Diskussion:Johann Christoph Gottsched
Zum Abschnitt 'Sprachenstreit'
Daß Gottsched das ostmitteldeutsche Obersächsische favorisiert habe, trifft nur bedingt zu - wenigstens hat er (und da ist er nicht der erste, vgl. etwa Justus Georg Schottel) den gesprochenen Meißnischen Dialekt als 'pöbelhaft' verworfen ('Vernünftige Tadlerinnen') bzw. nur bedingt als Grundlage einer gesamtdeutschen Schriftnorm in Anschlag gebracht: mit dem Vorbehalt, daß eine auf dem Obersächsischen basierende Schriftsprache dem Lautwert der Buchstaben gemäß ausgesprochen werden müsse ('Biedermann'); eine für einen Niederdeutschen und für seine Zeit 'übliche' Position.
Zudem hat Gelasius Hieber garantiert keinen Streit mit Gottsched angefangen - die Publikationen dieses bayerischen Augustiners, in denen er sich gegen das 'obersächsische' Lutherdeutsch wandte, erschienen zwischen 1722 und 1726 ('Parnassus Boicus') - mithin vor dem Beginn von Gottscheds publizistischer Karriere ('Vernünftige Tadlerinnen', 1725/26). Richtig ist vielmehr, daß besagter 'Parnassus Boicus' in den von Gottsched hg. 'Critischen Beyträgen' einigermaßen gründlich verrissen wurde - und daß Gottsched sich in einem Brief an Lori (ich glaube, aus den 1750ern) unter Berufung auf jene Kritik nicht eben gnädig über den bajuvarischen Musenberg vernehmen läßt.
Dr. Andreas Beck, Germanistisches Institut, Ruhr-Universität Bochum
- Lieber Dr. Beck. Leider ist es so, dass die Germanistik den spätbarocken Sprachenstreit ziemlich ausklammert und so tut als ob es den überhaupt nie gegeben hätte. Wenn nicht der Salzburger Professor Ingo Reiffenstein und ein paar andere erst in den letzten Jahren da etwas Licht in die Sache gebracht hätten, würde es heute immer noch ignoriert werden. Das "Standardwerk" vom Wilhelm Schmidt "Geschichte der deutschen Sprache - Ein Lehrbuch für das germanistische Studium" liefert zum Beispiel erst in der neuesten 10. Auflage ein kurzes Gsatzl darüber, das aber auch nur als Anekdote präsentiert wird. In weiten Strecken ist die offizielle Deutsche Sprachgeschichte einfach die Geschichte des Mitteldeutschen, zu mindest was die Zeit von 1500 bis 1800 betrifft und was in Süddeutschland, der Schweiz und Österreich zu der Zeit passiert ist, fehlt in den meisten Lehrbüchern vollkommen. Auch wird die Bedeutung von Gottsched als Vater des Neuhochdeutschen Schriftstandard wenig gewürdigt, weil man unterschwellig so tut, als ob dafür schon der Martin Luther verantwortlich gewesen wäre. Es ist also gar nicht leicht mit der einfach zugänglichen Sekundärliteratur als Quelle einen guten Wikipedia-Artikel zu schreiben. Den kleinen Einwand, den Sie hier bringen können Sie übrigens im Artikel Parnassus Boicus detailiert erklärt finden, aber auch unter Oberdeutsche Schreibsprache. Tatsache ist, dass das Projekt von Gelasius Hieber gegen das gerichtet war, was unter Gottsched dann zum überregionalen Standard wurde. Ein Lob aber zum Schluss: ihr Institut auf der Ruhr-Uni Bochum hat eine sehr gute Homepage, die mir schon oft als Online-Quelle für die von mir verfassten Artikel gedient hat. Sollten Sie dort detailierter Informationen der Öffentlichkeit zur Verfügung stellen, werden wir uns freuen, diese auch für die Wikipedia zu verwenden. --El bes 21:41, 30. Sep. 2008 (CEST)
Cher El bes,
Sie haben völlig recht, der Sprachenstreit ist, gelinde gesagt, unterbelichtet - deshalb forsche ich ja auch zu diesem Thema. Die Arbeiten Reiffensteins sind mir teilweise bekannt, scheinen mir aber, ohne die Meriten des verdienstvollen Manns schmälern zu wollen, ergänzungs- und teilweise auch korrekturbedürftig. Was die Abkehr vom Obersächsischen und die Hinwendung zum Prinzip 'Sprich, wie du schreibst!' - gerade auch unter dem Einfluß Norddeutscher Grammatiker - betrifft, verdanke ich mein Wissen Peter von Polenz, Deutsche Sprach¬geschichte vom Spätmittelalter bis zur Gegenwart, Bd. 2, 17. und 18. Jahr¬hun¬dert, Berlin und New York 1994 (de Gruyter Studienbuch), S. 135-145. Zu Gottscheds bzw. der 'Vernünftigen Tadlerinnen' Kritik am Obersächsischen der "Herren Meißner" vgl. das 23. Stück des ersten Teils bzw. im 'Biedermann'das 81. Stück des zweiten Bandes. Zu Gottscheds Rolle bei der Herausbildung einer gemeindeutschen Schriftsprache empfehle ich (immer noch) Eric A. Blackall, Blackall, Die Entwicklung des Deutschen zur Literatursprache 1700-1775, Stutt¬gart 1966, S. 36-75; vgl. auch Susanne Niefanger, Schreibstrategien in Moralischen Wochenschriften. Formalstilistische, pragmatische und rhetorische Untersuchungen am Beispiel von Gottscheds ›Vernünfftigen Tad¬lerinnen‹, Tübingen 1997 (Medien in Forschung + Unterricht A 45). Kann man eigentlich pdf-Dokumente bei Wikipedia einstellen? Ich könnte eine Reproduktion der dritten Aufl. (1748) der 'Vernünftigen Tadlerinnen' zur Verfügung stellen, ausgezeichnet lesbar (im Gegensatz zum Reprint der Erstausgabe) - und unabdingbar, um Änderungen gegenüber der ersten Auflage zu würdigen. Was Hieber angeht, so gibt es im 'Parnassus' tatsächlich Passagen, die sich gegen einen Stil (kurze, entschlackte Syntax) aussprechen, wie er sich nachmals in etwa auch bei Gottsched findet - aber das bleibt gleichwohl eine Attacke gegen 'Prägottscheds', und nicht gegen den Literaturpapst (das Epitheton hätte ihm sicher geschmeckt ;-)) selbst. Und: Vielen Dank für das Lob unserer Homepage - an deren Erstellung ich allerdings, ich gesteh's, nicht beteiligt war.
- Vielen Dank, endlich ein kompetenter Kollege hier. PDFs kann man bei Wikipedia nicht hochladen aber unter den Quellen verlinken. Zum Sprachenstreit: Ich habe einiges an österreichischer Literatur darüber und da werden teilweise Äusserungen getätigt, die man sonst nirgends findet. Eigentlich ist der Sprachenstreit ja auch in Wien am Kaiserhof politisch entschieden worden und nicht von den Gelehrten selbst. In den meisten Texten über Gottsched wird allerdings gar nicht erwähnt, dass er eine Zeit lang in Wien war und wie sich da das Intriegenspiel bei Hof zwischen den verschiedenen Grammatikern und den unterschiedlichen Interessensgruppen abgespielt hat. Eine kurze aber hervorragende Quelle dazu ist das Buch von Gerda Mraz "ABC - Büchlein, von Johann Balthasar Antesperg", 1980. Das gibt es zwar nur mehr im antiquarischen Buchhandel, aber das sollten Sie sich umbedingt besorgen, wenn Sie in diesem Bereich forschen. Die Gerda Mraz teilt nämlich in ihrem Nachwort zum Antesperg-Nachdruck ordentlich aus, scheint aber auch sehr gut informiert zu sein, so weit ich das beurteilen kann. Das Büchlein kann man teilweise schon um EUR 7,- bestellen. --El bes 12:30, 1. Okt. 2008 (CEST)
ich findé mehr leute sollten sich für literatur bekennen da es viel von der geschichte sagt danke :)
Guter Inhalt, kann ich sicher für mein Referat am Montag brauch ;) - ihr könnt es dann auch im Internet auf Zinkand.de downloaden! :-)
Diese Zeilen könnten vielleicht als Angriff verstanden werden...: "Er war mit Sicherheit der prominenteste, nicht aber der kompetenteste Literaturtheoretiker und -kritiker seiner Zeit, ähnlich wie heute Marcel Reich-Ranicki." - Denis Washington
Stimmt, das sollte man eigentlich rausnehmen, ist zwar lustig, gehört aber wohl eigentlich nicht in eine Enzyklopädie... Bentery
- naja, stimmt schon, dass man das als Angriff verstehen kann. andererseits gibt dieser durchaus passende vergleich dem leser einen besseren eindruck von gottscheds wirkung. gottsched ist ja richtigerweise nicht für seine literarischen fähigkeiten bekannt... --Tantotausend 16:02, 19. Dez. 2007 (CET)
Habe den Reich-Ranicki-Vergleich trotzdem gelöscht. Ich halte ihn für unlexikalisch, zumal die Behauptung erst mal für MRR selbst belegt werden müsste. --Uranosbln 12:14, 2. Jan. 2008 (CET)
Das Kapitel ist zwar sehr interessant, aber allein schon dadurch, dass dieser Spezialaspekt als einziger ein eigenes Kapitel hat, hat der Artikel eine arge Unwucht. Gottsched ist ja nun zuvörderst für seine Poetik (oder meinetwegen "Literaturtheorie") bekannt, die muss sich ihr Kapitel allerdings mit dem "Leben" teilen, mal abgesehen davon, dass sie im Vergleich auch viel zu kurz kommt. Nicht gut gelöst findet das --2A01:C22:34C9:F000:15E3:4896:9A82:DE17 14:06, 14. Mai 2022 (CEST)
Literaturstreit
Sollte man aus "Zürcher Literaturstreit" nicht ein eigenes Lemma machen? Ist ja schon wichtig für die Literaturtheorie der Aufklärung. Hab aber im Moment keine Zeit, mich da ran zu setzen. --Luise 83.129.177.55 16:42, 26. Feb. 2007 (CET)
Johann Balthasar Antesperg
Etwas sonderbar finde ich, dass seine süddeutschen Gegenspieler im spätbarocken Sprachenstreit mit keinem Wort erwähnt werden, auch nicht seine Reise nach Wien und sein Wirken dort. Wer mehr über die damals sehr heftig geführte Diskussion lesen will, kann sich einmal diesen Artikel anschaun: Johann Balthasar Antesperg ... --El bes 11:23, 3. Apr. 2008 (CEST)
link zu Gottscheds tragödientheorie
Bitte lösch mal einer den letzten link, da steht Käse drin (nicht persönlich nehmen, wer immer ihn verfasst hat)(Der vorstehende, nicht signierte Beitrag – siehe dazu Hilfe:Signatur – stammt von 92.227.35.135 (Diskussion • Beiträge) 23:28, 5. Jul. 2008 (CEST))
Abschnitt "Leben und Werk"
Im dritten Paragraphen verwirrt mich der Übergang vom vorletzten zum letzten Satz:
An den Acta eruditorum, welche Mencke herausgab, konnte Gottsched nicht mitarbeiten. Deshalb habilitierte er sich noch im selben Jahr und erhielt eine Lehrerlaubnis.
Was ist der Grund für die Nicht-Mitarbeit und warum folgt daraus die Hanilitation?
Tö
--Pentaclebreaker (Diskussion) 08:47, 12. Dez. 2016 (CET)
Beiträge in Denkströme der SAW
- Manfred Rudersdorf: Kosmopolit, Patriot, Professor, Poet. Aspekte des Wirkens Johann Christoph Gottscheds im Lichte der Briefedition
- Rüdiger Otto: Band 10 der Gottschedkorrespondenz – Inhalt und Beobachtungen
- Caroline Köhler: Zum Editionsprojekt »Gottscheds amtliche Schriften«
- Klaus Manger: »in die Korrespondenzen jener Tage einigermaßen einleben«. Zu Gottscheds Reimbriefwechsel
...durch Zufall darauf gestoßen --Palitzsch250 (Diskussion) 19:11, 25. Jul. 2018 (CEST)