Diskussion:Korrekturbibel
sehr schön, hat hier noch gefehlt! Ich verlinke es gleich mal mit dem Lemma "Gegenbibel", dieser wird auch in anderen Artikeln gebraucht! Wäre ein Singulartitel nicht sinvoller?
BibliothekarEngels--17:04, 6. Sep. 2008 (CEST)
Folgenden sehr interessanten Teil, auf den ich bei meiner Literaturrecherche gestossen bin und den man auch noch ausbauen könnte, stelle ich einmal hier in die Diskussion, da er eigentlich zum Artikel Geschichte der Bibelübersetzung gehört und nicht unmittebar zu den Korrekturbibeln:
Andere Übersetzer
Neben Martin Luther und den dezitiert gegen Luther gerichteten Korrekturbibeln gab es in dieser Zeit noch andere eigenständige Bibelübersetzungen. So erschienen schon 1521 und 1522 Teile des Neuen Testaments, namentlich von Johann Lang ein Matthäusevangelium, von Nikolaus Krumpach ein Johannesevangelium und von anonymen Übersetzern das Lukas und Markusevengelium. Grosse Verbreitung fand vor allem die 1522 gedruckte Augsburger Edition dieser Werke unter folgenden Titeln:
- Das heilige Euangelium Matthei aus Kriechsersprach / vn bisweilen aus des hochgelerte hern Erasmi vo Roterdam translacion durch den wirdigen doctore Johane Langiu vo Erffurt Augustiner ordes yns deutsch gebracht / wilches tzu gotlicher ere beschirmug der warheit / vn de warhafftige christen / nutz vnd selicheit yres lebens tzu besserung geschehen ist. Ano M.D. xxi (1521).
- Hern Erasmi von Roterdam vormanung das heylige Euangelium vnd der heyligen zwelfboten schrifft fleissig zu lesen. In kurtz verdeutscht, Nikolaus Krumpach 1522, 3 Editionen bei Wolfang Stöckel in Leipzig, eine Edition bei Johannes Schönsperger d. J. in Augsburg[1]
--El bes 21:55, 6. Sep. 2008 (CEST)
Verwendung
Was lässt sich über die Verwendung dieser Ausgaben ermitteln. Hausbibeln? Familienbibeln? Das war doch wohl eher verpönte lutherische Programmatik. Liturgie? Die lief lateinisch. Also wo dann? --Aktions 12:41, 9. Sep. 2008 (CEST)
- Nur so als Beispie, es war eine Eck-Bibel lange Zeit die einzige deutschsprachige katholische Bibel im schweizer Kanton Wallis, der heute 80% katholisch ist, siehe hier: http://www.loetschentalermuseum.ch/sammlung/katalog/?tx_stloemuseum_pi1%5Bcat%5D=24&tx_stloemuseum_pi1%5Bobj%5D=77&cHash=feab056371
- Aber 100 Auflagen alleine bei der Dietenberger-Bibel sind ja nicht gerade wenig. Das Problem ist nur, dass diese Korrekturbibeln nicht gerade die Lieblingsobjekte der religions- und sprachwissenschaftlichen Forschung waren, weder im 19. noch im 20. Jahrhundert. Wie gesagt, es geht hier nicht nur um den Gegensatz katholisch-protestantisch, sondern auch um die unterschiedlichen Sprachformen, also um die Konkurrenz "gutes" ostmitteldeutsches Neuhochdeutsch gegen "böses" antiquiertes Oberdeutsch. Erst der schweizer Germanist Stefan Sonderegger hat da ein bisschen Licht in die Angelegenheit gebracht, so weit ich das bis jetzt überblicke. Wie ernst der Sprachkonflikt war, kannst du etwa auch in meinem Artikel Oberdeutsche Schreibsprache lesen. --El bes 15:10, 9. Sep. 2008 (CEST)
- Was meine Frage nur unterstreicht: Zur festschreibenden Untermauerung dialektaler Feinheiten wird man wohl kaum ein ganzes Bibelübersetzungsprojekt gestartet haben. Zu welchem praktischen Behufe also bedurfte es denn deutschsprachiger Bibeln in bestimmten katholischen Gebieten, wenn man gleichzeitig in anderen katholischen Gegenden (etwa in Österreich) den Besitz deutschsprachiger (protestantischer) Bibeln mit drakonischen Sanktionen belegte? --Aktions 15:46, 9. Sep. 2008 (CEST)
- Also damals waren das ja keine Dialekte, sondern verschiedene westgermanische Schriftsprachen, deshalb muss man für das frühe 16. Jahrhundert auch das Niederländische noch mit einbeziehen und dürfte wissenschaftlich-korrekt eigentlich nicht von "deutsch" oder "Deutschen Bibeln" sprechen. Binnen kurzer Zeit hat jede grosse westgermanische Sprachregion eine für sie passende Übersetzung gehabt, ob die jetzt protestantisch oder katholisch oder täuferisch oder reformiert war, war eher von den lokalen politischen Machtverhältnissen abhängig. Die seltsame und "sprachlich ungenießbare Bibelübersetzung" von Johannes Eck, war damals keine Festschreibung von dialektalen Feinheiten, sonder das war die Maximilianische Kanzleisprache, also die Schriftsprache der habsburgisch-kaiserlichen Hofkanzlei. Nur aus einer ex-post Sichtweise, wirkt das ganze seltsam, aus der zeitgenössichen Sicht, war es eigentlich selbstverständlich. --El bes 16:57, 9. Sep. 2008 (CEST)
- Noch was: wenn der Johannes Eck sogar auf's Titelblatt geschrieben hat "an hohteutsch verdolmetscht", dann hat er damit Hochdeutsch im Sinn von nieder-, mittel- und hochdeutsch gemeint, also nicht das was wir heute terminologisch inkorrekt unter dem Wort Hochdeutsch verstehen. Siehe dazu auch sein fast-Zeitgenosse Sebastian Helber. --El bes 17:08, 9. Sep. 2008 (CEST)
- Tschuldigung, aber es gibt noch etwas: Wenn wir die genauen Motive herausfinden wollen, warum etwa der Johannes Eck sich die Mühe gemacht hat ein eigenes Bibelübersetzungsprojekt zu starten, müssen wir einfach seine 408 erhaltenen Briefe durchackern, die du hier alle online findest: Johannes Eck - Briefwechsel. Interessant ist wahrscheinlich der Brief Nr. 321 an den Salzburger Erzbischof Matthäus lang. Wobei man aber schon die anderen auch lesen muss, um nicht eine Aussage aus dem Kontext zu reissen. --El bes 17:20, 9. Sep. 2008 (CEST)
- Noch was: wenn der Johannes Eck sogar auf's Titelblatt geschrieben hat "an hohteutsch verdolmetscht", dann hat er damit Hochdeutsch im Sinn von nieder-, mittel- und hochdeutsch gemeint, also nicht das was wir heute terminologisch inkorrekt unter dem Wort Hochdeutsch verstehen. Siehe dazu auch sein fast-Zeitgenosse Sebastian Helber. --El bes 17:08, 9. Sep. 2008 (CEST)
- Also damals waren das ja keine Dialekte, sondern verschiedene westgermanische Schriftsprachen, deshalb muss man für das frühe 16. Jahrhundert auch das Niederländische noch mit einbeziehen und dürfte wissenschaftlich-korrekt eigentlich nicht von "deutsch" oder "Deutschen Bibeln" sprechen. Binnen kurzer Zeit hat jede grosse westgermanische Sprachregion eine für sie passende Übersetzung gehabt, ob die jetzt protestantisch oder katholisch oder täuferisch oder reformiert war, war eher von den lokalen politischen Machtverhältnissen abhängig. Die seltsame und "sprachlich ungenießbare Bibelübersetzung" von Johannes Eck, war damals keine Festschreibung von dialektalen Feinheiten, sonder das war die Maximilianische Kanzleisprache, also die Schriftsprache der habsburgisch-kaiserlichen Hofkanzlei. Nur aus einer ex-post Sichtweise, wirkt das ganze seltsam, aus der zeitgenössichen Sicht, war es eigentlich selbstverständlich. --El bes 16:57, 9. Sep. 2008 (CEST)
- Was meine Frage nur unterstreicht: Zur festschreibenden Untermauerung dialektaler Feinheiten wird man wohl kaum ein ganzes Bibelübersetzungsprojekt gestartet haben. Zu welchem praktischen Behufe also bedurfte es denn deutschsprachiger Bibeln in bestimmten katholischen Gebieten, wenn man gleichzeitig in anderen katholischen Gegenden (etwa in Österreich) den Besitz deutschsprachiger (protestantischer) Bibeln mit drakonischen Sanktionen belegte? --Aktions 15:46, 9. Sep. 2008 (CEST)
Authorisierung der rkK
Etwas fehlt mir vollkommen: Wie sah es mit der Autorisierung durch die rkK aus? Nach diversen Bestimmungen durften nur durch mindestens den Bischof autorisierte Bibelübersetzungen verwendet werden. Ein zweiter Punkt, der oft vorkommt ist, dass rk-Bibeln Erklärungen zur katholischen Auslegung enthalten mussten, weil sonst könnte man sie falsch auslegen. Wurden sie möglicherweise später auch wieder verdammt? (Es gibt so einen Fall mit einer polnischen Übersetzung.) Weis da jemand was? --Franz (Fg68at) 04:49, 16. Jun. 2009 (CEST)
Dietenberger ist noch Jahrhunderte gedruckt worden, später zur Ulenberg-Bibel geworden. Sie hatte die volle Akzeptanz der rkK. Emser und Eck(en) verschwanden wieder. Aber verboten oder verdammt wurde keine. In meinen Ausgaben finde ich auf Anhieb keine Form der Imprimatur. Hat man das damals denn schon mit rein gedruckt? Sollte man mal prüfen. Guter Hinweis. --Osch 00:39, 19. Jun. 2009 (CEST)
- ↑ Humbolt Universität Berlin [Bräuer, Siegfried: Wallfahrtsforschung als Defizit der reformationsgeschichtlichen Arbeit]