Diskussion:Indogermanische Fabel
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.Warum nicht IPA?
Warum werden diese Versionen in Orthographien wiedergegeben, die je erklärungsbedürftig sind? Warum wird nicht einfach IPA verwendet, so dass man auch vergleichen könnte?--Panda17 22:44, 18. Feb. 2008 (CET)
Sehe ich auch so, schon mit Hirts Text hat man Schwierigkeiten, die anderen benötigen dringend eine Buchstabenerklärung oder die Lautschreibweise
- Eine genaue Wiedergabe ist deshalb nicht möglich, weil die exakte Aussprache der Phoneme sich nicht rekonstruieren läßt, nur annäherungsweise, und im Falle der Laryngale gibt es nur mehr oder weniger plausible Hypothesen über ihre Aussprache.
- Eine rekonstruierte Sprache ist immer nur fragmentarisch, ähnlich wie eine Sprache, die nur aus einer Handvoll alter Inschriften oder anderer Schriftzeugnisse bekannt ist, die auch viele Fragen und Einzelheiten über Aussprache und Grammatik offenlassen.
- Man kann die verschiedenen Rekonstruktionsvarianten lediglich vergleichen und zwischen ihnen ebenfalls "Graphementsprechungen" feststellen.
- Einzig Kortlandts Rekonstruktion ist in einer breiten, IPA-artigen, doch immer noch rein phonologischen Transkription notiert; aber das macht sie auch spekulativer.
- Die anderen Varianten haben beispielsweise den Vorteil, daß sie sich hinsichtlich der Glottaltheorie im Grunde gar nicht festlegen und die Aussprache der Laryngale – sofern berücksichtigt – offenlassen. --Florian Blaschke 01:58, 11. Sep. 2009 (CEST)
- Bist du in der Lage, eine Erklärung zu den verwendeten Sonderzeichen, Zahlen, Klammern und Akzenten zu schreiben, damit deren Bedeutung für einen fachfremden Leser verständlich wird? -91.4.149.224 18:05, 29. Dez. 2014 (CET)
MP3 / OGG Datei
Klar, dass man nicht sicher sagen kann wie die Sprache geklungen hat. Trotzdem wäre es praktisch eine Idee vom Klang zu bekommen: Die Texte werden durch die Symbolik immer unleserlicher. (nicht signierter Beitrag von 80.121.27.174 (Diskussion | Beiträge) 20:05, 20. Jan. 2010 (CET))
- In dem Film Prometheus lernt ein Android Urindogermanisch. Sein Sprachlehrer spricht den ersten Satz von Schleichers Fabel vor. Der Android spricht ihn nach. Später im Film sagt der Android noch einmal etwas auf Urindogermansich. Die Aussprache ist hochspekulativ, ist jedoch von einem Fachmann, Dr. Anil Biltoo, verfasst worden, (er spielt auch den Sprachlehrer im Film).[1] Auf dem Language Log meldet sich Anil selbst zu Wort und schreibt zu den auf der Seite vorhandenen Tonbeispielen: and RS ended up using only the first line, which runs as follows: hjewɪs jasmə hwælnə nahəst akʷunsəz dadʳkta (KD This isn't a million miles away from Kortlandt or Lühr (or, for that matter, Schleicher's original). In einem Interview liefert Biltoo seine Transkription für das PIE-Gespräch nach.[2] --Venezianer (Diskussion) 01:47, 21. Jun. 2012 (CEST)
- Jetzt habe ich auch die gesprochene Lührfassung gefunden und bei den Weblinks hinzugefügt.--Venezianer (Diskussion) 11:15, 9. Mär. 2013 (CET)
Frage
Wieso steht "bog das Schaf zum Feld ein", wo es doch vernünftigerweise "das (oder: vom) Feld floh" ? -- Peter adamicka 11:46, 25. Dez. 2010 (CET)
Besonders komisch ist die Version Schleichers durch die vielen a - selbstverst. bei aller Hochachtung für den Linguodarwinisten! Da war er wohl noch allzu beeindruckt von der Grimmschen Auffassung vom a bzw. der Hypothese, das Indogerm. müsse dem 'Ursprung' noch sehr nahe sein.
- Ich denke, die vielen a kommen daher, dass zu Schleichers Zeit zunächst davon ausgegangen wurde, dass die Indogermanische Ursprache dem Sanskrit sehr ähnlich gewesen sei, insbesondere, was die Vokale angeht. In der Entwicklung der altindischen Sprachen hatten sich aber e und o zu a entwickel, so dass Sanskrit auffällig viele a enthält, und damit auch das damals rekonstruierte Indogermanisch. --Joachim Pense (d) 16:04, 30. Dez. 2010 (CET)
Woher denn -- diese Fabel?
Hab ich was überlesen? Wie ist denn Schleicher oder wer auch immer auf diese hübsche, leicht aberwitzige Fabel gekommen: "Ein Schaf, das keine Wolle mehr hatte, sah Pferde, eines einen [?!] schweren Wagen fahrend,...". Hat Schleicher den Text in einem poetischen Anfall selbst erfunden? Oder gab es diese Story im Englischen als Volksfabel? -- Ach ja, und auch das noch: "In englischer Übersetzung bedeutet sie: On a hill, a sheep that ..." Hilft es in der deutschen Wikipedia, ein tieferes Verständnis des Texts zu finden, wenn man eine englische Übersetzung liefert? (Vielleicht analog zu Paul Feyerabend Hinweis, dass es "die einst recht beliebte Forderung [gab], Zweifelsfragen durch Übersetzung ins Lateinische zu klären"?) --Delabarquera (Diskussion) 19:29, 8. Mär. 2013 (CET)
- Was schreibt Schleicher denn selbst zu seinem "machwerke"?[3] Seite 206
- Eine fabel in indogermanischer ursprache.
- Theils, um darzuthun, daß, wenn auch mit mühe,zusammenhangende sätze in indogermanischer ursprache gebildet werden können, theils animi causa, machte ich den versuch in dieser erschlossenen sprache einige zeilen zu schreiben. Mit übersetzungen glückte es mir nicht, so musste ich mich wohl oder übel zu eigenem machwerke entschließen. Der geringe vorrath an halbweges sicher zu erschließenden worten, vor allem aber der gänzliche mangel an partikeln, erschwert die bildung von sätzen in indogermanischer ursprache sehr. In der folgenden kleinen fabel habe ich mich, wie der leser leicht erkennt, drücken und schmiegen müssen, um die worte für das zu finden, was ich sagen wollte.
- Reizvoll ist nun seine Übersetzung ins Deutsche. In seinem Aufsatz sind die fehlenden Wörter in eckige Klammern gesetzt. Ich lasse diese Wörter einfach mal weg
- Schaf und rosse.
- schaf, welchem wolle nicht war sah rosse, das schweren wagen fahrend, das große last, das menschen schnell tragend. Schaf sprach rossen: Herz wird beengt mir, sehend menschen rosse treibend.
- Rosse sprachen: Höre schaf, herz wird beengt gesehen-habend: mensch, herr macht wolle schafe warmen kleide sich und schafen ist nicht wolle.
- Dies gehört-habend bog schaf feld.
- Schleicher erzählt also mit den wenigen gesicherten Worten eine eigene Geschichte.--Venezianer (Diskussion) 13:34, 10. Mär. 2013 (CET)
- @Venezianer -- Wir treffen uns ja da und dort immer mal wieder. ;-) Hier: Erst mal Dank für die Hinweise. Ich werde mir diese Stelle(n) bei Schleicher jetzt doch mal wieder herholen. Es deutet aber wohl alles darauf hin -- "mit den wenigen gesicherten Worten eine eigene Geschichte" --, dass er diese Fabel sich selbst ausgedacht hat, entlang dem, was er meinte, sicher machen zu können. Ev. könnte man daraus einen entsprechenden Hinweis im Artikel selbst basteln. --Delabarquera (Diskussion) 12:19, 11. Mär. 2013 (CET)
- Schon geschehen.--Venezianer (Diskussion) 23:11, 11. Mär. 2013 (CET)
- Prima. Danke! --Delabarquera (Diskussion) 18:22, 12. Mär. 2013 (CET)
Fassung Forschungsstand 2014
Ich habe mich soeben entschlossen, die Fabel nach dem modernsten mir zur Verfügung stehenden Forschungsstand neu zu schreiben. Dieser neueste Forschungsstand zeitigt viel viel mehr Veränderungen (= essentielle Fortschritte), als man zunächst glauben möchte. Ich habe mich gleichzeitig entschlossen, auch mal genau zu erklären, was da wo, wie und warum genau so und nur so abläuft, und ich arbeite mit dem Ziel, dass dann auch jeder, der es liest, genau versteht, was wo, wie und warum genau so und nur so ist. Ein tieferes Eindringen in die Vergangenheit (= hier: (sprach-) historische Wahrheit) erhöht nur scheinbar den Schwierigkeitsgrad beim Verstehen; in Wirklichkeit werden in der Tiefe der Vergangenheit die Wortformen immer einfacher und durchsichtiger. Damit mich möglichst jeder versteht, werde ich die Neufassung des Texts möglichst kleinschrittig vornehmen und vielleicht auch kleinste Einzelheiten = Einzelteile erschließen und erklären, sie dann zum Ganzen zusammensetzen, und wenn alles fertig ist, den Text im Artikel platzieren. Auch wenn der Text selbst ziemlich kurz ist, wird eine solche Vorgehensweise sehr viel Arbeit und Geduld erfordern; ich muss also mehrere Anläufe nehmen, um alles so hinzukriegen, wie ich mir das vorstelle. Zur Erläuterung beginne ich mit dem Nomen.
Jede grammatische Kategorie (Aorist, Präsens-Perfekt, Nomen, Urmedium usw.) geht letztlich auf ein Idealparadigma der Form ist ̮ sind zurück, rekonstruiert als *h₁és -ti ̮ h₁ s- énti. Die (Stativ-)Wurzel heißt *h₁es (h₁ bezeichnet einen Laut, der ziemlich sicher den Lautwert [h] aufweist) und hat die Bedeutung 'sein, existieren', in Weiterentwicklungen auch 'sitzen' usw. In Verbalformen tritt die Wurzel im "starken" und "schwachen" Teilstamm auf; die Teilstämme sind dann gewissen grammatischen Kategorien zugeordnet (hier sehr einfach: "stark" dem Singular, "schwach" dem Plural). Der "starke" Teilstamm hat den Akzent auf der Wurzelsilbe, der "schwache" auf der Endung. Der Akzent zieht ablautmäßig die -é-Stufe mit sich, entsprechend der "Nichtakzent" bzw. die Akzentlosigkeit die Nullstufe (erste und zweite Regel der Akzent-Ablaut-Zuordnung). Ich habe mir aus mir sehr wichtig erscheinenden Verdeutlichungsgründen angewöhnt, in Wurzeln und Suffixen (in Endungen geht das nicht und ist es auch nicht nötig) die Nullstufe mit einer kleinen "Pause" zu schreiben, was bedeuten soll: diese Stelle kann mit einem Ablautvokal ausgefüllt werden. Aus gleichen Gründen schreibe ich einen "starken" Teilstamm immer ohne Bindestrich, einen "schwachen" stets mit Bindestrich. Im der Wortform selbst wird der Bindestrich nur ein Mal geschrieben; eine Endung mit Bindestrich ist also eine "Starkstammendung", eine Endung ohne Bindestrich eine "Schwachstammendung" (und ich verspreche, das sind lauter für die Erkenntnis nützliche Dinge). Der kleine Bogen soll die Zusammengehörigkeit der Teilstämme bezeichnen, die in dieser Zusammengehörigkeit dann ein (= das für die Sprache benötigte) Ganz-Paradigma bilden. Den Ansatz von Suffixen an eine Wurzel bzw. innerhalb einer Wortform mache ich mit dem Zeichen "=" kenntlich. Das Idealparadigma kann ich (einfacher) auch ohne Endungen notieren, also *h₁és ̮ h₁ s-´.
Unter diesen Umständen heißt also das Ideal-(=ursprünglichste)-Paradigma des Wortes für 'Schaf', also des Wortes, mit dem die Fabel beginnt, *h₃éu̯= i ̮ h₃ u̯= i-´ (h₃ ist wahrscheinlich ein stimmhafter Reibelaut mit Lippenrundung; der Anlaut *h₃- für das grundsprachliche Wort für 'Schaf' ist mittlerweile gesichert). Soweit fürs Erste (nicht dass ich sagen muss: Lektion 1!)--Josef J. Jarosch (Diskussion) 14:51, 18. Sep. 2014 (CEST)
Das Idealparadigma des Wortes für 'Vogel', nämlich *h₂éu̯= i ̮ h₂ u̯= i-´ (h₂ ist mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit unser ach-Laut; h₁ heißt auch "-e-Laryngal", weil er einfach schwindet und sonst nichts bewirkt; h₂ heißt auch "-a-Laryngal", weil er -e- zu -a- umfärbt, also lat. avis 'Vogel'; h₃ heißt auch "-o-Laryngal" (der seltenste der drei), weil er, wahrscheinlich aufgrund seiner ihn begleitenden Lippenrundung, -e- zu -o- umfärbt, also lat. ovis 'Schaf'; h₁ bewirkt natürlich doch etwas, nämlich nach -e- dessen Dehnung) habe ich mehrfach auf Diskussions-Seiten ausgestaltet (seit 10.10.14 unter Idealparadigma). In für alle Wörter gleicher, evolutiv regulärer und sinnvoller Weise bildet es Wortformen aus, die dann zu den Attestaten führen, z.B. zu allen Wörtern für 'Vogel' und Ei u.v.a.m. (z.B. Wiesel, Weih(e) oder (Vogel-)Weide). Das dazugehörige Paradigma nenne ich im Nominalbereich arbeitshypothetisch "Multi-Varianten-Paradigma", im (weitaus formenreicheren) Verbalbereich "Multi-Status-Paradigma". Die Grundsprache stellt in Bezug auf den Ablaut pleonastisch zur Verfügung, die Einzelsprachen wählen individuell auf verschiedene Weise aus - so kommen die ablautmäßigen Hauptunterschiede in den Folgesprachen zustande. Die Einzelsprachen müssen nicht die nichtausgewählten Wortformen alle aussterben lassen, wenn sie sie für desiderierte Bedeutungsunterschiede gebrauchen können, setzen sie mehr als nur eine der angebotenen Wortformen fort. (Manchmal erscheint mir so ein z.B. Multi-Varianten-Paradigma wie eine Kombination von Stammbaum- und Wellentheorie). Das Abzielen auf ein ursprüngliches einheitliches Idealparadigma in jeder grammatischen Kategorie erscheint mir unabdinglich (Occam's Razor); es birgt aber auch einige der Gründe, weswegen z.B. schon Schleicher sagt, "es geht eigentlich nicht". Beispielsweise ist jetzt *h₂éu̯= i ̮ h₂ u̯= i-´ nicht nur die Vorform von lat. avis, sondern auch von nhd. Ei. (Lat. ōvum 'Ei' schaut übrigens in der ganzen Gruppierung als einziges Wort so aus, als hätte es das -i-Suffix nicht; so etwas gibt es (z.B. ne. wet zu water ohne -r-/-n-Suffix); es heißt eben nicht **ōvium und -i- kann in dieser Stellung nicht schwinden.) Wollte Schleicher also den einfachen Satz sagen: Der Vogel legt ein Ei, dann müsste er in dieser (für mich sprachwirklichen) Sprachstufe des Idealpardigmas zwei Mal dasselbe Wort verwenden (allerdings, fällt mir da grad ein, 'Vogel' ist in jener Stufe genus commūne (= m. + f.; wie noch im Anatolischen), Ei jedoch genus neutrum, also ginge es vielleicht doch). Am wahrscheinlichsten scheint mir: die Sprecher der Idealparadigma-Sprachstufe hatten sicher ein Wort für Ei, aber es stammte noch nicht von derselben Wurzel wie das Wort für 'Vogel'.
Um zur Fabel zurückzukehren: Ich führe einmal vor, wie ein ausgearbeitetes Idealparadigma im Singular und Plural in jenen acht klassischen und ausgestalteten Kasus, wie wir sie z.B. im Altindischen vorfinden, und wie sie allgemein als grundsprachlich gelten, lauten müsste. Ich brauche dieses Paradigma als Anschauungsmaterial dringend, um "später" die übrigen Nomina, die in der Fabel vorkommen, zwingend in der "modernen" Rekonstruktion zu erklären. Immerhin gibt es auf der Idealparadigma-Sprachstufe (natürlich) noch lange keine thematischen Stämme und (außer bei reduplizierten Formen im "starken" Teilstamm, bestimmten Endungen wie Gen.Pl. óm oder bei -o-Wurzeln, wie *pot 'mächtig'; kommt alles in der Fabel vor) noch keinen -o-Ablaut (solche Sachen können also in der Endfassung der Fabel nicht vorkommen). Als "starke" Kasus in diesem genus commūne gelten im Sg. der Nom., der Akk., der Vok. und der Lok., im Plural der Nom. und der Vok. Ich nehme als Endungen jene, die mir nach langjähriger Erfahrung am wahrscheinlichsten und sinnvollsten (oder auch archaischsten, z.B. im endungslosen Lok.Sg.) erscheinen, wiewohl natürlich aufgrund der Natur der Sache niemand für die Endungen eine hundertptozentige Garantie abgeben kann. Ich mache spontan ein von mir selbst noch nie durchgeführtes Experiment: Ich akzentuiere -s- und -h₁-, wenn sie als "Schwachstamm-Endungen" vorkommen. Und ich nehme die ganz klassische "lateinische" Kasus-Reihenfolge N - G - D - A - V - Ab - I - L.
Sg. Pl.
Nom. h₃éu̯= i -s h₃éu̯= i̯ -es
Gen. h₃ u̯= i- s´ h₃ u̯= i̯- óm
Dat. h₃ u̯= i̯- éi̯ h₃ u̯= i- més
Akk. h₃éu̯= i -m; h₃ u̯= i̯- ḿ̥s
h₃éu̯= i̯ -m̥
Vok. h₃éu̯= i h₃éu̯= i̯ -es
Abl. h₃ u̯= i- s´ h₃ u̯= i- més
Ins. h₃ u̯= i- h₁´ h₃ u̯= i- bʰí
Lok. h₃éu̯= i h₃ u̯= i- sú
Neben dem genus commūne gibt es noch das genus neutrum. Dieses hat die Eigenschaft, dass Nom., Akk. und Vok. immer formal gleich sind (das wird bis in die "thematische Zeit" hinein gehalten, wo die Akk.-Form auch im Nom. durchgesetzt wird), so dass auch im Plural der Akk. "starker" Kasus ist. Zu weiteren wichtigen Eigenschaften und zum Paradigma komme ich das nächste Mal!--Josef J. Jarosch (Diskussion) 19:06, 18. Sep. 2014 (CEST)
[Die Redaktion hat Mühe mit der Tabelle, aber ich werde das schon hinkriegen.]
Das Paradigma des genus neutrum ist grundsätzlich formal identisch mit dem des genus commūne; es hat jedoch in seinem Singular Nom., Akk. und Vok. immer die Endung "Null". In diesen Kasus steht als Pluralendung -h₂. Diese Endung (oder nicht?) hat eine seltsame Eigenschaft: sie gilt als "Kollektivsuffix", zieht im Verbum nicht den Plural, sondern den Singular nach sich und, eine der sonderbarsten Erscheinungen und Entwicklungen unserer Sprachgeschichte, dringt, später hauptsächlich in einer offenbar "thematischen" Form -e-h₂ (Ursprung der femininen, jedoch auch maskulinen -ā-Stämme), aber auch "athematisch" als -h₂ (*pót=n i= h₂ 'Herrin') in einer Weise (natürlich nachanatolisch; im Anatolischen ist das genus commūne "intakt" erhalten) ins genus commūne ein, dass es dort als genus fēminīnum und damit als Gegensatzbildung zum genus masculīnum zu fungieren in der Lage ist.
Ein in der Fabel verwendetes Nomen trägt die Bedeutung 'Last'. In dieser Bedeutung gibt es einen sicher archaischen neutralen -s-Stamm (ai. ánaḥ, lat. onus), dessen Verwendung in der Fabel einem jüngeren thematischen Stamm vorzuziehen ist; an dieser Stelle werde ich den Text der Fabel entsprechend ändern. Als Deklinationsbeispiel für ein genus-neutrum-Wort (ursprüngliches Idealparadigma) eignet sich *h₃én= s 'Last' sehr gut (die regelhafte Füllung des -s-Suffixes mit einem Ablautvokal ist übrigens in der Indogermanistik Gegenstand lebendiger Diskussion):
Sg. Pl.
Nom. h₃én= s h₃én= s -h₂
Gen. h₃ n= s- s´ h₃ n= s- óm
Dat. h₃ n= s- éi̯ h₃ n= s- més
Akk. h₃én= s h₃én= s -h₂
Vok. h₃én= s h₃én= s -h₂
Abl. h₃ n= s- s´ h₃ n= s- més
Ins. h₃ n= s- h₁´ h₃ n= s- bʰí
Lok. h₃én= s h₃ n= s- sú
--Josef J. Jarosch (Diskussion) 14:38, 20. Sep. 2014 (CEST)
Der Vorgang des Eindringens des Kollektivsuffixes -h₂ ins genus commūne wird für die moderne Fassung der Fabel deswegen wichtig, weil ein solcher späterer femininer -ā-Stamm tatsächlich in der Fabel verwendet wird, nämlich in nhd. Wolle = glbd. lat. lāna (usw.), traditionell rekonstruiert als *u̯l̥h₂néh₂-. In einer Idealparadigma-Sprachstufe, die nur genus commūne und genus neutrum kennt, gibt es (sozusagen sprachhistorisch definitionsgemäß) keine thematischen Stämme, keine femininen -ā-Stämme und keine Kasusendungen, die sekundär an diese neuen -ā-Stämme antreten könnten. Das Wort kommt in der Fabel im Nom. Sg. und Akk. Sg. vor; wenn man es - natürlich mit einiger Berechtigung - so als Kollektiv im Fabeltext belassen will, kann es dort - gemäß der vorgeführten Deklinationstabelle - sowohl im Nom. als auch Akk. nur als *u̯él•h₂= n -h₂ eingesetzt werden (später auftretende andere Ablautstufen richten sich nach den gesetzmäßigen Entwicklungen im sich anbahnenden Multi-Varianten-Paradigma; das Zeichen "•" verwende ich zur Anzeige von so genannten "Wurzelerweiterungen").
Das Wort für 'Pferd' kommt in Überschrift und Text so häufig vor, dass es sich vielleicht lohnt, nochmals die Deklinationstabelle für dieses Wort anzuschauen ("Wiederholung"; "Gymnasiallehrer") (-u-Stamm von der Wurzel *h₁ek̑ 'schnell'):
Sg. Pl.
Nom. h₁ék̑= u -s h₁ék̑= u̯ -es
Gen. h₁ k̑= u- s´ h₁ k̑= u̯- óm
Dat. h₁ k̑= u̯- éi̯ h₁ k̑= u- més
Akk. h₁ék̑= u -m; h₁ k̑= u̯- ḿ̥s
h₁ék̑= u̯ -m̥
Vok. h₁ék̑= u h₁ék̑= u̯ -es
Abl. h₁ k̑= u- s´ h₁ k̑= u- més
Ins. h₁ k̑= u- h₁´ h₁ k̑= u- bʰí
Lok. h₁ék̑= u h₁ k̑= u- sú
Diesen archaischen -u-Stamm hat das Anatolische bewahrt, und der athematische Stamm - von dem der thematische Stamm nach festen Regeln abgeleitet ist - ist immer älter als der thematische. In der Fabel muss also der thematische Stamm durch den athematischen ersetzt werden. Kortlandt 2007 tut das bereits, weil er den anatolischen Befund mit berücksichtigt; Lühr 2008 nimmt die Erkenntnis wieder zurück. In der Idealparadigma-Sprachstufe heißt der Akk. Pl. dieses Nomens also zwingend *h₁ k̑= u̯- ḿ̥s. Ich muss darauf hinweisen, dass Klingenschmitt bereits vor vierzig Jahren für lat. Akk.Pl. sociōs 'die Gefährten' *s kʷ=h₂ i̯- ḿ̥s rekonstruiert hat, weil der Stamm im Altindischen athematisch vorliegt. Er hatte genau recht. Wir müssen für lat. Akk.Pl. equōs 'die Pferde' *h₁ k̑= u̯- ḿ̥s rekonstruieren, weil der Stamm im Anatolischen athematisch vorliegt. Die naturwissenschaftliche Regel heißt einmal so, immer so. Wir müssen diese Bildung also in allen Fällen anwenden. Wir sind hier wieder bei der Idealparadigma-Diskussion und können damit schon praktisch alle Nomina der Fabel in den Text einfügen (mehr das nächste Mal).--Josef J. Jarosch (Diskussion) 17:01, 20. Sep. 2014 (CEST)
Fabel: Betrachtung der Nomina
Ich erkenne in Schleichers Urfassung der Fabel 31 Formen, die zum Nominalbereich gehören:
1. Überschrift: das Schaf; Nom.Sg.; gen.com.; hier nach den Vorgaben rekonstruiert als *h₃éu̯= i -s.
2. Überschrift: die Pferde; Nom.Pl.; gen.com.; hier nach den Vorgaben rekonstruiert als h₁ék̑= u̯ -es.
3. (von nun an Fabeltext): das Schaf (wie 1.)
4. die Wolle; Nom. (Kollektiv; urspr. gen. ntr.); hier nach den Vorgaben rekonstruiert als *u̯él•h₂= n -h₂.
5. die Pferde; Akk.Pl.; gen.com.; hier nach den Vorgaben rekonstruiert als h₁ k̑= u̯- ḿ̥s.
6. den Wagen; Akk.Sg.; gen.com.; in Schleichers (von mir belassener, obwohl es auch andere (vielleicht bessere und deutlichere) Wörter für 'Wagen' gibt) Konzeption Wurzel *u̯eg̑ʰ 'bewegen' in der -o-Stufe (das Wort gibt es auch in der -e- und -ē-Stufe), ohne Suffix und thematisiert, in meiner Konzeption als Idealparadigma *u̯ég̑ʰ ̮ u g̑ʰ-´ (aus diesem Idealparadigma entstehen in der Folge im Multi-Varianten-Paradigma alle einzelsprachlichen Formen in allen Ablautstufen, auch z.B. nhd. 'Weg' oder 'weg'); gen.com.; hier nach den Vorgaben rekonstruiert als *u̯ég̑ʰ -m̥.
7. schwer; Adj. im Akk.Sg.; zu *u̯ég̑ʰ -m̥, also gen.com.; hier nach den Vorgaben rekonstruiert als *gʷér•h₂= u -m.
8. die Last; Akk.Sg.; Schleichers Text hier (wie angekündigt) abgeändert und *h₃én= s eingesetzt (gen.ntr.).
9. groß; Adj.im Akk.Sg., zu *h₃én= s, also gen.ntr.; hier nach den Vorgaben rekonstruiert als *még̑= h₂.
10. den Menschen; Akk.Sg.; gen.com.; andere Textfassungen weichen hier von Schleicher ab und haben eine (Sekundär-)Wurzel (dʰ)g̑ʰém mit individualisierendem -n-Suffix; diese Wurzel ist ihrerseits eine Weiterbildung von *dʰég̑ʰ= m ̮ dʰ g̑ʰ= m-´ 'Erde'; unter diesen Voraussetzungen hier nach den Vorgaben rekonstruiert als *(dʰ)g̑ʰém= n -m̥.
11. schnell; Adverbbildung im Neutrum (Nom. oder Akk.) Singular; hier nach den Vorgaben rekonstruiert als *h₁ék̑= u.
12. das Schaf (wie 1.)
13. den Pferden; Dat.Pl.; gen.com.; hier nach den Vorgaben rekonstruiert als *h₁ k̑= u- més.
14. das Herz; Nom.Sg.; gen.ntr.; hier nach den Vorgaben rekonstruiert als *k̑érd.
15. Zur von Schleicher so vorgenommenen, aber m.E. in der Idealparadigma-Sprachstufe nicht möglichen Medialform für 'eng werden' vgl. später bei der Besprechung der Verben; ich bevorzuge hier ein Adjektiv in prädikativer Verwendung, hier nach den Vorgaben rekonstruiert (zu *k̑érd, also Nom.Sg. Neutrum) als *h₂én•g̑ʰ= u.
16. den Menschen (wie 10.)
17. die Pferde (wie 5.)
18. die Pferde (wie 2.)
19. Schaf, Vok.Sg.; gen.com.; hier nach den Vorgaben rekonstruiert als *h₃éu̯= i.
20. das Herz (wie 14.)
21. eng (wie 15.)
22. der Mensch; Nom.Sg.; gen.com.; hier nach den Vorgaben rekonstruiert als *(dʰ)g̑ʰém= n -s.
23. der Herr; Nom.Sg. (hier Apposition); gen.com.; hier nach den Vorgaben rekonstruiert als *pót= i -s.
24. die Wolle; hier Akk. (Kollektiv); vgl. unter 4.; hier nach den Vorgaben rekonstruiert als *u̯él•h₂= n -h₂.
25. der Schafe; Gen.Pl.; gen.com.; hier nach den Vorgaben rekonstruiert als *h₃ u̯= i̯- óm.
26. das Kleid; Akk.Sg.; hier mit einem "Suffix des Mittels oder Wekzeugs", das das gen.ntr. auslöst; hier nach den Vorgaben rekonstruiert als *u̯és=t r̥.
27. warm; Adj. im Akk.Sg.; zu *u̯és=t r̥, also gen.ntr.; hier nach den Vorgaben rekonstruiert als *gʷʰér= m.
28. den Schafen; Dat.Pl.; gen.com.; hier nach den Vorgaben rekonstruiert als *h₃ u̯= i- més.
29. die Wolle (wie 4.)
30. das Schaf (wie 1.)
31. auf das Feld; Akk.Sg. der Richtung, gen.com.; hier nach den Vorgaben rekonstruiert als *h₂ég̑= r -m̥.
In einem nächsten Schritt werde ich ich mich mit den in der Fabel vorkommenden Verben beschäftigen.
--Josef J. Jarosch (Diskussion) 12:42, 21. Sep. 2014 (CEST)
Fabel: Betrachtung der Verben
Die im Artikel vorgelegten Fassungen der Fabel sind natürlich für "sprachhistorische Spezialisten" im Bereich "Indogermanistik" auch in ihren spezifischen Einzelheiten (bzw. Varianten) verstehbar, bestimmt aber nicht für einen normalen Lexikonbenutzer (für einen solchen muss es grundsätzlich unverständliches Kauderwelsch sein). Mein Grund- und Vorsatz, die Einzelwörter so zu erklären, dass wenigstens der Fabeltext für alle Interessierten verständlich wird, scheint sich, wie ich an der vorgeführten Liste der Nomina zu sehen meine, für die angesprochenen Zielgruppe gelohnt und ausgezahlt zu haben, wiewohl natürlich nur sehr wenige wissen, dass z.B. die Wurzel *gʷer•h₂ 'schwer' im Verlaufe ihrer Sprachgeschichte solche Wörter wie Guru, Barometer oder Gravität zu ergeben in der Lage ist. In diesem Sinne wird diese Wikipedia-Diskussionsseite auch zu einem Stück "Richtungsweisung hin zur Allgemeinbildung", und tatsächlich hat mir auch in den paar Tagen, da ich diese Diskussionsseite ergänze, niemand den Vorwurf gemacht, ich träte sie nur künstlich breit und strapazierte sie unnötig (ich brauche also gewissermaßen den so genannten geneigten Leser). Ganz im Gegenteil bin ich der Meinung (und hoffe), dass meine Ausführungen zum Verständnis des Artikels und zu seiner Verbesserung unabdinglich notwendig sind. Vielleicht erweckt dann der Artikel bei besserem Verständnis und in allgemeiner Verbesserung mehr Interesse,und wer weiß, vielleicht war das auch August Schleichers ursprüngliche Absicht; in diesem Sinne bin ich sein verlängerter Arm und sozusagen sein nachgeborener Anwalt (es sind immerhin 146 Jahre Zeitunterschied).
Zum Verbum auf der Idealparadigma-Sprachstufe (die ich hier als Bezugsebene gewählt habe) muss man wissen:
1. Es gibt drei verbale Kategorien, den Uraorist, das Urpräsens und den Stativ. Aus dem Uraorist entstehen der Aorist, aus dem Urpräsens praktisch parallel das Präsens und das Perfekt (ein Perfekt kann also im Fabeltext nicht vorkommen, weil es in der Idealparadigma-Sprachstufe noch nicht gebildet ist), der Stativ bleibt in den Einzelsprachen Stativ.
2. Der Stativ hat naturgemäß den Stativendungssatz und in allen Teilstämmen stets die gleiche Ablautstufe (es handelt sich in allen Fällen um in der Indogermanistik fest verankerte Typen). Grundtyp ist (von der Stativwurzel *k̑ei̯ 'liegen') *k̑éi̯ -e ̮ k̑éi̯- r̥ 'er liegt ̮ sie liegen'. Die "Nartenisierung" (= "+ -é- in der Wurzel") der Stativwurzel *h₁es 'sein' ergibt den dehnstufigen Stativ *h₁ḗs -e ̮ h₁ḗs- r̥ 'er sitzt ̮ sie sitzen'. Der nullstufige Stativ hat (von der offensichtlichen Stativwurzel *su̯ep 'schlafen') die Form *su p -é ̮ su p- ŕ̥ 'er schläft ̮ sie schlafen'.
Die Erscheinung der durchgehend gleichen Ablautstufe in allen Teilstämmen hat eine einfache Erklärung: Der Stativ stammt aus dem in einer früheren Sprachstufe beheimateten Urmedium, wo die einschlägigen Formen in der Tat *k̑éi̯ -e ̮ k̑ i̯- ŕ̥, *h₁ḗs -e ̮ h₁és- r̥ und *su̯ép -e ̮ su p- ŕ̥ hießen. Das Urmedium unterliegt einer Paradigmenspaltung: die "schwachen" Teilstämme werden ins danebenliegende Uraktiv (= gemeinsame Vorform von Uraorist und Urpräsens) abgegeben; dort wird der nullstufige bzw. -é-stufige "schwache" Teilstamm zu einem vollständigen Ganzparadigma "aufgefüllt" (formal erntstehen also *k̑ i̯ -é ̮ k̑ i̯- ŕ̥, *h₁és -e ̮ h₁és- r̥ und *su p -é ̮ su p- ŕ̥) und ergibt dort - formal vollkommen parallel zum Aktiv - das Medium. Im Gegenzug werden die Stativparadigmen auch im "schwachen" Teilstamm mit dem Ablaut des "starken" Teilstamm vollständig aufgefüllt = vervollständigt (vgl. oben die einschlägigen Paradigmen). Einzelne Stativparadigmen wie *su p -é ̮ su p- ŕ̥ (es sind vor allem im Anatolischen gar nicht so wenige) überleben die Paradigmenspaltung und bleiben Stative auch in der durchgehenden Nullstufe.
Wie einige Aorist- und Präsens-Paradigmen ohne erkenntlichen Grund und ohne irgendeine Änderung der Bedeutung den Stativendungssatz annehmen ("transitive Deponentien", Faktostativa; die Erscheinung ist sehr wichtig bei der Beurteilung der anatolischen ḫi-Verben), so nehmen einige Stativparadigmen ohne erkenntlichen Grund und ohne irgendeine Änderung der Bedeutung den Faktivendungssatz an ("intransitive Nichtdeponentien", Statofaktiva). Die Erscheinung betrifft nur wenige, aber sehr häufige Verben, z.B. *h₁és -t ̮ h₁ s- ént 'er ist ̮ sie sind' (kommt im Fabeltext vor) oder *h₁éi̯ -t ̮ h₁ i̯- ént 'er geht ̮ sie gehen'. Da die Erscheinung (traditionell trägt sie die Bezeichnung "Wurzelpräsens") gerade die häufigsten Stativbildungen bzw. -verben betrifft, liegt es nahe, anzunehmen, dass sich diese erfolgreich dem Zwang der urmedialen Paradigmenspaltung, Stativparadigmen mit durchgehendem gleichem Ablaut (immer "Null", immer -é-, immer -ḗ-) zu erzeugen, entzogen, das Ablaut-Muster -é- ̮ Null bei den Faktivstämmen (vulgō: Aorist) vorfanden, es kopierten und und mit der Übernahme auch den zugehörigen Endungssatz gleich mitübernahmen.
3. Alle Verben, die eine Tätigkeit ausdrücken, scheinen mir Aoristwurzeln (= Faktivwurzeln) zu sein. Im Fabeltext kommen sie im Uraorist und im Urpräsens vor, und ich setze sie daher stets in die Form des Uraorists und des Urpräsens in die Fabel ein, auch wenn sie z.T. erhebliche und gravierende Weiterentwicklungen auf ihrem Weg hin zu den Einzelsprachen zeigen (z.B. erscheint die Wurzel *u̯eg̑ʰ 'bewegen' einzelsprachlich häufig als thematisiertes Präsens *u̯ég̑ʰ-o-, die Wurzel *kʷer 'machen' im Altindischen in einem im Suffix -é-aufgestuften "starken" Präsensstamm *kʷ r̥=néu̯). Diese Weiterentwicklungen von ursprünglichen Aoriststämmen zu den einzelsprachlichen Präsenstämmen sind aber evolutivhistorisch in allen Fällen genauestens nachvollziehbar.
4. Verben von Aoristwurzeln kommen im Fabeltext in folgenden Bedeutungen vor (ich wähle hier die Wurzeln aus, die von Schleicher bereits vorgegeben sind); die Bildung des Urpräsens folgt der Regel: Die Einmaligkeit wird zur Wiederholung, indem man etwas Einmaliges wiederholt): [Anm.: Ich setze für 'eng werden' Adj. + Verbum und nicht die vorgegebene mediale Verbalform, die mir, nicht wegen des Mediums, sondern wegen der 'modernen' Präsensbildung, in einer Idealparadigma-Sprachstufe nicht möglich scheint. Wurzelerweiterungen nach "•" werden nicht mitredupliziert.]
'sehen': Wurzel *der•k̑; Uraorist *dér•k̑ ̮ d r̥•k̑ -´; Urpräsens *dér-dor•k̑ ̮ d r̥-d r̥•k̑-´
'bewegen': Wurzel *u̯eg̑ʰ; Uraorist *u̯ég̑ʰ ̮ u g̑ʰ-´; Urpräsens *u̯ég̑ʰ-u̯og̑ʰ ̮ u g̑ʰ-u g̑ʰ-´
'tragen': Wurzel *bʰer; Uraorist *bʰér ̮ bʰ r̥-´; Urpräsens *bʰér-bʰor ̮ bʰ r̥-bʰ r̥-´
'sprechen': Wurzel *u̯ekʷ; Uraorist *u̯ékʷ ̮ u kʷ-´; Urpräsens *u̯ékʷ-u̯okʷ ̮ u kʷ-u kʷ-´
'treiben': Wurzel *h₂eg̑; Uraorist *h₂ég̑ ̮ h₂ g̑-´; Urpräsens *h₂ég̑-h₂og̑ ̮ h₂ g̑-h₂ g̑-´
'werden': Wurzel *bʰeu̯•h₂; Uraorist *bʰéu̯•h₂ ̮ *bʰ u•h₂-´; Urpräsens *bʰéu̯-bʰou̯•h₂ ̮ bʰ u-bʰ u•h₂-´
'hören': Wurzel *k̑leu̯; Uraorist *k̑léu̯ ̮ *k̑l u-´; Urpräsens *k̑léu̯-k̑lou̯ ̮ *k̑l u-k̑l u-´
'machen': Wurzel *kʷer; Uraorist *kʷér ̮ kʷ r̥-´; Urpräsens *kʷér-kʷor ̮ kʷ r̥-kʷ r̥-´
'fliehen': Wurzel *bʰeu̯•g; Uraorist *bʰéu̯•g ̮ *bʰ u•g-´; Urpräsens *bʰéu̯-bʰou̯•g ̮ bʰ u-bʰ u•g-´
Je nachdem ob sie Uraorist oder Urpräsens sind, werde ich die Verben mit ihren einschlägigen entsprechenden (möglicherweise urprünglichen) Verbalendungen in den Fabeltext einsetzen (im Hauptsatz stets unakzentuiert). Partizipialbildungen werden vom "schwachen" Teilstamm aus gebildet und richten sich dann nach den Stammbildungsregeln der Nomina (vgl. oben), also 'tragend' im Urpräsens *bʰ r̥-bʰ r̥=ént ̮ bʰ r̥-bʰ r̥= nt-´.--Josef J. Jarosch (Diskussion) 12:50, 22. Sep. 2014 (CEST)
Fabel: Betrachtung der Pronomina
Pronomina in ein sprachstufentypisches Idealparadigma zu zwängen ist sehr schwierig, da im Pronominalbereich sehr viele Elementarwörter und Supplierungen (und dann vor allem einzelprachlich sehr unterschiedliche) vorliegen. Am einfachsten gehen vielleicht die 2.Sg. 'du' als *téu̯ ̮ t u-´ (das Pronomen liegt dann im Multi-Varianten-Paradigma als "Wurzelnomen" *tú und möglicherweise in einer Form mit Resonantendehnungs-Aufstufung *tū́ vor). Auf die gleiche Weise (auch in den Realisierungen als Wurzelnomina) kann man die 1.Pl. 'wir' (nés ̮ n̥ s-´) und die 2.Pl. 'ihr' (u̯és ̮ u s-´) als Idealparadigmen gestalten. Bei offensichtlichen "einfachen" Pronominalstämmen (1.Sg.) *m, (demonstrativ) *t, (interrogativ) *kʷ, *(relativ) *i̯, oder (reflexiv) *s müsste man im Idealparadigma diesen "starken" Teilstamm akzentuieren (was bei *m und *i̯ sogar noch gut ginge) und dann das Paradigma "durchlaufen" lassen (formal ist das ja möglich). Im Hinblick auf den Fabeltext scheine ich allerdings großes Glück zu haben; das Relativpronomen kann man in den Dativ setzen (also idealparadigmatisch *i̯- éi̯ ), das Reflexivpronomen ebenfalls (also *s- éi̯; ich sehe gerade, auch *m- éi̯). Für 'das eine ... das andere ... das dritte' tue ich mich sehr schwer, *t´-m̥ zu setzen (noch schlimmer ist später *t´), aber in Ermangelung besseren Wissens (und um Raum für weitere Verbesserungen zu geben) tue ich das halt mal.
Fabel: Fassung 2014
Damit könnte man August Schleichers Ausgangstext
Avis, jasmin varnā na ā ast, dadarka akvams, tam, vāgham garum vaghantam, tam, bhāram magham, tam, manum āku bharantam. Avis akvabhjams ā vavakat: kard aghnutai mai vidanti manum akvams agantam. Akvāsas ā vavakant: krudhi avai, kard aghnutai vividvant-svas: manus patis varnām avisāms karnauti svabhjam gharmam vastram avibhjams ka varnā na asti. Tat kukruvants avis agram ā bhugat
wie folgt in einer modernen Fassung umsetzen (wegen der vielen "Buchstabenpausen" in meinen Rekonstrukten benutze ich zur Verdeutlichung das Zeichen "|" als Worttrenner; ganz wenige mir sehr überflüssig erscheinende Ausdrücke lasse ich ganz weg):
[Titel:] | h₃éu̯= i -s | h₁ék̑= u̯ -es + kʷe |
| h₃éu̯= i -s |,| i̯- éi̯ | u̯él•h₂= n -h₂ | né | h₁és -t |,| h₁ k̑= u̯- ḿ̥s | der•k̑ -t |,| t´-m̥ | u̯ég̑ʰ -m̥ | gʷér•h₂= u -m | u g̑ʰ-u g̑ʰ=ént -m̥ |,| t´-m̥ | még̑= h₂ | h₃én= s |,| t´-m̥ | g̑ʰém= n -m̥ | h₁ék̑= u | bʰ r̥-bʰ r̥=ént -m̥ |.| h₃éu̯= i -s | h₁ k̑= u- més | u̯ekʷ -t |:| k̑ér•d | m- éi̯ | h₂én•g̑ʰ= u | bʰeu̯•h₂ -t | d r̥-d r̥•k̑= n̥t- éi̯ | g̑ʰém= n -m̥ | h₁ k̑= u̯- ḿ̥s | h₂ g̑-h₂ g̑=ént -m̥ |.| h₁ék̑= u̯ -es | u kʷ- ent |:| k̑léu̯ |,| h₃éu̯= i |,| k̑ér•d | n̥ s- més | h₂én•g̑ʰ= u | bʰeu̯•h₂ -t | d r̥•k̑= n̥t- més |:| g̑ʰém= n -s |,| pót= i -s |,| u̯él•h₂= n -h₂ | h₃ u̯= i̯- óm | s- éi̯ | u̯és=t r̥ | gʷʰér= m | kʷer-kʷor -ti | h₃ u̯= i- més + kʷe | u̯él•h₂= n -h₂ | né | h₁es -ti |.| t´ | k̑l u=ént -s | h₃éu̯= i -s | h₂ég̑= r -m̥ | bʰeu̯•g -t |.|
Ich setze das also mal in den Artikel und sehe, was draus wird.--Josef J. Jarosch (Diskussion) 14:49, 22. Sep. 2014 (CEST)
Die erarbeitete Fassung ist sicher die modernste, und eine, wie ich hoffe, in der Substanz auch noch sehr lange haltbare Fassung. An den anderen Fassungen berührt mich sehr, dass (seit 1917) das Anatolische beweisend zeigt, dass die Grundsprache noch keine thematischen Stämme hatte. Kommt also in einem Text ein Themavokal vor, ist es kein indogermanischer Text mehr (in unserem Falle: keine indogermanische Fabel mehr), weil das Anatolische ausgeschlossen wird, das mit Sicherheit Teil unserer Sprachfamilie ist. Ein ursprünglicher grundsprachlicher Text kann in gleicher Weise auch kein Perfekt enthalten, und auch keine -o-Stufen und keine Dehnstufen, weil z.B. Rix (u.v.a.m.) diese als Ergebnisse bestimmter nachgrundsprachlicher Vorgänge beschreibt, und ein Ergebnis kann nicht vor dem Vorgang kommen. Zu den -o-Stufen gibt es Ausnahmen nur im reduplizierten Bereich (*kʷer-kʷor -ti 'macht wiederholt') oder eben (rein phonematisch) bei -o-Wurzeln (*pót= i -s 'der Herr') und -o-Endungen (*h₃ u̯= i̯- óm 'der Schafe). Es ist ein vorteilhafter Zufall, dass diese drei Fälle in August Schleichers Text alle vorkommen. Kann man in einem Lexikon Zeichen setzen, die dauerhaft sind?--Josef J. Jarosch (Diskussion) 18:48, 22. Sep. 2014 (CEST)
- Ohne eine umfangreiche, für Laien nachvollziehbare Zeichenerklärung macht das ganze wenig Sinn. Bist du in der Lage, das in eine "lesbare" (z.B. IPA) Fassung umzuschreiben und diese zu ergänzen? 91.4.145.203 17:24, 28. Sep. 2014 (CEST)
- Eine IPA-Umschrift-Fassung ist eigentlich ganz einfach herzustellen; man braucht ja nur die phonetischen Zeichen einzusetzen. In einer rein phonetischen Fassung ginge aber die eigentliche Intention verloren, also das Aufzeigen "starker" und "schwacher" Teilstämme, die Angabe der Suffixe, die Bezeichnung der Endungsqualität, die Problematik der thematischen Stämme und der Akzent-Ablaut-Zuordnung usw., also eigentlich alles, was Historische Sprachwissenschaft so ausmacht. Ich habe vor, die phonetische Fassung einmal tentativ herzustellen, und dann vielleicht an einem Kompromiss zu arbeiten.--Josef J. Jarosch (Diskussion) 00:14, 29. Sep. 2014 (CEST)
- Wenn man also die aus dem Deutschen, Englischen und Französischen bekannten IPA-Versionen lautlich in die Fabel einsetzt, müsste sie so lauten (ich belasse für "Lippenrundung" hochgestelltes w, für Aspiration auch im IPA verwendetes hochgestelltes h und für Palatalisierungen den üblicherweise verwendeten Akut):
[Titel:] 'γʷewis 'heḱweskʷe
'γʷewis, jeı 'welxnx ne hest, hḱ'wms derḱt, tm 'weǵʰm 'gʷerxum uǵʰu'ǵʰentm, tm meǵx γʷens, tm 'ǵʰemnm 'héḱu bʰr'bʰrentm. 'γʷewis hḱu'mes wekʷt: ḱerd meı 'xeŋǵʰu bʰewxt drdrḱn'teı 'ǵʰemnm hḱ'wms xǵx'ǵentm. 'heḱwes ukʷent: ḱlew, 'γʷewi, ḱerd n̥s'mes 'xeŋǵʰu bʰewxt drḱn'tmes: 'ǵʰemns, 'potis, 'welxnx γʷw'jom seı 'westr 'gʷʰerm kʷerkʷorti γʷwi'meskʷe 'welxnx ne 'hesti. t ḱlu'ents 'γʷewis 'xeǵrm bʰewgt.
Jetzt hoffe ich, dass ich das einigermaßen hingekriegt habe, wiewohl ich kein Spezialphonetiker bin. Kann man an einigen Wörtern etwas erkennen? Etwa dass im Lat. 'γʷewis als ovis 'das Schaf', γʷens als onus 'die Last' oder 'ǵʰemnm als hominem (aus *heminem) 'den Menschen' erscheint? Oder dass unser deutsches Modewort "Mega" (aus griech. Neutrum μέγα 'groß') als meǵx direkt im Fabeltext steht?
Zwei Dinge sind mir noch aufgefallen: Eigentlich müssten die Pferde sagen: Die Herzen werden uns eng, also im Plural (also k̑érd -h₂ | h₂én•g̑ʰ= u -h₂ | bʰeu̯•h₂ -t. Aber die genera neutra haben keinen Plural, sondern stattdessen immer das Kollektivsuffix h₂, das dennoch als Singular gilt, wie das folgende Verb beweist. Die Sprecher der von mir ausgewählten Idealparadigma-Sprachstufe sagen also vergleichsweise nie Berge, Rippen oder Häuser, sondern immer nur Gebirge, Gerippe oder Gehäuse. Indem sie diese Kollektiva in den Plural setzen (was ja im Prinzip natürlich ist und was auch im Deutschen geht: die Gebirge, die Gerippe, die Gehäuse), also formal etwa eh₂-es, entsteht das genus fēminīnum dadurch, dass die Bildung mit allen Kasusendungen und -formen aufgefüllt und als Ganzparadigma ausgestaltet wird.
Zweitens hat bereits August Schleicher einen verneinten Anschlusssatz mit + kʷe und dann der Verneinung des Verbs. Ich bin mir hier ziemlich sicher, die von mir ins Auge gefassten Sprecher würden hier mit *nékʷe anschließen - im Lateinischen heißt es ja auch nie et ... nōn, sondern stets neque. Im Deutschen kann man beides machen: Sie hatte keine Angst und zeigte keine Furcht bzw. Sie hatte nicht Angst noch zeigte sie Furcht. Aber ich verneige mich hier vor August Schleicher und lasse mal alles so drin.
Wenn man den Text ins von der Glottalhypothese geforderte Phoneminventar umsetzt, ist die Änderung gar nicht so schlimm: der•k̑ -t eschiene als t'er•k̑ -t, u̯ég̑ʰ -m̥. als u̯ég̑ -m̥, gʷér•h₂= u -m als k'ʷér•h₂= u -m, u g̑ʰ-u g̑ʰ=ént -m̥ als u g̑-u g̑=ént -m̥ , még̑= h₂ als mék̑'= h₂, g̑ʰém= n -m̥ als g̑ém= n -m̥ , bʰ r̥-bʰ r̥=ént -m̥ als b r̥-b r̥=ént -m̥ , k̑ér•d als k̑ér•t', h₂én•g̑ʰ= u als h₂én•g̑= u, bʰeu̯•h₂ -t als beu̯•h₂ -t, d r̥-d r̥•k̑= n̥t- éi̯ als t' r̥-t' r̥•k̑= n̥t- éi̯, h₂ g̑-h₂ g̑=ént -m̥ als h₂ k̑'-h₂ k̑'=ént -m̥, d r̥•k̑= n̥t- més als t' r̥•k̑= n̥t- més, g̑ʰém= n -s als g̑ém= n -s, gʷʰér= m als gʷér= m, h₂ég̑= r -m̥ als h₂ék̑'= r -m̥ und bʰeu̯•g -t als beu̯•k' -t.--Josef J. Jarosch (Diskussion) 15:00, 29. Sep. 2014 (CEST)
- Ich wollte nur noch kurz dazusagen, man hat die Glottalhypothese auch deswegen aufgestellt, weil die Rekonstrukte dann (Lautgesetze!) ein bisschen armenischer und germanischer klingen. k̑ér•t' - das klingt schon richtig wie ne. heart!--Josef J. Jarosch (Diskussion) 14:12, 30. Sep. 2014 (CEST)
Fassung 2017
Aus: [Quiles, C., López-Menchero, F. (2017). North-West Indo-European. Badajoz, Spain: Academia Prisca.
DOI: 10.13140/RG.2.2.28327.65445]
Schleicher‘s Fable
óu̯is éku̯ōs-kwe. The sheep and the horses. óu̯is i̯ósmi u̯l̥nā né est A sheep that had no wool éku̯ons dedórke, saw horses; tom gwr̥hu̯úm u̯óghom u̯éghontm̥, one pulling a heavy wagon, tom mégām bhórom, one carrying a big load, tom dhghmónm̥ ōkú bhérontm̥. one carrying a man quickly. óu̯is éku̯obhos u̯eu̯kwét: The sheep said to the horses: „kērd ághnutor moi, „My heart pains me, dhghmónm̥ éku̯ons ágontm̥ u̯idn̥téi̯.” seeing a man driving horses.” éku̯ōs u̯eu̯kwónt: “kl̥néu̯, óu̯i! The horses said: “Listen, sheep! kērd ághnutor nos u̯idn̥tbhós: Our hearts pain us when we see this: dhghmōn, pótis, óu̯i̯os u̯l̥nām A man, the master, makes the wool of the sheep sébhei̯ gwhórmom u̯éstrom kwr̥néu̯ti. into a warm garment for himself. óu̯i̯om-kwe u̯l̥nā né esti”. And the sheep has no wool.” Tod kekluu̯ṓs óu̯is ágrom bhugét. Having heard this, the sheep fled into the plain.--Josef J. Jarosch (Diskussion) 12:18, 26. Aug. 2019 (CEST)
Defekter Weblink
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- http://www.indogermanistik.uni-jena.de/dokumente/Weitere/delbrueck.pdf
- Vielleicht ist eine archivierte Version geeignet: archive.org * webcitation.org
- Artikel mit gleicher URL: Ferdinand Sommer (Philologe) (aktuell)
– GiftBot (Diskussion) 11:53, 22. Dez. 2015 (CET)
Synopse Fassung 2014 : Fassung 2017
h₃éu̯= i -s : óu̯is - 2014: mit Laryngal und "strukturiertem" Suffix; Kennzeichnung des "starken" Teilstamms: ohne Bindestrich
h₁ék̑= u̯ -es + kʷe : éku̯ōs-kwe - 2014: athematische Stämme sind typologisch älter als thematische; für athem. Stämme reguläre Nom.-Pl.-Bildung
i̯- éi̯ : i̯ósmi - 2014: "schwacher" Teilstamm des Relativpronomens mit regulärer Dat.-Sg.-Endung
u̯él•h₂= n -h₂ : u̯l̥nā - 2014: Wurzelerweiterung angezeigt: reguläre Kollektivbildung
né : né
h₁és -t : est - 2014: mit Laryngal und Kennzeichnung des "starken" Teilstamms; Verben sind im Nebensatz akzentuiert
h₁ k̑= u̯- ḿ̥s : éku̯ons - 2014: für athem. Stämme reguläre Akk.-Pl.-Bildung
der•k̑ -t : dedórke - 2014: Wurzelaorist; Wurzelerweiterung angezeigt; kein Perfekt in der Frühgrundsprache; zudem verschiedene Bedeutung; Verben sind im Hauptsatz nichtakzentuiert
t´-m̥ : tom - 2014: athematisch; Kennzeichnung des "starken" Teilstamms
u̯ég̑ʰ -m̥ : u̯óghom - 2014: athematisch; Kennzeichnung des "starken" Teilstamms
gʷér•h₂= u -m : gwr̥hu̯úm - 2014: Wurzelerweiterung angezeigt und "starker" Teilstamm gekennzeichnet; für athem. Stämme reguläre Akk.-Sg.-Bildung
u g̑ʰ-u g̑ʰ=ént -m̥ : u̯éghontm̥ - 2014: Ersatz des them. Stamms durch das Urpräsens; für athem. Stämme reguläre Akk.-Sg.-Bildung (im Pz.Prs.)
még̑= h₂ : mégām - 2014: athematisch usw.; für athem. Stämme reguläre Akk.-Sg.-Bildung; Neutrum endungslos
h₃én= s : bhórom - 2014: Ersatz des them. Nomens durch reguläres athem. Nomen; für athem. Stämme reguläre Akk.-Sg.-Bildung; Neutrum endungslos
g̑ʰém= n -m̥ : dhghmónm̥ - 2014: für athem. Stämme reguläre Akk.-Sg.-Bildung; Anlautsvereinfachung durchgeführt (fakultativ)
h₁ék̑= u : ōkú - - 2014: für athem. Stämme reguläre Adverb-Bildung (Akk.Sg.Neutrum)
bʰ r̥-bʰ r̥=ént -m̥ : bhérontm̥ - 2014: Ersatz des them. Stamms durch das Urpräsens usw.
h₁ k̑= u- més : éku̯obhos - 2014: für athem. Stämme reguläre Dat.-Pl.-Bildung
u̯ekʷ -t : u̯eu̯kwét - 2014: Ersatz des them. Stamms durch den Wurzelaorist; Verb im Hauptsatz nichtakzentuiert
k̑ér•d : kērd - 2014: regulärer Nom. Singular des Neutrums; Wurzelerweiterung angezeigt
m- éi̯ : moi - 2014: "schwacher" Teilstamm des Pronomens der 1. Person Sg. mit regulärer Dat.-Sg.-Endung
h₂én•g̑ʰ= u bʰeu̯•h₂ -t : ághnutor - 2014: trotz Existenz einer Medialform mit 3.-Sg.-Endung -ó (häufig sekundär umgestaltet zu -tó oder -tór) Erstatz durch eine periphrastische Form Adj. + kopulatives Verb, weil die Existenz suffigierter Verben in der Frühsgrundsprache noch nicht angenommen wird
d r̥-d r̥•k̑= n̥t- éi̯ : u̯idn̥téi̯ - 2014: Ersatz eines Perfekts(?) durch das Urpräsens
h₂ g̑-h₂ g̑=ént -m̥ : ágontm̥ - 2014: Ersatz eines thematischen Verbums durch das Urpräsens
u kʷ- ent : u̯eu̯kwónt - 2014: Ersatz eines thematischen Verbums durch den Uraorist (im Hauptsatz nichtakzentuiert)
k̑léu̯ : kl̥néu̯ - 2014: Ersatz eines nasalinfigierten Präsens durch den Uraorist
h₃éu̯= i : óu̯i - 2014: mit Laryngal und "strukturiertem" Suffix; Kennzeichnung des "starken" Teilstamms: ohne Bindestrich
n̥ s- més : nos - 2014: "schwacher" Teilstamm des Pronomens der 1. Person Pl. mit regulärer Dat.-Pl.-Endung
d r̥•k̑= n̥t- més : u̯idn̥tbhós - 2014: Ersatz eines Perfekts(?) durch den Uraorist
g̑ʰém= n -s : dhghmōn - 2014: für athem. Stämme reguläre Nom.-Sg.-Bildung; Anlautsvereinfachung durchgeführt (fakultativ)
pót= i -s : pótis - 2014: mit "strukturiertem" Suffix; Hinweisgebung auf eine -o-Wurzel; Kennzeichnung des "starken" Teilstamms: ohne Bindestrich
h₃ u̯= i̯- óm : óu̯i̯os - 2014: für athem. Stämme reguläre Gen.-Pl.-Bildung
u̯él•h₂= n -h₂ : u̯l̥nām (s.o.)
s- éi̯ : sébhei̯ - 2014: "schwacher" Teilstamm des Reflexivpronomens mit regulärer Dat.-Sg.-Endung
u̯és=t r̥ : u̯éstrom - 2014: regulärer Nom.-Akk.-Singular eines athematischen Neutrums mit "strukturiertem" Suffix; Kennzeichnung des "starken" Teilstamms: ohne Bindestrich
gʷʰér= m : gwhórmom - 2014: regulärer Nom.-Akk. Singular eines athematischen Adjektivs im Neutrum mit "strukturiertem" Suffix; Kennzeichnung des "starken" Teilstamms: ohne Bindestrich
kʷer-kʷor -ti : kwr̥néu̯ti - 2014: Ersatz einer -n u-suffigierten Verbalbildung durch das Urpräsens (im Hauptsatz nichtakzentuiert)
h₃ u̯= i- més + kʷe : óu̯i̯om-kwe - 2014: für athem. Stämme reguläre Dat.-Pl.-Bildung
h₁es -ti : esti - 2014: mit Laryngal; im Hauptsatz nichtakzentuiert; Kennzeichnung des "starken" Teilstamms: ohne Bindestrich
t´ : tod - 2014: "starker" Teilstamm des Demonstrativpronomnes; im Nom.-Akk.-Sg des Neutrums endungslos
k̑l u=ént -s : kekluu̯ṓs - Ersatz des Pz. Pf. durch das Pz. Aorist
h₂ég̑= r -m̥ : ágrom - 2014: für athem. Stämme reguläre Akk.-Sg.-Bildung; Suffix "strukturiert"; Kennzeichnung des "starken" Teilstamms: ohne Bindestrich
bʰeu̯•g -t : bhugét - 2014: Ersatz eines them. Aorists durch den Uraorist; im Hauptsatz nichtakzentuiert.
Ich wollte noch hinzufügen, Quiles' Intention für die Erstellung dieser Fassung der Fabel war - in seinen eigenen Worten - die folgende:
Just like Mandarin Chinese, PIE must have had both stress and pitch accent. Both were important, since some syllables must have had more prominence than others, and high pitch seems to have been more prominent – vowel length appears in most Anatolian words on PIE stressed syllable (DeLisi 2013). As a rule of thumb – as e.g. in the reconstructed Ancient Greek pronunciation, in Arabic, or in the Sezer stress pattern in Turkish –, syllable weight (the length of the syllable) marks the stress of words in this rendition of the fable. Whenever possible, then, syllables that include a long vowel or a diphthong (CVV) and those with more than one consonant (CVCC) are stressed. If in conflict, those with a combination of both (CVVCC) are probably the stressed ones.
--Josef J. Jarosch (Diskussion) 16:18, 29. Aug. 2019 (CEST)