Diskussion:Mem
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Mem-Impuls-Vergleich
Wie wär's 'Mem' mit 'Impuls' zu vergleichen? Für mich ist 'Impuls' das naheliegendste Vergleichswort zum 'Mem'. Was aus einem 'Mem' oder 'Impuls' folgt ist nicht unfehlbar vorhersagbar (wenn man nicht sowohl das 'Mem' / den 'Impuls' als auch alle Rand-und-Rahmenbedingungen genau bestimmen kann) aber aus einer Situation lässt sich durch empirische Untersuchung der oder mehrere 'Impuls'/e oder das oder die 'Mem'/e finden. --Roy.ly (Diskussion) 14:19, 7. Apr. 2019 (CEST)
Richtigstellung
- ad a) Selektion heißt, etwas wird ausgewählt oder nicht. Erinnerung ist kein Kriterium für Meme, sondern Reproduktion. Wie man feststellt, ob ein Mem selektiert wurde? Ganz einfach, du brauchst dafür niemandem ins Hirn zu gucken - Meme "leben" dadurch, daß sie ständig REPRODUZIERT werden, es ist nur ein anderer Zeitmaßstab als bei biologischen Wesen; Hör dich einfach auf der Straße um. Ständig spucken die Leute irgendwelches Zeug, das sie irgendwo aufgeschnappt haben, nachdem sie es (oft nicht wirklich) verarbeitet haben, wieder aus. Das was rauskommt ist meistens sehr ÄHNLICH zu dem, was vorher reinkam. Mode, Methoden, Redewendungen, Witze, Literatur, Stammtisch-Argumentationen:
Durch Statistik kannst du empirisch sehr leicht und eindeutig feststellen, ob ein Mem erfolgreich selektiert wurde oder nicht. Erfolgreiche Meme werden häufiger wiedergegeben als "schlechte".
- Erkennen, ob ein Mem neu ist: Meme sind Konzepte. Fahrrad ist ein Fortbewegungsmittel. Alle Arten von Fahrzeugen beinhalten die Idee des Rollens auf Rädern. Wenn ein wifer Steinzeitmensch durch seltsame Umstände einen Fahrradfahrer beobachtet, und danach seine Beute einfach nur auf Baumstämmen heimwärts rollt, hat er trotzdem ein Mem kopiert; Nicht den ganzen Memplex des Fahrrads (Räder, Bremsen, Sattel), sondern das des Rollens auf runden Objekten. Meme sind (noch? Quantenphysik!) nicht ganz so abgegrenzte Einheiten wie Gene, daher ist es tatsächlich schwierig, ein Mem "festzumachen".
- Hier läßt sich übrigens schön zeigen, wie Meme die genetische Evolution beeinflussen können: Der Steinzeitmensch, der so gute Gene hatte, daß er zur Imitation fähig war, konnte mehr Nahrung heimrollen und dadurch konnte er auch mehr Frauen anlocken bzw. Kinder ernähren. Ab einem gewissen Punkt lenkt dann nicht mehr die rein genetische Evolution die Fortentwicklung:
Individuen mit den besseren Memen reproduzieren sich wahrscheinlicher bzw. häufiger und geben ihre "memfähigen" Gene auch häufiger weiter.
Die Memetik ist als erste Theorie in der Lage, eine vernünftige Erklärung für die Tatsache zu geben, daß Menschen eine etwa 3x so große Hirnmasse haben, als die Körpergröße erwarten lassen würde.
- Das Problem mit der Hirnmasse ist, daß Hirn ziemliche viel Energie verbraucht, und bisher gerätselt wurde, warum die Evolution diese Verschwendung betrieben hat. Genetisch ist es unsinnig, aber aus Sicht der Memetik macht es Sinn.
- ad b) Mutation (v. lat.: mutare = (ver)ändern, tauschen), heißt also nicht vererben, und auch nicht mischen. Diejenigen, die damit beweisen wollen, daß Memetik überflüssig und falsch sei, weil irgendwer mal den Fehler gemacht hat, zu behaupten, sie funktioniere wie die Genetik, haben nicht mitbekommen, daß es selbstverständlich nur eine ANALOGIE ist, genauso wie mit dem "viralen" "Verhalten" der Meme.
Memetik und Genetik haben etwa soviel miteinander zu tun wie z. B. Magnetismus und Gravitation. Manche Details sind ähnlich, andere ganz sicher nicht.
- Meme verändern sich sehr viel schneller als Gene. Meme werden nicht durch chemische Substanzen manifestiert. Meme können nicht quantifiziert werden. Erfolgreiche Meme können aber konstruiert werden (Werbepsychologie, NLP), und ihre Auswirkungen sind am 11. September 2001 sehr deutlich sichtbar geworden - Individuen haben sich für eine Idee selbst umgebracht! (Kein besonders guter Replikationstrick dieser Meme, eigentlich)
Meme funktionieren zwar nicht wie Viren, haben mit ihnen aber gemein, daß sie den "Wirt" dazu bringen können, Ressourcen zur Replikation des Mems abzuzweigen.
- Eine andere Analogie zum biologischen Leben ist, daß Meme sich organisieren können - Memplexe - zB. nationale Identität - bestehend aus Ortsgebundenheit, Traditionen (Plural!), Überzeugung (politisch, religiös, ethisch) und was sonst noch Staatsbürger ausmachen könnte. Österreich ist nach drei Generationen immer noch ein Nationalstaat, der sich nicht einfach so auflöst - die Leute halten an der Idee fest, glauben daran, und geben sie an ihre Kinder weiter, der Staat besteht also fort und wird es wohl noch ein Weilchen weiter so tun. In diesem Sinne ist Nationalität ein sehr erfolgreicher Memplex. Und trotzdem kein Virus. Ein anderer bekannter Memplex wäre die Wissenschaft, bestehend aus Methoden, Erkenntnissen, Glaubensinhalten (leider) uvm. Und "die Wissenschaft" ist auch nicht so leicht festzumachen.
- Du schreibst, Mutation wäre deterministisch beschreibbar, bei Memen gäbe es keine solchen Beschränkungen - Was du glaubst wird ja auch eine Beschränkung für das sein, was du leichter annimmst und was nicht - wenn es dir unsinnig scheint, wirst du einer Idee nicht so viel Aufmerksamkeit widmen, als wenn sie deine Meinung bestätigt. Genetische Mutation ist übrigens gar nicht so deterministisch, und noch weniger vorhersagbar. Strahlung dringt in den Zellkern ein und verändert irgendwelche Basenpaare, und das Ergebnis ist nicht vorhersehbar. Solche Faktoren spielen natürlich auch in die Reprodiktion hinein. Manche Mutationen werden sogar wieder repariert. Genauso ist es mit Ideen - wenn ein Betrunkener etwas erzählt, das nicht ganz richtig ist, erkenntst du ja auch, was er eigentlich gemeint hat, du ergänzt und rekonstruierst. Du erkennst die ESSENZ hinter den Worten. Diese Essenz ist das Mem, das der Betrunkene verbreitet hat.
- Zum Thema "vergessen": Meme, die nur im Hirn sitzen könnten nur kopiert werden, wenn du von Telephaten umgeben wärst. "Schlechte" Meme, die selten wiedergegeben werden, verschwinden natürlich schneller wieder aus der Öffentlichkeit, als "gute" Meme. Weil sie selten oder gar nicht wiedergegeben (reproduziert) werden, können die "schlechten" Meme seltener kopiert werden und haben einen Selektionsnachteil gegenüber den "interessanten" Memen. Ähnlich ist es im Bewußtsein: Fade Ideen treten in den Hintergrund, weil spannendere Ideen die Aufmerksamkeit binden/verbrauchen (neuer Ohrwurm statt bekannte Musik).
- rosa Bären - nichts leicher als das: Ich denke zB. "Laute Kinder, laute Kinder, laute Kinder..."
- Für Meme gilt, wie für alles, was sich reproduziert und dabei Kopierfehler bekommt, die Natürliche Auslese: Das was nach dem Kopieren besser ist als vorher (und immer noch reproduktionsfähig ist), wird sich wohl besser/wahrscheinlicher/häufiger reproduzieren können als der "zurückgebliebene" Rest. Liegt doch auf der Hand, oder? Dieses Prinzip wird in der Forschung über künstliche Intelligenz verwendet, wie auch im Hacker-Spiel "Corewars" - man spricht von genetischen Algorithmen.
Der physikalische Mechanismus ist dabei gar nicht wichtig. Es geht um den "Evolutions-Algorithmus": Replikation, Mutation, Selektion(sdruck). mfg --Leael93
Ist das inzwischen richtig im Artikel berücksichtigt? Gruß! GS63 (Diskussion) 19:42, 16. Apr. 2019 (CEST)
Linkvorschlag
Habe den Artikel "Viruses of the Mind" (http://www.cscs.umich.edu/~crshalizi/Dawkins/viruses-of-the-mind.html) von Richard Dawkins selbst noch nicht gelesen; er dürfte sich aber für eine Verlinkung anbieten.
- Ist das inzwischen erledigt? Gruß! GS63 (Diskussion) 19:50, 16. Apr. 2019 (CEST)
Weitere Literatur, die man evtl. für die Darstellung weiterer "Anwendungen" (wie ein Abschnitt im WP-Artikel übertitelt ist) heranziehen könnte, wäre z.B.:
Rolf Breitenstein (2002): Memetik und Ökonomie: wie die Meme Märkte und Organisationen bestimmen. "Betriebswirtschaftliche Schriftenreihe 88", Münster.
Matthew G. Devost: The Terrorism Meme. Looking beyond the current Threat. In: Michael Tanji (Hg.) (2009): Threats in the Age of Obama. Ann Arbor: Nimble Books LLC, S. 22. --2003:E5:7727:BF06:A1B8:5354:F54:4F13 14:11, 20. Aug. 2022 (CEST)
Eine ganze Liste an ausgewählter (englischsprachiger) Literatur gibt's auch in den Fußnoten dieses Artikels: https://www.rewi.hu-berlin.de/de/lf/oe/hfr/deutsch/2007-02.pdf --2003:E5:7727:BF06:A1B8:5354:F54:4F13 14:27, 20. Aug. 2022 (CEST)
Meme als Ausdruck für Bild mit Text
Zunehmend habe ich in den letzten Jahren beobachtet, dass das Wort "Meme", nachdem es einige Zeit für wiederholte Bilder mit stets neuen Texten (z. B. Advice Animals) verwendet wurde, auch immer öfter für das Konzept verwendet wird, ein Bild zu Unterhaltungszwecken mit Text zu versehen. So machen Menschen Selfies, schreiben etwas wie "Ich nach dem vierten Kaffee" drunter und nennen das Meme. Die gemeine Verwendung des Begriffs trennt sich meiner Beobachtung nach zunehmend vom soziologischen Terminus, und auch zunehmend von der einzigen etwaigen Erwähnung im Artikel, nach der "Meme – für Internetphänomene verwendet, die sich in sozialen Medien „viral“ verbreiten." verwendet würde. Wären da andere hier an Bord, die aktuell verbreitete Verwendung im Artikel aufzugreifen, selbstverständlich mit hinreichenden Belegen...? --Johpick (Diskussion) 12:59, 9. Feb. 2021 (CET)
Definition von "Mem" zweifelhaft
In der Einleitung des Artikels steht, dass ein Mem als "einzelner Bewusstseinsinhalt" definiert sei (übrigens ohne Beleg). Dem widersprechen aber andere Definitionen, etwa die von Susan Blackmore, deren Buch und ihr gleichnamiger Artikel in "Spektrum Wissenschaft"[1] im hiesigen Artikel auch mind. viermal als Beleg angegeben werden. Da müsste also noch was ergänzt werden - und sei es nur ein Hinweis, dass nicht alle Memtheoretiker diese Definition zugrundelegen. Ich habe nur in einem Unterabschnitt vom Abschnitt mit Überschrift "Kritik" etwas dazu ergänzt. --2003:E5:7727:BF06:759A:88A:6092:2B19 04:20, 20. Aug. 2022 (CEST)
Und bei Dawkins ist Mem, wenn ich mich recht erinnere, als "Gedankeneinheit mit kulturellem Inhalt" (kein Zitat) definiert. Bin mir aber nicht sicher ... --2003:E5:7727:BF06:759A:88A:6092:2B19 04:20, 20. Aug. 2022 (CEST)
PS: Hab grad noch eine andere Definition gefunden, die aus Aussagen von Richard Dawkins und David Hull gebildet wird:
"Ein Mem ist ein Informationsmuster, das im Gehirn gespeichert ist.24 Wenn die Informationsmuster im Gehirn an einzelnen Stellen gespeichert wären, ließe sich ein Mem unter dem Mikroskop erkennen.25 Beispiele für Meme sind im Kopf gespeicherte Melodien, Gedanken und Schlagworte.26 Nicht Meme sind hingegen Wahrnehmungen oder Gefühle.27"
24 Dawkins, Richard: The Extended Phenotype, 1982, S. 109.
25 Dawkins, Richard: The Extended Phenotype, 1982, S. 109.
26 Dawkins, Richard: Das egoistische Gen, 2. Aufl. 1994, S. 309.
27 Hull, David: Taking memetics seriously: Memetics will be what we make it, in: Aunger, Robert: Darwinizing Culture: The Status of Memetics as a Science, 2000, S. 44.
Quelle: https://www.rewi.hu-berlin.de/de/lf/oe/hfr/deutsch/2007-02.pdf auf S. 4 unter "c) Mem"
Somit kann die Definition als "einzelner Bewusstseinsinhalt" in der Einleitung nicht bestehen bleiben, denn auch Wahrnehmungen und Gefühle werden (u.a.) bewusst wahrgenommen und sind demnach einzelne Bewusstseinsinhalte. Es ist sogar so, dass es gar nicht um Bewusstseinsinhalte, sondern um "im Gehirn gespeichert[e]" "Informationsmuster" geht, wobei diese ja nicht im Bewusstsein anwesend, sondern lediglich so gespeichert sein müssen, dass sie bei Bedarf im Bewusstsein anwesend sein können (d.h. ins Gedächtnis/Bewusstsein gerufen werden können). --2003:E5:7727:BF06:3D43:BBC5:7DE4:FD25 17:44, 20. Aug. 2022 (CEST)
- ↑ Susan Blackmore: Die Macht der Meme. In: Spektrum.de. Spektrum der Wissenschaft, 1. Dezember 2000, abgerufen am 11. Dezember 2021.