Diskussion:Kollegiengebäude I (Schwerin)
Zwei Tafeln - Zwei Geschichten
Zur Vervollständigung der Baugeschichte könnten auch die nach dem Brand 1865 für den Wiederaufbau Verantwortlichen, der Hofbaumeister Hermann Willebrand, der Landbaumeister Richter und der Baukondukteur Carl Luckow in diesem sehr guten Beitrag genannt werden. Man könnte auch noch weitere von den Denkmalpflegern Horst Ende und Bernd Klinghammer in dem Heft " Die Staatskanzlei " zusammen gestellten fachlichen Details in dem Beitrag mit einfügen. Grüße --Klostermönch 11:48, 22. Jan. 2011 (CET)
- Wenn du es machen möchtest, hindert dich keiner. Versuche es diesmal mal mit der Einzelreferenzierung, ich hab's ja im Auge. Gruß -- Niteshift 14:25, 22. Jan. 2011 (CET)
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Der Verfasser des Artikels verfährt ganz im Stil der DDR - Geschichtsschreibung, wie es in Schwerin von bestimmten Kreisen noch heute gepflegt wird und Beifall findet. Er blendet den Architekten Hermann Willebrand (1816 - 1899) aus der Baugeschichte vollkommen aus, wie es bis zur Wende üblich war. Es sollte aber nicht auch noch in Wikipedia beibehalten werden! Der Hinweis von Niteshift ist daher völlig berechtigt. Erst mit der ersten Broschüre zur Baugeschichte, die von der Landesregierung nach der Sanierung herausgegeben wurde, kam man nicht umhin, den Brand von 1865 und den Wiederaufbau von 1865 bis 1867 in die Geschichte des Gebäudes aufzunehmen. Näheres zu den Broschüren weiter unten.
In der vom Verfasser zitierten letzten Geschichtsschreibung der Regierung ist die bisher übliche Falsifikation beseitigt. Demmlers Entwürfe sind nun aber ausgeblendet, obwohl sie essentieller Bestandteil der Geschichte sind, weil man gut daran erkennen kann, wie er noch eigenhändig gearbeitet hat und welche Einstellung er zum Urheberrecht hatte. Unten stehend daher die Ergänzung.
Zunächst: Dass Vorschläge von Severin (gemeint ist sein Entwurf) ab 1823 durch Wünsch überarbeitet wurden trifft nicht zu. Erst im Januar 1824 tritt Wünsch nach Demmlers Scheitern mit zwei Entwürfen auf die Bühne. Von überarbeiten kann nicht die Rede sein. Wünschs Entwurf hat mit dem von Severin nur den Standort gemein. Wenn Demmlers Aussagen zutreffen, dann wurde bereits im Januar 1824 Allerhöchst zugestimmt. Es wäre empfehlenswert nicht nur aus der Sekundärliteratur von wenigen Quellen zu zitieren. Bei keinem Profangebäude Schwerins gibt es gleich fünf Originalentwürfe und die noch in einer Plankammer!
Die Geschichte des Gebäudes wurde, initiiert von der Demmlerbiografin Dr. Margot Krempien und ihren zahlosen Epigonen, einer beispiellosen Geschichtsklitterung unterzogen. In Demmlers Biografie zeigt sie auf Seite 21 eine zeitgenössische Lithografie nach der Bauzeit, die vortäuscht, dass Demmler das Gebäude so kreiert haben soll. (1. S. 21). In einem Film zum 200. Geburtstag von G. A. Demmler mit dem Titel: " Demmler, Schweriner Schlossbaumeister, Hofbaurat & Revolutionär", 2004, zeigt sie den Entwurf von Carl Heinrich Wünsch (1780-1855) und präsentiert ihn als Demmlers Kreation. Das ist Betrug an Wünsch und den Filmbetrachtern, den Schwerinern, Mecklenburgern und allen anderen Menschen. In dem Film wird gezeigt, wie Demmler am Kollegiengebäude arbeitet und der Sprecher sagt: "und er kupfert ab". Tatsächlich hatte er sich die Entwürfe von Johann Georg Barca (1781-1826) und Carl Theodor Severin (1763-1836) besorgt (2. S. 15/16). Den von Severin kupfert er mit minimalen Modifikationen ab, also plagiiert, wie es der Sprecher deutlich macht. Das Plagiat, das als sein erster Entwurf in die Geschichte einging, wird abgelehnt. Ein zweiter Entwurf, der offenbart, dass er von Wünsch Inputs bekommen hat, ist so miserabel und zeigt, dass der gelernte Feldmesser und Architekturautodidakt mit dem Entwerfen von Gebäuden im höheren Stil überfordert ist. Die Chimäre aus Stilformen und ungeschickten Proportionen wird ebenfalls abgelehnt. Das Blatt dieses zweiten Entwurfs wurde im Nachhinein manipuliert - die Überschrift abgeschnitten! Nach Demmlers zweimaligem Scheitern macht nun Wünsch eigenhändig den Entwurf, nach dem das Gebäude gebaut wurde. Wünsch hielt Demmler daraufhin aus der weiteren Entwurfs- und Planungsphase heraus, er erhielt lediglich die Bauleitung. Demmler hielt den hier geschilderten Hergang in seinen Lebenserinnerungen wie folgt fest (2. S. 15): "Gleich nach Neujahr 1824 zeichnete ich die erste Fassade vom Kollegiengebäude, zweistöckig, mit ionischem Portal von 4 Säulen, machte an Wünsch den betreffenden Vortrag an die Regierung, verfaßte auch einen Artikel für das Abendblatt, der in Nr. 265 des Jahrgangs 30.Januar 1824 zu finden ist und schrieb noch mehrere Artikel...." Der Artikel im "Freimüthigen Abendblatt" ist neben den Entwürfen selbst, eine ganz zeitnahe Primärquelle. Er schreibt: "Dem Vernehmen nach soll im Frühjahre der Anfang mit einem Baue gemacht werden, dessen Vollendung der hiesigen Residenz zur schönsten Zierde gereichen wird. Die durch Alter herbeigeführte Baufälligkeit des jetzigen Regierungsgebäudes, so wie die Beschränktheit des Raumes für die Registraturen haben nämlich einen neuen Sitz für dieses höchste Landeskollegium nothwendig gemacht. Nach mehreren früher entworfenen, aber nicht genehmigten Rissen ist nunmehr von dem Hrn. Oberlandbaumeister Wünsch dieselbst eine neue Zeichnung entworfen, deren Ausführung, wenigstens im Wesentlichen bereits Allerhöchst genehmigt seyn soll." Wünschs Entwurf vom Januar 1824 ist ein wichtiges Zeitdokument - eine Urkunde - weil genau danach gebaut wurde. Demmler, der ohne den geringsten Anteil daran zu haben, sich hinter Wünschs Signatur (dem urheberrechtlichen Selbstverweis) noch mit seinem zusammengequetschten Namenszug verewigt, täuscht damit nicht nur eine Beteiligung vor, sondern begeht im wahrsten Sinne des Wortes Urkundenfälschung. In dem Artikel im Abendblatt von 1824 ist Demmler noch ehrlich, während er nach Wünschs Tod verbreitete, dass er der geistige Vater des Gebäudes sei. Das wies der spätere Prof. Dr. Ing. h. c. Karl Emil Otto Fritsch (selber Absolvent der Bauakademie also Architekt, 1838-1915) in seinem Nekrolog zur Person Demmler bereits 1886 als Sage ab. (3. mehrere Folgen): "Gemeiniglich gilt letzterer (gemeint ist Demmler) auch als der Erfinder des in hellenischen Kunstformen trefflich durchgeführten Werkes und er selbst hat dieser Aussage zum mindesten nicht widersprochen. Aber der Bau steht mit allen späteren Arbeiten Demmlers so außer Zusammenhang und überragt in seiner künstlerischen Reife das, was damals im Durchschnitt geleistet wurde, so weit, dass man an jene Sage nicht recht glauben kann, sondern versucht ist, den Entwurf der Facade auf keinen Geringeren als Schinkel zurückzuführen."
Das Ende der Geschichtsklitterung durch die Mecklenburgische Regierung
Die Regierung, die in dem Gebäude, der jetzigen Staatskanzlei in der Schlossstraße 2-4, ihren Sitz hat, gab nach der Sanierung zwei Broschüren zur Geschichte des Gebäudes heraus, in der die Geschichte so verdreht wurde, wie es die Demmlerbiografin Krempien und ihre zahllosen Epigonen machen. Die letzte davon ist vom Juli 2007. Der Ministerpräsident Dr. Harald Ringstorff wurde darauf hingewiesen, dass ihm eine gefälschte Geschichte untergeschoben wurde, worauf er eine Neuauflage veranlasste, in der die Geschichte korrigiert wurde: "Die Staatskanzlei Zahlen-Fakten-Geschichten; Denkmale in Mecklenburg-Vorpommern, Mai 2010." Darin heißt es jetzt wieder richtig auf Seite 11: "Stilistisch ist das Kollegiengebäude der bedeutendste klassizistische Bau Schwerins und das wichtigste Werk des damaligen Oberlandbaumeisters Karl Heinrich Wünsch." Das Gebäude brannte 1865 ab und wurde unter Leitung von Hofbaurat (ab 1857) Hermann Willebrand unter Assistenz von Baukonduteur Luckow (1828 - 1885) und unter Bauleitung von Landbaumeister Richter wieder aufgebaut. Es wurde von Willebrand äußerlich nach Wünschs Entwurf in nur zwei Jahren wieder errichtet. Die ganze Innenarchitektur wurde nach neuen brandschutztechnischen Gesichtspunkten und den dekorativen Vorstellungen des leitenden Architekten entworfen. Die vom Verfasser genannte Warmluftheizung ist erst durch Willebrand installiert worden. Im Ursprungsbau von Wünsch gab es nur Ofenheizung, die in dessen Schnitten deutlich mit schönen Ofenformen dargestellt wurde. Eine ganz ähnliche moderne Heizungsform hatte Willebrand im wenige Jahre danach geplanten Museum ebenfalls realisiert. Um die Arbeit des Hofbaurates wieder in die Geschichte einzublenden sind einige Teile der Innenarchitektur, wie sie der Verfasser autorenlos nennt, durch einen Klick auf seine Website zum Kollegiengebäude jedem sichtbar gemacht worden. Im Kollegiengebäude und in dem Neustädtischen Palais, schuf er die beiden prächtigsten Treppenhäuser Schwerins. Es ist bedauerlich, dass die Regierung nicht auch im Schloss ihren Sitz hat, dann könnte man auch auf eine Korrektur der Schlossbaugeschichte hoffen.
P.S. Auf der abgebildeten Rückseite sieht man, dass paarige Lichtöffnungen den oberen Wandabschluß bilden. Die sind eine steinerne Signatur des enterfenden Architekten Willebrand. Sie können diese Ausprägung ganz in der Nähe auf der Rückseite des Hotels du Nord, am Arsenal am Mittelbau, am Gymnasium am Pfaffenteich und am Krankenhaus in der Werderstrasse (damals Annastrasse) sehen, um nur wenige zu nennen. Willebrand musste zusätzlichen Raum schaffen, weil sich die Bürokratie immer weiter aufblähte und die brachte er unter dem Dach unter, so dass es nicht an der bedeutungsträchtigen Eingangsseite des Kollegiengebäudes störte.
1. Margot Krempien, "Schweriner Schlossbaumeister G. A. Demmler 1804 - 1886", 1991.
2. Bruno Mertelmeyer, "G. A. Demmler 1804 - 1886 Die Autobiographie eines großen Baumeisters", 1914.
3. Deutsche Bauzeitung, Jahrgang 1886.--1055berlin (Diskussion) 16:14, 20. Jan. 2013 (CET)
Verkehrsministerium nebenan
Hallo, könnte jemand mal ein paar sonnige Fotos vom benachbarten Verkehrsministerium knipsen? Hier ists bloß zu erahnen. Vielen Dank! :) VG Horst-schlaemma (Diskussion) 10:55, 4. Feb. 2015 (CET)