder von Johanna zu Hanny. Dieckhoff findet sich ebenfalls in verschiedenen Schreibweisen. Das gleiche trifft auf Geburtsjahre von AF zu – die wurden von AF – evtl. willkürlich zu ihren Gunsten manchmal verjüngt angegeben. 3. Ursprünglich hatte ich angenommen, dass AF Jüdin sei. Doch in der „Jüdischen Gemeinde zu Berlin“ waren keine Unterlagen über sie oder ihren Mann. Da ihr Mann wahrscheinlich keiner Gemeinde angehörte, ist das nicht verwunderlich. Doch hilfreiche Mitarbeiter des „Jüdischen Museums Frankfurt“ erklärten mir, dass es in Hessen und Umgebung viele Juden namens Flegenheimer gab. 4. Helmut und Alfred hatten in Wiesbaden das Haus Spiegelgasse 11 (das sogenannte jüdische „Badehaus“) vom Vater Heinrich Heymann Flegenheimer geerbt. Im „Centrum Judaicum“ in Berlin gab es eine Ausstellung über „Pioniere in Celluloid“. Helmut wohnte früher in der Wöhlerstr. 8 in Frankfurt am Main. Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten emigrierte er mit seiner Frau nach England und fand dort keine Beschäftigung. Er erhängte sich 1936 im Apartment 20, Berkley House, Mayfair, Hay Hill, London. Seine Witwe Berta reiste nach dem 2. Weltkrieg mehrfach in die USA. Sie kannte dort eine Familie Slomo. Josef Slomo war Partner bei Helmuts Filmfirma vor 1933. 5. Lt. dem „Neuen Berliner Theater-Almanach ergeben sich Verbindungen zu Künstlerkreisen – auch in New York - auch daraus, dass der zweite Ehemann von Johanna Dieckhoff, Hermann Haack eine Zeit lang mit ihrem ersten Mann in der Berliner Kantstraße 142 gewohnt hatte. H. Haack hatte 1890 eine Anstellung am „Amberg Theater“ in New York und eine Anna Wendt war 1901 als Schauspielerin im New Yorker „Deutschen Theater“ engagiert. 6. Ehekontrakt Manhattan, entnommen der Internetseite der „Italian Genealogical Group New York“ 7. „New York Tribune“ vom 28.2.1902 http://daytoninmanhattan.blogspot.com/2012/08/the-lost-arion-society-park-avenue-and.html

8. lt. Geoffrey Stein, Albany – ehemaliger Chefhistoriker des „New York State Museums“ 9. Traueranzeige in der „New York Times“ vom 24.11.1907 10. Nachdem ein ganzseitiger Zeitungsbericht über AF und meine Forschung im Berliner „Tagesspiegel“ erschienen war rief mich ein Hausbewohner an und zeigte mir das Innere des Hauses. 11. Aus „Newburgh Daily News“ vom 20.4.1912 – Angaben des Ehepaars Walker. Im Rettungsboot 7 waren dann angeblich nicht weniger als 50 Gerettete – tatsächlich befanden sich darin aber nur 28 – darunter der Stummfilmstar Dorothy Gibson und die Franzosen Alfred Fernand Ormont und Pierre Maréchal und natürlich der Kölner Alfred Nourney. 12. „New York Herald“ vom 19.4.1912 13. Artikel und Interview mit AF zu einem Katalog des „Albany Institute for History and Art“, in dem AF anlässlich einer Ausstellungseröffnung, für die sie einige Gegenstände zur Verfügung gestellt hatte, über den Untergang berichtete. Leider hat der ehemalige Chefhistoriker Geoffrey Stein keinen Hinweis auf den Katalog oder die Ausstellung mehr finden können. Charles Provost und Daniel Klistorner haben in der „Voyage“ (Frühjahr 2008) auch einen Artikel veröffentlicht, der am 23.5.1912 in einem Magazin, dem „N.Y.A.I. Catalogue“ erschienen war. Auch davon fanden sich keine Unterlagen lt. G. Stein. 14. Archivdirektor H.-J. Hecker, München per E-Mail am 5.8.2010 15. Mitteilungen (telefonisch) von den Herren Schlüter und Hausmann von der Stadtverwaltung Frankfurt am Main, per E-Mail von Hr. Wirth von der „Goethe-Universität Frankfurt am Main“.



--92.195.112.94 17:22, 24. Okt. 2018 (CEST)

Sichtung

@Brodkey65: Und nochmal (Verzeihung, bitte!): kannst du das Sichten, sofern du dem zustimmst? Mir geht die Textwüste auf den Sender. Also: bitte um Entchuldigung, wenn ich dich bemühe. MfG --Informationswiedergutmachung (Diskussion) 23:22, 25. Okt. 2018 (CEST)

@Informationswiedergutmachung: erledigt; das erscheint mir solide. MfG, --Brodkey65|...Am Ende muß Glück sein. 23:47, 25. Okt. 2018 (CEST)