Diskussion:Lusotropikalismus

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Dieses Thema ist extrem wichtig für das Verständnis des Scheiterns des portugiesischen Kolonialismus, wichtig für das Ausbrechen und die Entwicklung der Kolonialkriege in Portugals letzten afrikanischen Kolonien, wichtig für das Selbstverständnis der Lusophonie, wichtig für die Immigration nach Portugal und wichtig für vergleichbare Assimilationspolitik in den Kolonien Frankreichs, Belgiens, Großbritanniens und Italiens. Es ist daher löblich, den Artikel angelegt zu haben. Eigentlich aber ist er nicht nur ein Fall zum Überarbeiten, sondern im Prinzip für eine komplette QS.

Außer ein paar beschönigenden Allgemeinsätzen (In den Kolonien wurde eine gezielte Gesetzgebung eingerichtet - wie gezielt? / Ein Assimilado beherrschte, im Gegensatz zum Indigeno, die portugiesische Sprache. Dadurch stand den Assimilados das Bildungssystem offen - leicht verzerrt, eher andersherum: nur jemand, der das Bildungssystem durchlaufen hatte, Portugiesisch fortgeschritten beherrschte und noch weitere Bedigungen - Vermögen und Dienstjahre im Staatsdienst etwa - erfüllte, konnte Assimalado werden / Diese ausgebildete und portugiesisch sprechende lokale Bevölkerungsschicht und die portugiesischen Kolonisten waren der Garant für die Bindung ans Mutterland - eben diese Bindung war letztlich Wunschdenken und gelang nur bei einem unbedeutenden Prozentsatz, bis 1960 z.B. in Mocambique nur 0,75% / Da es Portugal an wirtschaftlicher Stärke fehlte, waren die Portugiesen gezwungen kulturpolitische Mittel einzusetzen um die Bevölkerungen der Kolonien ans Mutterland zu binden - was bitte sollte das mal werden?) und einem Abriß, der sich faktisch nur auf die Sprache bezieht, fehlt dem Artikel so ziemlich alles:

  • Unterschied zwischen Acto Colonial 1930 und Verfassung von 1951
  • Vordenker (Gilberto Freyre),
  • Assimilado-Beispiele,
  • Details zu Inhalt und Umfang der Assimilationsprogramme,
  • Wirkung und Mißerfolg usw.
  • Abgrenzung der Begriffe Lusotropikalismus und Lusophonie voneinander
  • Vor allem fehlt der Kerninhalt des L.: Das Dogma von Portugals "historischer Mission" in Afrika!

Die kürzeren Artikel in der englischen und russischen Wikipedia sind da besser und sollten hier ein bißchen als Vorbild dienen. --Roxanna 20:59, 23. Okt. 2010 (CEST)

Selbst der hier noch nicht einmal verlinkte Artikel Assimilado enthält mehr Informationen. --Roxanna 11:03, 20. Nov. 2010 (CET)

Christian Mährdel: Geschichte Afrikas, Band 3. Berlin 1983

Zum Leitmotiv seiner [des portugiesischen Kolonialismus] Politik wurde die Doktrin von einer "Integration" der Kolonialgebiete in die "einheitliche portugiesische Nation". Die bekanntlich von allen Kolonialmächten strapazierte These von der angeblichen zivilisatorischen Mission fand hier eine besonders verbrämte Ausprägung. Der als "Lusotropikalismus" verbreitete Rechtfertigungsversuch... gab besondere sozialpsychologische Vorzüge als Mittel aus, mit dem über den "biologischen Prozess der Assmiliation" und "soziologischen Prozess kultureller Symbiose" überhaupt nur "Zivilisation" in tropische Gebiete gebracht werden könne... Der damalige Minister der Übersee-Territorien, A[driano] Moreira [1961-62], faßte das folgendermaßen zusammen: "In Angola und Mocambique ist erst der Beginn einer Herausbildung der lusotropikalen Kultur, die der Kultur Brasiliens ähnelt, zu beobachten..." (S. 150)... Wandlungen in der politischen Taktik... waren... bis Anfang der sechziger Jahre nicht zu spüren... Einzelne "Reformen" der fünfziger Jahre festigten die kolonialen Herrschaftspositionen eher auf traditionelle Weise. Beispielsweise das "Eingeborenenstatut" von 1954 gab den "Eingeborenen" keinerlei politische Rechte gegenüber den Institutionen der "nicht eingeborenen Bevölkerung". Auch die Aufnahme von Afrikanern als sogenannte Assimilierte in die Kategorie der "Zivilisierten" eröffneten diesen nicht solche Möglichkeiten... Dabei gehörte die "Assmilierungspolitik"... schon... 1921 zu den prinzipiellen Bestandteilen der... Kolonialstrategie Portugals... Die koloniale Apologetik nahm die "Assimilierung" zum Anlaß, um Portugal "Vorurteilsfreiheit" in Rassenfragen zuzusprechen, denn die koloniale Bevölkerung werde nicht nach Rassen, sondern lediglich nach "Zivilisationsstufen" unterschieden. Die Gesamtheit der afrikanischen Bevölkerung wurde als "unzivilisiert" eingestuft... und nur derjenige konnte den Status eines "Zivilisierten" und damit formalrechtlich gleichbrechtigten Bürgers erlangen, der eine Reihe von Bedingungen erfüllte. Verlangt wurden Beherrschen der portugiesischen Sprache in Wort und Schrift, Annahme der christlichen [katholischen] Religion, Nachweis des Militärdienstes, entsprechende Bildung, ausreichendes Eigentum oder Arbeitseinkommen... sowie europäische Lebensweise und "einwandfreies Verhalten"... 1950 galten z.B. in Angola 30.000 von über 4 Mio (0,77%), in Guinea 1.500 von mehr als 0,5 Mio (0,27%) und in Mocambique etwa 4.500 von 5,7 Mio (0,07%) Afrikaner als "assimiliert" (S. 152f)... 1953 wurde der Status des "Assimilierten" abgeschafft... und... 1961 formaljuristisch der "Eingeborenen-Status" beseitigt... Das neue Wahlgesetz vom Dezember 1963 begrenzte dann das direkte Wahlrecht durch einschneidene Zensusbestimmungen [Sprache, Bildung, Besitz], wonach... bei den im November 1965 durchgeführten Wahlen zur portugiesischen Nationalversammlung nur 2 Prozent der Bevölkerung in den "Übersee-Territorien" stimmberechtigt waren. (S. 154 und 157)... Da... "Assimilierte" über breitere Bildungsmöglichkeiten verfügten und leichteren Zugang zu neuen gesellschaftlichen und politischen Ideen hatten, auf der anderen Seite aber als Afrikaner keine gleichberechtigte Stellung neben den eingewanderten Portugiesen einnahmen, wurden sie zu Trägern des antikolonialen Widerstandes... Ihr Kampf hatte die... Flucht aus der "lusotropikalen Isolierung" zum Inhalt (S. 254f). --Roxanna 19:23, 18. Nov. 2010 (CET)

Thea Büttner: Geschichte Afrikas, Band 4. Berlin 1984

Eine engstirnige Kolonialpolitik, die keine auch nur reformistischen Abweichungen gestattete, untermauerte die angebliche "Sonderrolle" Portugals: Der kleine iberische Staat habe die ältesten Verbindungen in Afrika und dort eine "historische Mission" zu erfüllen, die die "Zivilisierung" der Kolonialvölker gewährleiste... Die Kolonialapologetik nahm die Assimilationspolitik zum Anlaß, um die angebliche Vorurteilsfreiheit Portugals in der Rassenfrage zu unterstreichen. In diesem Sinne wurde die Theorie des "Lusotropikalismus" entwickelt, die eine besondere Befähigung der Portugiesen zum Zusammenleben mit afrikanischen Völkern zu beweisen suchte. (S. 241f) --Roxanna 20:51, 28. Okt. 2010 (CEST)

Gliederungsvorschlag

  1. Einleitung (die erklärt, daß es sich um eine Ideologie handelt (nicht um einen gefühlsmäßigen Zusammenhalt, hat mit Lusophonie nichts zu tun, Lusophonie sollte also bestenfalls am Ende unter Auswirkungen oder Epilog vorkommen)
  2. Ursprünge (Freyre, der den Begriff aber angeblich vor 1960 so nicht verwendet?, aber seit 1940? in Portugal lebte)
  3. "Historische Mission Portugals" (Entstellung unter Salazar seit Acto Colonial 1930, L. seit den 1960ern als Antwort auf UNO-Dekolonisationsforderung propagiert)
  4. Inhalte (Assimilation und Akkulturation / nicht Einteilung nach Rassen, sondern nach Zivilisationsstufen, Anforderungen an Assimilados)
  5. Entwicklung und Scheitern (tatsächlicher Umfang und Erfolgsbeispiele, "Reformen" von 1951 bis 1967, Assimilados übernehmen die Führung im Unabhängigkeitskampf)
  6. Epilog (portugiesische Verfassung 1976 definiert Nation neu, aber Immigrations anspruchsberechtigter Afrikaner und Inder, Lusophonie)

--Roxanna 12:35, 21. Nov. 2010 (CET)

Sonstiges

Bei der Aufzählung der Bewertung der Kolonien fehlen Macau, Portugiesisch-Timor und -Guinea. Wie sieht es mit dem unterschiedlichen Status aus, nachdem 1951 alle Kolonien als Überseeprovinz bezeichnet wurden? --JPF ''just another user'' 17:11, 25. Nov. 2010 (CET)