Diskussion:Karl Roos

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Wie wird er heute von den Elsässern und der Nachwelt gesehen? --Japan01 23:14, 30. Nov. 2006 (CET)

Soweit ich weiß, bzw. vor Ort mitbekomme, wird so etwas heutzutage nicht mehr so verbissen gesehen - wenn es überhaupt gesehen wird. Das ist wohl eher das Problem. Bis in die siebziger Jahre kam - auch in der Region, denn der Unterricht läuft ja nach nationalem Lehrplan - das Elsass im Geschichtsunterricht überhaupt nicht vor! Zumindest bis zu seiner Eroberung durch Frankreich in der Folge des 30jährigen Krieges, also ausschließlich im Zusammenhang mit allgemein französischer Geschichte. Das hat sich inzwischen möglicherweise leicht gebessert. Problematische Punkte, die die komplexe Zugehörigkeit des Elsass berühren und somit seine nationale Integration in Frankreich in Frage stellen (zumindest für kleine Geister), wie die Geschichte von Roos und aller anderen Autonomisten und Separatisten (mit eventuellen Sympathien für Deutschland) der 20er und 30er, fallen aber wohl meist völlig unter den Tisch. Das hängt natürlich ein Stück weit vom jeweiligen Geschichtslehrer ab - es gibt durchaus auch engagierte "profs d´histoire-géo" unter den Regionalisten, die - mit gewisser Vorsicht - auch die Wahrheit über die allgemein verschwiegenen Epochen einfliessen lassen. In Kreisen kulturell Interessierter und vor allem der für die Erhaltung der regionalen und "binationalen" Kultur Engagierten ist immer wieder das Bemühen zu bemerken, Leute, die im französischen Sinn als nicht-loyal gesehen wurden zu rehabilitieren. Welchen Einfluß dies aber auf die (letztlich schwer bestimmbare) "öffentliche Meinung" hat, läßt sich kaum sagen. Man ist schon froh, wenn man eine konkrete Meinung zu einem effektiv den Lebensalltag der Leute betreffenden Punkt in dem Rahmen, wie die Einstellung zu Europa oder zur Erhaltung der Zweisprachigkeit feststellen kann. Ich glaube Roos war derjenige aus der Autonomie-Bewegung, der von den Nationalisten und Popolizisten (Spitzeln) (mit einer Nazi-Uniform?) überlistet und so ans Messer geliefert worden war. Der größte unter diesen hat vor vier Jahren in Straßburg eine (zweite!) Straße gewidmet bekommen: Der "Commissaire Divisionnaire Antoine Becker" - Spitznahme "Schisshüs-Becker", weil er sich dort mit Vorliebe zum Bespitzeln, zum "Schnüffeln" ( :-)) ) versteckte. Dieses Individuum entstammte den nationalistischen, charakterlich nicht besonders positiv auffallenden Kreisen um den berühmten Zeichner Hansi und seinen Mentor, den Abbé Wetterle - mit Kontakten zu den höchsten Kreisen des rechtsgerichteten französischen Revanchismus (vor dem ersten WK). Diese Leute hatten nicht nur einen Haß auf die Autonomisten, sie bekamen schon die Krise, weil sich ihre Landleute nach der "libération" von 1918/19 nicht voller ungebrochener Begeisterung der blau-weiß-roten Welle ergaben und nicht selbst ihre Muttersprache sofortigst aufgaben! (Schule war ja nur noch auf Französisch - so ziemlich von einem Tag auf den anderen!) Als die Sache mit der Straßenwidmung bekannt wurde, gab es natürlich einen "Aufschrei" (aus 5 bis 10 Kehlen...) und man versuchte die Relationen zurechtzurücken: Becker schlecht, Roos u.a. gut. - Die große Öffentlichkeit bekam davon kaum etwas mit bzw. las es in der Zeitung - und vergaß es dann wieder. Die Straße heißt immer noch so! (Der Spitzel wurde letztenendes während des Nazikrieges von seinesgleichen in braun entdeckt und ebenfalls um die Ecke gebracht, weshalb er als "Résistance-Märtyrer" gilt!) Soviel dazu.--Stephele 14:27, 14. Jan. 2007 (CET)
Interessant ist ein Vergleich des deutschen Textes mit dem in der französischen Wikipedia. Dort wird u.a. behauptet, dass Roos' ein Bewunderer Hitlers gewesen sei. Während der deutsche Artikel den Leser zum Schluss gelangen lässt, Roos sei unschuldig gewesen, wird im franzöischen Beitrag nur von einer mögliche Unschuld geschrieben. Dagegen hebt der französische Beitrag darauf ab, dass Roos' Tod von den Nazis für ihre Zwecke instrumentalisiert worden sei (was denn auch der Grund für die damnatio memoriae gewesen sein dürfte. --W-j-s 11:26, 24. Dez. 2007 (CET)
Fehlende Belege zu den biograph. Angaben gefunden und nachgetragen. Sie entstammen französischsprach. elsäss. Webseiten mit autonomist. Tendenz. Über ihren Wert kann ich keine Aussagen machen. Es geht aus ihnen auch nicht hervor, ob Roos nun tatsächlich ein Sympathisant der Nazis war - und mithin unter dem Deckmantel des Autonomismus den "großdeutschen Gedanken" propagierte - oder nur nach seinem Tod von ihnen vereinnahmt wurde. Rabend 22:29, 25. Aug. 2009 (CEST)

Ich habe den Abschnitt Der "Blutzeuge des deutschen Elsaß" (1940–1944) um folgende Aussagen gekürzt: “[…Polizeikommissar Becker], wie der Zeichner Jean-Jacques Waltz (Hansi) ein Anhänger des französischen Nationalisten Abbé Wetterle, der die Heimatrechtler jeglicher Couleur verfolgt und ausspioniert hatte (und von dem berichtet wird, dass er beim Prozess in Colmar auch Albrecht Dürer als einen der gefährlichen, verräterischen Komplotteure angegeben hat), …”.

Begründung: für diese Aussagen werden keinerlei Quellen genannt. Online konnte ich selbst dazu nur den mit “eh” (wahrscheinlich der verantwortliche Redakteur der Zeitschrift Eduard Haug) gezeichneten Artikel Chauvinistische Akzente vor 1914; in: Der Westen H.11/12, 1987 ausfindig machen. Darin werden zwar entsprechende Aussagen über den Polizeibeamten Becker gemacht, jedoch ebenfalls nicht belegt. “eh” weist noch auf die (lückenhaften) biographischen Angaben zu Becker in einem Artikel in den Dernières Nouvelles d’Alsace anlässlich der Einweihung der “rue du commissaire Becker” in dessen Geburtsort Bergheim am 4. Oktober 1987 hin. Diesen Artikel konnte ich bisher noch nicht ausfindig machen.

Als allgemeine Quelle für die Polizeimethoden im Straßburg der Vorkriegszeit werden im Artikel von “eh” die Memoiren von Hermann Bickler aus dem Jahre 1978 genannt. Die Objektivität von Bicklers Angaben muss in Anbetracht von dessen politischen Aktivitäten in der Vorkriegszeit, seiner zwischenzeitlicher Karriere als NSDAP-Kreisleiter von Straßburg und Kehl und seit 1943 als Leiter des Amtes VI des Sicherheitsdienstes (SD) in Paris und seiner Situation als in der Nachkriegszeit über lange Jahre von den französischen Behörden Gesuchter bezweifelt werden.

Mögliche Quellen, die für besser belegte Angaben zur Rolle von Antoine Becker erschlossen werden können:

Wäre schön, wenn sich jemand die Mühe machen und die Qualität des Artikels verbessern würde! --Karl 1 (Diskussion) 15:32, 12. Aug. 2013 (CEST)

Autonomismus?

Dieser angebliche Autonomismus der Elsässer ist im Gegensatz zu dem der Bretonen doch gar keiner. Die separatistischen Elsäßer wollten keinen eigenen Staat, sie wollten an Deutschland angeschlossen werden. Dieser Begriff Autonomismus hier ist ein Propagandabegriff. Die Verwendung dieses Begriffes ist durch die Literatur nicht gedeckt und stellt m.E. einen Verletzung des NPOV Gebotes dar. --Orik (Diskussion) 00:37, 5. Okt. 2014 (CEST)

Ich habe dazu auch schon in der Diskussion zum Artikel Hüneburg Stellung genommen: der Begriff Autonomismus ist ein zeitgenössischer Begriff für die Bestrebungen bestimmter politischer Gruppierungen verschiedener Regionen (und nicht nur des Elsaß und der Bretagne!) um eine höhere, v.a. auch kulturelle, regionale Selbstbestimmung innerhalb der stark zentralistisch organisierten französischen Republik. Im gleichen Sinne wird der Begriff (ausdrücklich auch in Bezug auf entsprechende Bewegungen im Elsass) übrigens auch in der französischen Wikipedia Autonomisme benutzt. Spezielle autonomistische Themen im Elsass waren u.a. der öffentliche Gebrauch der deutschen Sprache (bzw. des alemannischen Dialekts Elsässisch, die sog. "Sprachenfrage"), aber auch der Status der elsässischen Religionsgemeinschaften innerhalb der laizistischen französischen Republik. Eine autonomistische Organisation war z.B. der Heimatbund, einzelne Gruppierungen wie die Unabhängige Landespartei des Karl Roos hatten auch den Status politischer Parteien. Zu unterscheiden ist der Begriff Autonomismus natürlich vom Begriff Separatismus, der das politische Ziel der Loslösung einzelner Landesteile aus einem bestehenden Staat beschreibt mit dem Ziel, einen neuen souveränen Staat zu bilden (bzw. sich einem anderen Staat anzuschließen). Separatistische Ziele hat der elsässische Autonomismus möglicherweise (jedoch sicher nicht offen und erklärtermaßen!) in den letzten beiden Jahren vor Ausbruch des 2.Weltkriegs verfolgt. Wenn es separatistische Pläne gegeben haben sollte, dann weniger bei älteren Anführern wie Karl Roos als eher bei radikalisierten jüngeren wie Hermann Bickler. Der Begriff Autonomismus ist, wie auch schon bei vollständigem Lesen des Artikels unter den Literaturangaben zu sehen, für das Elsaß im oben angeführten Sinne auch in der historischen Fachliteratur international gebräuchlich (z.B. Karl-Heinz Rothenberger: Die elsass-lothringische Heimat- und Autonomiebewegung zwischen den beiden Weltkriegen. Peter Lang, Frankfurt a. Main 1976 (Europäische Hochschulschriften. Band 42), ISBN 3-261-01485-7; Charles Farwell Bankwitz: Alsatian autonomist leaders 1919—1947 The Regents Press of Kansas, Lawrence 1978. ISBN 0-7006-0160-0; Francis Arzalier: Les perdants. La derive fasciste des mouvements autonomistes et independantistes au 20e siecle (Textes a l'appui: Serie histoire contemporaine). La Decouverte, Paris 1990. ISBN 2-7071-1915-6; Jean-Marie Gaines: The spectrum of Alsatian Autonomism 1918-1929 Ann Arbor 1991; Ulrich Päßler: Das Elsaß in der Zwischenkriegszeit (1919-1940). S. 153-166 in: Michael Erbe: Das Elsass. Historische Landschaft im Wandel der Zeiten. Kohlhammer, Stuttgart 2002. ISBN 978-3-17-015771); Francoise Morvan: Miliciens contre maquisards. Enquete sur un épisode de la Résistance en Centre-Bretagne, S.64. Éditions OUEST-FRANCE, Rennes 2010. ISBN 978-2-7373-5063-4. In den letzten Jahrzehnten war im deutschen Sprachgebrauch (unabhängig vom Elsass) für entsprechende politische Bestrebungen allerdings eher der Begriff Regionalismus gebräuchlich.-- Karl 1 (Diskussion) 14:48, 19. Okt. 2014 (CEST)