Diskussion:Kaufkraftstabiles Geld

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>Das schließt nicht aus, dass es in einigen Branchen Preis-Erhöhungen oder -Senkungen gibt, aber insgesamt bleiben die Preise ausgeglichen.

Wie soll das gehen? Wie soll eine Erhöhung in einem Teil des Warenkorbes durch die Senkung, die dann auch noch mit dem jeweiligen Anteil im Warenkorb zusammenpassen muß, ausgeglichen werden.

Bsp.: Wir nehmen an, das Land X, hat Freigeld eingeführt, es gibt aber trotzdem noch Außenhandel. Weitere Annahme, X ist auf Ölimporte angewiesen. Jetzt beschließt die OPEC oder sonstwer, daß die Ölpreise steigen. D.h. es muß ein Ausgleich durch die Senkung der Preise in einem anderen Bereich erfolgen. Schwierig, warum sollte das geschehen? Noch schwieriger, Öl wird für die Produktion anderer güter und die Verteilung fast aller Güter benötigt. Es entsteht also ein Preisdruck nach oben für eine Vielzahl von Gütern.

Irgendwie habe ich den Eindruck, Freigeld funktioniert nur als Bargeld in einer abgeschotteten Dorfgemeinschaft. Aber wahrscheinlich bin ich nur zu voreingenommen. --MatthiasKabel

Das Wörgler Geld (kein Freigeld im strengen Sinne, aber ähnlich) funktionierte bereit über Wörgl hinaus. Die ägyptischen Getreidebestätigungsscheine funktionierten in ganz Ägypten. Vielleicht kannst du ja deine Bedenken, die deinen Eindruck begründen, äußern. Die können wir Diskutieren und kommen vielleicht auf ein noch nicht gesehenes Problem, oder wir räumen die Bedenken aus. Jedenfalls kann man mit Freigeld auch Buchgeld-Konten führen, wo das Freigeld dann teilweise weiterverliehen wird. Es muss nur erst einmal ein Markt existieren, bis eine Bank so etwas anbietet. -- Fgb
Was soll hier kaufkraftstabil sein, wenn an anderer Stelle vermerkt ist, dass die Geldscheine ein Verfalldatum haben?

Der Wert der Währung (z.B. Gogos) ist konstant, also die Preise bleiben konstant, zum Beispiel immer "2 Gogos für einen Döner Kebab". Der Wert der Scheine bleibt nicht konstant, die Scheine verfallen langsam mit der Zeit. Siehe auch: umlaufgesichertes Geld. -- Fgb

Kann man Freigeldscheine mit Optionen vergleichen, die ja auch ein Fälligkeitsdatum haben?

Ganz entfernt. Freigeld ist aber nicht wertlos, wenn das Fälligkeitsdatum vorrüber ist, man kann es umtauschen (gegen Umlaufsicherungsgebühr) gegen frische Scheine. Auch bezieht sich Freigeld nicht auf anderes Geld (wie Optionen auf Währungen) und auch nicht auf bestimmte Waren (wie bei der Warenterminbörse), sondern recht abstrakt auf einen Einkaufskorb (nämlich den des Verbraucherpreisindexes). Dieser muss abgeholt werden, sonst verfällt etwas von dem, was man bekommt. -- Fgb


Aber nun mal rein praktisch: Ich gehe mit 2 Gogos, die z.B. morgen verfallen an einer Döner Kebab-Stand un will mir etwas kaufen. Der Inhaber wird doch sicher dies nicht als Wert von 2 Gogos anschauen, wenn er am nächsten Tag damit Umtriebe hat und eine zusätzliche Gebühr bezahlen muss. Wie soll das funktionieren?
Das ist ja der Trick: Auch wenn die Gogos per definitionem an einem bestimmten Tag verfallen, glättet der Markt von der Ausgabe bis zum Verfall den Verfallsverlauf etwa gleichmäßig, sodass jeder nur den Verfall zu tragen hat, der in der Zeit des Besitzes des Geldscheins angefallen ist. In diesem konkreten Fall wird der Döner-Kebab-Verkäufer sagen: "Diese 2 Gogos sind ja gleich abgelaufen, sie sind nur 1.90 Gogos Wert. Gib mir noch 0.10 Gogos dazu." Oder der Markt erwartet, dass abgelaufene Scheine kommen, dann geht es andersherum: "Oh, 2 frische Gogos. Da gebe ich dir noch eine kleine Tomate und etwas Kebab dazu.". Sind die Gewinnmargen etwas höher (so ab 15% des Umsatzes), dann wird der Verkäufer auch garnichts sagen, denn im Durchschnitt erhält er mal alte und mal neue Gogos. Denn den Kunden einen zusätzlichen Stolperstein in den Weg zu legen (und so den gesamtem Verkauf zu gefährden) liegt nicht im interesse des Verkäufers. Andere Zahlungsmethoden (EC-Karte, Kreditkarte) haben nämlich auch Kosten pro Transaktion, die durchaus bei 3%..6% des Umsatzes liegen können. Wenn da ab und zu ein alter Schein kommt, dann schmerzt das nicht. -- Fgb
Trotzdem kann doch der Verkäufer die Preise erhöhen, weil er vielleicht grade ein Auge auf einen neuen Wagen geworfen hat und dafür etwas mehr Kohle braucht. Und dann kostet der Döner eben nicht mehr 2,00 sondern 2,20 Gogos und schon ist die Kaufkraftstabilität flöten gegangen. -- Ben-Zin
Natürlich kann der Verkäufer seine Preise erhöhen. Aber dann gehen die Kunden halt zur Konkurrenz, wenn es ihnen zu teuer ist. In diesem Fall hat der Verkäufer nämlich weniger Roh-Gewinn, weil weniger Kunden, und schon wird er die Preise wieder senken... -- Fgb
Na toll, die Möglichkeit haben die Kunden jetzt ja auch, das nennt man Wettbewerb, und den hat nicht die Freiwirtschaft erfunden. Trotzdem haben wir eine leichte Inflation.
So einfach ist die Sache nicht, denn du vergisst dabei auch ein paar menschliche Komponenten:
  • Tradition: Dem Stammgeschäft bleibt man treu, weil man da schon 10 Jahre zum Einkaufen hingeht.
  • Bequemlichkeit: Wer läuft schon einen Kilometer zum Bäcker, nur weil bei dem die Brezen 5 Cents billiger sind, also wenn der Bäcker um die Ecke die Preise leicht erhöht, wird er seine Kunden nicht verlieren.
  • Zeitersparnis: Wenn beim Supermarkt einige Artikel etwas teurer werden, nimmt man die trotzdem mit, weil man sich nicht wegen den paar Artikeln nochmal bei einem anderen Supermarkt an der Kasse anstellen will.


Na, und. Wenn die Händler die Preise anheben können, dann machen sie's halt. Die Leute haben dann eben weniger Geld für andere Sachen, so dass dort die Preis sinken. Eine gesamtwirtschaftliche Preiserhöhung hat immer eine monetäre Ursache. -- Matthias

Und wer garantiert, dass die Leute nicht wegen der Preiserhöhungen dann auch eine Lohnerhöhung fordern? Willst du die Löhne einfrieren? -- Ben-Zin

Die Leute mögen eine Lohnerhöhung fordern. Sie würden sie wahrscheinlich auch bekommen. Einzig wichtig ist, dass die gesamtgesellschaftlichen Preise in ihrer Gesamtheit konstant bleiben. Steigen also die Preise in München, dann werden die Preise in Hintertupfingen entsprechend fallen. Steigen die Preise bei Lebensmitteln, dann werden sie z.B. bei Heimelektronik fallen. Und andersherum. Die Verhältnisse zwischen den einzelnen Märkten mögen sich also weiter ändern wie bisher. Nur die globalen Verhältnisse sollen konstant bleiben. -- Fgb
>> Sind die Gewinnmargen etwas höher (so ab 15% des Umsatzes), dann wird der Verkäufer auch garnichts sagen
Das würde ich mal eine unbewiesene Behauptung nennen! Als ob der Verkäufer so einfach einen Gewinneinbruch von 15 auf 10 Prozent hinnehmen würde!
Ich sehe nach wie vor keinen Unterschied in der Kaufkraftstabilität zwischen normalem Geld und Freigeld. -- Ben-Zin

Der Gewinneinbruch um 5% ist der "Worst-Case", der schlimmste Fall, wenn man die eingenommenen Gogos nicht mehr loswird. Wie ich schon oben geschrieben habe, glättet der Markt die Umlaufsicherungsgebühr, sodass effektiv nur für diese Zeit gezahlt werden muss, für die der Gogo-Schein behalten wird. Gibt der Händler also seinen Gogo-Schein vor Ablauf wieder aus, so trägt er nur einen Bruchteil der 5% Nutzungsgebühr. Die Nutzungsgebühr verteilt sich nämlich auf alle Nutzer, die den Schein innerhalb des Nutzungszeitraums (1 Jahr) benutzen. So muss jeder Nutzer nur einen Bruchteil zahlen. Da Gogos höchstwahrscheinlich sehr viel schneller umlaufen als unser Geld, ist der Geldverfall pro Transaktion bei Gogos höchstwahrscheinlich noch niedriger als der Geldverfall pro Transaktion bei unserem Geld, was einer Inflation unterliegt.

Wie funktioniert das ohne Bargeld, oder stellen wir wieder komplett auf Barverkehr um? -- MatthiasKabel

"Normales" Geld kann auch Kaufkraftstabil gehalten werden, aber das ist im besten Falle schwierig (führt zu verschleppter Inflation, weil das zurückgehaltene Geld ersetz werden muss), im schlimmsten Falle unmöglich (wenn das zurückgehaltene Geld plötzlich auf den Markt strömt). -- Matthias